www.wikidata.de-de.nina.az
Franz Bernhard Lucas 15 September 1911 in Osnabruck 7 Dezember 1994 in Elmshorn war ein deutscher KZ Arzt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auschwitzprozess 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Lucas war der Sohn eines Schlachters 1 Nach dem Schulbesuch in Osnabruck und Meppen bestand er in Meppen 1933 das Abitur Er studierte vier Semester Philologie in Munster sein Medizinstudium absolvierte er ab 1937 in Rostock und ab 1939 in Danzig wo er es 1942 beendete und im gleichen Jahr zum Dr med promoviert wurde Von Juni 1933 bis September 1934 war er Mitglied in der SA seit 1 Mai 1937 in der NSDAP und seit 15 November 1937 in der SS SS Nr 350 030 zuletzt ab 1943 im Rang eines SS Obersturmfuhrers 1942 erhielt Lucas eine zweimonatige Ausbildung im Rahmen eines Fuhreranwarterlehrgangs bei der SS arztlichen Akademie der Waffen SS in Graz Danach war er Truppenarzt in Nurnberg und Belgrad Wegen defatistischer Ausserungen musste Lucas kurzzeitig in einer Bewahrungseinheit dienen Mit Schreiben vom 27 September 1943 wurde er zum 1 Oktober 1943 zum Fuhrungshauptamt Amtsgruppe D Sanitatswesen der Waffen SS Berlin beordert Zum 15 Dezember 1943 erfolgte die Versetzung zum von Enno Lolling geleiteten Amt D III fur Sanitatswesen und Lagerhygiene des WVHA in Oranienburg Von Mitte Dezember 1943 bis Spatsommer 1944 war Lucas Lagerarzt im KZ Auschwitz I Truppenarzt sowie im KZ Auschwitz Birkenau Zigeunerlager Theresienstadter Familienlager Danach folgten weitere kurzzeitige Einsatze im KZ Mauthausen 1944 KZ Stutthof 1944 KZ Ravensbruck 1944 und KZ Sachsenhausen im Januar 1945 dort setzte er sich im Marz 1945 ab und tauchte mit einem Empfehlungsschreiben eines weiblichen norwegischen Haftlings aus dem KZ Ravensbruck in Berlin unter Vor der Schlacht um Berlin floh Lucas im April 1945 nach Westen Sein Kollege in Ravensbruck Percy Treite sagte wahrend des ersten Ravensbruck Prozesses uber ihn aus Dr Lucas stand nicht unter meiner Verantwortung er nahm an Selektionen fur die Gaskammer und an Erschiessungen teil Nach Meinungsverschiedenheiten mit Dr Trommer ging er nach Sachsenhausen und wurde als Strafe durch alle Lager in Deutschland geschickt 2 Treite fuhrte weiter aus dass Lucas und er die Ausstellung von Totenscheinen fur verstorbene Haftlinge aus dem KZ Uckermark die sie nie in Augenschein genommen hatten verweigert hatten Daruber hinaus sei er Treite bei den ersten Erschiessungen anwesend gewesen danach habe er seine Teilnahme verweigert und Lucas habe seine Tatigkeit ubernehmen mussen aber auch Lucas habe sich nach wenigen Tagen verweigert 3 Unmittelbar nach Kriegsende entging Lucas einem Entnazifizierungsverfahren und erhielt sofort eine Anstellung am Stadtkrankenhaus Elmshorn zunachst als Assistenzarzt dann als Oberarzt und schliesslich als Chefarzt der Gynakologischen Abteilung Nach Bekanntwerden der gegen ihn erhobenen Vorwurfe verlor er 1963 seine Anstellung und arbeitete in einer Privatpraxis Auschwitzprozess BearbeitenWahrend der Gerichtsverhandlung im 1 Auschwitzprozess 1963 1965 die Lucas teilweise in Untersuchungshaft verbrachte leugnete er zunachst Selektionen durchgefuhrt zu haben ebenso bestritt er das Zeichen zum Einsatz des Zyklon B in den Vergasungskammern gegeben und die Ermordung uberwacht zu haben Zeugenaussagen widersprachen dieser Darstellung Am 137 Prozesstag sagte erstmals einer der Angeklagten als Zeuge gegen einen Mitangeklagten in einem KZ Prozess aus Der ehemalige SS Rottenfuhrer Stefan Baretzki Ich bin doch nicht blind gewesen als der Dr Lucas auf der Rampe selektiert hat Funftausend Mann die hat er in einer halben Stunde ins Gas geschickt und heute will er sich als Retter hinstellen Bei zunehmend ungunstigem Prozessverlauf gab Lucas nunmehr zu an vier Selektionen beteiligt gewesen zu sein dabei aber gegen seine Uberzeugung und auf Befehl gehandelt zu haben Das Schwurgericht in Frankfurt am Main verurteilte ihn am 20 August 1965 wegen Beihilfe zu gemeinschaftlichem Mord in vier Fallen an mindestens 1000 Menschen wahrend mindestens vier Selektionen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten Am 26 Marz 1968 wurde Lucas aus der Haft entlassen Im Revisionsurteil vor dem Bundesgerichtshof vom 20 Februar 1969 wurde ein neuer Prozess angeordnet Uber die Frage nach dem Zwang an der Rampe von Auschwitz musse aufgrund des im Prozess dargestellten positiven Charakterbildes von Lucas neu nachgedacht werden Am 8 Oktober 1970 wurde er freigesprochen Hierbei spielte eine Rolle dass viele Haftlinge durchweg positiv uber Lucas sprachen wahrend die Aussagen die zu seiner Verurteilung fuhrten auf Horensagen basierten Lucas sei zwar an der Vernichtung von Menschen beteiligt gewesen habe aber nicht mit Tater sondern nur mit Gehilfenwillen gehandelt hiess es unter Berufung auf den so genannten Putativnotstand nach 52 StGB Ihn konne deshalb kein Schuldvorwurf im strafrechtlichen Sinne treffen Von 1970 bis zum 30 September 1983 arbeitete er wieder in eigener Privatpraxis und starb am 7 Dezember 1994 Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 548 33014 2 Silke Schafer Zum Selbstverstandnis von Frauen im Konzentrationslager Das Lager Ravensbruck Berlin 2002 DOI 10 14279 depositonce 528 Dissertation Technische Universitat Berlin 2002 Andrew Wisely War against Internal Enemies Dr Franz Lucas s Sterilization of Sinti and Roma in Ravensbruck Men s Camp in January 1945 In Central European History Jg 52 Heft 4 Dezember 2019 S 650 671 doi 10 1017 S0008938919000852 Weblinks BearbeitenFranz Lucas im Rostocker Matrikelportal taz Artikel uber das Leben von Franz Lucas Auschwitz Prozess mit Bild von Franz Lucas wahrend des Ortstermins Biografie und Foto von Lucas auf www auschwitz prozess frankfurt de Dietrich Strothmann Der gute Mensch von Auschwitz Dr med Lucas Die Wandlungen eines Angeklagten In DIE ZEIT Nr 13 1965 Prozessbericht vom 26 Marz 1965 Peter Reichel Der erste Frankfurter Auschwitz Prozess in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Online Stand Mai 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 263 Zitiert bei Silke Schafer Zum Selbstverstandnis von Frauen im Konzentrationslager Das Lager Ravensbruck Berlin 2002 S 135 Silke Schafer Zum Selbstverstandnis von Frauen im Konzentrationslager Das Lager Ravensbruck Berlin 2002 S 135Normdaten Person GND 1044336463 lobid OGND AKS VIAF 305407481 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lucas FranzALTERNATIVNAMEN Lucas Franz Bernhard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher KZ ArztGEBURTSDATUM 15 September 1911GEBURTSORT OsnabruckSTERBEDATUM 7 Dezember 1994STERBEORT Elmshorn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Lucas Mediziner amp oldid 230493293