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Die Funkstation Kamina war eine Sende und Empfangsanlage fur drahtlose Telegrafie Loschfunkensender in der deutschen Kolonie Togo Funkstation Kamina Funkstation Kamina in Togo zeitgenossische Postkarte Funkstation Kamina in Togo zeitgenossische Postkarte BasisdatenOrt KaminaRegion PlateauxStaat TogoHohenlage 386 m7 505623 1 170541 Koordinaten 7 30 20 2 N 1 10 13 9 OVerwendung FernmeldeanlageBesitzer Deutsches KaiserreichAbriss 1914Daten zur SendeanlageAnzahl an Turmen Masten 9Hohe der Turme Masten 3 75 m 6 120 mBauzeit 1911 1914Betriebszeit Juli 1914 August 1914Sendetyp RichtfunkStilllegung August 1914Weitere DatenInbetriebnahme Ende Juli 1914PositionskarteFunkstation Kamina Togo Funkstation Kamina Ihr Standort befand sich nahe dem Dorf Kamina Die nachstgelegene grossere Ansiedlung war Atakpame Die Station wurde durch das deutsche Unternehmen Telefunken im Auftrag der deutschen Reichsregierung von 1911 bis 1914 geplant und gebaut In ihrer Grosse und Lage war die Station als Knoten und Vermittlungspunkt fur andere deutsche Kolonialfunkstellen konzipiert Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs in Togo wurde sie durch das Betriebspersonal selbst zerstort Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Standortwahl und Aufbau 3 Probebetrieb und Endausbau 4 Kriegsbetrieb und Zerstorung 5 Bilanz 6 Rekonstruktion 7 Fotos der Stationsuberreste 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweisePlanung Bearbeiten nbsp Deutsche Funkstellen in Afrika und Europa um 1914Im Ausschuss fur gemeinsame Arbeit auf dem Gebiet der Funktelegraphie der deutschen Reichsregierung empfahlen Vertreter von Heer Marine und Kolonien am 9 Dezember 1910 die Aufnahme von Funkversuchen in der Kolonie Togo Zuvor waren bereits Versuche per Schiff vor der Kuste Kameruns unternommen worden die jedoch nicht zufriedenstellend verlaufen waren Die Experten der Firma Telefunken erachteten die Region um Atakpame in Togo hingegen als aussichtsreich Als Platz fur die Empfangsstation sollte zunachst Anae nordlich von Atakpame dienen Mit der Durchfuhrung wurde Freiherr Anton von Codelli betraut der zusammen mit zwei Militarangehorigen und drei Monteuren am 15 Februar 1911 in Togo eintraf Das Material zur Errichtung einer Versuchsstation befand sich ab April 1911 vor Ort Mit Hilfe des ortlichen Gouvernements wurden 120 afrikanische Arbeiter und 150 Trager fur Telefunken zwangsrekrutiert Ihr Tageslohn betrug zwischen 50 und 75 Pfennig was auch im damaligen Vergleich sehr gering war In der britischen Nachbarkolonie Goldkuste erhielten Einheimische fur vergleichbare Arbeiten umgerechnet 2 Mark 1 Die im Rahmen des kolonialen Herrschaftsverhaltnisses bestehende Ausbeutung von Arbeitskraften wurde durch Telefunken voll in Anspruch genommen 2 Nachdem im ersten Halbjahr 1911 mehrere Ruckschlage durch Sturmschaden hinzunehmen waren gelang am 7 Juni 1911 eine Funkverbindung mit der Funkstation Nauen bei Berlin Die Antenne wurde provisorisch per Fesselballon in Position gebracht Daraufhin erhielt Codelli den Auftrag zum Ausbau einer dauerhaften Station Standortwahl und Aufbau BearbeitenAufgrund besserer Topographie und Transportverhaltnisse sowie ausreichender Wasserversorgung wurde eine Flache bei Atakpame als endgultiger Bauplatz ausgewahlt Der Platzbedarf betrug anfangs etwa 1600 300 Meter zwischen den Dorfern Auju und Kamina Die Richtung nach Berlin war frei von naher liegenden Bergen Die Entfernung zur Hinterlandbahn bei Agbonu betrug 3 5 Kilometer Die direkte Verkehrsanbindung wurde durch den Bau einer Feldbahn mit einer Spurweite von 600 Millimetern sichergestellt auf der eine benzolbetriebene Lokomotive des Herstellers Deutz fuhr 3 Das Wasser zur Kuhlung und Dampferzeugung der Maschinen konnte ein nahe gelegener Bach bieten Auf dem Bauplatz entstanden unter anderem eine Kohlerei Tischlerei Ziegelei sowie eine Schmiede Zur Arbeit wurden Einheimische vom Volk der Kabre aus dem Norden der Kolonie verpflichtet Zunachst wurden drei Gittermasten mit einer Hohe von jeweils 75 Metern errichtet fur die insgesamt neun Befestigungsfundamente gebaut wurden fur drei Drahtseil Abspannungen pro Turm Hinzu kam ein Erdnetz aus verzinktem Eisendraht sowie fast 300 Telegraphenstangen fur das gerichtete elektrische Gegengewicht 4 Da fur den Bau und den spateren Betrieb Brennholz statt Kohle verwendet wurde kam es zur erheblichen Abholzung der ohnehin nur schwach bewaldeten Region um Kamina Probebetrieb und Endausbau Bearbeiten nbsp Funkmast und Gebaude der Funkstation Kamina 1914Der Probebetrieb wurde abermals durch Sturmschaden verzogert diesmal allerdings am anderen Ende der Funkstrecke in Nauen Ausserdem erlaubten atmospharische Storungen nur nachts und vormittags einen ausreichenden Empfang Schliesslich konnten jedoch erfolgreiche Resultate erzielt werden so dass 1913 die Reichsregierung den Beschluss fasste Kamina zur Grossfunkstelle auszubauen Zu den drei Funkturmen kamen noch einmal sechs Turme mit einer Hohe von jeweils 120 Metern hinzu Am 7 Oktober 1913 statteten Staatssekretar Wilhelm Solf und Togos Gouverneur Herzog zu Mecklenburg der Funkstation einen Besuch ab Die Station wurde hierzu festlich geschmuckt und die Turme beleuchtet In einer Kinoauffuhrung wurden Aufnahmen des Stationsbaus gezeigt Staatssekretar Solf bezeichnet den Besuch Kaminas ruckblickend als den Clou seiner Reise 5 Im Endausbau umfasste die Station ein Areal von etwa 4000 3000 Metern mit neun Funkturmen und folgenden Gebauden 6 Empfanger und Beamtenwohnhaus Sendehaus mit Wasserbehalter und Kuhlturm Kesselhaus mit Wasserreinigung Maschinenhalle Stauwehr und Pumpenhaus BetriebsleiterhausDie Station war Mitte Juni 1914 im Wesentlichen fertiggestellt Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte Ende Juli 1914 Aufbau und Betriebsbeginn der Station wurden zunachst geheim gehalten Funkspruche von und nach Kamina konnte von Kolonialfunkstellen anderer Nationen empfangen werden Bis zum Ersten Weltkrieg hatten auslandische Funker aber Schwierigkeiten die Signale einer ihnen bekannten Station zuzuordnen 7 Kriegsbetrieb und Zerstorung Bearbeiten nbsp Nachrichtennetz der Kolonie Togoland um 1914Beim Beginn des Ersten Weltkriegs befanden sich der Oberingenieur Dr Abraham Esau und der Ingenieur Carl W H Doetsch in der Station Kamina In den letzten Julitagen 1914 empfingen sie das Codewort havaube das als Kriegswarnung fur deutsche Handelsschiffe identifiziert wurde Die Meldung wurde an alle erreichbaren Land und Schiffsstationen weitergeleitet Am 2 August 1914 traf der Mobilmachungsbefehl ein Unter Leitung von Esau wurde die Station auf den erwarteten Hochbetrieb vorbereitet Esau nannte spater die Hauptaufgaben der ersten Kriegstage in folgender Prioritat 8 Aufforderung an deutsche Schiffe neutrale Hafen anzulaufen Ubermittlung von Befehlen und Nachrichten an die afrikanischen Schutzgebiete sowie an deutsche Kriegsschiffe in afrikanischen Gewassern Weitergabe der aus den Kolonien zusammenlaufenden Meldungen nach Berlin Vermittlung des Nachrichtenverkehrs mit Sudamerika in Anknupfung an noch nutzbare Seekabel Verbindungsversuche mit Funkstationen neutraler Lander Abhorchen des feindlichen Funkverkehrs Storung des feindlichen FunkverkehrsAb Anfang August 1914 setzte ein intensiver Betrieb durch Regierungs und Pressetelegramme ein Jetzt zeigte sich die Bedeutung Kaminas als Knoten und Vermittlungspunkt Die Stationen in Kamerun Deutsch Sudwest und Deutsch Ostafrika verfugten ihrerseits nicht uber die Sendeleistung um eine regelmassige Verbindung mit Deutschland herzustellen Von Ostafrika konnte selbst Kamina keine Antworten empfangen da die dortigen Stationen nur regionale Sendereichweiten besassen Hierhin wurde praktisch blind gefunkt Die Funkspruche via Kamina wurden aber in Daressalam empfangen und bis zu dem im Indischen Ozean befindlichen Kreuzer Konigsberg weitergeleitet Erste Ruckmeldungen trafen auch per Seekabel aus Sudamerika ein Die Stationsbesatzung Kaminas wusste nun dass ihre Warnmeldungen von deutschen Schiffen im Sudatlantik empfangen worden waren und sie sichere Hafen in neutralen Staaten Lateinamerikas erreicht hatten Esau berichtete seine Tatigkeit sei von gegnerischen Storversuchen beeintrachtigt gewesen die vor allem von den starken Sendeanlagen des Pariser Eiffelturms ausgegangen waren Die Kolonialadministration von Togo erhielt von der deutschen Reichsregierung die Anweisung die Station so lange wie moglich vor der Besetzung durch die britische bzw franzosische Nachbarkolonie zu schutzen Der Landbezirk Atakpame war infolgedessen der einzige Teil Togos der nicht freiwillig von deutscher Seite geraumt wurde Da die Deutschen in der Kolonie jedoch nur kleine Polizeieinheiten keine Schutztruppen unterhielten war die baldige Besetzung absehbar Die Station wurde fur die Zerstorung vorbereitet um sie nicht funktionsfahig in feindliche Hande fallen zu lassen Der Befehl zur Selbstzerstorung erging am 20 August 1914 und wurde in der Nacht von 24 auf den 25 August wenige Tage vor der Kapitulation Togos ausgefuhrt Die Funkturme wurden gewaltsam niedergerissen und samtliche technischen Apparaturen zerschlagen Bilanz BearbeitenDie mit weitreichenden Absichten errichtete Station stand nur etwa einen knappen Monat in offiziellem Betrieb Diese Zeit war gleichwohl von hoher Intensitat gepragt In der Zeit vom 1 bis zum 22 August 1914 wurden insgesamt 229 Telegramme empfangen und gesendet Schatzung zufolge standen den Baukosten der Station von 4 bis 5 Millionen Mark Werte von mindestens 80 Millionen Mark gegenuber die durch Warnmeldungen der Station dem Zugriff der Entente Machte entzogen wurden Der Schiffsraum der von Kamina aus gewarnten Handelsschiffe umfasste etwa 800 000 BRT 9 Das Bedienungspersonal der Funkstation Kamina wurde von den britischen Besatzern nach Lome gebracht und dort den Franzosen ubergeben Nach einer entbehrungsreichen Odyssee durch Kriegsgefangenenlager in den franzosischen Kolonien und Frankreich gelangten die letzten Stationsangehorigen 1919 nach Deutschland 10 Ein zunachst erwogener Wiederaufbau wurde aufgrund der grundlichen Zerstorung verworfen Heute erinnern noch Fundamente der Haltetrossen an die einstige Grossfunkstelle Daneben ist ein Buro und Wohnhaus fur das technische Personal sowie das mittlerweile umgebaute Empfanger und Beamtenwohnhaus erhalten geblieben 11 Rekonstruktion BearbeitenDer Historiker Peter Sebald baute ein Modell der Station das 2009 anlasslich eines Buch und Fotoprojekts von Reinhard Klein Arendt am Goethe Institut in Lome gezeigt wurde 12 Fotos der Stationsuberreste BearbeitenFunkstation Kamina 2010 nbsp Wasserspeicher nbsp Unterirdische Anlagen nbsp Generatorenanlage nbsp Generatorenanlage Ausmasse zum Vergleich nbsp Generator nbsp Dampfkessel fur Generatoren nbsp Fundament der Haltetrossen mit SprenglochernSiehe auch BearbeitenErster Weltkrieg ausserhalb Europas Funkstation Togblekovhe Liste der deutschen KolonialfunkstellenLiteratur BearbeitenAbraham Esau Die Grossstation Kamina und der Beginn des Weltkrieges in Telefunken Zeitung III Jahrg Nr 16 Juli 1919 S 31 36 gesamtes Heft als pdf 4 7 MB Reinhard Klein Arendt Kamina ruft Nauen Die Funkstellen in den deutschen Kolonien 1904 1918 Koln 1995 Wilhelm Herbst Verlag ISBN 3 923925 58 1 Reinhard Klein Arendt Peter Sebald Kamina Des Kaisers Grossfunkstation in Afrika Telefunken in der deutschen Kolonie Togo 1911 1914 Maisach 2013 Margret Kopp Togo Contact ISBN 978 3 00 042631 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kamina Radio Transmitter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michael Friedewald Funkentelegrafie und deutsche Kolonien Technik als Mittel imperialistischer Politik pdf 267 kB Golf Dornseif Pionierjahre der kolonialen Telegrafie Verbindungen pdf 2 2 MB Golf Dornseif Deutsche Tropen Architektur im Togoland pdf 1 9 MB Schlagwort Funkentelegraphie im Deutschen Koloniallexikon von 1920Einzelnachweise Bearbeiten Reinhard Klein Arendt Kamina ruft Nauen Die Funkstellen in den deutschen Kolonien 1904 1918 Koln Wilhelm Herbst Verlag 1995 S 113f ISBN 3 923925 58 1 Michael Friedewald Funkentelegrafie und deutsche Kolonien Technik als Mittel imperialistischer Politik S 59 pdf 267 kB Helmut Schroeter Roel Ramaer Die Eisenbahnen in den einst deutschen Schutzgebieten German Colonial Railways Rohr Verlag Krefeld 1993 S 116 ISBN 3 88490 184 2 Der Bau der Telefunken Station Kamina Togo in Telefunken Zeitung 2 Jg Nr 12 Juni 1913 S 166ff gesamtes Heft als pdf 3 45 MB Besuch des Staatssekretars des Reichskolonialamtes Exe Solf auf der Telefunkenstation Kamina Togo in Telefunken Zeitung 3 Jg Nr 13 S 40f gesamtes Heft als pdf 2 13 MB Reinhard Klein Arendt Kamina ruft Nauen Die Funkstellen in den deutschen Kolonien 1904 1918 Koln Wilhelm Herbst Verlag 1995 S 206f ISBN 3 923925 58 1 E R Macpherson Radio Telegraphy on the West Coast of Africa 1914 in Royal United Service Institution Journal 68 Feb Nov 1923 S 487 491 Reinhard Klein Arendt Kamina ruft Nauen Die Funkstellen in den deutschen Kolonien 1904 1918 Koln Wilhelm Herbst Verlag 1995 S 266ff ISBN 3 923925 58 1 Reinhard Klein Arendt Kamina ruft Nauen Die Funkstellen in den deutschen Kolonien 1904 1918 Koln Wilhelm Herbst Verlag 1995 S 273f ISBN 3 923925 58 1 Carl W H Doetsch Kamina und das Los der Togogefangenen in Telefunken Zeitung 4 Jg Nr 19 Feb 1920 S 29 41 gesamtes Heft als pdf 4 83 MB Wolfgang Lauber Hrsg Deutsche Architektur in Togo 1884 1914 L Architecture allemande au Togo 1884 1914 Karl Kramer Verlag Stuttgart 1993 S 130 136 ISBN 3 7828 4017 8 Kamina Die transkontinentale Funkstation des Kaiserreiches in Togo 1911 1914 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funkstation Kamina amp oldid 222651473