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Friedrich Magirius 26 Juni 1930 in Dresden ist ein deutscher evangelisch lutherischer Theologe und ehemaliger Kommunalpolitiker Er war Pfarrer an der Dresdner Kreuzkirche und der Leipziger Nikolaikirche von 1982 bis 1995 Superintendent des Kirchenbezirks Leipzig Ost sowie von 1990 bis 1994 Stadtprasident von Leipzig Friedrich Magirius Krakau Polen 2021 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Beruflicher Werdegang 3 Politisches Wirken 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenVater Martin Magirius war Amtsgerichtsrat die Mutter Hannah geb Schreckenbach Berufsschullehrerin Der Kunsthistoriker Heinrich Magirius 1934 2021 war sein jungerer Bruder Beruflicher Werdegang BearbeitenFriedrich Magirius wuchs bis zum Abitur in Radebeul auf Er studierte Theologie 1948 1950 an der Kirchlichen Hochschule Berlin Zehlendorf in West Berlin und von 1950 bis 1953 an der Universitat Greifswald Sein Vikariat absolvierte er bei der Inneren Mission in Sachsen und in der Kirchengemeinde Lobau Ab 1955 wirkte Magirius als Internatsleiter und Lehrer an der Kirchlichen Vorschule am Diakonissenhaus Moritzburg 1958 trat er seine erste Pfarrstelle in Einsiedel an spater wurde er Pfarrer an der Dresdener Kreuzkirche Von 1974 bis 1982 war er Leiter der Aktion Suhnezeichen in der DDR wobei er sich in Polen Ansehen erwarb Von 1982 bis zu seiner Pensionierung 1995 war Magirius Superintendent des Kirchenbezirks Leipzig Ost und gemeinsam mit Christian Fuhrer Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche wo er Einfluss 1 auf den Verlauf der Leipziger Montagsdemonstrationen und der Revolution von 1989 hatte 2 Politisches Wirken BearbeitenSeine Rolle vor und wahrend der friedlichen Revolution 1989 ist umstritten Ihm Wohlgesinnte versuchen ihn als Mann des Ausgleichs darzustellen 3 Viele Leipziger DDR Burgerrechtler kritisieren Magirius habe als Kirchenfunktionar stets gegen sie gearbeitet 4 Auch als Moderator des Runden Tisches habe er seine Einseitigkeit zugunsten der alten Parteien und Organisationen des SED Staates nicht zu verbergen vermocht Er sei fur die Beendigung der Montagsdemonstrationen eingetreten habe sich damit jedoch nie durchsetzen konnen Besonders im Vorfeld von Auszeichnungen wandten sich Akteure aus dem einstigen organisierten Widerstand an die Offentlichkeit zuletzt 2005 vor Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Leipzig 5 Die Absetzung des SED kritischen Pfarrers Christoph Wonneberger als Koordinator fur die Friedensgebete an der Leipziger Nikolaikirche im August 1988 6 geht auf eine Entscheidung von Magirius zuruck 7 Er schrieb Lieber Bruder Wonneberger Wir haben eine neue Gestaltung der Friedensgebete fur die nachsten Wochen vorbereitet Meinerseits stelle ich noch einmal fest dass Sie damit von Ihrer bisherigen Aufgabe entbunden sind 8 Auch Christian Fuhrer der Pfarrer der Nikolaikirche beugte sich dem Druck staatlicher Stellen und unterstutzte die Superintendentur Ost beim Ausschluss aller Leipziger Burgerrechtsgruppen von der Gestaltung der Friedensgebete 9 Erst nach mehreren Monaten intensiver Protestaktionen konnten Christoph Wonneberger und die organisierte Leipziger Opposition wie Arbeitsgruppe Menschenrechte Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig Initiativgruppe Leben Arbeitsgruppe Umweltschutz Frauen fur den Frieden einen Kompromiss erreichen der den Gruppen die Gestaltung der Friedensgebete unter der Leitung und Verantwortung jeweils eines Pfarrers ermoglichte Die Gruppen wurden dann neben Christoph Wonneberger von den evangelischen Pfarrern Klaus Kaden und Rolf Michael Turek sowie dem katholischen Priester Hans Friedrich Fischer unterstutzt 10 11 Magirius selbst verteidigte sein Handeln laut Hamburger Abendblatt vom 15 Februar 1992 mit den Worten Als Christ sitzt man immer zwischen den Stuhlen Christus wurde dafur ans Kreuz geschlagen Magirius verhinderte auch erfolgreich ein Kommunikationszentrum KOZ ahnlich der Berliner Umweltbibliothek in Leipzig Zunachst spielte er auf Zeit und gab die Absage der Gemeinde der Heilig Geist Kirche nicht an den Tragerkreis des Kommunikationszentrums weiter Dort hatte Pfarrer Erler der als IM Amos fur das Ministerium fur Staatssicherheit tatig war den Tragerkreis von November 1988 bis zum Winter 1989 in der Annahme gelassen es lage eine Zusage der Gemeinde vor Brigitte Moritz vom Tragerkreis des KOZ sagte 1991 Pfarrer Erler habe massiv gegen uns gearbeitet Magirius beteiligte sich an diesem Spiel Der Tragerkreis des KOZ wollte danach aus taktischen Grunden zunachst einmal nur eine Gemeindebibliothek in der Markusgemeinde einrichten wo Rolf Michael Turek Pfarrer war Superintendent Magirius sprach sich im Juli 1989 gegen den Tragerkreis und gegen die Installierung eines KOZ aus und gab Turek telefonisch zu verstehen gegeben dass der Tragerkreis des KOZ kein von der Kirche gewolltes Gremium ist Der Tragerkreis sei demzufolge gegenuber dem Kirchenvorstand der Markusgemeinde nicht antragsberechtigt 12 Schon im Herbst 1989 war ein Kommunikationszentrum der kirchlichen Oppositionskreise von der Geschichte uberholt worden siehe Wende und friedliche Revolution in der DDR Magirius hatte es erfolgreich verhindert Magirius moderierte wahrend des Umbruchs 1989 90 den Leipziger Runden Tisch Die nach der Friedlichen Revolution frei gewahlte Stadtverordnetenversammlung von Leipzig wahlte ihn am 30 Mai 1990 zu ihrem Prasidenten Magirius hatte das nur wahrend dieser Ubergangszeit existierende Ehrenamt des Stadtprasidenten bis 1994 inne 13 Ehrungen Bearbeiten1989 Verleihung der Goldenen Kamera 14 1990 wurde Friedrich Magirius der Gustav Heinemann Burgerpreis in der Paulskirche verliehen wo Burgerrechtler das Transparent mit der Aufschrift Superintrigent Magirius Revolutionsheld nach Sendeschluss entrollten 11 Der Neologismus Superintrigent war gewollt wertende Anspielung auf Amt wie Handlungsweise 1995 Ernennung zum Offizier der Ehrenlegion durch den franzosischen Generalkonsul Eugene Berg in Leipzig 15 16 1997 Verleihung des Kommandeurkreuzes des Verdienstordens der Republik Polen durch den Generalkonsul der Republik Polen in Leipzig in Anwesenheit des Botschafters Andrzej Byrt 17 2005 Verleihung der Ehrenburgerwurde der polnischen Stadt Krakow Krakau 2005 Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Leipzig 18 Friedrich Magirius ist Ehrenmitglied des StadtSchulerRats Leipzig Grund Mitbegrunder des SSR Leipzig 19 2022 Verleihung der Ehrenburgerwurde von LeipzigLiteratur BearbeitenFriedrich Magirius Gelebte Versohnung Meine Erinnerungen Autobiographie Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2017 ISBN 978 3 95462 796 7 Karl Czok Hrsg Nikolaikirche offen fur alle Hrsg auf der Grundlage der Handakten von Christian Fuhrer und Friedrich Magirius Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1999 ISBN 3 374 01740 1 Hermann Geyer Nikolaikirche montags um funf Die politischen Gottesdienste der Wendezeit in Leipzig Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007 ISBN 978 3 534 18482 8 Habilitationsschrift Universitat Leipzig 2006 Inhaltsverzeichnis Ehrhart Neubert Magirius Friedrich In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Thomas Rudolph Oliver Kloss Rainer Muller Christoph Wonneberger Hrsg Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR vom August 1987 bis zum Dezember 1989 Bd 1 Leipzig Araki 2014 ISBN 978 3 941848 17 7 Vorwort als Leseprobe Hermann Geyer Nikolaikirche montags um funf die politischen Gottesdienste der Wendezeit in Leipzig Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007 Universitat Leipzig Habil Schr 2006 ISBN 978 3 534 18482 8 Inhaltsverzeichnis Sylvia Kabus Neunzehnhundertneunundachtzig Psychogramm einer Stadt Beucha Sax Verlag 2009 ISBN 978 3 86729 041 8 S 157 160 f 164 168 170 175 Friedrich Magirius in Internationales Biographisches Archiv 50 1997 vom 1 Dezember 1997 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks BearbeitenFriedrich Magirius in archive org Christine Reuther Ein Mann des Ausgleichs in Der Sonntag Wochenzeitung fur die Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens 24 Juni 2010 IFM Archiv Sachsen Hrsg Friedrich Magirius Der Vielgeehrte I 1992 IFM Archiv Sachsen Hrsg Friedrich Magirius Der Vielgeehrte II 1995 IFM Archiv Sachsen Hrsg Friedrich Magirius Der Vielgeehrte III 2005 IFM Archiv e V Hrsg Aus den MfS Akten der DDR zur Kirchenpolitik in Sachsen Nicht personenbezogene Operativinformationen der Kreisdienststelle Leipzig Stadt des Ministeriums fur Staatssicherheit Zur Rolle kirchenleitender Personlichkeiten in Sachsen Digitalisat Leipzig 2015 Christian Dietrich und Uwe Schwabe Hrsg im Auftrag des Archives Burgerbewegung Leipzig e V FREUNDE UND FEINDE Friedensgebete in Leipzig zwischen 1981 und dem 9 Oktober 1989 Dokumentation PDF Datei 3 91 MB Mit einem Vorwort von Harald Wagner Leipzig Evangelische Verlagsanstalt 1994 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Gesellschaft fur Zeitgeschichte Friedensgebete Vgl Christian Dietrich Uwe Schwabe Hrsg im Auftrag des Archives Burgerbewegung e V Leipzig Freunde und Feinde Friedensgebete in Leipzig zwischen 1981 und dem 9 Oktober 1989 Dokumentation PDF Datei 3 91 MB Mit einem Vorwort von Harald Wagner Leipzig Evangelische Verlagsanstalt 1994 Christine Reuther Ein Mann des Ausgleichs Nicht mehr online verfugbar In Der Sonntag Wochenzeitung fur die Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens 24 Juni 2010 archiviert vom Original am 15 Marz 2014 abgerufen am 5 August 2018 Offener Brief ehemaliger Mitwirkender in subversiven Gruppen Leipzigs an Friedrich Magirius anlasslich einer geplanten Ehrung 22 Februar 1995 Offener Brief an OBM Wolfgang Tiefensee vom 14 Juni 2005 sowie Offener Brief an Friedrich Magirius vom 23 Juni 2005 Robert Havemann Gesellschaft Friedliche Revolution 1989 90 Neues Forum Leipzig Zur Geschichte der Friedensgebete 25 Jahre Friedensgebete in St Nikolai 2007 Vgl Rubrik Stasi Pfarrer denunzierte Pfarrer In FOCUS Magazin Nr 2 vom 9 Januar 1995 S 13 Peter Wensierski Handeln statt Beten In Der Spiegel 43 2009 vom 19 Oktober 2009 S 42 46 hier S 45 Robert Havemann Gesellschaft Friedliche Revolution 1989 90 Vgl Christian Dietrich Uwe Schwabe Freunde und Feinde Dokumente zu den Friedensgebeten in Leipzig zwischen 1981 und dem 9 Oktober 1989 Hrsg im Auftrag des Archiv Burgerbewegung Leipzig e V Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1994 ISBN 3 374 01551 4 Christian Dietrich Fallstudie Leipzig 1987 1989 Die politisch alternativen Gruppen in Leipzig vor der Revolution Enquete Kommission Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED Diktatur in Deutschland Band VII 1 1995 Christian Dietrich Uwe Schwabe im Auftrag des Archiv Burgerbewegung e V Hrsg Freunde und Feinde Dokumente zu den Friedensgebete in Leipzig zwischen 1981 und dem 9 Oktober 1989 Leipzig 1994 a b Peter Wensierski Handeln statt Beten In Der Spiegel 43 2009 vom 19 Oktober 2009 S 42 46 Wie die Leipziger Stasi ein KOZ verhinderte Durch indirekten Einfluss uber IMs und uber direkten Einfluss auf die Kirchenleitung verhinderte die Staatssicherheit eine Leipziger Umweltbibliothek Die Tageszeitung Taz vom 25 Februar 1991 Biografie des ehemaligen Nikolaikirche Pfarrers Friedrich Magirius erschienen In lichtfest leipziger freiheit de 10 Marz 2017 abgerufen am 5 August 2018 GOLDENE KAMERA 1990 25 Verleihung In Goldenekamera de Abgerufen am 5 August 2018 Ehrenhafter Stasi Spitzel In Focus 9 1995 vom 25 Februar 1995 S 15 Frank Feiertag Magirius Offizier in besonderem Einsatz an Prasident Mitterrands sic Hoftafel In telegraph Heft 2 1995 Berlin S 11 12 PDF Datei 3 50 MB Magirius bekommt Kommandeurkreuz in Leipziger Volkszeitung vom 18 Juni 1997 S 19 Offener Brief an OBM Wolfgang Tiefensee vom 14 Juni 2005 Ehrenmitglieder Abgerufen am 21 Juni 2018 deutsch Normdaten Person GND 1128824264 lobid OGND AKS LCCN no00004617 VIAF 11843553 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Magirius FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelisch lutherischer Theologe und ehemaliger KommunalpolitikerGEBURTSDATUM 26 Juni 1930GEBURTSORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Magirius amp oldid 236795721