www.wikidata.de-de.nina.az
Georg Karl Ludwig Streiter 14 Dezember 1884 in Berlin Fruhjahr 1945 in Ravensbruck war ein deutscher Gewerkschaftsfunktionar Politiker DVP sowie evangelischer Kirchenfunktionar Er war von 1907 bis 1922 Vorsitzender des Deutschen Verbandes der Krankenpfleger und pflegerinnen sowie von 1904 bis nach 1920 Mitglied des Ausschusses des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands Von Juni bis Juli 1920 sowie von 1921 bis 1924 war Streiter Mitglied des Reichstages wo er sich als Sozialpolitiker und gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion hervortat Von 1919 bis 1925 gehorte er zudem der Berliner Stadtverordnetenversammlung an von 1927 bis 1928 und erneut von 1931 bis 1932 dem Preussischen Landtag Er war Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages sowie von 1920 bis 1924 Vizeprasident der Kirchenversammlung der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union Nach 1933 arbeitete Streiter beim Deutschen Roten Kreuz Er wurde im November 1944 aus ungeklarten Grunden im KZ Ravensbruck inhaftiert und dort mutmasslich erschossen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Deutsches Kaiserreich 1884 bis 1918 1 2 Weimarer Republik 1919 bis 1933 1 3 Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 2 Ehe und Familie 3 Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Stolperstein Schonhauser Allee 130 in Berlin Prenzlauer Berg nbsp Gedenktafeln am ReichstagDeutsches Kaiserreich 1884 bis 1918 Bearbeiten Streiter wurde 1884 als Sohn von Carl Streiter und Wilhelmine Streiter geb Schulz in Berlin geboren Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre in einer Textilwarenhandlung Spater arbeitete er als Burogehilfe und als Krankenpfleger im Dienste der Inneren Mission Erganzend dazu besuchte er theologische volkswirtschaftliche und sprachliche Kurse der Koniglichen Kunstschule zu Berlin Bereits als Jugendlicher engagierte Streiter sich im Evangelischen Jugendbund fur soziale Arbeit in Berlin einer Gruppe von Jugendlichen die eine gewerkschaftliche Organisation des Krankenpflegepersonals auf christlicher Grundlage propagierten Bei der Konstituierung des Gewerkvereins der Krankenpfleger Pflegerinnen und verwandter Berufe Deutschlands am 18 Oktober 1903 wurde Streiter im Alter von 19 Jahren die Geschaftsfuhrung des Verbandes ubertragen Im November 1903 wurde Streiter ausserdem verantwortlicher Redakteur des Verbandsblattes des Gewerksvereins Der Krankenpfleger Von 1904 bis 1920 nahm Streiter als Delegierter auf allen Gewerkschaftskongressen des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands teil und wurde seit Oktober 1906 stets als Mitglied des Ausschusses des Gesamtverbandes bestatigt Gesamtausschuss des Nationalen Arbeiterwahlausschusses Seit 1907 war Streiter hauptamtlich in der Arbeiter und Angestelltenbewegung tatig Auf dem Delegiertentag am 13 Januar 1907 in Berlin wurde er als Nachfolger Carl Hintsches zum Vorsitzenden des Gewerkvereins gewahlt Ausserdem bekleidete er weiterhin die Posten des Schriftleiters und Geschaftsfuhrers Er wurde somit der erste besoldete Funktionar der Organisation die ihren Namen nun in Deutscher Verband der Krankenpfleger und Pflegerinnen anderte Auf den nachfolgenden Delegiertentagen 1909 in Berlin 1913 in Nurnberg 1919 in Berlin 1922 in Wurzburg wurde Streiter stets im Amt des Vorsitzenden bestatigt Die Zahl seiner Mitglieder konnte Streiter zu dieser Zeit kontinuierlich steigern wahrend der Verband 1907 erst 879 Mitglieder zahlte hatte er bis 1909 bereits eine Starke von 1 409 Mitgliedern erreicht Politisch bekannte sich Streiters Verband zwar gegen Sozialismus und Kommunismus den Streik als gewerkschaftliches Kampfmittel erklarte er im Gegensatz dazu jedoch fur gerechtfertigt solange das Volkswohl dabei nicht in Gefahr kommt Der Streiter Verband wie die Vereinigung aufgrund von Streiters unbestrittener Fuhrungsrolle auch genannt wurde forderte programmatisch den Pflegeberuf von einem Durchgangs zu einem Lebensberuf zu entwickeln Zu diesem Zweck sollte die wirtschaftliche und soziale Lage der beruflichen Krankenpflege verbessert werden eine geregelte Ausbildung der Pfleger sichergestellt werden und die Einbeziehungen von Frauen in die christlichen Gewerkschaftsorganisationen ausgebaut werden 1910 veroffentlichte Streiter sein spater mehrfach neu aufgelegtes Buch uber die Lage der Krankenpflege in Deutschland das als erstes wissenschaftliches Fachwerk uber die deutsche Krankenpflege gilt und bis heute haufig als Quelle in Werken zur Pflegegeschichte zitiert wird Auf dem ausserordentlichen Kongress der christlichen Gewerkschaften im November 1912 setzte Streiter sich im so genannten Gewerkschaftsstreit dezidiert fur das Organisationsrecht christlicher Arbeiter ein Wahrend des Ersten Weltkriegs wurde Streiter als Krankenpfleger des Roten Kreuzes in Belgien Polen und der Turkei eingesetzt und mit dem Eisernen Kreuz II Klasse am Weiss Schwarzen Bande dem Preussischen Verdienstkreuz fur Kriegshilfe der Preussischen Roten Kreuz Medaille 2 und 3 Klasse sowie der Osterreichischen Ehrenmedaille vom Roten Kreuz ausgezeichnet Von 1916 bis 1918 leitete Streiter die Kriegsbeschadigtenfursorge der christlich nationalen Arbeiterbewegung In dieser Eigenschaft wurde er auch Mitglied des Reichsausschusses der Kriegsbeschadigten und Hinterbliebenenfursorge im Reichsarbeitsministerium Aufgaben nahm er dort zumal in den Ausschussen fur Gesetzgebung und Berufsberatung wahr Ferner war Streiter zu dieser Zeit Mitglied des Beirates der Nationalstiftung fur die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen Mitglied des brandenburgischen Landesbeirats der Kriegsbeschadigtenfursorge Mitglied des Vertrauensrates des altpreussischen Evangelischen Oberkirchenrates und Mitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages hier Vorsitzender der Fraktion der Arbeitervertreter Hinzu kamen Tatigkeiten als Berufsberater der Stadt Berlin fur den Krankenpflegebedarf sowie als Kirchenaltester und Mitglied zweier Synoden Weimarer Republik 1919 bis 1933 Bearbeiten Unmittelbar nach Kriegsende ubernahm Streiter die Leitung einer Zentralauskunftsstelle fur Arbeitsvermittlung fur Kriegsheimkehrer Noch im Dezember 1918 beteiligte Streier sich an der Grundung der Deutschen Volkspartei DVP In der Partei trat er bald als Mitbegrunder des Zentralvorstandes sowie als ihr gesundheitspolitischer Sprecher offentlich hervor Ferner war er Mitglied der parteiinternen Ausschusse fur Arbeiterfragen und Kommunalpolitik Mitglied des Geschaftsfuhrenden Ausschusses des Wahlkreisverbandes der DVP in Berlin und verantwortlich fur die Redigierung des Arbeiterblattes seiner Partei Sein erstes offentliches politisches Amt ubernahm Streiter als er am 20 Marz 1919 Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde der er bis ins Jahr 1925 angehorte Aufgrund der geringen Mitgliedszahlen des Streiter Verbandes beschloss der Hauptvorstand der Organisation am 5 September 1920 den Verband in Deutscher Verband fur die berufliche Kranken und Wohlfahrtspflege umzubenennen Gleichzeitig wurde die Organisation dem Gesamtverband deutscher Beamtengewerkschaften angeschlossen Die von Streiter herausgegebene Gewerkschaftszeitung nahm daher einen langen Untertitel an der ihrem breiten Adressatenkreis im Pflegebereich Rechnung trug Zeitschrift fur die gesamte berufliche Kranken Irren und Wohlfahrtspflege und die wirtschaftlichen Interessen der Beamten und Angestellten in Kranken Heil und Pflegeanstalten Universitats und Privatkliniken Sanatorien Kur Bade Massage und Desinfektionsanstalten und im Fursorge und Erziehungswesen einschliesslich der Sauglings und Kinderpflege Von Juni bis Juli 1920 gehorte Streiter auf Reichswahlvorschlag seiner Partei erstmals als Abgeordneter des Wahlkreises 6 Provinz Pommern dem Reichstag an Das Mandat wurde am 9 Juli 1920 durch den Reichswahlausschuss infolge einer Wiederholung der Wahl in Bad Polzin fur nichtig erklart Am 7 Marz 1921 kehrte Streiter erneut auf Reichswahlvorschlag in den Reichstag zuruck dem er diesmal bis Mai 1924 angehorte Wahrend der Haushaltsberatungen trug Streiter regelmassig die gesundheits und sozialpolitischen Positionen seiner Partei vor Als Redner in Erscheinung trat er zudem bei Debatten zur Arbeitszeit in der Kranken und Wohlfahrtspflege und bei parlamentarischen Auseinandersetzungen uber die Sozialrenten der Kriegsbeschadigten und Kriegshinterbliebenen Des Weiteren war er Mitglied des 6 Ausschusses des Reichstages Sozialpolitischer Ausschuss und Berichterstatter des Ausschusses in wichtigen sozialpolitischen Fragen In Erscheinung trat er im Parlament zudem mit der Forderung nach dem Ausbau der Technischen Nothilfe Auf dem 6 Delegiertentag am 4 und 5 September 1922 in Wurzburg billigte der Krankenpflegerverband die Fusion mit dem Zentralverband der Gemeindearbeiter und Strassenbahner die am 1 November vollzogen wurde Die Gemeindearbeiterorganisation nahm nach der Fusion die Bezeichnung Zentralverband der Arbeitnehmer offentlicher Betriebe und Verwaltungen an Streiter der den Zusammenschluss eigentlich nicht gewollt hatte wurde als hauptamtlicher Mitarbeiter in die neue Organisation ubernommen in der nun die Fachgruppe des Krankenpflegepersonals im neuen Verband leitete Auf den Verbandstagen 1922 in Wurzburg und 1925 in Munster wurde er in den Vorstand des Zentralverbandes kooptiert Auf der Dusseldorfer Reichskonferenz am 4 September 1926 prasentierte Streiter als Theoretiker der christlichen Krankenpflege die Grundzuge fur ein Reichskrankenpflegegesetz Im Dezember 1926 gab Streiter die Schriftleitung des Deutschen Krankenpflegers ab um sich fortan starker im Deutschen Beamtenbund DBB engagieren zu konnen 1927 rief er die Reichsarbeitsgemeinschaft des Krankenpflegepersonals im DBB ins Leben In der Rundschau fur die deutsche Krankenpflege entwickelte Streiter die Programmatik der von den christlichen Gewerkschaften abgefallenen Organisation Gleichzeitig amtierte er als Prasident der Deutschen Gesellschaft fur Krankenpflege einem Zusammenschluss der sich der wissenschaftlichen Forderung der Krankenpflege durch Ausbildungs und Fortbildungskurse zum Ziel gesetzt hatte Vom 12 Oktober 1927 als er fur den ausgeschiedenen Abgeordneten Albert Wilhelm Arlt nachruckte bis 1928 war Streiter Mitglied des Preussischen Landtages Weitere Aufgaben die Streiter wahrnahm waren die Mitgliedschaften im Vorstand des Evangelisch Sozialen Kongresses der Evangelisch Sozialen Schule in Bethel und der Herder Hochschule in Berlin Er war weiterhin Teilnehmer der in Stockholm ausgerichteten Allgemeinen Weltkonferenz fur politisches Christentum im August 1925 sowie Beiratsmitglied des in Stockholm konstituierten Forschungsinstituts fur die wirtschafts ethischen Fragen Schliesslich sass er noch im Kuratorium der Dietrich Thora Stiftung Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 Bearbeiten Nach der Auflosung seines Verbandes und der Integration der Mitglieder in die Reichsarbeitsgemeinschaft Offentlicher Betriebe wurde Streiter 1933 hauptberuflicher Mitarbeiter des Roten Kreuzes Am 1 November 1944 wurde Streiter in seiner Dienststelle im Fuhrungsstab des Roten Kreuzes verhaftet Die genauen Grunde seiner Verhaftung sind nicht gesichert ein Brief seines Sohnes aus den 1960er Jahren gibt jedoch an Streiter sei wegen der Vermittlung von Botschaften an polnische und franzosische Kriegsgefangene festgenommen worden 1 Er wurde ins Konzentrationslager Ravensbruck verschleppt Die genauen Umstande seines Todes sind bislang nicht vollstandig geklart Es wird jedoch angenommen dass Streiter im Fruhjahr 1945 in Ravensbruck erschossen wurde Ehe und Familie Bearbeiten1907 heiratete Streiter Elisabeth Mauss Im selben Jahr ging aus der Ehe ein Sohn hervor Georg Heinrich Karl Streiter 2 3 Der Journalist Georg Streiter 1955 ist sein Enkel 4 Ehrungen BearbeitenIn Thuringen erinnert heute das nach Streiter benannte Institut fur Pflegewissenschaft Georg Streiter Institut im Fachbereich Sozialwesen der Ernst Abbe Fachhochschule Jena an Streiters Leben und politisch soziale Tatigkeit In der Nahe seiner ehemaligen Berliner Wirkungsstatte dem Reichstag befindet sich zudem eine Gedenktafel die Teil des Mahnmals fur die ermordeten Reichstagsabgeordneten am Platz der Republik ist Vor dem ehemaligen Wohnhaus Streiters Schonhauser Allee 130 in Berlin Prenzlauer Berg wurde am 8 Juni 2009 ein Stolperstein verlegt Schriften BearbeitenDie wirtschaftliche und soziale Lage der beruflichen Krankenpflege in Deutschland Jena 1910 Der Krankenpflegeberuf kein Durchgangs sondern ein Lebensberuf Ein Weckruf Osterwieck 1925 Als Herausgeber Evangelisch soziale Dokumente fur die deutschen Arbeitnehmer Von Bethel bis Stockholm Berlin 1926 Literatur BearbeitenEckhard Hansen Florian Tennstedt Hrsg u a Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Band 2 Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945 Kassel University Press Kassel 2018 ISBN 978 3 7376 0474 1 S 194 f Online PDF 3 9 MB Arno Kalinich Georg Streiter 1884 1945 in Beitrage zur Pflegegeschichte in Deutschland Heft 5 Qualzow 1996 S 19 37 Horst Peter Wolff Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Streiter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Georg Streiter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Georg Streiter in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 3 Auflage Droste Verlag Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 S 571 Eckhard Hansen Florian Tennstedt Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Bd 2 S 194 vgl Diskussion Georg Streiter Politiker nebst dort enthaltener Geburtsurkunde und Hinweisen zur Mutter vgl Angaben und Diskussion Georg Streiter Journalist sowie insbesondere Diskussion Georg Streiter Politiker Normdaten Person GND 130065404 lobid OGND AKS LCCN n89650781 VIAF 311283372 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Streiter GeorgALTERNATIVNAMEN Streiter Georg Karl LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DVP MdRGEBURTSDATUM 14 Dezember 1884GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1945STERBEORT Ravensbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Streiter Politiker amp oldid 235212001