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Fruhe akustisch evozierte Potentiale FAEP sind eine Untergruppe der akustisch evozierten Potentiale Sie haben ihre elektrische Quelle in der Horbahn zwischen Horschnecke dem Hornerven bis zu verschiedenen Kerngebieten im Hirnstamm Oberer Olivenkern Nucleus olivaris superior Laterale Schleife Lemniscus lateralis Unterer Vierhugelkern Colliculus inferior Das FAEP Signal besteht aus 7 Wellen 1 von denen meist die letzten beiden nicht erkennbar sind Nach den Erstbeschreibern Jewett und Williston 1971 wurden die ersten funf mit J I bis J V durchgezahlt werden 2 Heute werden u a im deutschen Sprachraum diese Wellen meist mit I bis V benannt Klinisch ordnet man den Ursprung jeder Welle einem Kerngebiet im Hirnstamm zu obwohl intraoperative Messungen diese Interpretation nicht stutzen 3 Die FAEP bzw deren Messung werden auch als BERA brainstem evoked response audiometry deutsch Hirnstammaudiometrie ABR auditory brainstem response oder AEHP akustisch evozierte Hirnstammpotentiale bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Einsatzgebiete 2 Stimulation 3 Ableitung Elektrodenposition 4 Auswertung 5 Technische Details der Messapparatur 6 ASSR 7 Literatur 8 Weblinks 9 Siehe auch 10 EinzelnachweiseEinsatzgebiete BearbeitenFAEP haben zwei grundsatzliche Anwendungsgebiete Diagnostik des Horsystems sogen audiologische Indikation dann werden sie meist BERA oder ABR genannt Diagnostik der Nervenbahnen sogen neurologische Indikation dann ist die Bezeichnung meist FAEP oder AEHP Die medizinischen Verwendungsgebiete uberschneiden sich somit zwischen den Fachgebieten der Audiologie bzw der Padaudiologie einerseits und der Neurologie andererseits Topodiagnostik Durch Laufzeitvergleich gegenuber Normwerttabellen und durch intraindividuellen Seitenvergleich lassen sich Erkrankungen des Hornerven untersuchen Nach Horsturz Schwindel Tinnitus werden routinemassig FAEP zum Ausschluss eines Akustikusneurinoms durchgefuhrt aber zunehmend durch bildgebende Verfahren MRT abgelost Auch fuhren degenerative oder entzundliche Erkrankungen wie z B eine Multiple Sklerose als Fruhzeichen einer Hornervenbeteiligung zu Veranderungen der Laufzeiten und Potentiale Horschwellenbestimmung Besonders in der Padaudiologie aber generell bei unkooperativen Patienten werden FAEP zur Bestimmung der Horschwelle eingesetzt da sie gerade auch in Sedierung oder Narkose ableitbar sind Aber auch zur Verifikation der subjektiv von Patienten angegebenen Horschwellen im Tonaudiogramm bspw vor einer Versorgung mit einem Cochlea Implantat Der Reizpegel bei dem das Potential J V nicht mehr nachweisbar ist entspricht der Horschwelle Durch Reizfilterverfahren fruher meist notched noise Verfahren seit neuerer Zeit eher Toneburst Tonepip oder Chirp Reize konnen auch frequenzspezifische Messungen vorgenommen werden Neugeborenenhorscreening Eine automatisierte Ableitung der FAEP sogenannte Automated Auditory Brainstem Response AABR Messung 4 wird durch einen Auswertealgorithmus der Gerate ermoglicht Bei Erkennung von korrekten Potentialen beim definierten Reizpegel wird als Ergebnis ein pass angezeigt sonst bei Storung oder fehlenden Potentialen ein refer Bei Kombigeraten kann im Anschluss an die AABR sofort in den Diagnostikmodus gewechselt werden Neuromonitoring vor allem in der Neurochirurgie Stimulation BearbeitenStandardmassig wird mit einem Clickreiz auch tone burst uber Kopfhorer mit Kapsel gearbeitet Einsteckhorer mit Schlauch oder Lautsprecher werden seltener benutzt weil durch die langere Laufzeit des Stimulus bis zum Trommelfell die Synchronisation im Hornerven schlechter werden kann Eine frequenzspezifische Horschwellenbestimmung kann uber eine Notched Noise Stimulation Kerbrauschen der Stimulus wird durch ein Rauschen mit Aussparung der Zielfrequenz uberdeckt 5 oder mit Chirps erreicht werden Ubliche Messfrequenzen sind 500 Hz 1000 Hz 2000 Hz und 4000 Hz Ableitung Elektrodenposition BearbeitenDas aktive Hirnareal die Quelle sollte moglichst zwischen den Ableitungselektroden 1 und 2 liegen 1 Haarwirbel auf dem Kopf Cz im 10 20 System Vertex 2 hinter dem Ohr Mastoid Eine dritte Elektrode 3 wird als Referenz genutzt Masse meist Stirn oder Nacken Auswertung Bearbeiten nbsp Bera eines Patienten mit Normalbefund des linken Ohres aber atypischem Befund des rechten Ohres Amplituden vermindert Latenzverlangerung I V nbsp Die HorbahnDie Horbahn generiert die folgenden Antworten 6 Welle I den peripheren Anteil des Hirnnerven VIII Welle II der zentrale Anteil des Nervus vestibulocochlearis Welle III Nucleus cochlearis Welle IV der Kernkomplex des Nucleus olivaris superior bzw des Lemniscus lateralis Welle V Lemniscus lateralis bzw Colliculi inferiores nbsp Lemniscus lateralis rot und Lemniscus medialis blau Die Form der funf FAEP Wellen J I bis J V hangt von der Lautstarke des Reizes ab Stimulations Pegel Als Latenz bezeichnet man die Zeit zwischen Stimulusanfang onset und Wellenmaximum als Amplitude die Differenz zwischen Maximum und nachfolgendem Minimum Fur die audiologische BERA werden Absolut Latenzen gemessen Stimulus bis Wellen Maximum bezeichnet mit LV LIII oder LI und uber dem Stimulationspegel aufgetragen Pegel Latenz Diagramm PLD Aus dem Vergleich des individuellen PLD mit Normkurven kann man auf die Horschwelle und im Fall einer Schwerhorigkeit auf den Ort der Schwerhorigkeit schliessen Fur die neurologischen FAEP vergleicht man bei festem Pegel die Messkurven von rechtem und linkem Ohr Sollten dabei Seitendifferenzen oder Formveranderungen der Wellen auffallen misst man Relativ Latenzen z B LV LI sog Hirnstammlaufzeit Nur wenn die Messparameter identisch sind lassen sich Messergebnisse aus verschiedenen Labors miteinander vergleichen Technische Details der Messapparatur BearbeitenDie Unterschiede der einzelnen technischen Parameter der Messapparaturen fur die beiden Einsatzgebiete zeigt die Tabelle FAEP BERAFiltertyp Butterworth BesselFiltergrenzen 150 1500 Hz 30 3000 HzInterstimulusintervall ISI 100 ms 20 50 msMin Anzahl Mittelungen 1000 2000 4000Reizgeber Kopfhorer Einsteckhorer Kopfhorer Einsteckhorer KnochenleitungshorerReizform Click nicht standardisiert Click n IEC 645 3 Toneburst Tonepip oder ChirpReizpegel 70 90 dB HL bzw 105 dB HL 10 100 dB HLElektroden Oberflachen oder Nadelelektroden intraop Vertex Mastoid Oberflachen oder Nadelelektroden intraop Vertex MastoidElektrodenimpedanz 5 kW 3 kWASSR BearbeitenASSR steht fur Auditory steady state responses ubersetzt Dauerantworten auf Horreize Akustisch evozierte Hirnstammpotentiale sind normalerweise transiente fluchtige Potentiale einer Hirnstammantwort auf einen Ton oder Klickreiz mit einer Latenz von 1 20 ms nach dem Stimulus ASSR werden durch Klicks bevorzugt aber durch amplituden AM und frequenzmodulierte FM Stimuli meist Chirps ausgelost die mit einer solch hohen Wiederholrate angeboten werden so dass sich die transienten Antworten im Hirnstamm uberlappen und so eine scheinbare Dauerantwort entsteht Durch statistische Messungen werden die ASSR aus dem Signal Rausch Verhaltnis SNR signal to noise ratio errechnet Ublicherweise wird die Amplitude der Reizantwort mit dem Hintergrundrauschen des EEGs oder dessen Phasenvariabilitat verglichen Eine Moglichkeit die ASSR zu messen ist es eine Anzahl von Antworten oder eine gemittelte Antwort einer FFT zu unterwerfen um Amplituden und Phase untersuchen zu konnen Die ASSR Komponente wird dabei bei den Spektrallinien erwartet die der Reizrate oder Vielfachen davon entsprechen Wenn die Amplitude der ASSR eine signifikante SNR aufweist wird die Antwort als vorhanden gewertet Dabei wird nicht erkannt welche Abschnitte der Horbahn zur Antwort beigetragen haben Im Gegensatz zu den klassischen FAEP ist bei der Beurteilung der ASSR keine visuelle subjektive Kurvenbeurteilung durch den Untersucher erforderlich Bei Reizdarbietung von Chirps unterschiedlicher Frequenz mit gering unterschiedlicher Dauer der Wiederholrate konnen zeitgleich beide Ohren mit mehreren Frequenzen simultan gemessen werden was gegenuber der herkommlichen frequenzspezifischen FAEP Ableitung einen deutlichen Zeitvorteil bedeutet Mittels geratespezifischer Normwertkurven kann aus den ASSR ein frequenzspezifisches Audiogramm errechnet werden Literatur BearbeitenHelmut Buchner Praxisbuch Evozierte Potenziale Grundlagen Befundung Beurteilung und differenzialdiagnostische Abgrenzung Thieme 2014 ISBN 978 3 13 175941 2 James W Hall New Handbook of Auditory Evoked Potentials Pearson Boston Mass 2006 ISBN 0 205 36104 8 Konrad Maurer Nicolas Lang Joachim Eckert Praxis der evozierten Potentiale Steinkopff Verlag 2005 ISBN 3 7985 1500 X Weblinks BearbeitenHenning Joachim Stegmann BERA Screeningverfahren im Einsatz bei Hochrisikokindern PDF 2 1 MB Inaugural Dissertation Fachbereich Medizin der Philipps Universitat Marburg 2009 Siehe auch BearbeitenOtoakustische EmissionenEinzelnachweise Bearbeiten NIHON KOHDEN NeuroNavi AEP ABR Ausgabe 1 2003 D L Jewett J S Williston Auditory far fields averaged from the scalp of humans In Brain 94 1971 S 681 696 A R Moller Evoked potentials in intraoperative monitoring Williams amp Wilkins Baltimore 1988 ISBN 0 683 06115 1 J I Benito Orejas B Ramirez D Morais A Almaraz J L Fernandez Calvo Comparison of two step transient evoked otoacoustic emissions TEOAE and automated auditory brainstem response AABR for universal newborn hearing screening programs In Int J Pediatr Otorhinolaryngol 72 8 Aug 2008 S 1193 1201 E Sturzebecher u a Frequenzspezifische Horschwellenmessung mittels Notched noise BERA bei Kindern In ORL Nova Nr 5 1995 S 300 306 doi 10 1159 000313227 karger com PDF abgerufen am 8 Oktober 2018 James W Hall New handbook of auditory evoked responses Pearson Boston 2007 ISBN 978 0 205 36104 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fruhe akustisch evozierte Potentiale amp oldid 229157465