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Die Gul Moschee turkisch Gul Camii dt Rosenmoschee ist eine ehemalige byzantinische Kirche in Istanbul die in osmanischer Zeit zur Moschee umgebaut wurde Blick auf die Moschee von der Ataturk Brucke Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Zuschreibung 3 Geschichte 3 1 Byzantinisches Zeitalter 3 2 Osmanische Zeit 4 Architektur 4 1 Ausseres 4 2 Inneres 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Bauwerk liegt im Stadtviertel Aykapi im Stadtbezirk Fatih an der Vakif Mektebi Sokak Diekt gegenuber liegt die Molla Husrev Camii Die Kirche wurde am Ende des Tales errichtet das den vierten und den funften Hugel Konstantinopels trennt Von hier aus kann man das Goldene Horn uberblicken 1 Zuschreibung Bearbeiten nbsp Zeichnung der Moschee aus dem Jahr 1877 von A G PaspatesDas Gebaude ist eines der bedeutendsten religiosen byzantinischen Bauwerke in Konstantinopel Die lange als sicher geltende Zuschreibung und das Erbauungsdatum werden seit einigen Jahren unter Wissenschaftlern diskutiert Lange galt das Gotteshaus als Kirche des Nonnenklosters Sankt Theodosia griechisch Monh ths Agias 8eodosias en tois De3iokratoys Mone tis Hagias Theodosias en tois Dexiokratous oder als Teil des Klosters Christos Euergetes griechisch Monh toy Xristoy toy Eyergetoy Mone tou Christou tou Euergetou 2 Seit den Aufzeichnungen von Stephan Gerlach im 15 Jahrhundert galt das Bauwerk als Kirche des Klosters Hagia Theodosia en tois Dexiokratous Zu Beginn des 20 Jahrhunderts identifizierte Jules Pargoire die Kirche als Teil des Klosters Hagia Euphemia en tō Petriō das wahrend der Amtszeit von Basileios I 867 886 erbaut worden war Der deutsche Archaologe Hartmut Schafer untersuchte in den 1960er Jahren das Kellergeschoss der Kirche und schatzte das Erbauungsdatum auf die Zeit zwischen dem Ende des 11 und der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts Fur ihn war das Gebaude in der Komnenen Zeit erbaut worden und Teil des Klosters Christos Euergetes 3 4 Er schloss die Moglichkeit aus dass die Gul Moschee der Ort war an den der Leichnam der hl Theodosia von Konstantinopel zum Ende des byzantinischen Bilderstreits gebracht wurde 5 raumte aber ein dass das Gebaude moglicherweise zu einem spateren Zeitpunkt der Hagia Theodosia geweiht war 6 In der neueren Forschung wird die Moschee inzwischen tatsachlich eher dem Kloster Christos Euergetes zugeschrieben 7 Geschichte BearbeitenByzantinisches Zeitalter Bearbeiten nbsp Blick in das Innere der MoscheeZu Beginn des Bilderstreits soll der byzantinische Kaiser Leo III den Befehl gegeben haben eine Christusikone vom Haupttor des Grossen Palastes abzunehmen 8 Der Beamte Spatharios sollte den Befehl ausfuhren doch eine Gruppe von Frauen beobachtete den Mann und die Nonne Theodosia schritt ein und sturzte ihn von der Leiter Der Beamte starb Theodosia wurde verhaftet und hingerichtet Ob die Uberlieferung der Wahrheit entspricht konnte bisher nicht geklart werden 9 Zum Ende des Bilderstreits wurde Theodosia als Martyrerin und Heilige verehrt Ihr Leichnam soll exhumiert und zur Verehrung in die Kirche Hagia Euphemia en tō Petriō gebracht worden sein Die lag im Viertel Dexiokratiana das nach dem Besitzer der Hauser Dexiokrates benannt war 10 Die Kirche und das gleichnamige Kloster waren von Kaiser Basileios I zum Ende des 9 Jahrhunderts nach Chr errichtet worden Die hl Euphemia war nahe dem Kloster Christos Euergetes bestattet dessen Entstehungsdatum unbekannt ist Es ist nur sicher dass es zwischen 1104 und 1108 von dem Protosebastos Johannes Komnenos Sohn von Andronikos I und Bruder des Mitkaisers Johannes Komnenos auf einem Unterbau aus dem fruhen elften Jahrhundert erneuert wurde 3 7 Seine Lage beschrieb der byzantinische Geschichtsschreiber Niketas Choniates im Jahr 1204 9 6 Von einem Frauenkloster im Petrion in dem die Reliquien der heiligen Theodosia in einem silbernen Sarg aufbewahrt wurden erzahlen auch die Aufzeichnungen eines Russen der im Jahre 1200 Konstantinopel besucht hat 9 6 Ausserdem berichten mehrere Synaxarien von Theodosia von Konstantinopel und der Hagia Euphemia bzw einem Kloster 9 6Am 12 April 1204 sammelte sich wahrend des vierten Kreuzzuges die venezianische Flotte im Goldenen Horn vor dem Kloster von Euergetes 3 Wahrend des Lateinischen Kaiserreichs hatte die Marine ihren Ankerplatz vor dem Kloster und der Hafen wurde von Michael VIII nach der Wiedererrichtung des byzantinischen Kaiserreichs hierher verlegt Viele Reliquien des Klosters wurden von den Kreuzfahrern geplundert und stehen heute in Kirchen in ganz Europa 3 Die Verehrung der hl Theodosia nahm immer starker zu und deshalb wurde die Kirche wohl im 11 Jahrhundert nach ihr benannt Seitdem der Gedenktag der hl Theodosia von Tyros auf dem 29 Mai liegt ist dieser Tag auch Gedenktag der hl Theodosia von Konstantinopel Der neue Name der Kirche wird erstmals 1301 erwahnt Nach dem 11 Jahrhundert tauchte die Kirche der Hagia Euphemia nicht mehr auf 11 Die hl Theodosia wurde zu einer der beliebtesten Heiligen des alten Konstantinopel und vor allem von gebrechlichen Menschen angerufen Die Bekanntheit stieg 1306 nach der Genesung eines Taubstummen 10 Immer wieder wurde die Kirche in Aufzeichnungen von russischen Pilgern genannt die die Stadt im 14 und fruhen 15 Jahrhundert besuchten gelegentlich aber auch mit der nahen Kirche Christ Euergetes verwechselt 12 Zwei Mal pro Woche gab es Prozessionen durch die umgebenden Strassen Bei dieser Gelegenheit wurden die Reliquien der Kirche durch die Strassen getragen Es folgte dahinter eine grosse Anzahl von Menschen mit Gebrechen die fur ihre Genesung beteten nbsp Sudwestliche Galerie mit holzerner SultanslogeLetztmals erwahnt wurde die Kirche am 28 Mai 1453 Dieser Tag war nicht nur der Vortag des Gedenktages der hl Theodosia sondern auch der Vortag der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen Kaiser Konstantin XI und der Patriarch von Konstantinopel kamen zum Beten in die Kirche die wegen der anstehenden Feierlichkeiten mit Rosengirlanden geschmuckt war Wahrend der Kaiser in die entscheidende Schlacht zog blieben viele Menschen in der Kirche und beteten fur die Rettung der Stadt Am nachsten Morgen drangen die osmanischen Truppen in Konstantinopel ein und erreichten das mit Rosen geschmuckte Gebaude 13 Dies soll der Grund gewesen sein warum die Eroberer die Moschee spater Rosenmoschee nannten Die Reliquien wurden entsorgt und der Leichnam der Heiligen den Hunden zum Frass vorgeworfen 14 Osmanische Zeit Bearbeiten Nach der osmanischen Eroberung wurde das Kellergeschoss des Bauwerks als Marinewerft genutzt Ob das Gebaude aufgrund eines Feuers eines Erdbebens oder der Eroberung der Stadt verfallen war ist nicht bekannt 15 Nahe dem Gebaude grundete der Schaich al Islam Molla Husrev Mehmet Effendi eine religiose Stiftung und liess eine kleine Moschee und ein Hamam errichten 16 Im Jahr 1490 wurde die zerstorte Kirche in nur sechs Monaten wieder aufgebaut und zur Moschee umgewidmet 16 Im Jahr 1509 wurde die Kuppel vermutlich bei einem Erdbeben zerstort und durch ein holzernes Dach ersetzt und in dieser Form 1557 von Melchior Lorichs gezeichnet 17 7 Sie wurde wohl wahrend der Regierungszeit von Selim II zwischen 1566 und 1574 wiederhergestellt Ausserdem wurde von Hassam Pascha einem Lieferanten der osmanischen Marine ein Minarett gebaut 16 18 Zwischen 1573 und 1578 besichtigte der deutsche Geistliche Stephan Gerlach die Moschee und identifizierte sie als Theodosiakirche In diesem Jahrhundert predigte auch Gul Baba in der Moschee der hier auch bestattet wurde Anm 1 Es ist moglich dass die Moschee auch nach ihm benannt wurde Im 17 Jahrhundert wurde das Bauwerk mehrfach bei Erdbeben beschadigt und von Sultan Murad IV restauriert Dabei wurde die Kuppel mit den Pendentifs erneuert nahezu die gesamte Westseite die Joche im Sudwesten und im Nordwesten und das Minarett 19 Das Gebaude wurde bei dem Grossbrand in der Stadt im Jahr 1782 verschont und Anfang des 19 Jahrhunderts von Mahmud II restauriert Dabei liess der Sultan auch einen holzernen Sultansthron installieren 19 Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Blick auf die Apsiden im SudwestenDas Gebaude ruht auf einem Kellergeschoss mit hohen Gewolben das in byzantinischer Zeit auch fur sakulare Zwecke genutzt wurde Das Mauerwerk des Kellergeschosses wurde aus Ziegelsteinen in einer speziellen Technik gemauert die typisch fur die mittlere Epoche der byzantinischen Architektur war Bei dieser Technik werden Ziegelsteine in einem dicken Mortelbett verlegt Dabei ist die Mortellage bis zu drei Mal dicker als die Ziegellage 20 Die Kreuzkuppelkirche ist von Nordwesten nach Sudosten ausgerichtet Sie ist 26 Meter lang und 20 Meter breit und wird von funf Kuppeln uberragt eine uber dem Mittelschiff und vier kleinere auf den Gebaudeecken 21 Die zentrale Kuppel mit dem niedrigen fensterlosen Tambour ist osmanischen Ursprungs genauso wie die vier Bogen die die Kuppel tragen Die ursprungliche Kuppel derjenigen der Kalenderhane Moschee ahnlich wurde von einem schmalen Tambour mit Fenstern getragen 22 An der sudostlichen Fassade sitzt eine zentrale siebenseitige Apsis flankiert von zwei dreiseitigen Apsiden die mit ubereinander liegenden Blendnischen gegliedert sind Die zentrale Apsis ist wohl aus einer spaten byzantinischen Epoche da ihr die oberste Lage der Blendnischen fehlt die das ornamentale Mauerwerk und die seitlichen Apsiden schmucken 21 Uber den Nischen lauft ein Gesims Der Stil der seitlichen Apsiden erinnert stark an die der Pantokrator Kirche und ist ein weiterer Grund fur eine spatere Datierung des Gebaudes Inneres Bearbeiten nbsp Grundriss im Erdgeschoss 1912 Das Innere der Moschee wurde im 18 Jahrhundert verputzt und gestrichen Man betritt das Gotteshaus uber einen holzernen Vorbau der zu einem niedrigen Narthex mit Tonnengewolbe fuhrt Vor dort fuhrt eine dreibogige Arkade zu einem schmalen Schiff das von Galerien flankiert wird die bis in die Kreuzarme fuhren Die Galerien sitzen auf einer dreibogigen Arkade mit quadratischen Pfeilern Das Kirchenschiff endet in der zentralen Apsis die von zwei kleineren flankiert wird Die sudostliche Ausrichtung der Apsis erlaubte die Installation eines Mihrab Jede Galerie endet in einer schmalen Kapelle die uber Prothesis und Diakonikon liegen Beide Kapellen werden von halbkugelformigen Kuppeln uberragt die direkt uber den Pendentifs liegen 21 Licht dringt durch die funf Fensterreihen von denen drei zu den Galerien gehoren einige Fenster wurden erst in osmanischer Zeit gebrochen In den beiden ostlichen Kuppelpfeilern sitzen kleine Kammern In der sudlichen Kammer liegt mutmasslich das Grab des osmanischen Geistlichen Gul Baba Uber dem Eingang steht in einer osmanischen Inschrift Grab des Apostel Junger des Jesus Friede sei mit ihm die den religiosen Synkretismus des 16 Jahrhunderts in Istanbul belegt 23 Die Kammer konnte ursprunglich das Grab der hl Theodosia gewesen sein Die im 19 Jahrhundert entstandene Uberlieferung dass in einem der Pfeiler das Grab des letzten byzantinischen Kaisers versteckt sein soll entbehrt allerdings jeder Grundlage 19 Mit der Eski Imaret Moschee und der Vefa Kilise Moschee gehort die Gul Moschee zu den bedeutendsten Kreuzkuppelkirchen in Istanbul 24 Literatur BearbeitenAlexander van Millingen Byzantine Churches of Constantinople MacMillan amp Co London 1912 Raymond Janin La Geographie Ecclesiastique de l Empire Byzantin Teil 1 Le Siege de Constantinople et le Patriarcat Oecumenique Band 3 Les Eglises et les Monasteres Institut Francais d Etudes Byzantines Paris 1953 Hartmut Schafer Die Gul Camii in Istanbul Wasmuth Tubingen 1973 ISBN 978 3 8030 1706 2 zugleich Dissertation an der Universitat Gottingen Wolfgang Muller Wiener Bildlexikon zur Topographie Istanbuls Byzantion Konstantinupolis Istanbul bis zum Beginn des 17 Jahrhunderts Wasmuth Tubingen 1977 ISBN 978 3 8030 1022 3 Richard Krautheimer Architettura paleocristiana e bizantina Einaudi Turin 1986 ISBN 88 06 59261 0 Leslie Brubaker John Haldon Byzantium in the Iconoclast era ca 680 850 Cambridge University Press Cambridge 2011 ISBN 978 0 521 43093 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gul Moschee Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Byzantium 1200 Gul Mosque Fotos der Moschee pbase comAnmerkungen Bearbeiten Gul Baba ist nicht identisch mit dem osmanischen Dichter Gul Baba vgl Schafer 1973 S 30Einzelnachweise Bearbeiten Janin 1953 S 135 Muller Wiener 1977 S 140 a b c d Schafer 1973 S 84 Janin 1953 S 151 Schafer 1973 S 83 Schafer 1973 S 89 a b c Stephane Yerasimos Konstantinopel Istanbuls historisches Erbe Konemann Koln 2000 S 91 Schafer 1973 S 82 a b c d Sofia Kotzabassi Das hagiographische Dossier der heiligen Theodosia von Konstantinopel Band 21 Byzantinisches Archiv De Gruyter 2009 ISBN 978 3 11 021986 9 S 2 ff a b Janin 1953 S 151 Janin S 151 Schafer 1973 S 84 Van Millingen 1912 S 169 Van Millingen 1912 S 169 Schafer 1973 S 86 a b c Muller Wiener 1977 S 142 Semavi Eyice Gul Camii In Islam Arastirmalari Merkezi Hrsg Turkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi Band 14 S 223 225 Van Millingen 1912 S 143 a b c Muller Wiener 1977 S 143 Krautheimer 1986 S 400 a b c Van Millingen 1912 S 172 Schafer 1973 S 86 Van Millingen 1912 S 170 Schafer 1973 S 67 6941 026666666667 28 9565 Koordinaten 41 1 36 N 28 57 23 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gul Moschee amp oldid 234883296