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Als Gemeindezentren und Diasporakapellen des Architekten Otto Bartning werden die Folgetypen der Notkirchen bezeichnet die in einem zweiten Hilfsprogramm zwischen 1949 und 1953 in Deutschland erbaut wurden Das Gemeindezentrum in Viechtach Bayerischer Wald im Januar 2009Innenraum des Viechtacher Gemeindezentrums mit Altarnische Januar 2009Diasporakapelle die Pauluskirche in Bilshausen Juni 2011Innenansicht der Cyriakkapelle Erfurt August 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Konzept der Serienkirchen 2 Umsetzung des Programms 3 Gemeindezentrum auch bezeichnet als Notkirche Typ D 4 Entwurfsgeschichte 5 Diasporakapelle 6 Standorte 6 1 Gemeindezentren 6 2 Diasporakapellen 7 Folgebauten 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseKonzept der Serienkirchen BearbeitenDie Grundidee bestand wie schon bei den Notkirchen des ersten Programms in der Errichtung einer aus Holz vorgefertigten selbsttragenden Konstruktion Die individuelle Ausgestaltung ergab sich aus der praktischen Beteiligung der Gemeinden am Bau sowie aus der teilweisen Verwendung ortlich vorhandener unterschiedlicher Baumaterialien zur Vervollstandigung der Gebaude Mit einfachen und kostengunstigen Mitteln wurden so insgesamt 19 Gemeindezentren und 33 Diasporakapellen errichtet Umsetzung des Programms BearbeitenIm Unterschied zu den Notkirchen die in der unmittelbaren Nachkriegszeit vor allem in zerstorten Stadten erbaut wurden um fehlende Kirchen zu ersetzen waren die Gemeindezentren und Diasporakapellen fur evangelische Gemeinden gedacht die in vorwiegend katholischen Gebieten Deutschlands durch den Zuzug von Kriegsfluchtlingen entstanden waren Daher die Verwendung des Begriffs Diaspora Das Programm wurde durch das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland aus internationalen Spendenmitteln gefordert Die Gemeinden hatten das Grundstuck und dessen Erschliessung aufzubringen ein finanzieller Eigenanteil konnte durch freiwillige Hilfsdienste verringert werden Die meisten der erbauten Gemeindezentren und Diasporakapellen sind heute noch erhalten und erfreuen sich als Baudenkmale zunehmender Wertschatzung Gemeindezentrum auch bezeichnet als Notkirche Typ D Bearbeiten nbsp Gethsemane Kirche Bakum Oktober 2014 nbsp St Petri Kapelle beim Blockhaus Ahlhorn Januar 2011 nbsp Gemeindezentrum Gnadenkirche Nurnberg Schafhof Juni 2012Der Grundriss des Gemeindezentrums mit 15 90 m 13 20 m ist nahezu quadratisch Der Kirchensaal bestehend aus einem Mittelraum mit angrenzenden Seitenschiffen und einem Sangerpodium bietet etwa 250 280 Sitzplatze Im hinteren Teil des Gemeindezentrums befinden sich die Sakristei und weitere Nebenraume Von aussen fallt besonders das erhohte mit einem Walmdach abschliessende Bauteil das den Mittelraum des Kirchensaals uberdeckt auf Ein Vorbau mit einem Pultdach ist umlaufend um den Mittelraum angeordnet In der Gebaudeachse befindet sich auf dem Pultdach ein offener Glockentrager mit Kreuz Die kleine Glocke lasst liess sich per Hand aus dem Innenraum lauten Als indirekte und einzige Belichtung hat das Gemeindezentrum ein umlaufendes gegliedertes Fensterband zwischen Walmdach und Pultdach In die Holzstanderkonstruktion der Wande die sowohl von aussen als auch von innen sichtbar ist sind weiss gestrichene Faserzementplatten eingehangt Der Besucher betritt das Gemeindezentrum durch einen der zwei Haupteingange mit Windfang die jeweils rechts und links auf der Frontseite angeordnet sind Die das Walmdach tragenden innen sichtbaren Holzstutzen und das seitlich niedrigere Pultdach gliedern den Innenraum in Mittelraum und Seitenschiffe Der offene Dachstuhl ist mit einer Holzverschalung versehen An der Altarwand steht der Altar auf einem Podest vor einer Nische mit holzernen Klappladen in der er bei Gemeindeveranstaltungen verschlossen werden kann Ebenfalls auf dem Podest ist ein Kanzelpult vorgesehen Das Sangerpodium mit der Orgel auf der gegenuberliegenden Seite kann bei Veranstaltungen mitgenutzt werden Der Kirchensaal ist fur den Gottesdienst mit Holzbanken bestuhlt Zusatzliche Klapptische fur Gemeindeveranstaltungen sowie andere Ausstattungsstucke die nicht im Lieferumfang des seriellen Gemeindezentrums enthalten waren konnten von den Gemeinden dazu bestellt werden Entwurfsgeschichte BearbeitenDer eigentliche Entwurf Bartnings sah ein Gemeindezentrum mit ruckwartiger angeschlossener Pfarrwohnung vor Ein Heizungskeller war vorgesehen daruber die Pfarrwohnung und ein Zimmer fur die Gemeindeschwester mit direkten Zugangen zum Gemeindezentrum Viele Gemeinden entschieden sich aus Kostengrunden oder auf Grund des Bauplatzes gegen die Pfarrwohnung liessen sich den Betrag auszahlen um dann anschliessend ein separates Pfarrhaus zu planen Des Weiteren vermissten die Gemeinden die sich fur ein Gemeindezentrum entschieden hatten in der taglichen Nutzung einen abtrennbaren Saal wie es ihn in den Notkirchen Bartnings unter der Orgelempore gibt Dazu kam dass die Spendenbereitschaft im Ausland schneller nachliess als erwartet Deshalb entschied sich das Zentralburo des Evangelischen Hilfswerks Bartning mit einer Verkleinerung des Gemeindezentrums zu beauftragen Auf Grund der veranderten Bedingungen und des Wunsches moglichst vielen weiteren Diasporagemeinden den Bau von Raumen fur Gottesdienst und Gemeindearbeit zu ermoglichen entstand ein Neuentwurf Bartnings mit dem Namen Diasporakapelle der das Gemeindezentrum ersetzte Die Gemeinden die sich nach Umstellung des Hilfsprogramms fur ein Gemeindezentrum entschieden mussten den Differenzbetrag selbst aufbringen Insgesamt wurden 19 Gemeindezentren von 1949 bis 1951 gebaut Diasporakapelle BearbeitenDie Diasporakapelle wurde uber einem rechteckigen Grundriss mit den Massen 11 30 m 14 47 m errichtet Der Innenraum gliedert sich in einen Kirchensaal mit 150 160 Sitzplatzen und einen durch Klappwande abtrennbaren kleineren Saal mit 40 50 Platzen Im hinteren Teil des Gebaudes befinden sich die Sakristei und ein weiterer Nebenraum In der Aussenansicht passt sich das Gebaude durch ein einfaches Satteldach das an der Frontseite in ein Schleppdach ubergeht in die Umgebungsbebauung ein Als Kapelle ist das Gebaude an seinem Kreuz auf dem Dachreiteraufsatz fur die Glocke zu erkennen Die 2 70 m hohen Aussenmauern aus vor Ort verfugbaren Materialien hergestellt umschliessen die Kapelle dreiseitig Die Frontseite besteht aus einer verschalten Holzstanderkonstruktion an der sich rechts und links die Haupteingange befinden Zur indirekten Belichtung sind die beiden dreieckigen Giebelfelder gegliedert im Rhythmus der Holzstanderkonstruktion verglast Der kleine Gemeindesaal wird uber ein schmales gegliedertes Fensterband belichtet Man betritt den Kirchenraum uber einen der Eingange durch den Windfang und nimmt die eingestellte Holzstanderkonstruktion fur den Dachstuhl wahr Der Dachstuhl ist mit einer Holzverschalung versehen Auf einem Podest vor der verschalten Altarwand steht der Altar der bei Gemeindeveranstaltungen in der Altarnische mit holzernen Klappladen verschlossen werden kann Ebenfalls auf dem Podest ist ein Kanzelpult vorgesehen Der Kirchensaal war fur den Gottesdienst mit Holzbanken bestuhlt Zusatzliche Klapptische fur Gemeindeveranstaltungen sowie andere Ausstattungsstucke die nicht im Lieferumfang der seriellen Diasporakapelle enthalten waren konnten von den Gemeinden dazu bestellt werden Zwischen 1950 und 1953 wurden insgesamt 33 Diasporakapellen gebaut Standorte BearbeitenGemeindezentren Bearbeiten St Petri zu den Fischteichen Ahlhorn bis 1982 Steinfeld Oldenburg Gethsemanekirche Bakum Petruskirche Bawinkel Pauluskirche Dalum Friedenskirche Garrel Martinskirche Herzogsagmuhle St Johannes Kirche Neuenhaus Dinkel Friedenskirche Neufahrn in Niederbayern Gnadenkirche Schafhof Nurnberg Christuskirche Viechtach Friedenskirche Wettringen Adventskirche Algermissen Diasporakapellen Bearbeiten Gnadenkapelle Ascheberg Kapelle des Dorotheenstadtischen Friedhofs Berlin Kapelle vom Guten Hirten Billerbeck 1973 ersetzt durch Kirchenzentrum Pauluskirche Bilshausen Lukaskirche Birkenheide Johanneskirche Elzach Cyriakkapelle Erfurt Diasporakirche Erolzheim Gnadenkirche Gescher Thomaskapelle Lappenstuhl St Michaelskapelle Neubrandenburg Christuskirche Neusorg Kreuzkirche Pocking Notkirche Stadtallendorf Emmauskirche Sudargas Litauen bis 1996 Visbek Friedenskirche Sulzbach Lukaskirche Sundern Lukaskirche WerlteFolgebauten BearbeitenIm Zuge der Notkirchenprogramme konzipierte Bartning eine weitere Serie noch kleinerer Kapellen mit ca 95 Platzen genannt Haus der Kirche Zusammen mit weiteren kleinen Sonderbauten sind zwischen 1950 und 1952 funf nachweislich gebaut worden Zwei dieser Bauten des Typs Haus der Kirche wurden wahrend der Uranbergbauzeit Anfang der 1950er Jahre in den westerzgebirgischen Orten Johanngeorgenstadt und Oberschlema errichtet Das Gebaude in Johanngeorgenstadt entstand in einer Bergbausiedlung und wird heute als christliches Freizeitheim genutzt Das Gebaude in Oberschlema war eine Ubergangslosung nachdem aufgrund von bergbaulichen Senkungserscheinungen die bisherige Kirche nicht mehr genutzt werden konnte Die holzerne Kapelle wurde zweimal umgesetzt und dient seit 1960 als Kirche der Auer Ortsteile Auerhammer und Neudorfel 1 Es ist das einzige Bauwerk seines Typs das noch erhalten ist und als Kirche genutzt wird Das am 1 Advent 1951 eingeweihte Soderblom Haus in Sassnitz vom Typ Haus der Kirche wurde in der Nacht auf den 15 Juni 2018 durch ein Feuer bis auf die Grundmauern zerstort 2 Siehe auch BearbeitenBartning NotkircheLiteratur BearbeitenJurgen Bredow Helmut Lerch Materialien zum Werk des Architekten Otto Bartning Verlag das Beispiel Darmstadt 1983 ISBN 3 923974 00 0 Pfr J Diener 40 Jahre Gnadenkapelle Ascheberg Festschrift zum Jubilaum am 3 Advent 1990 Im Eigenverlag der Ev Kg Ascheberg Frauke Kohnert 50 Jahre Otto Bartning Kirchenprogramm Dokumentation der 48 Gemeindezentren und Diaspora Kapellen Entstanden an der Fachhochschule Trier im Rahmen eines Projektes im Eigenverlag 2000 Weblinks BearbeitenInternetseiten der Otto Bartning Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e V OBAK Karte der Bartningkirchen in DeutschlandEinzelnachweise Bearbeiten 1 Denkmal des Monats Dezember 2018 Nachruf auf ein Kleinod moderner Architektur Das Soderblom Haus in Sassnitz ein Werk von Otto Bartning im Notkirchenprogramm wurde Opfer der Flammen abgerufen am 30 Dezember 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeindezentren und Diasporakapellen von Otto Bartning amp oldid 217803501