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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Friedrich Eckstein Begriffsklarung aufgefuhrt Friedrich Eckstein 17 Februar 1861 in Perchtoldsdorf bei Wien 10 November 1939 in Wien war ein osterreichischer Literat Mazen und Theosoph Friedrich Eckstein portratiert von Broncia Koller Pinell Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Anekdoten 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Eckstein wurde am 17 Februar 1861 in Perchtoldsdorf als eines von zehn Kindern des Ehepaars Albert und Amalie geb Wehle Eckstein geboren Der Vater war Chemiker und Erfinder sowie Besitzer einer Pergamentpapier Fabrik Die judische 1 Familie gehorte dem Wiener Grossburgertum an Uber den Stammtisch seines Vaters lernte der junge Eckstein Personlichkeiten wie den General und Erfinder Franz von Uchatius den Sozialphilosophen Erfinder und Schriftsteller Josef Popper Lynkeus den Forstingenieur Wilhelm Franz Exner sowie den Begrunder der Psychoanalyse Sigmund Freud kennen Mit diesem war er sein Leben lang in Freundschaft verbunden Eckstein wurde durch Franz Hartmann in die Theosophie eingefuhrt Im Juni 1886 erhielt er eine von Helena Petrovna Blavatsky personlich unterzeichnete Stiftungsurkunde fur die Wiener Loge der Theosophischen Gesellschaft Damit grundete er 1887 die erste offizielle Loge dieser Gesellschaft in Osterreich deren Prasident er wurde 2 Er war mit Gustav Meyrink befreundet und verkehrte mit dem Theosophen Henry Steel Olcott und bis zu dessen Wegzug aus Wien mit Rudolf Steiner Dieser schatzte ihn personlich hoch und hielt sich um 1890 im Kreis der Theosophen bei Marie Lang auf verwarf dann aber die Theosophie als Schwachgeistigkeit Eckstein hatte fruhe Kontakte zu lebensreformerischen Kreisen Vegetarismus Er war seit 1898 mit Bertha Helene Diener 1874 1948 verheiratet um diese Ehe zu ermoglichen trat er zuvor zum protestantischen Glauben uber Das Ehepaar fuhrte im St Genois Schlossl in Baden einen Salon in dem Peter Altenberg Arthur Schnitzler Karl Kraus und Adolf Loos also ganz Wien verkehrte Schnitzler verwendete fur sein Drama Das weite Land die Ecksteinvilla in Baden und den 1899 geborenen Sohn Percy Eckstein als Vorlage Friedrich portratierte er als Gustl Wahl 1904 wurde Eckstein von seiner Frau verlassen die sich nach ihrer Scheidung im Jahr 1909 unter dem Pseudonym Sir Galahad als Journalistin und Schriftstellerin einen Namen machte Bei literarischen Stammtischen z B im Cafe Imperial zweiter Saal links traf Eckstein Karl Kraus Arthur Schnitzler Felix Salten Hugo Wolf Hugo von Hofmannsthal Franz Werfel Rainer Maria Rilke Robert Musil Adolf Loos Leo Trotzki und besonders Anton Bruckner dessen Schuler und spaterer Mazen und Privatsekretar er war Ecksteins Schwester Emma ging als Irma in die Geschichte der Psychoanalyse ein Sie hatte eine katastrophale Nasenoperation durch Freuds Freund Wilhelm Fliess hinter sich Eine weitere Schwester von ihm Therese Schlesinger war eine bekannte Politikerin und Frauenrechtlerin die von 1919 bis 1923 der konstituierenden Nationalversammlung und dem Nationalrat danach bis 1930 dem Bundesrat angehorte Anekdoten BearbeitenRene Fulop Miller uber Friedrich Eckstein In Wien wo Literatur Kunst Musik Philosophie und Geschaft in Kaffeehausern ihr Heim hatten war es nur naturlich dass auch Mac Eck die Weisheit in persona an einem Cafe Tisch thronte In einer Ecke des Cafe Imperial sass er von Morgen bis Mitternacht Er hatte einen Ziegenbart und einen mongolischen Augenausschnitt Sein Alter war selbst seinen vertrautesten Freunden nicht bekannt Julius der alte Oberkellner behauptete jedenfalls er habe Mac Eck schon in der gleichen Ecke des Cafes vorgefunden als er seine Laufbahn als Piccolo begann Selbst unter den beruhmtesten Wiener Beruhmtheiten gab es keinen der sich nicht gern an Mac Ecks Stammtisch eingefunden hatte Hugo Wolf Johann Strauss E Blavatsky und Annie Besant Ferdinand Bruckner Sigmund Freud Alfred Adler und Leo Trotzki sie alle berieten sich mit ihm Wenn Hugo von Hofmannsthal Werfel und Rilke uber ein Gedicht in Zweifel waren so pilgerten sie zu Mac Eck Architekten legten ihm ihre Bauplane Mathematiker ihre Gleichungen Physiker ihre Formeln Komponisten ihre Partituren zur Begutachtung vor Juristen und Psychoanalytiker besprachen ihre Falle mit ihm Schauspieler befragten ihn uber ihre Rollen und Historiker uber ihre Geschichtstheorien Selbst der kaiserliche Hofzeremonienmeister erschien eines Tages um Mac Eck uber eine strittige Frage der spanischen Hofetiquette zu konsultieren Mac Eck kannte sich in allen Gebieten aus Wollte jemand die Haupt und Nebenflusse in Paraguay wissen eine Auskunft uber Neuthomismus das erste romantische Gedicht oder die fruheste Erwahnung der Zahnburste so wandte er sich an Mac Eck Der Spotter Karl Kraus der im Imperial am Nebentisch seinen Sitz aufgeschlagen hatte wagte als einziger sich uber Mac Ecks Allwissen lustig zu machen Ich hatte heute nacht einen Alptraum erzahlte er einmal Ein Band Brockhaus stieg aus dem Regal herab um in Mac Eck etwas nachzuschlagen Mac Eck der sich in allen geistigen Dingen auskannte wusste naturlich auch uber alle praktischen Fragen Bescheid Er konnte Kunsthandlern sagen welcher Liebhaber sich fur ein ganz bestimmes Bild aus der Fruhrenaissance interessieren wurde er sah auf den ersten Blick den Unterschied in der Webart von Brunner und englischen Stoffen er konnte Buchhandlern den Wert von Erstausgaben angeben und wusste wer in Europa was finanzieren wurde Der Narr im Frack In Der Monat 4 1952 S 401f Friedrich Torberg hat die folgende Begebenheit uber Eckstein erzahlt der Polyhistor Eckstein war der beruhmteste der Stammgaste des Cafe Imperial Autor einer leider verschollenen Bruckner Monographie mit dem schonen Titel Der Weltgeist an der Orgel enorm belesen und enorm gebildet stand der alte Eckstein im Ruf einfach alles zu wissen Es gab keine Frage die er nicht unverzuglich beantworten konnte ja manchmal nahm er die Antwort ahnungsvoll und kenntnisreich vorweg ohne die Frage abzuwarten Man raunte sich zu dass der grosse Brockhaus wenn er etwas nicht wusste heimlich aufstand und im alten Eckstein nachsah Als einmal die Presse eine Meldung brachte in der von einem neuen Werk des Dichters Kun Han Su die Rede war konnte der alte Eckstein seinen fragenden Jungern sofort mit genauen Auskunften uber das Schaffen dieses bedeutenden chinesischen Lyrikers aufwarten der als einziger versuchte eine unter den letzten Kaisern der Ming Dynastie zur Hochblute gelangte Versform wieder zu beleben Zwar stellte sich am nachsten Tag heraus dass es sich bei Kun Han Su lediglich um einen Ubermittlungsfehler von Knut Hamsun handelte aber der alte Eckstein hatte wieder einmal alles gewusst und man respektierte ihn so sehr dass man geneigt war auch weiterhin an die Existenz eines chinesischen Lyrikers namens Kun Han Su zu glauben Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten Munchen 1975 S 202Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenAlte unnennbare Tage Erinnerungen aus siebzig Lehr und Wanderjahren Reichner Wien 1936 Autobiographie Neuauflage Reprint Edition Atelier im Wiener Journal Zeitschriften Verlag Wien 1988 ISBN 3 900379 25 4 Altere Theorien des Unbewussten In Almanach des Internationalen Psychoanalytischen Verlages 11 Wien 1936 Das Unbewusste die Vererbung und das Gedachtnis im Lichte der mathematischen Wissenschaft In Almanach des Internationalen Psychoanalytischen Verlages 5 Wien 1930 Die Flucht in das Unendlich kleine Eine Leibniz Studie Internationaler Psychoanalytischer Verlag Wien 1932 Erinnerungen an Anton Bruckner Universal Edition Wien 1924 als Hrsg mit Rene Fulop Miller Die Lebenserinnerungen der Gattin Dostojewskis Piper Verlag Munchen 1925 Erlebnisse mit Mathematikern und Zauberern In Wiener Tagblatt vom 6 April 1935 Nr 9 uber seinen verstorbenen Freund Oskar Simony Weitere psychoanalytische Publikationen in der von Adolf Josef Storfer herausgegebenen Zeitschrift Die Psychoanalytische Bewegung Internationaler Psychoanalytischer Verlag WienLiteratur BearbeitenGregor Gatscher Riedl Der Polyhistor aus Perchtoldsdorf Notizen zum 150 Geburtstag Friedrich Ecksteins In Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Modling 46 Jgg F 1 Modling 5 Marz 2011 S 3f Eckstein Friedrich In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 6 Dore Fein Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1998 ISBN 3 598 22686 1 S 57 64 Weblinks BearbeitenBestand im Katalog der Osterreichischen Nationalbibliothek Wien Literatur von und uber Friedrich Eckstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rudolf Steiner uber Friedrich Eckstein mit Bild Ecksteins Kurzer biografischer AbrissEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Schlesinger Therese geb Eckstein Vgl On Edward Bulwer LyttonNormdaten Person GND 118853902 lobid OGND AKS LCCN no90021418 VIAF 3268293 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eckstein FriedrichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Polyhistor Literat Mazen und TheosophGEBURTSDATUM 17 Februar 1861GEBURTSORT PerchtoldsdorfSTERBEDATUM 10 November 1939STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Eckstein amp oldid 238636945