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Friedrich Stumpfl 13 September 1902 in Wien 30 August 1997 in Innsbruck war ein osterreichischer Psychiater Kriminalbiologe nationalsozialistischer Rassenhygieniker und nach 1951 Gerichtsgutachter Wagner JaureggsArzteteam in Wien 1927 Friedrich Stumpfl in der 3 Reihe der zweite von links Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Auszeichnungen 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStumpfl war der Sohn eines Hofrats 1 Er belegte nach der Reifeprufung ein Studium der Medizin und Anthropologie an den Universitaten Freiburg und Wien und wurde 1926 promoviert 1930 wurde er Mitarbeiter der Deutschen Forschungsanstalt fur Psychiatrie am Kaiser Wilhelm Institut in Munchen und Assistent des Rassenhygienikers Ernst Rudin mit dem von der Rockefeller Foundation und der DFG geforderten Forschungsschwerpunkt Erbanlage und Verbrechen Stumpfl forschte an sogenannten Nichtsesshaften im Wanderhof Herzogsagmuhle und versuchte zu belegen dass Schwerverbrecher erbbedingt kriminell wurden und versprach im Jahr 1936 Erbprognosen Er arbeitete eng mit dem Kriminalbiologen Theodor Viernstein zusammen 2 Stumpfl beschaftigte sich als Mitarbeiter des Bayerischen Landesverbandes fur Wanderdienste mit der Selektion von Nichtsesshaften furs Konzentrationslager 3 4 1939 erhielt er die Lehrbefugnis fur Psychiatrie Kriminalbiologie und Erbcharakterkunde und kehrte nach Osterreich zuruck um den Lehrstuhl und Institut fur Erb und Rassenbiologie an der Universitat Innsbruck ab 1940 zu besetzen 5 Obwohl Stumpfl die Lehrbefugnis noch nicht erteilt wurde erhielt er im April 1939 per Erlass des Reichsministers vertretungsweise die neu errichtete Professur fur Erb und Rassenbiologie am bisherigen Institut fur allgemeine und experimentelle Pathologie in Innsbruck Dessen Vorstand Professor Gustav Bayer war beim Anschluss Osterreichs von der Universitat Innsbruck als Jude entlassen worden und hatte unmittelbar darauf gemeinsam mit seiner Tochter den Freitod gewahlt 6 Im September 1939 erhielt Stumpfl die Planstelle Bayers Er wurde Direktor des Instituts fur Erblehre und Rassenhygiene Am 15 Juni 1939 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde am 1 Janner 1941 aufgenommen Mitgliedsnummer 8 444 651 7 Armand Mergen war wahrend der NS Herrschaft Schuler von Friedrich Stumpfl und ab 1959 Prasident der Kriminologischen Gesellschaft Gemeinsam fuhrten sie rassenbiologische Studien uber Tiroler Karner und Jenische durch und etikettierten sie als asozial Mergen wurde 1942 bei Stumpfl mit einer Dissertation uber die Kriminalitat der Geisteskranken untersucht an 200 Fallen der Universitatsklinik Innsbruck promoviert Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde das Institut fur Erb und Rassenbiologie in Institut fur Anthropologie und Erbbiologie umbenannt Stumpfl blieb jedoch weiterhin Leiter Eine politische Uberprufung von Stumpfl 1946 durch die Universitat Innsbruck endete mit einer Einstellung des Verfahrens 1947 wurde er im Zuge der Auflosung des Instituts seines Amtes enthoben Ab demselben Jahr arbeitete er als Leiter der Kinderpsychiatrischen Beobachtungsstation am Institut fur Vergleichende Erziehungswissenschaft in Salzburg ab 1949 als Nervenarzt fur Gerichtspsychiatrie in Wien bis ihm wieder eine Stelle in Innsbruck angeboten wurde wo er Vorlesungen zu forensischer Psychiatrie an der Universitat hielt Im April 1953 schlug ein Professorenkollegium der Medizinischen Fakultat der Universitat Innsbruck unter F J Holzer Stumpfl zur Wiederverleihung der Venia legendi fur das Fach der Psychiatrie vor Ab dem Wintersemester 1953 54 hielt Stumpfl wieder Vorlesungen zu forensischer Psychiatrie an der Universitat Innsbruck 8 und war dort von 1956 bis 1958 ausserordentlicher Professor In einem Bewerbungsschreiben bezeichnete Stumpfl seine Familie als grossdeutsch und deutsch volkisch antisemitisch und kirchenfeindlich Er erforschte vor allem Zusammenhange zwischen Veranlagung und sozialem Verhalten bzw Verbrechen In seinen Studien versuchte er einen Zusammenhang zwischen charakterlichen Defekten und ihrem Auftreten in sozialen Gruppen herzustellen und pseudowissenschaftlich zu erklaren Dabei untersuchte er speziell asoziales Verhalten und genetisch bedingte Kriminalitat bei den Fahrenden den Karrnern Jenische die zunehmend in die Verfolgungsmaschinerie der Nationalsozialisten gerieten Stumpfl forderte die Aussonderung von Menschen die das NS Regime als Asoziale harten Strafen bis zur korperlichen Vernichtung zufuhrte Stumpfl und sein Institut waren fur Diagnosen und Prognosen zustandig die in der Folge uber das Schicksal vieler Menschen mit entschied durch Einstufung als Asozialer pathologisch Krimineller Verweigerung des Ehezeugnisses Als eine der wesentlichen Aufgabe des Instituts fur Erb und Rassenbiologie sah Stumpfl die Zuchtung einer Generation von Erbarzten 5 Sowohl seine Einstellung als auch die Forschungsgebiete anderten sich im Laufe seines Lebens kaum So stellten seine Arbeiten hauptsachlich Zusammenhange zwischen kriminellem bzw asozialem Verhalten und Anlage Vererbung bzw ihrem Auftreten in Verwandtschaftsbeziehungen oder in Bevolkerungsgruppen wie den Karrnern her In Studien die er wahrend der NS Zeit geschrieben oder angelegt hatte und mit denen er auch nach 1945 im Wissenschaftsbetrieb weiterarbeitete sprach er von der Minderwertigkeit bestimmter Personen in einer Fernsehdiskussion aus dem Jahre 1989 stellte er klar nie das Wort minderwertig gebraucht zu haben 5 Werk BearbeitenVier theoretische Bezuge kennzeichnen Stumpfls wissenschaftliche Arbeiten Sie sind bezogen auf das Konzept der Psychopathischen Personlichkeit Alles weist darauf hin dass der Begriff der abnormen Personlichkeit ein Seinsbegriff ist dass dem was wir abnorme Personlichkeit nennen eine qualitativ besondere auch konstitutionsmassig besonders unterbaute Wesensart zugrunde liegt 9 gestutzt auf die psychiatrische Typenlehre von Kurt Schneider 10 So dass die Psychopathenlehre von Schneider den einzigen tragfahigen Boden fur die Erbpathologie bietet 9 der Kausalbeziehung von Kriminalitat und abnormer Personlichkeit durch den Kraepelin Schuler Johannes Lange 11 und Heinrich Kranz 12 weitgehend und mit einigen Einspruchen verpflichtet und der endogenen Atiologie der Psychopathie als Ergebnis einer defekten Anlage durch Sigmund Biran verbunden Uber die Tatsache der Erbbedingtheit solcher Abnormitat besteht nach Ergebnissen der Zwillingsforschung kein Zweifel 13 obschon immer von einer noch zu leistenden Verwissenschaftlichung der Erblehre in Zusammenarbeit mit der Psychopathologie und Psychiatrie die Rede ist und vor allzu raschen Annahmen gewarnt wird Die Zusammenarbeit zwischen Mergen und Stumpfl wurde auch durch das Kriegsende nicht unterbrochen 1949 erschien Mergen Armand Die Tiroler Karrner Kriminologische und kriminalbiologische Studien an Landfahrern Jenischen Internat Universum Verlag Mainz 1949 in denen Konzepte wie Minderwertigkeit Genverlust negativer Auslese Pradisposition und Schuldunfahigkeit benutzt werden Es stellt sich die Frage ob solche Begriffe wie in der Argumentation fur eine Strafverfolgung jenseits von Schuld und Suhne wiederzuerkennen sind ob Pauschalisierungen uber die Kriminalitat der Zigeuner in seinem 1978 erschienenen Werk Die Kriminalogie vorkommen und welche Bedeutung Mergens Entdeckung eines Teufels Chromosoms resp eines Morder Syndroms haben Auszeichnungen BearbeitenBeccaria Medaille 1971 in Gold der Kriminologischen Gesellschaft 14 Publikationen BearbeitenStudien uber Verbrechen und Entstehung geistiger Storung Hg Ernst Rudin Verlag Julius Springer Munchen 1935 darin Stumpfl Erbanlage und Verbrechen Geistige Storungen als Ursache der Entwurzelung von Wanderern In Der nichtsesshafte Mensch Ein Beitrag zur Neugestaltung der Raum und Menschenordnung im Grossdeutschen Reich In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium des Innern Hg Bayerischer Landesverband fur Wanderdienst Munchen 1938 S 275 308 Psychopathien und Kriminalitat in Zs Fortschritte der Erbpathologie Rassehygiene und ihrer Grenzgebiete 1941 Jg 5 H 2 3 S 63 Friedrich Stumpfl a o Professor der Psychiatrie und Neurologie an der Universitat Innsbruck Motiv und Schuld Eine psychiatrische Studie uber den Handlungsaufbau bei kriminellem Verhalten zugleich Walter von Baeyer u a Hrsg Zs Psychiatrie und Recht Heft 1 Franz Deuticke Wien 1961 75 Seiten ZDB ID 1097884 7 15 Literatur BearbeitenBIDOK Volltextbibliothek Wiederveroffentlichung im Internet Marion Amort Regina Bogner Unterhofer Monika Pilgram Gabi Plasil Michaela Ralser Stefanie Stutler Lisl Strobl Humanwissenschaften als Saulen der Vernichtung unwerten Lebens 16 Hubenstorf M Kontinuitat und Bruch in der Medizingeschichte Medizin in Osterreich 1938 1955 in Kontinuitat und Bruch 1938 1945 1955 Beitrage zur Osterreichischen Kultur und Wissenschaftsgeschichte Hrsg Stadler F Jugend und Volk Wien Munchen 1988 S 330f Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 60 61 74 und 259 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks BearbeitenWolfgang Neugebauer NS Medizin in Osterreich Bruch oder Kontinuitaten Gustav Spann Untersuchungen zur Anatomischen Wissenschaft in Wien 1938 1945 Wiener Psychiatrie und NS Verbrechen von Wolfgang Neugebauer Achim Rogoss Glossar zum Thema Faschismus Seite 31 F Stumpfl PDF Datei 5 26 MB Verfolgung von Asozialen Bei der wissenschaftlichen Definition der Asozialitat die als erblich hingestellt wurde hatte sich der Osterreicher Friedrich Stumpfl spater Ordinarius fur Rassenhygiene an der Universitat Innsbruck hervorgetanEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 613 Vgl Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 60 61 Stumpfl Wenn gerade die unbeeinflussbaren dem Volksganzen verlorenen Landstreicher uberwiegend aus Psychopathen zusammengesetzt sind dann sind offenbar diese angeborenen ererbten Abnormitaten selbst Ursache der Entwurzelung dieser Menschen 1 2 Vorlage Toter Link www reutlinger waehlen links de PDF Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Die Wissenschaftler um Prof Dr Rudin die in den Einrichtungen des LVW an einzelnen Insassen Untersuchungen vornahmen waren vor allem Dr Katharina Hell Schwerpunkt Zwillingsforschung Dr Julius Deussen und Dr Friedrich Stumpfl Schwerpunkt Kriminalbiologie unterstutzt vom SS Ahnenerbe Bayerischer Landesverband fur Wander und Heimatdienst S 7 Bestand ED 728 Bayerischer Landesverband fur Wander und Heimatdienst Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive a b c ORF Club 2 Missbrauchte Medizin 20 April 1989 Erinnerungsorte des Nationalsozialismus ERINNERUNGSORTE des NATIONALSOZIALISMUS in Innsbruck und Seefeld Aus Heider Ralser Rath Soraperra Verdorfer SKOLAST Sondernummer Politisch zuverlassig rein arisch deutscher Wissenschaft verpflichtet Zeitschrift der Sudtiroler Hochschulerschaft Jg 34 Nr 1 2 S 27 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 43831285 vgl Vorlesungsverzeichnisse der Universitat Innsbruck seit dem Jahre 1953 54 in gesammelter Reihe an der Universitatsbibliothek verfugbar a b Friedrich Stumpfl Psychopathien und Kriminalitat Zeitschrift Fortschritte der Erbpathologie Rassehygiene und ihrer Grenzgebiete 1941 Jg V 2 3 S 63 Kurt Schneider Die psychopathischen Personlichkeiten 1926 9 Auflage Deuticke Wien 1943 derselbe Klinische Psychopathologie 9 Auflage Thieme Stuttgart 1971 Lange Johannes Verbrechen als Schicksal Studien an kriminellen Zwillingen Leipzig 1929 Zirkulares manisch depressives Irresein Handbuch der Erbkrankheiten Leipzig 1942 Kranz H Lebensschicksale krimineller Zwillinge Springer Berlin 1936 Friedrich Stumpfl Psychopathien und Kriminalitat 1941 S 78 26 In Zeitschrift fur menschliche Vererbungs und Konstitutionslehre Band 29 1950 S 665 694 27 ebd S 690 Kriminologische Gesellschaft mehr nicht erschienen In 9 Universitatsbibliotheken der BRD vorhanden teilw nur als Kopie Biopolitik und Faschismus am Beispiel des Rassehygieneinstituts in Innsbruck Alle Angaben zu F Stumpfl bzw dem Erb und Rassebiologischen Institut Innsbruck wurden wenn nicht anders angegeben dem umfangreichen Personalakt von F Stumpfl am Universitatsarchiv Innsbruck entnommen Beccaria Medallie 1971 In Gold Prof Dr Friedrich Stumpfl Wien Osterreich Normdaten Person GND 1076053475 lobid OGND AKS VIAF 317278171 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stumpfl FriedrichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer PsychiaterGEBURTSDATUM 13 September 1902GEBURTSORT Wien Osterreich UngarnSTERBEDATUM 30 August 1997STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Stumpfl amp oldid 238997755