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Als Gesetz des iterierten Logarithmus werden mehrere Grenzwertsatze der Wahrscheinlichkeitstheorie bezeichnet Sie treffen Aussagen uber das asymptotische Verhalten von Summen von Zufallsvariablen beziehungsweise von stochastischen Prozessen Inhaltsverzeichnis 1 Das Gesetz des iterierten Logarithmus fur Summen von Zufallsvariablen 2 Die Gesetze des iterierten Logarithmus fur den Wiener Prozess 2 1 Das erste Gesetz 2 2 Das zweite Gesetz 2 3 Das dritte und vierte Gesetz 2 4 Zum Beweis der Gesetze 3 LiteraturDas Gesetz des iterierten Logarithmus fur Summen von Zufallsvariablen BearbeitenSei X 1 X 2 displaystyle X 1 X 2 dots nbsp eine Folge unabhangiger identisch verteilter i i d Zufallsvariablen mit Erwartungswert 0 und Varianz 1 Dann gilt lim sup N k 1 N X k 2 N log log N 1 displaystyle limsup N to infty frac sum k 1 N X k sqrt 2N log log N 1 nbsp fast sicherund lim inf N k 1 N X k 2 N log log N 1 displaystyle liminf N to infty frac sum k 1 N X k sqrt 2N log log N 1 nbsp fast sicher Das Gesetz des iterierten Logarithmus komplettiert als wichtige Aussage uber das asymptotische Verhalten von Summen von Zufallsvariablen das Gesetz der grossen Zahlen und den zentralen Grenzwertsatz Erste Beweise in einfachen Fallen stammen von Chintschin 1924 und Kolmogorow 1929 der Beweis fur den hier angefuhrten allgemeinen Fall wurde 1941 von Philip Hartman und Aurel Wintner erbracht Daher wird die Aussage auch als Satz von Hartman Wintner bezeichnet Ein Beweis ist beispielsweise durch den Skorochodschen Einbettungssatz in Kombination mit der Aussage fur den Wiener Prozess moglich Die Gesetze des iterierten Logarithmus fur den Wiener Prozess BearbeitenIm Folgenden sei stets W t t 0 displaystyle W t t geq 0 nbsp ein Standard Wiener Prozess auf einem geeigneten Wahrscheinlichkeitsraum W F P displaystyle Omega mathcal F P nbsp d h fur jedes w W displaystyle omega in Omega nbsp ist durch W t w displaystyle W t omega nbsp eine Funktion 0 R displaystyle 0 infty to mathbb R nbsp gegeben Der Verlauf dieser Funktion ist von w displaystyle omega nbsp abhangig also zufallig Daruber hinaus wachst die Varianz also das Mass fur die Unbestimmtheit von W mit wachsendem t ins Unendliche Umso erstaunlicher erscheint es dass sich mit Hilfe der Gesetze des iterierten Logarithmus so prazise Aussagen uber den Wiener Prozess treffen lassen Das erste Gesetz Bearbeiten nbsp Die ersten beiden Gesetze graphisch dargestellt das Bild zeigt vier unabhangige Wiener Prozesse mit 0 lt t lt 1000 und die asymptotischen HullkurvenDas erste Gesetz des iterierten Logarithmus besagt lim sup t W t w 2 t log log t 1 displaystyle limsup t to infty frac W t omega sqrt 2t log log t 1 nbsp fur P fast alle w W displaystyle omega in Omega nbsp Dabei bezeichnet limsup den limes superior und loglog ist der zweimal hintereinander ausgefuhrte iterierte naturliche Logarithmus Das Gesetz lasst sich wie folgt deuten Betrachtet man fur ein beliebig kleines ϵ R ϵ gt 0 displaystyle epsilon in mathbb R epsilon gt 0 nbsp die beiden Funktionen f x 1 ϵ 2 x log log x displaystyle f x 1 epsilon sqrt 2x log log x nbsp und f x 1 ϵ 2 x log log x displaystyle f x 1 epsilon sqrt 2x log log x nbsp so gibt es stets einen von ϵ displaystyle epsilon nbsp und w displaystyle omega nbsp abhangigen Zeitpunkt 0 lt T ϵ w lt displaystyle 0 lt T epsilon omega lt infty nbsp sodass t T ϵ w W t w lt f t displaystyle forall t geq T epsilon omega W t omega lt f t nbsp f displaystyle f nbsp wird also nie mehr uberschritten T T ϵ w t T W t w gt f t displaystyle forall T geq T epsilon omega exists t geq T W t omega gt f t nbsp f displaystyle f nbsp wird also immer wieder uberschritten Das zweite Gesetz Bearbeiten Das zweite Gesetz des iterierten Logarithmus behandelt den limes inferior des Wiener Prozesses und ist eine einfache Folgerung aus dem ersten da fur alle Zeitpunkte t 0 W t N 0 t displaystyle t geq 0 W t sim mathcal N 0 t nbsp gilt N displaystyle mathcal N nbsp bezeichnet hierbei die Normalverteilung und W deshalb insbesondere symmetrisch um den Nullpunkt verteilt ist folgt daraus lim inf t W t w 2 t log log t 1 displaystyle liminf t to infty frac W t omega sqrt 2t log log t 1 nbsp fur P fast alle w W displaystyle omega in Omega nbsp Die Interpretation dieses Sachverhaltes erfolgt ebenfalls vollig analog man ersetzt die Funktionen f displaystyle f nbsp und f displaystyle f nbsp einfach durch ihr Negatives und das Verb uberschreiten durch unterschreiten Bemerkenswert ist hierbei insbesondere die Kombination der beiden Gesetze wahrend die ausseren Grenzen f displaystyle f nbsp und f displaystyle f nbsp irgendwann nicht mehr erreicht werden werden die inneren von den ausseren Grenzen nur marginal weit entfernten Grenzen f displaystyle f nbsp und f displaystyle f nbsp noch beide unendlich oft uberquert Der Wiener Prozess muss also immer wieder zwischen den beiden Grenzen hin und heroszillieren und dabei insbesondere unendlich oft das Vorzeichen wechseln Das dritte und vierte Gesetz Bearbeiten nbsp Die entsprechende Graphik fur die Gesetze drei und vier Hier ist der Zeithorizont 0 lt t lt 0 01Die beiden anderen Gesetze des iterierten Logarithmus sind weniger anschaulich als die ersten beiden da sie das Verhalten des Wiener Prozesses nicht in einem unbeschrankten sondern nur in einem sehr kleinen Intervall beschreiben namlich um den Nullpunkt herum Dort gilt lim sup t 0 W t w 2 t log log 1 t 1 displaystyle limsup t to 0 frac W t omega sqrt 2t log log 1 t 1 nbsp sowielim inf t 0 W t w 2 t log log 1 t 1 displaystyle liminf t to 0 frac W t omega sqrt 2t log log 1 t 1 nbsp jeweils fur P fast alle w W displaystyle omega in Omega nbsp Analog zur obigen Interpretation betrachtet man zu beliebigem ϵ gt 0 displaystyle epsilon gt 0 nbsp die beiden Funktionen g x 1 ϵ 2 x log log 1 x displaystyle g x 1 epsilon sqrt 2x log log frac 1 x nbsp und g x 1 ϵ 2 x log log 1 x displaystyle g x 1 epsilon sqrt 2x log log frac 1 x nbsp Dann gibt es wiederum ein diesmal unter Umstanden sehr kleines T ϵ w gt 0 displaystyle T epsilon omega gt 0 nbsp sodass Fur alle 0 lt t T ϵ w displaystyle 0 lt t leq T epsilon omega nbsp stets g t lt W t w lt g t displaystyle g t lt W t omega lt g t nbsp gilt aber es fur alle 0 lt T T ϵ w displaystyle 0 lt T leq T epsilon omega nbsp noch ein t 0 T displaystyle t in 0 T nbsp gibt mit W t w gt g t displaystyle W t omega gt g t nbsp es aber auch fur alle 0 lt T T ϵ w displaystyle 0 lt T leq T epsilon omega nbsp noch ein t 0 T displaystyle t in 0 T nbsp gibt mit W t w lt g t displaystyle W t omega lt g t nbsp Da auch hier beide Gesetze gleichzeitig gelten bedeutet das dass der Wiener Prozess fast sicher in jedem noch so kleinen Intervall 0 t displaystyle 0 t nbsp unendlich oft das Vorzeichen wechselt und da der Wiener Prozess fast sicher stetig ist und somit dem Zwischenwertsatz genugt dort unendlich viele Nullstellen hat Zum Beweis der Gesetze Bearbeiten Wie bereits erwahnt sind die Gesetze 1 und 2 auf Grund der Symmetrie der Normalverteilung aquivalent was gleichfalls auf die Gesetze 3 und 4 zutrifft Des Weiteren lasst sich schnell eine Aquivalenz zwischen dem ersten und dem dritten Gesetz auf Grund der Selbstahnlichkeit W t t W 1 t displaystyle W t sim tW frac 1 t nbsp herstellen die die beiden Probleme ineinander uberfuhrt Es bleibt also lediglich das erste Gesetz zu beweisen Dieser Beweis gelang erstmals 1929 dem russischen Mathematiker Alexandr Chintschin also schon sechs Jahre nachdem Norbert Wiener die Existenz des Wiener Prozesses bewiesen hatte Es folgte spater noch ein weiterer weitaus eleganterer Beweis durch Paul Levy unter Benutzung der Martingaltheorie die Chintschin noch nicht bekannt war Literatur BearbeitenAchim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 76317 8 Kap 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesetz des iterierten Logarithmus amp oldid 242089141