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Das Gefallsstrafrecht zusammengefasst im Strafgesetz uber Gefallsubertretungen Gefallsstrafgesetz kurz GefStrG fruher GStG 1 fand Anwendung auf Ubertretungen der Vorschriften uber indirekte Abgaben und uber Verbringungsverbote in Osterreich ohne Ungarn Siebenburgen Dalmatien vom 1 April 1836 bis zur Ablosung durch die Reichsabgabenordnung ab 1939 2 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff der Gefallsubertretung 2 Gefallsstrafgesetz 3 Gerichtsbarkeit 3 1 Gefallsgerichte 1858 3 2 Gefallsgerichte 1938 4 Bezugnahme im geltenden Recht 5 Literatur 5 1 Sprachausgaben 5 2 Rechtsprechung 5 3 Statistik 6 EinzelnachweiseBegriff der Gefallsubertretung BearbeitenAls Gefalle wurden seit dem Mittelalter Abgaben bezeichnet die von bestimmten korperlichen Gegenstanden abfallen vgl ferner den Begriff Falligkeit Gefallsubertretungen waren zum einen Verstosse gegen Vorschriften uber indirekte Abgaben 1 GefStrG insbesondere 6 GefStrG 3 Zolle 4 Verbrauchsabgaben einschliesslich der Staatsmonopole uber Kochsalz Tabak Salniter Schiesspulver 5 und der Verzehrungssteuer 6 Gebuhren Stempel Taxen 7 Transportabgaben Glucksspielabgaben Zum anderen zahlten zu den Gefallsubertretungen Verstosse gegen Ein Aus und Durchfuhrverbote fur bestimmte Waren 2 GefStrG vgl Bannbruch wie Monopolsgegenstande 8 Kulturguter 9 oder im Rahmen der Kriegswirtschaft 10 Bei Ubertretungen handelte es sich um die schwachste Form der Straftat Eingeteilt wurden die Gefallsubertretungen in Schleichhandel schwere und einfache Gefallsubertretungen 9 GefStrG mit oder ohne Gefallsverkurzung 7 GefStrG Eine Entsprechung im heutigen osterreichischen Recht bilden die Finanzvergehen einschliesslich Finanzordnungswidrigkeiten 1 des Finanzstrafgesetzes Gefallsstrafgesetz BearbeitenDas Gefallsstrafgesetz bestand aus zwei Hauptteilen Der erste Teil enthielt das materielle Recht der Gefallsubertretungen 1 498 GefStrG darunter allgemeine Bestimmungen Schleichhandel 185 264 andere Ubertretungen 277 465 der zweite Teil regelte das Verfahren 499 934 GefStrG Konzeptionell beruhte das Gefallsstrafgesetz auf dem Gesetzbuch uber Verbrechen und schwere Polizei Ubertretungen von 1803 11 Gefallsstrafrecht fand sich auch schon vor Erlass des Gefallsstrafgesetzes in verschiedenen Bestimmungen osterreichischer Gesetze 12 Als Strafen 36 85 GefStrG waren Vermogensstrafen Geldstrafe Verfall und Arrest Freiheitsstrafe bis zu vier Jahren vorgesehen Besondere Arten der Strafverscharfung waren der Verlust von Rechten bzw Befugnissen die Abschaffung und die Bekanntmachung des Namens des Ubertreters Anzeiger und Ergreifer auch Finanzbeamte waren am Aufkommen der Vermogensstrafen beteiligt 13 Bei Kindern unter 10 Jahren war eine Bestrafung nicht moglich jedoch konnte eine Mitteilung an das zustandige Vormundschaftsgericht erfolgen welches die hausliche Zuchtigung veranlassen konnte 81 GefStrG Bei anderen Minderjahrigen war das Nichtuberschreiten des 14 Lebensjahres ein Milderungsgrund 92 Z 1 GefStrG Mit dem Untergang der Habsburger Monarchie und dem Entstehen der 1 Republik blieb auch GefStrG zunachst noch bestehen 1920 wurde die Zoll und Staats Monopolsordnung 1835 kurz ZStMO durch ein neues Zollgesetz kurz ZollG 1920 und eine Vollzugsanweisung kurz ZVA 1920 ersetzt Da das GefStrG als Blankettstrafrecht noch auf der ZStMO aufgebaut war musste dieses Gesetz ersetzt werden zumindest insoweit als es sich um Zollzuwiderhandlungen handelte Deswegen handelte es sich beim ZollG 1920 nicht nur um eine Abgabenvorschrift sondern auch um ein Zoll Strafgesetz das die einschlagigen Bestimmungen des GefStrG ersetzte Soweit es sich allerdings nicht um Verstosse gegen Zollrecht handelte blieb auch in der ersten Republik das GefStrG weiter im Rechtsbestand es waren sohin im Steuerrecht zwei verschiedene Strafrechtsgesetze anzuwendenNach dem Anschluss Osterreichs wurde das Gefallsstrafgesetz von der deutschen Reichsabgabenordnung abgelost 2 Diese wurde nach 1945 beibehalten ihre Bestimmungen zum Strafverfahren wurden jedoch 1955 vom Verfassungsgerichtshof wegen Verstosses gegen das Gebot der Trennung der Justiz von der Verwaltung Art 94 B VG als verfassungswidrig aufgehoben 14 was den osterreichischen Gesetzgeber zunachst zu einer Reform der Abgabenordnung veranlasste 15 Zum 1 Janner 1959 trat dann das Finanzstrafgesetz FinStrG in Kraft das auch das Gefallsstrafgesetz formell aufhob 16 Gerichtsbarkeit BearbeitenZur Entscheidung uber Gefallsubertretungen 516 519 846 847 GefStrG waren berufen bei minderen Straffalligkeiten 501 GefStrG mit einem Strafbetrag bis 100 fl bzw ab 1892 200 K S 17 die Finanzbehorden in dritter Instanz ab 1876 ggf der Verwaltungsgerichtshof 18 in Fallen mit einem Strafbetrag bis 3000 fl bzw 6000 K S 17 und in der Regel ohne Strafverscharfungen in erster Instanz das Gefallsbezirksgericht GBG an den Orten der Finanzbezirksdirektionen in zweiter Instanz das Gefallsobergericht GOG an den Orten der Oberlandesgerichte und in dritter Instanz das Oberste Gefallsgericht OGG am Sitz des Obersten Gerichtshofes in Wien in den ubrigen Fallen in erster Instanz das Gefallsobergericht in zweiter Instanz das Oberste Gefallsgericht Als Rechtsmittel 834 871 GefStrG standen Beschwerde Rekurs und Berufung zur Verfugung ferner Gnadengesuche Es gab bereits Moglichkeiten der strafbefreienden Selbstanzeige 477 478 GefStrG und der Verfahrenseinstellung Ablassung 541 551 GefStrG Der Verfassungsgerichtshof hat 1930 die Gefallsgerichte nicht als Gerichte sondern als Verwaltungsbehorden qualifiziert 19 da sie ausser mit unabhangigen und unabsetzbaren Richtern auch mit Verwaltungsbeamten besetzt waren 794 797 GefStrG Gefallsgerichte 1858 Bearbeiten nbsp Kaisertum Osterreich Verwaltungsgliederung nbsp Osterreich Ungarn EthnienIm Jahr 1858 gab es neben dem Obersten Gefallsgericht 9 Gefallsobergerichte mit 78 erstinstanzlichen Gefallsgerichten 61 Gefallsbezirksgerichte 17 Provinzialgefallsgerichte in Lombardo Venetien 20 GOG fur Osterreich unter und ob der Enns und Salzburg in Wien Karte Nr 8 14 10 mit 9 GBG in Wien Wiener Neustadt St Polten Korneuburg Stein Linz Ried Wels SalzburgGOG fur Steiermark Karnten Krain und das Kustenland in Graz Karte Nr 12 3 4 7 Visje pristojbinsko sodisce Dohodarstveni visji sud mit 9 GBG in Graz Bruck Marburg Klagenfurt Laibach Neustadtl Triest Gorz CapodistriaGOG fur Tirol und Vorarlberg in Innsbruck Karte Nr 13 15 mit 4 GBG in Innsbruck Brixen Trient FeldkirchGOG fur das Konigreich Bohmen in Prag Karte Nr 1 Vrchni soud duchodkovy mit 14 GBG in Prag 2 Budweis Jungbunzlau Caslau Chrudim Eger Jicin Koniggratz Leitmeritz Pilsen Pisek Saaz TaborGOG fur Mahren und Schlesien in Brunn Karte Nr 9 11 Vrchni soud duchodkovy mit 6 GBG in Brunn Ungarisch Hradisch Iglau Olmutz Troppau TeschenGOG fur das Lemberger Verwaltungsgebiet und das Herzogtum Bukowina in Lemberg Karte Nr 6 Ost 2 Skarbovo dohodovyj verhovnyj sud Zhudecu financiare appelativu mit 12 GBG in Lemberg Brzezan Kolomea Przemysl Sambor Sanok Stanislawow Stryj Tarnopol Brosy Zolkiew CzernowitzGOG fur das Krakauer Verwaltungsgebiet in Krakau Karte Nr 6 West Wyzszy sad dochodowy seit 1855 21 mit 7 GBG in Krakau Bochnia Jaslo Neu Sandec Rzeszow Tarnow WadowiceGOG fur die Lombardie in Mailand Karte Nr 19 West Giudizio superiore di finanza mit 9 PGG in Mailand Bergamo Brescia Como Cremona Lodi Mantua Morbegno PaviaGOG fur die venetianischen Provinzen in Venedig Karte Nr 19 Ost Giudizio superiore di finanza mit 8 PGG in Venedig Belluno Padua Rovigo Treviso Udine Verona VicenzaGefallsgerichte 1938 Bearbeiten Im Jahr 1938 bestanden noch 3 Gefallsobergerichte mit 7 Gefallsbezirksgerichten 22 GOG Wien mit 2 GBG Wien Linz GOG Graz mit 2 GBG Graz Klagenfurt GOG Innsbruck mit 3 GBG Innsbruck Feldkirch Salzburg Bezugnahme im geltenden Recht BearbeitenIn der osterreichischen Rechtsordnung findet sich heute noch der Begriff Gefallsstrafe in Art 3 Abs 1 EGEO 23 und eine Verweisung auf das Gefallsstrafgesetz in 5 des Gesetzes zum Schutze des Hausrechtes 24 Diese Verweisung ist heute als Verweisung auf das Finanzstrafgesetz zu verstehen 25 Literatur BearbeitenJustin Blonski Strafgesetz uber Gefallsubertretungen vom 11 Juli 1835 sammt Amtsunterricht und den Vorschriften uber die Anwendung dieses Gesetzes erlautert und durch Aufnahme sammtlicher einschlagiger Nachtragsbestimmungen Manz Wien 1881 Volltext in der Google Buchsuche Heinrich Vetter Oesterreichisches Gefallsstrafrecht Brzezowsky Wien 1889 Moritz Julius Franzl Des osterreichischen Strafgesetzes uber Gefallsubertretungen allgemeiner Theil oder die 1 184 und 466 498 V Mosle s Wtwe Wien 1838 Volltext in der Google Buchsuche Sprachausgaben Bearbeiten Italienisch Legge penale sulle contravvenzioni di finanza 1835 Polnisch Ustawa karna na przestepstwa dochodowe 1835 Terminologie 1861 S 87 Tschechisch Trestnj zakon o prestaupenjch aupadkowych 1835 auch Trestni zakon o prestupcich duchodkovych Terminologie 1850 S 86 Ruthenisch Karnyj zakon o prestupleniyah protivu skarbovym dohodam 1856 Terminologie 1851 S 100 Ungarisch Bunteto torveny a jovedeki kihagasok targyaban 1856 Terminologie 1853 S 49 Kroatisch Kazneni zakon o narusajih dohodarstvenih 1857 Terminologie 1853 S 228 Serbisch Kaznenyj zakon o dohodarstvenim narushaima 1857 Rumanisch Kodichele penale daspre abaterile financiari 1857 Rechtsprechung Bearbeiten Entscheidungen des Obersten Gefallsgerichtes im Verordnungsblatt des k k Justizministeriums Zehn Jahres Register 1904 1914 20 Entscheidungen aus den Jahren 1899 bis 1909 Kundmachungen Verurteilter in Amtsblattern wie Wiener Zeitung 1912 1923 uber 10 Falle Bote fur Tirol und Vorarlberg 1841 1916 uber 10 Falle Prager Zeitung 1841 1843 2 Falle Statistik Bearbeiten Statistisches Jahrbuch 1864 1884 Osterreichische Statistik 1887 Tab 1912 Tab Einzelnachweise Bearbeiten Strafgesetz uber Gefallsubertretungen vom 11 Juli 1835 Kundmachungspatent PGS Nr 112 1835 in Kraft getreten am 1 April 1836 a b Verfahrensuberleitung bei den Gefallsgerichten durch Verordnung vom 23 Juni 1939 RGBl I S 1046 GBl Nr 789 1939 Art 5 vgl Rudolf Muller Die indirekten Bundesabgaben in Osterreich Verlag Johann Andreas Kitzler Wien 1928 Zoll und Staatsmonopolordnung vom 11 Juli 1835 Kundmachungspatent PGS Nr 113 1835 spater Zollgesetz vom 10 Juni 1920 StGBl Nr 250 1920 mit Zollzuwiderhandlungen vgl 126 Zoll und Staatsmonopolordnung 381 ff PGS Nr 74 1829 Stampel und Tax Gesetz PGS Nr 13 1840 Gesetz uber die Gebuhren von Rechtsgeschaften Urkunden Schriften und Amtshandlungen RGBl Nr 50 1850 vgl Zolltarif RGBl 47 1882 Art VI StGBl Nr 90 1918 RGBl 66 1916 PGS Nr 33 1803 Gesetzbuch Beispiel Tabakgefallsverfassung Tabakpatent vom 8 Mai 1784 Handbuch k k Gesetze Bd 7 S 782 PGS Nr 48 1836 18 ff RGBl Nr 134 1896 kritisch etwa Die Borse vom 15 Februar 1923 S 9 VfSlg 2909 1955 BGBl Nr 248 1956 Verlangerung BGBl Nr 286 1957 BGBl Nr 129 1958 264 Z 3 a b BGBl Nr 86 1933 3 ff Josef Friedrich Ott Die Zustandigkeit des Verwaltungsgerichtshofes in Gefallsstrafsachen in Oesterreichische Zeitschrift fur Gesetzgebung und Rechtsprechung auf dem Gebiete der Verwaltungs Rechtspflege 1 1877 S 367 380 Beispiel VwSlg 120 1876 77 VfSlg 1338 1930 S 81 f nachgehend VwSlg 15194 F 1930 Hof und Staatshandbuch des Kaiserthumes Osterreich fur das Jahr 1858 Osterreich unter der Enns Osterreich ob der Enns Salzburg Steiermark Karnten Krain Kustenland Tirol mit Vorarlberg Bohmen Mahren Schlesien Galizien Bukowina Krakau Lombardei Venetien Siehe auch Adolf Ficker Die Veranderungen in der Gliederung der Justiz Behorden 1857 S 148 f RGBl Nr 167 1855 Osterreichischer Amtskalender fur das Jahr 1938 alphabetisches Sachregister Wien Oberosterreich Steiermark Karnten Tirol Vorarlberg Salzburg Einfuhrungsgesetz zur Exekutionsordnung BGBl Nr 6 1953 Wiederverlautbarung von RGBl Nr 78 1896 RGBl Nr 88 1862 BGBl Nr 129 1958 263 vgl zuvor VfSlg 1811 1949 S 194 f Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gefallsstrafrecht amp oldid 233808398