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Als Gastrektomie griechisch gastrektomh vergleiche altgriechisch gasthr gaster und die Ektomie oder totale Magenresektion wird im medizinischen Sprachgebrauch die vollstandige Entfernung Totalexstirpation oder totale Exstirpation des Magens bezeichnet Sie wird in der Regel zur Behandlung des Magenkarzinoms erforderlich Abzugrenzen ist die totale Gastrektomie von der Magenresektion bei der nur ein Teil des Magens entfernt wird zur Behandlung gutartiger Erkrankungen des Magens und Zwolffingerdarms Duodenum Die ersten Gastrektomien fuhrten Phineas S Connor aus Cincinnati am 7 Dezember 1883 mit todlichem Ausgang 1 2 und ebenfalls mit fatalem Ausgang Jules Emile Pean 3 sowie erfolgreich allerdings unter Zurucklassung eines winzigen Magenschleimhautanteils bei der 14 Monate nach der Operation an Metastasen gestorbenen Patientin 4 Carl B Schlatter am 6 September 1897 als vertretender Oberarzt von Rudolf Ulrich Kronlein in Zurich 5 und C B Brigham im Februar 1898 in San Francisco 6 durch 7 Mit Schlatters totaler Gastrektomie war bewiesen dass ein Leben ohne Magen moglich ist Inhaltsverzeichnis 1 Indikationen 2 Schmerzausschaltung Lagerung und Zugang 3 Entfernung des Magens und Lymphadenektomie 4 Magenersatz 4 1 Osophagoduodenostomie mit Dunndarminterposition 4 2 Dunndarmschlinge mit Ersatzmagenbildung Osophagojejunostomie 4 3 Einfache Dunndarmschlinge 5 Risiken und Komplikationen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseIndikationen Bearbeiten nbsp Makroskopischer Aufbau des Magens E Osophagus 1 Fundus 2 grosse Kurvatur 3 Korpus 5 Antrum 6 Pylorus 7 Incisura angularis 8 kleine Kurvatur 9 Schleimhautfalten durch Fensterung D Duodenum nbsp Lagebeziehung zwischen Zwolffingerdarm und Bauchspeicheldruse Pankreaskopf li schwanz re im BildEine absolute Indikation zur Gastrektomie ist das kurativ entfernbare Magenkarzinom es sei denn der Allgemeinzustand des Patienten lasst einen so grossen Eingriff nicht zu Nur in Ausnahmefallen wenn ein sehr kleiner Tumor Stadium bis T1 nahe am Magenausgang Antrum liegt kann eine 4 5 Magenresektion durchgefuhrt werden Regelhaft gehort zur Tumor Gastrektomie die systematische Lymphknotenausraumung je nach Lage und Grosse des Tumors muss gegebenenfalls eine erweiterte Gastrektomie vorgenommen werden Haufig wird hier die Milz und der Schwanz der Bauchspeicheldruse mitentfernt abdominal erweiterte linksregionale Gastrektomie Bei sehr distal gelegenem Tumor muss gegebenenfalls der Zwolffingerdarm Duodenum und der Kopf der Bauchspeicheldruse teilweise entfernt werden partielle Duodenopankreatektomie man spricht dann von einer abdominal erweiterten rechtsregionalen Gastrektomie Als transmediastinal erweiterten Gastrektomie wird die Gastrektomie mit Entfernung des unteren Drittels der Speiserohre bezeichnet Dieser Eingriff ist bei sehr hohem Tumorsitz im Bereich der Cardia erforderlich Selten ergeben sich Indikationen zur Gastrektomie bei gutartigen Erkrankungen Das Mallory Weiss Syndrom ist eine blutende hamorrhagische Entzundung der Schleimhaut im unteren Bereich der Speiserohre Osophagus und oder im Bereich des Mageneingangs Kardia und kann im Extremfall zu anderweitig nicht stillbaren Massenblutungen fuhren Das Ulcus Dieulafoy ist ein seltenes hoch an der Kardia sitzendes Magengeschwur gelegentlich mit heftiger arterieller Blutung gelingt hier eine endoskopische Blutstillung nicht muss gegebenenfalls notfallmassig eine Gastrektomie erfolgen 8 Schmerzausschaltung Lagerung und Zugang BearbeitenDie Gastrektomie wird ausschliesslich in Intubationsnarkose vorgenommen Ein zusatzlich vor der Operation praoperativ gelegter Peridural Katheter hilft wahrend und nach der Operation unter anderem bei der Schmerzausschaltung Der Eingriff wird in Ruckenlagerung mit etwas Uberstreckung der unteren Brustwirbelsaule durchgefuhrt Als Zugang kann der Oberbauchlangsschnitt mediane Oberbauchlaparotomie bei schlanken Patienten ausreichen eine bessere Ubersicht bietet eine Kombination aus Langs und Querlaparotomie im Sinne eines auf dem Kopf stehenden T Hiermit lasst sich auch eine der oben beschriebenen Erweiterungen ohne Probleme durchfuhren Das Operationsfeld wird durch ein so genanntes Retraktorsystem offen gehalten Im Falle der erforderlichen transmediastinalen Erweiterung muss der Zugang gelegentlich um eine rechtsseitige Eroffnung des Brustkorbs Thorakotomie erganzt und die Operation als Zweihohleneingriff Brusthohle und Bauchhohle eroffnet durchgefuhrt werden Neben der offenen chirurgischen Technik kann die Gastrektomie auch vollstandig laparoskopisch erfolgen Entfernung des Magens und Lymphadenektomie Bearbeiten nbsp Ubersicht uber den Magen Darm Trakt Milz nicht dargestellt liegt links hinter dem Magen Die Gastrektomie beginnt mit der Ablosung des linken Leberlappens vom Zwerchfell zur Freilegung des unteren Osophagus um vorab festzustellen ob der Eingriff abdominal durchfuhrbar ist oder eine Thorakotomie notig wird Dann wird das grosse Netz Omentum majus vom Dickdarm abgelost und somit die Bursa omentalis eroffnet Jetzt kann die Ausbreitung des Tumors in das Retroperitoneum beurteilt werden also in Richtung Bauchspeicheldruse und linker Niere Die Blutversorgung der grossen Kurvatur s erstes Bild bestehend aus der Arteria gastroomentalis dextra und der Arteria gastroomentalis sinistra sowie den begleitenden Venen wird abgangsnah durchtrennt Es folgt die Eroffnung des kleinen Netzes Omentum minus das Aufsuchen der Arteria gastrica dextra nahe am Pylorus und Durchtrennen derselben Der obere Zwolffingerdarm wird nun knapp unterhalb des Pylorus durchtrennt hierzu wird meist ein Klammernahtgerat Stapler verwendet Im Bereich der durchtrennten Arterienstumpfe nahe der Bauchschlagader Aorta abdominalis wird nun mit der Lymphadenektomie begonnen Hierbei wird das lymphknotenhaltige Bindegewebe uber der Leberarterie Arteria hepatica communis der Milzarterie Arteria splenica entlang der Oberkante der Bauchspeicheldruse und der Zwolffingerdarm Arterie Arteria gastroduodenalis entfernt und diese Arterien somit vollig freigelegt Am gemeinsamen Ursprung dieser Arterien Truncus coeliacus wird das Lymphgewebe bis zur Bauchschlagader entfernt Die kurzen Arterien zwischen Milz und Magen Arteriae gastricae breves werden jetzt durchtrennt und die grosse Kurvatur bis zur Speiserohre freigelegt Im Fall der linksregionalen Erweiterung werden die kurzen Arterien belassen und die Milz an Gefassstiel abgesetzt Nun kann der Endabschnitt der Speiserohre ebenfalls mit einem Stapler durchtrennt werden Als Praparat entfallen nun en bloc der Magen das grosse Netz und die Milz Magenersatz Bearbeiten nbsp Gastrektomie mit DunndarminterponatEs existieren etwa 100 Methoden fur den plastischen 9 Magenersatz 10 11 Hier werden daher nur die drei wichtigen Grundformen erlautert Osophagoduodenostomie mit Dunndarminterposition Bearbeiten Zwischen Osophagus und Duodenalstumpf wird ein isoliertes an seiner Gefassversorgung belassenes Teilstuck des Dunndarms Jejunum eingenaht Bevorzugt wird wegen seiner guten Beweglichkeit das Jejunum verwendet Die Verbindung zwischen Osophagus und dem Interponat Osophago Jejunostomie kann als End zu Seit Anastomose oder mit einer zusatzlichen Jejunoplicatio einer Umschlingung der Anastomose mit dem oberen Dunndarmteil ausgefuhrt werden Diese hat den Zweck als Ersatz fur die Ventilfunktion der Kardia einen Reflux zu verhindern Erstmal angewendet wurde die Jejunum Interposition 1935 12 durch den Japaner T Seo Dunndarmschlinge mit Ersatzmagenbildung Osophagojejunostomie Bearbeiten Analog dem Vorgehen bei der Billroth II Resektion kann eine Jejunumschlinge am Osophagus anastomosiert werden Durch eine lange Seit zu Seit Anastomose dieser Schlinge dicht unterhalb der Osophagojejunostomie kommt eine Art Reservoir zustande im Sinne eines Ersatzmagens Auch hier wird eine Braunsche Fusspunktanastomose angelegt Der Duodenalstumpf wird blind verschlossen Einfache Dunndarmschlinge Bearbeiten Hier wird das obere Jejunum an einer geeigneten Stelle durchtrennt Die distale abfuhrende Schlinge wird zum Osophagus hochgezogen und mit diesem mit oder ohne Jejunoplicatio anastomosiert Das Ende der zufuhrenden Schlinge wird End zu Seit mit der abfuhrenden Schlinge verbunden Roux Y Anastomose Der Duodenalstumpf wird ebenfalls blind verschlossen Risiken und Komplikationen BearbeitenWahrend die Mortalitat des Eingriffs ursprunglich etwa 50 betrug wurde bis 1955 eine Senkung auf unter 5 erreicht 13 Unspezifische Operationsrisiken sind intra und postoperative Blutung Blutkonserven mussen bereitgehalten werden Wundheilungsstorungen Entstehung von Narbenbruchen Hernien Thrombose Lungenembolie und postoperative Lungenentzundung Spezifische Risiken sind Verletzungen der Gallenwege der Leber der Milz falls nicht ohnehin entfernt und der linken Niere Die Gefahr einer Anastomoseninsuffizienz ist besonders an der Osophagusanastomose relativ hoch und kann nur durch genaueste Beachtung der Durchblutung und absolute Spannungsfreiheit vermieden werden Ausser einer Peritonitis droht hier ggf auch eine mindestens ebenso gefahrliche Mediastinitis wenn die Anastomose oberhalb des Zwerchfells liegt Die Komplikation der Anastomoseninsuffizienz ist nachgewiesenermassen auch bakteriell bedingt und kann durch eine lokale antimikrobielle Prophylaxe Dekontamination vermieden werden 14 15 16 Spatkomplikationen auch agastrisches Syndrom genannt sind zum einen die perniziose Anamie aufgrund des Fehlens von Vitamin B12 welches nur durch den in der Magenschleimhaut gebildeten intrinsischen Faktor aufgenommen werden kann Zur Prophylaxe muss alle drei Monate Vitamin B12 injiziert werden da es peroral durch den fehlenden Magen nicht mehr verwertet werden kann Zum anderen kann es zur Ausbildung eines Dumping Syndroms durch Wegfall der Reservoirfunktion des Magens bei Aufnahme grosser kohlenhydratreicher Nahrungsmengen kommen Beim Fruhdumping entziehen die im Dunndarm befindlichen Kohlenhydrate dem Gefasssystem Wasser was zusammen mit einer Stimulation des Parasympathikus zu einem Blutdruckabfall bis hin zum Volumenmangelschock fuhren kann Das Spatdumping entsteht dagegen ca 2 Stunden nach Nahrungsaufnahme durch uberschiessende Insulinsekretion was zu Herzrasen und Hypoglykamie fuhrt Meistens verschwinden die Beschwerden mit der Zeit durch Gewohnung und Anpassung der Ernahrungsgewohnheiten Literatur BearbeitenRudolf Haring H Franke Gastrektomie und Kardiaresektion beim Magenkarzinom Thieme Stuttgart 1970 J C Hemmeter The first complete removal of the human stomach in America Probably also the first total gastrectomy in the world In New York Medical Record 1898 S 409 ff S Kitano H K Yang Laparoscopic Gastrectomy for Cancer Springer 2012 ISBN 978 4 431 54002 1 Franz X Sailer Die totale Magenresektion In Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Hrsg von Franz X Sailer und Friedrich W Gierhake Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 58 60 J R Siewert A H Holscher J Lange et al Eingriffe beim Magenkarzinom In Breitner Hrsg F Gschnitzer et al Chirurgische Operationslehre Band IV Chirurgie des Abdomens 2 2 Auflage Verlag Urban amp Schwarzenberg Munchen Wien Baltimore 1989 ISBN 3 541 14442 4 E Uhlhorn Totale Exstirpation des Magens In Archiv fur Klinische Chirurgie Band 144 1927 S 593 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gastrektomie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Phineas Sanborn Connor Society proceedings Cancer of the stomach gastrostomy gastroenterostomy In Med News Philadelphia Band 45 1884 S 576 580 P S Connor Report of a case of complete resection of the stomach In Med News N Y Badn 45 1884 S 578 ff Barbara I Tshisuaka Pean Jules Emile In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1119 Franz X Sailer Die totale Magenresektion In Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Hrsg von Franz X Sailer und Friedrich W Gierhake Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 58 60 Carl Schlatter Uber Ernahrung und Verdauung nach vollstandiger Entfernung des Magens Oesophagoenterostomie beim Menschen In Bruns Beitrage zur klinischen Chirurgie Band 19 1897 S 757 776 C B Brigham Case of removal of the entire stomach for carcinoma Successful esophago duodenostomy Recovery In Boston med surg J 138 18 1898 S 415 419 Max Raab Federico Gutierrez Ubersicht uber die Entwicklung des Magenersatzes nach Gastrektomie In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 5 1987 S 271 310 hier S 272 f Vgl auch S D Wilson Edwin Homer Ellison Survival in patients with the Zollinger Ellison syndrome treated by total gastrectomy In American Journal of Surgery Band 111 1966 S 787 ff Vgl etwa V Hoffmann Eine Methode des plastischen Magenersatzes In Zentralblatt fur Chirurgie Band 50 1923 S 633 ff Vgl etwa A J Hunnicut Replacing Stomach After Total Gastrectomy with Right Ieocolon In Archiv of Surgery Band 65 1952 S 1 ff Max Raab Federico Gutierrez Ubersicht uber die Entwicklung des Magenersatzes nach Gastrektomie In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 5 1987 S 271 310 Max Raab Federico Gutierrez Ubersicht uber die Entwicklung des Magenersatzes nach Gastrektomie In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 5 1987 S 271 310 hier S 291 K Nakayma Die Beurteilung verschiedener operativer Methoden fur die totale Gastrektomie In Der Chirurg Band 26 1955 S 266 ff HM Schardey T Kamps HG Rau S Gatermann G Baretton FW Schildberg Bacteria a major pathogenic factor for anastomotic insufficiency In Antimicrob Agents Chemother 1994 Nov 38 11 S 2564 2567 HM Schardey U Joosten U Finke KH Staubach R Schauer A Heiss A Koistra HG Rau R Nibler S Ludeling K Unertl G Ruckdeschel H Exner FW Schildberg The prevention of anastomotic leakage after total gastrectomy with local decontamination A prospective randomized double blind placebo controlled multi center trial In Ann Surg 1997 Feb 225 2 S 172 180 AD Olivas BD Shogan V Valuckaite A Zaborin N Belogortseva M Musch F Meyer WL Trimble G An J Gilbert O Zaborina JC Alvery Intestinal tissues induce an SNP mutation in Pseudomonas aeruginosa that enhances its virulence possible role in anastomotic leak In PLOS ONE 2012 7 8 S e44326 doi 10 1371 journal pone 0044326Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gastrektomie amp oldid 238536350