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Georg Wertheim 11 Februar 1857 in Stralsund 31 Dezember 1939 in Berlin war ein deutscher Kaufmann und Unternehmer im Textil Einzelhandel Er war einer der Grunder des Wertheim Konzerns Georg Wertheim Portrat von Emil Orlik ca 1930Im ersten Wertheim Kaufhaus dem Stammhaus des Unternehmens in StralsundBerliner Stammhaus Abraham Wertheim in der Illumination zur Grossjahrigkeitserklarung des Kronprinzen am 6 Mai 1900Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenWertheim wuchs in Stralsund auf Nach der kaufmannischen Lehre bei Wolff amp Apolant ubernahm er 1876 zusammen mit seinem Bruder Hugo das 1875 gegrundete Stralsunder Ladengeschaft fur Kurz und Posamentierwaren der Eltern Abraham Wertheim 1819 1896 und Ida Wertheim geb Wolff 1830 1918 Die beiden Bruder brachten schnell neue Ideen in das Geschaft ein Kunden bekamen die Moglichkeit zum Umtausch von Waren die Preise waren nicht mehr verhandelbar aber dafur verlasslich und verkauft wurde nur gegen Barzahlung Da er auf bestimmte bislang gangige Kalkulationsposten Risikoaufschlag Lagerkosten verzichtete konnte er seine Waren gunstiger als die Konkurrenz anbieten Die Konzeption war erfolgreich er konnte ein grosseres Geschaft am Alten Markt in Stralsund eroffnen und nach der Eroffnung einer Filiale in Rostock wurde 1885 eine erste Niederlassung an der Rosenthaler Strasse in Berlin Mitte gegrundet sowie das Angebot um Haushaltwaren erweitert Wertheim erkannte schnell die sich wandelnden Anforderungen der wachsenden Metropole Berlin in der Zeit der Industrialisierung und eroffnete 1890 an der Ecke Moritzplatz Oranienstrasse das erste als Warenhaus bezeichnete Handelsgeschaft Die Verkaufsraume waren grosszugiger und liessen eine bessere Warenprasentation zu die Waren wurden frei ausgelegt und grossere Stuckzahlen erlaubten einen billigeren Verkauf Zunehmend zeigten sich jedoch die Beschrankungen welche die Ladengeschafte inmitten der Wohnbebauung mit sich brachten die Raume waren nicht besonders gross und boten dem expandierenden Geschaft kaum Moglichkeiten Georg Wertheim hatte sich an der Berliner Kunstakademie in Sonntagskursen fortgebildet und begann nun zusammen mit dem Architekten Alfred Messel ein Gebaude zu konzipieren das allein dem Verkauf der Waren dienen sollte 1892 wurde eine Filiale an der Leipziger Strasse eroffnet und 1894 begann der Verkauf in dem als erstes zu diesem Zweck geplanten und gebauten Warenhaus an der Oranienstrasse Das bekannte Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz dessen erster Bauabschnitt 1896 begonnen und 1897 eroffnet wurde ging noch einen Schritt weiter Wertheim wollte der gehobenen Kundschaft die sich bislang eher von Warenhausern ferngehalten hatte alle Wunsche unter einem Dach erfullen konnen und der Neubau am verkehrsreichsten Platz der Stadt wurde bald eroffnet In den Folgejahren wurde das Gebaude mehrmals umfangreich erweitert Das Wertheim am Leipziger Platz wurde in einem Atemzug genannt mit Harrods in London und den Galeries Lafayette in Paris Beruhmt war vor allem die grosse Verkaufshalle mit ihrem gewolbten Glasdach den mehr als zwanzig Meter hohen Vierkantsaulen und der uberlebensgrossen Frauenstatue mit Warenkorb eine Arbeit des Bildhauers Ludwig Manzel Auch die Wandgemalde von F Gehrke ein antiker Hafen und sein modernes Gegenstuck mit dem Dampfer Deutschland feierten den Handel Weitere Neubauten an der Rosenthaler Strasse 1903 an der Konigsstrasse 1911 und wieder am Moritzplatz 1913 folgten In den 1920er Jahren finanzierte Wertheim eine Streckenverlegung der neuen U Bahn Linie D uber den Moritzplatz um den Kunden einen Zugang direkt vom U Bahnsteig zu ermoglichen wie es seinem Konkurrenten Rudolph Karstadt im Kaufhaus am Hermannplatz gelungen war Der direkte Zugang liess sich am Ende trotzdem nicht umsetzen Im Jahre 1905 wurde Georg Wertheim Protestant und heiratete Ursula Gilka Enkelin des Likorfabrikanten J A Gilka mit der er zwei Kinder hatte 1911 erwarb Georg Wertheim Schloss Sassleben in dem die Familie in den folgenden Jahrzehnten ihre Ferien verbrachte Um seine Frau vor den Auswirkungen der NS Rassengesetze zu schutzen liess sich Georg Wertheim im Dezember 1938 von ihr scheiden und schenkte ihr anschliessend das Schloss womit es den Enteignungsbemuhungen der NS Burokratie entzogen war Das Schloss wurde 1945 nach dem Kriegsende durch einen Brand mit ungeklarter Ursache bis auf die Grundmauern zerstort und seine Ruine spater abgerissen 1913 war der Wertheim Konzern das grosste deutsche Unternehmen seiner Art Der Erfolg rief bald auch Neider auf den Plan und da die meisten Kauf und Warenhauser wie auch Wertheim im Besitz judischer Familienunternehmen waren gab es vielfaltige Kampagnen gegen die Warenhauser Es wurde ihnen unterstellt mit falschen Massen zu arbeiten minderwertige Waren anzubieten die Angestellten auszubeuten und die Kunden sittlich zu gefahrden Die Familie Wertheim versuchte solchen Vorwurfen mit besonderer Qualitat und mit Sicherheitsvorkehrungen fur ihre Angestellten entgegenzuwirken Nach der Machtergreifung der NSDAP im Jahre 1933 wurden die judischen Mitglieder der Familie Wertheim dazu genotigt die Anteile an dem Geschaft zu arisieren Zum 1 Januar 1937 schied Georg Wertheim aus dem Unternehmen aus Die Firma wurde in Allgemeine Warenhandels Gesellschaft AWAG geandert und das Unternehmen fur deutsch erklart nbsp Familiengrab Wertheim auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin KreuzbergGeorg Wertheim starb am 31 Dezember 1939 in Berlin an einer Lungenentzundung Er wurde in einem Familiengrab auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II beigesetzt im Feld H Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die AWAG in der DDR 1949 enteignet in der Bundesrepublik Deutschland kaufte der Hertie Waren und Kaufhaus Konzern 1951 die Mehrheit der Anteile und fuhrte den Betrieb unter dem Namen Wertheim weiter Die Angehorigen der Familie bekamen eine geringe Entschadigung und gaben alle Anspruche auf die an Hertie verkauften Aktien auf 1984 erwarb Hertie den Rest der Wertheim Aktien Lange Zeit war das Warenhaus an der Ecke Schlossstrasse Treitschkestrasse in Berlin Steglitz von grosser Bedeutung In den 1960er Jahren wurde es stark erweitert was zur Umstrukturierung eines ganzen Wohnviertels in Richtung Schildhornstrasse fuhrte In den folgenden Jahrzehnten entstanden direkt neben dem Warenhaus Wertheim ein grosses Karstadt Warenhaus und mehrere uberdachte Einkaufszentren bis zur Ecke Schlossstrasse Bornstrasse wo sich seit langer Zeit bereits ein Warenhaus der Kette Held spater Hertie befand 1994 ging auch das einzig verbliebene Warenhaus Wertheim am Kurfurstendamm zusammen mit dem Hertie Konzern in den Besitz des Unternehmens Karstadt uber Die Nachkommen der Familie Wertheim leben heute in Deutschland in den Niederlanden und den USA und haben im Jahr 2003 Klagen gegen Karstadt auf Entschadigung angestrengt Eine von ihnen betriebene Ruckubereignung der in der DDR enteigneten Betriebe und Grundstucke scheiterte 2004 vor Gericht 2005 wurde eine Klage von KarstadtQuelle zuruckgewiesen eine Entschadigung damit wahrscheinlicher gemacht Am 30 Marz 2007 gab der KarstadtQuelle Konzern bekannt die Erben der von den Nationalsozialisten enteigneten judischen Kaufmannsfamilie Wertheim zu entschadigen Der Konzern teilte mit dass mit der Jewish Claims Conference eine aussergerichtliche Einigung uber 88 Millionen EUR erzielt worden sei 1 Literatur BearbeitenErica Fischer Simone Ladwig Winters Die Wertheims Geschichte einer Familie 2 Auflage Rowohlt Reinbek 2008 ISBN 978 3 499 62292 2 Simone Ladwig Winters Wertheim Ein Warenhausunternehmen und seine Eigentumer Beispiel der Entwicklung der Berliner Warenhauser bis zur Arisierung Anpassung Selbstbehauptung Widerstand Band 8 LIT Munster 1997 ISBN 3 8258 3062 4 zugleich Dissertation Freie Universitat Berlin Berlin 1996 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Wertheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Georg Wertheim Kurzbiographie Das Warenhaus aus Judische Korrespondenz Nr 2 2002 Deutsche Kaufhauskonige Memento vom 6 Januar 2012 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten DER SPIEGEL Wertheim Entschadigung 88 Millionen Euro fur die Verantwortung gegenuber der Geschichte DER SPIEGEL Wirtschaft Abgerufen am 4 September 2020 Normdaten Person GND 142320536 lobid OGND AKS VIAF 152044188 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wertheim GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann und Unternehmer im Textil EinzelhandelGEBURTSDATUM 11 Februar 1857GEBURTSORT StralsundSTERBEDATUM 31 Dezember 1939STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Wertheim amp oldid 231126989