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Die Gemeine Wespe oder Gewohnliche Wespe Vespula vulgaris ist eine Wespenart aus der Gattung der Kurzkopfwespen Vespula und gehort damit zu den Echten Wespen Vespinae Neben der Deutschen Wespe Vespula germanica ist sie eine der haufigsten Wespenarten Mitteleuropas Gemeine WespeGemeine Wespe Vespula vulgaris SystematikTeilordnung Stechimmen Aculeata Uberfamilie VespoideaFamilie Faltenwespen Vespidae Unterfamilie Echte Wespen Vespinae Gattung Kurzkopfwespen Vespula Art Gemeine WespeWissenschaftlicher NameVespula vulgaris Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 2 1 Ernahrung 2 2 Nestbau 2 3 Staatsgrundung 2 4 Wespenstaat 2 5 Untergang und Neuanfang 2 6 Angriff und Verteidigung 3 Verbreitung 4 Schadwirkung 4 1 Wirkung auf Menschen 4 2 Wirkung auf das okologische Gleichgewicht 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Kopf der Gemeinen Wespe mit der charakteristischen ZeichnungDie Koniginnen der Gemeinen Wespe werden bis zu 20 mm lang Die Arbeiterinnen sind mit 11 bis 14 mm deutlich kleiner Die Drohnen erreichen Korperlangen von 13 bis 17 mm Die gelb schwarze Hinterleibszeichnung umfasst gelbe und schwarze Binden sowie schwarze Punkte an den Vorderrandern der gelben Binden die meistens zumindest auf den vorderen Tergiten an die schwarzen Binden anschliessen und somit nicht vollstandig gelb umschlossen sind Bei der sehr ahnlichen Deutschen Wespe sind die schwarzen Punkte hingegen meist vollstandig gelb umschlossen 1 Jedoch ist die Zeichnung bei beiden Arten je nach Volk und Individuum sehr variabel und lasst daher keine sichere Artbestimmung zu Zuverlassig von der Deutschen Wespe unterschieden werden kann die Gemeine Wespe anhand der Zeichnung auf der Stirnplatte Clypeus Wahrend die Deutsche Wespe dort ein bis drei linienformig angeordnete schwarze Punkte oder einen kleinen geraden oft etwas unterbrochenen schwarzen Strich aufweist befindet sich auf der Stirnplatte der Gemeinen Wespe ein breiter schwarzer Strich der sich nach unten hin verdickt Lebensweise BearbeitenErnahrung Bearbeiten Die erwachsenen Tiere Imagines ernahren sich vorwiegend vegetarisch von Nektar und anderen zuckerhaltigen Pflanzensaften Die Larven werden mit zu Brei zerkauten Insekten oder anderem tierischem Eiweiss gefuttert Bei der Nahrungssuche finden sich die Gemeinen Wespen oft auf Kuchen oder anderen zuckerhaltigen Nahrungsmitteln des Menschen ein und lassen sich von dieser einmal fur sich entdeckten Nahrungsquelle nur schwer wieder vertreiben Nestbau Bearbeiten nbsp Arbeiterinnen der Gemeinen Wespe bei der Erweiterung ihres unterirdischen NestesAb Mitte April konnen begattete Weibchen die Koniginnen bei der Nest und Nahrungssuche beobachtet werden Als Nahrungsquelle dient in dieser Zeit beispielsweise der Nektar von Weidenbluten Nach etwa zwei bis drei Wochen Nahrungsaufnahme und Nistplatzsuche baut die Gemeine Wespe ihr Nest aus zerkauten eingespeichelten Holzfasern an dunklen geschutzten Orten Oft werden die Nester unterirdisch in Mause oder Maulwurfbauten angelegt die mit zunehmender Nestgrosse erweitert werden Im Volksmund werden die Bewohner dieser Nester als Erdwespen bezeichnet 2 Aber auch Dachboden Rollladenkasten oder andere dunkle Hohlraume an und in Gebauden werden zum Nestbau genutzt Das Anfangsnest besteht aus sieben Brutzellen eine in der Mitte sechs Zellen darum herum die kopfuberhangend an die Hohlendecke geheftet und von einer kugelformigen Nesthulle umgeben sind Die Gemeine Wespe verwendet fur den Nestbau morsches Holz von verrottenden Baumstammen oder Asten wodurch ihr Nest ein helles beigefarbenes Aussehen bekommt Die eng verwandte Deutsche Wespe hingegen nagt oberflachlich verwittertes Holz ab z B von Weidepfahlen oder Holzzaunen deswegen ist ihr Nest eher graulich gefarbt Staatsgrundung Bearbeiten In die Brutzellen legt die Konigin jeweils ein Ei das sie kurz vor der Eiablage mit Spermien aus dem Receptaculum seminis Samentasche besamt in dem sie einen Spermienvorrat aus dem letzten Herbst mit sich tragt Die Brutpflege und der Nestbau erfolgen in dieser Phase durch die auf sich gestellte Konigin Die Larven werden von ihr mit einem Brei aus zerkauten Insekten gefuttert Nach der Futterung geben die Larven einen zuckerhaltigen Flussigkeitstropfen ab der wiederum zur Ernahrung der Konigin dient und fur die Larven die einzige Moglichkeit darstellt Flussigkeit abzugeben Erst kurz vor der Verpuppung geben die Larven Kot ab So wird verhindert dass es im Nest durch Verschmutzung mit Ausscheidungen zu Faulnis kommt Durch die von der Konigin verstromten Pheromone entwickeln sich aus den Larven keine neuen befruchtungsfahigen Weibchen sondern nur unfruchtbare Arbeiterinnen an die die Konigin den Weiterbau des Nestes und die Nahrungsbeschaffung ubergibt Die Konigin widmet sich danach nur noch der Fortpflanzung Die Arbeiterinnen legen in mehreren Ebenen Brutwaben an Wespenstaat Bearbeiten nbsp Gemeine Wespen in ihrem Nest nbsp Mannliche WespeIhre Anzahl und damit auch die Grosse des Nestes nimmt rasch zu und wachst im Regelfall auf 3 000 bis 4 000 Individuen an wobei die Nester bis zum Spatsommer kontinuierlich anwachsen Mit dem Einsetzen der Produktion neuer Geschlechtstiere in speziellen etwas vergrosserten Zellen im Spatsommer oder Fruhherbst ist die Maximalgrosse erreicht Von da an nimmt die Individuenzahl rasch ab da keine neuen Arbeiterinnen mehr produziert werden bis das Nest im Herbst abstirbt Die Koloniegrosse erreicht etwa 500 bis 5000 Arbeiterinnen das Nest besitzt dann etwa 3500 bis maximal etwa 15000 Brutzellen 3 Fur Japan werden geringere Maximalstarken bis 8500 Brutzellen angegeben 4 Grossere Volker existieren in Neuseeland wohin die Art vom Menschen verschleppt wurde und wo Volker ausnahmsweise auch uberwintern konnen hier wurden bis zu 20000 Brutzellen gezahlt 5 Der gesamte Staat ist arbeitsteilig organisiert das bedeutet dass die Individuen entweder mit dem Nestbau der Zellensauberung der Larvenfutterung der Versorgung der Konigin oder der Nahrungsbeschaffung beschaftigt sind Die Brutpflege ist so intensiv wie bei den Bienen Anders als bei diesen gibt es bei den Wespen keinen Schwanzeltanz als Kommunikation zu Entfernung und Richtung einer moglichen Futterquelle Aufgrund einer verringerten Pheromonabgabe durch die Konigin und durch die verbesserte Versorgung der Larven entwickeln sich im Spatsommer oder Herbst fruchtbare Weibchen die Koniginnen der neuen Generation Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Mannchen Drohnen die nach erfolgter Paarung absterben Einige der Mannchen verlassen das Nest und suchen nach fruchtbaren Weibchen aus anderen Volkern um sich mit diesen zu verpaaren Somit wird ein Ubermass von Inzucht vermieden Untergang und Neuanfang Bearbeiten Die alte Konigin stirbt meist im Spatherbst und ihr Wespenstaat lost sich anschliessend auf Bei Kalteeinbruch sterben auch die letzten heimatlos gewordenen Arbeiterinnen des alten Staates Allein die begatteten Jungkoniginnen suchen sich ein geschutztes Versteck In geeignetem Mikroklima wie beispielsweise morschem Holz in Hohlraumen unter Rinden oder Moos uberstehen sie den Winter schlafend in einer Winterstarre die Diapause genannt wird Im darauf folgenden Fruhjahr begrundet die Jungkonigin einen neuen Staat indem sie wieder mit dem Nestbau an geeigneter Stelle beginnt Angriff und Verteidigung Bearbeiten Zur Uberwaltigung und Lahmung einer moglichen Insektenbeute oder zur Abwehr eines Storenfriedes oder Angreifers benutzen die Wespen ihren Stachel Beim Stichvorgang wird der Stachel aus der Stachelkammer im Gaster in dem er in Ruhelage verborgen ist ausgefahren und auf das Opfer aufgedruckt wobei die Wespe sich mit den Beinen festhalt Durch eine vibrierende Bewegung der den Stachel fixierenden Sklerite werden die beiden Stechborsten oder Lanzetten in schneller Bewegung abwechselnd vor und zuruck bewegt wobei sich diese durch ihre Widerhaken in der Haut verankern und durch die Bewegung den ganzen Stachel immer tiefer in die Einstichstelle ziehen Die drei Teile des Stachels sind durch falzartige Verbindungen aneinander gekoppelt aber fur den Stechvorgang gegeneinander verschiebbar Das Gift wird aus dem Reservoir der Giftblase durch einen zentralen Kanal im Stachel der durch die beiden Stechborsten und die Stachelscheide begrenzt wird in die Wunde appliziert Anders als bei den Bienen verfugt der dritte Bestandteil des Stachels die Stachelscheide nicht uber Widerhaken Die Form der Widerhaken erlaubt leichteres Ruckziehen ausserdem ist der Stechapparat durch Gelenke und Muskeln fester als bei Bienen im Gaster verankert Deshalb konnen Wespen beliebig oft zustechen und dabei ihr Gift einspritzen Der Stichreflex ist selbst bei zerteilten oder gerade verendeten Tieren noch vorhanden Siehe auch InsektenstichVerbreitung BearbeitenDie Gemeine Wespe ist palaarktisch von Europa im Westen bis Japan Korea und den Kurilen im Osten verbreitet Fruhere Angaben auch aus Nordamerika werden nun anderen Arten der vulgaris Artengruppe zugeordnet 6 7 8 Die Art wurde vom Menschen nach Island Sudamerika Argentinien Australien Victoria und Tasmanien Neuseeland verschleppt und eingeburgert 9 wo sie als invasive Art gilt Ein Einzelfund in Hawaii wurde seit 1991 nicht wieder bestatigt so dass die Etablierung der Art dort wohl nicht erfolgreich war 10 In warmeren Regionen ihres Verbreitungsgebiets so im europaischen Mittelmeerraum und in Japan wird die Art seltener und ist zunehmend auf Gebirgsregionen beschrankt So ist sie in Indien auf die Himalayaregion im Norden Himachal Pradesh Jammu und Kashmir beschrankt 11 Schadwirkung BearbeitenWirkung auf Menschen Bearbeiten Gemeinsam mit der Deutschen Wespe die die Vorliebe fur Speisen und Getranke des Menschen teilt hat die Gemeine Wespe fur den im Allgemeinen schlechten Ruf der Wespen gesorgt Die Gemeine Wespe gilt als Lastling Dazu kommt dass die beiden Arten neben ihrer Hartnackigkeit auch wehrhaft sind wenn man sich beispielsweise unbeabsichtigt ihrem Nest nahert oder sie sich durch heftige Bewegungen bedroht fuhlen Bei ihrem Stich werden Alarmpheromone freigesetzt welche weitere Tiere anlocken und zum Stich animieren Das Gift fuhrt bei einigen Menschen zu einer allergischen Reaktion Wirkung auf das okologische Gleichgewicht Bearbeiten In den fruhen 1980er Jahren wurde in Neuseeland unbeabsichtigt die Gemeine Wespe eingeschleppt nachdem die Deutsche Wespe dort schon etwa seit 1945 eingeburgert worden war Wegen des dortigen Fehlens naturlicher Feinde und eines zumindest in einigen Regionen ganzjahrig milden Klimas haben sich beide Wespenarten in ihrer neuen Heimat rasant vermehrt Dabei hat die Gemeine Wespe die vor ihr eingeschleppte Deutsche Wespe nahezu vollstandig verdrangt Die Gemeine Wespe erbeutet alle anderen Insekten die sie in den Kronen der Baume oder auf dem Waldboden uberwaltigen kann Damit ist sie dort zu einer erheblichen Gefahr fur einheimische Arten geworden So ist sie als Nahrungskonkurrent einer der wichtigsten Bedrohungsfaktoren des Kaka einer als gefahrdet endangered eingestuften Papageien Art Literatur BearbeitenRolf Witt Wespen beobachten bestimmen Naturbuch Weltbild Augsburg 1998 ISBN 3 89440 243 1 Heiko Bellmann Bienen Wespen Ameisen Hautflugler Mitteleuropas Franckh Kosmos Stuttgart 1995 ISBN 3 440 06932 X Jiri Zahradnik Bienen Wespen Ameisen Die Hautflugler Mitteleuropas Franckh Kosmos Stuttgart 1985 ISBN 3 440 05445 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeine Wespe Album mit Bildern Videos und Audiodateien Weitere Bilder und Informationen Vespula vulgaris bei Fauna EuropaeaEinzelnachweise Bearbeiten Matthias Nuss Gemeine Wespe Vespula vulgaris Linnaeus 1758 Insekten Sachsen 25 August 2022 abgerufen am 12 September 2023 Erdwespen Steckbrief und Ratschlage zur Bekampfung In wespen ratgeber de Abgerufen am 28 September 2021 Als Erdwespen werden umgangssprachlich Wespen bezeichnet wenn sie im Gegensatz zu Papierwespen im Boden nisten Roger F Akre amp Harry G Davis 1978 Biology and pest status of venomous wasps Annual Review of Entomology 23 215 238 Makoto Matsuura amp Seiki Yamane 1984 Biology of the Vespinae Wasps Springer Verlag Berlin 1984 ISBN 3 540 51900 9 D M Leathwick amp P L Godfrey 1996 Overwintering colonies of the common wasp Vespula vulgaris in Palmerston North New Zealand New Zealand Journal of Zoology 23 355 358 R S Jacobson R W Matthews J F MacDonald 1978 A Systematic Study of the Vespula vulgaris Group with a Description of a New Yellowjacket Species in Eastern North America Hymenoptera Vespidae Annals of the Entomological Society of America 71 3 299 312 James M Carpenter amp Travis R Glare 2010 Misidentification of Vespula alascensis as V vulgaris in North America Hymenoptera Vespidae Vespinae American Museum Novitates no 3690 7 S Lynn S Kimsey James M Carpenter 2012 The Vespinae of North America Vespidae Hymenoptera Journal of Hymenoptera Research 28 37 65 doi 10 3897 JHR 28 3514 J M Carpenter amp J Kojima 1997 Checklist of the species in the 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