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Photoinitiatoren sind chemische Verbindungen die nach Absorption von UV Licht in einer Photolysereaktion zerfallen und so reaktive Spezies bilden die eine Reaktion starten initiieren konnen meist eine Polymerisation Bei den reaktiven Spezies handelt es sich um Radikale oder um Kationen Photoinitiatoren werden meist nach Art der reaktiven Spezies eingeteilt kationisch radikalisch manchmal auch nach molarer Masse niedermolekular oder polymer Bildung von Radikalen durch Belichtung von 1 einem a Hydroxyketon 2 einer Azoverbindung und 3 einem AcylphosphinoxidInhaltsverzeichnis 1 Verwendung 2 Einteilung nach reaktivem Zentrum 2 1 Radikalische Photoinitiatoren 2 2 Kationische Photoinitiatoren 2 2 1 Thermolatente Photoinitiatoren 2 2 1 1 Geschichte 2 2 1 2 Industrielle Verwendung 3 Einteilung nach molarer Masse 4 Gesundheitliche Gefahren 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerwendung BearbeitenPhotoinitiatoren sind Bestandteile von strahlungshartenden Lack und Harz Formulierungen die in Sekundenbruchteilen durch Bestrahlung mit UV Licht ausgehartet werden konnen Sie werden zum Beispiel in der Diazotypie der Stereolithografie und dem Multi Jet Modeling eingesetzt Fur Beschichtungen sind die grossten Marktsegmente die Mobel und Parkettlackierung sowie Druckfarben Auch in der LCD Fertigung konnen Photoinitiatoren eingesetzt werden 1 Die Polymerisation eines strahlenhartenden Systems z B eines Lacks kann entweder mit Hilfe eines Initiators oder direkt durch Elektronenstrahlen erfolgen UV Strahlung die stark genug ware um die radikalische Polymerisation der Monomere bzw Oligomere direkt zu initiieren besitzt nur eine geringe Eindringtiefe und kann daher nicht eingesetzt werden Stattdessen werden Radikale aus Photoinitiatoren mit Hilfe langwelligerer UV Strahlung 254 400 nm erzeugt die eine grossere Eindringtiefe besitzt 2 3 Bei der Wahl des Photoinitiators muss das Absorptionsspektrum des Initiators mit dem Emissionsspektrum der Lichtquelle verglichen werden Einteilung nach reaktivem Zentrum BearbeitenRadikalische Photoinitiatoren Bearbeiten Photoinitiatoren fur die radikalische Kettenreaktion werden in zwei Typen unterteilt Typ 1 Photoinitiatoren erzeugen Radikale direkt in einer Photofragmentation meist durch alpha Spaltung Das gebildete Radikal lost dann die Kettenpolymerisation aus Typ 2 Photoinitiatoren hingegen abstrahieren ein Wasserstoffatom von einem benachbarten Molekul Dieses lost dann die Kettenpolymerisation aus Meist werden tertiare Amine zugegeben da diese besonders effektive Startradikale bilden und somit die Reaktivitat erhohen 2 3 Haufig industriell eingesetzte Photoinitiatoren leiten sich von a Hydroxy a Alkoxy oder a Amino Arylketonen oder auch von Acylphosphinoxiden ab Vereinzelt finden sich auch Anwendungen fur photolabile aliphatische Azoverbindungen die sowohl thermisch als auch photochemisch zerfallen konnen Kationische Photoinitiatoren Bearbeiten Kationische Photoinitiatoren erzeugen bei Zerfall eine Bronsted oder eine Lewis Saure Sie konnen je nach thermischer Stabilitat thermolatent oder thermisch labil eingeteilt werden Thermolatente Photoinitiatoren Bearbeiten Polymerisationsauslosende Radikale lassen sich bereits durch einfache Verbindungen wie Peroxide oder Disulfide durch Bestrahlung unter homolytischer Bindungsspaltung erzeugen Fur industrielle Anwendungen muss sich der verwendete Photoinitiator jedoch langere Zeit Monate bis Jahre vor der Anwendung in Monomeren aufgelost lagern lassen ohne dass es zu einer Polymerisation Gelierung kommt Bei Bestrahlung muss es dann mit hoher Quantenausbeute und frei von Nebenreaktionen die Polymerisation starten Aus diesem Grund sind AIBN Peroxide oder Disulfide fur industrielle Anwendungen kaum geeignet Aus diesem Grund wurden thermolatente Photoinitiatorenentwickelt die stabil gegenuber Warme sind Thermolatenz und sich daher zuvor langere Zeit unter Lichtausschluss in Monomeren aufgelost lagern lassen Zudem besitzen sie optimierte Absorptionsspektren damit sie unter verschiedenen Anwendungsbedingungen eingesetzt werden konnen Thermolatente Photoinitiatoren werden besonders zur kationischen Polymerisation von Epoxidharzen benutzt wobei cycloaliphatische Epoxidharze hier reaktiver sind als Glicidylepoxidharze Die meisten solcher thermolatenten Photoinitiatoren sind Onium Verbindungen 4 5 Geschichte Bearbeiten In den 1970er Jahren war es das Ziel der industriellen Lackforschung als Alternativen zur energieaufwandigen thermischen Hartung welche den Betrieb grosser Ofen erfordert die Strahlenhartung als okonomische Alternative zu etablieren Die erste wichtige Entdeckung in dieser Richtung machten Mitarbeiter der American Can Company Sie fanden dass die Photosensitivitat von Aryldiazonium Salzen zur kationischen Polymerisation von Epoxiden genutzt werden kann 5 nbsp Das Aryldiazoniumsalz zersetzt sich unter Bildung der Lewis Saure Bortrifluorid welche die kationische Polymerisation initiiert Da Aryldiazoniumsalze jedoch thermisch instabil sind fuhrt eine Beimischung von Initiator zu Monomer eine Formulierung auch in Abwesenheit von Licht oft nach wenigen Stunden zu Gelierung Ein weiterer Nachteil der Aryldiazoniumsalze ist die Bildung von gasformigem Stickstoff was zu Defekten im ausgeharteten Lack fuhren kann Daher erlangen die Aryldiazoniumsalze zwar keine kommerzielle Bedeutung die Entdeckung fuhrte aber zur Erkenntnis dass photosensible organische Verbindungen zur Initiation kationischer Polymerisation in der Lage sind und damit zu intensiver Forschung in diese Richtung Dabei wurden bald die Onium Verbindungen als effiziente Photoinitiatoren entdeckt diese werden bis heute verwendet Onium Verbindungen besitzen nicht mehr die Nachteile der Aryldiazoniumsalze sondern verfugen uber gute thermische Stabilitat also Thermolatenz und setzen bei ihrer Spaltung keine gasformigen Produkte frei Zudem besitzen sie intensive Absorption im kurzwelligen UV Bereich und eine gute Quantenausbeute Zunachst wurden die Diaryliodoniumsalze entdeckt spater folgten die thermisch besonders stabilen Triarylsulfoniumsalze Diese besassen zudem den Vorteil dass sie zu dieser Zeit bereits als Korrosionsinhibitoren hergestellt und damit gunstig verfugbar waren 5 Traditionelle kationische Initiatoren Lewis oder Bronstedsauren fuhren zu sofortiger Polymerisation Industriell ist jedoch eine lagerfahige Formulierung erwunscht deren Polymerisation durch einen externen Stimulus UV Strahlung ausgelost werden kann Die kommerzielle Nutzung der kationischen Vernetzung wurde daher erst durch die Entwicklung der Onium Photoinitiatoren moglich 5 Industrielle Verwendung Bearbeiten Prinzipiell lasst sich fast jedes kationisch polymerisierbare Polymer mit Onium Verbindungen als Initiator herstellen meist werden die Onium Verbindungen jedoch zur Herstellung vernetzter Polymere genutzt meist Epoxiden Mittels photokationischer Epoxidpolymerisation lassen sich sowohl hohe Polymerisationsgeschwindigkeiten auch bei niedriger Temperatur erreichen wie auch prazise Vernetzung durch selektive Bestrahlung Die Hauptanwendungsgebiete sind daher photohartende Beschichtungen Beschichtungen in Mikroelektronik und Stereolitographie Druckfarben und Klebstoffe 5 Es existieren zahlreiche Klassen von thermolatenten Photoinitiatoren einige typische Vertreter sind in der folgenden Tabelle aufgefuhrt Wie zu erkennen ist gehoren die meisten zur Klasse der Onium Verbindungen 5 Klassenname StrukturformelAryldiazonium nbsp Diaryliodonium nbsp Triarylsulfonium nbsp Ferrocenium nbsp Phenacyltriphenylphosphonium nbsp N Alkoxypyridinium nbsp Pyrylium nbsp Thiapyrilium nbsp Einteilung nach molarer Masse BearbeitenWahrend Photoinitiatoren fur gewohnlich niedermolekular sind gibt es auch kationische Photoinitiatoren die an ein Polymer gebunden sind Ein Vorteil ist dass ein solcher hochmolekularer Photoinitiator nicht in seine Umgebung migriert und daher untoxisch ist Ein weiterer Vorteil ist dass er eine Polymerisationsreaktion ab dem bereits vorhandenen Polymer startet und so zu einem hoheren Vernetzungsgrad fuhrt 6 Gesundheitliche Gefahren Bearbeiten2009 haben mehrere Behorden fur Lebensmittelsicherheit in trockenen Lebensmitteln z B Getreideprodukten Photoinitiatoren entdeckt Auf Grund der sehr geringen Grosse der Molekule der Photoinitiatoren konnen diese von der bedruckten Seite von Lebensmittelverpackungen auch durch mehrere Schichten Verpackung z B Papier Pappe oder Kunststoff in die Lebensmittel ubergehen Die Grenzwerte wurden bei Kontrolluntersuchungen zwar zumeist unterschritten da allerdings fur jede Art von Photoinitiator ein eigener Grenzwert gegeben ist und keine Addition stattfindet kann eine erhebliche Menge an Substanzen in den Lebensmitteln ohne Beanstandung vorhanden sein Die gesundheitlichen Auswirkungen werden zumeist als kritisch angesehen Zwei Photoinitiatoren Benzophenon und 4 Methylbenzophenon wurden in Tierversuchen als schadlich eingestuft andere bisher nicht getestet Diese beiden Stoffe konnen Geschwure an Leber und Niere verursachen Der zulassige Grenzwert liegt bei 0 6 Mikrogramm pro Kilogramm Lebensmittel Der Grenzwert wurde bei einigen getesteten Lebensmitteln leicht uberschritten 7 8 Literatur BearbeitenEintrag zu Photoinitiatoren In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 19 Dezember 2014 R Schwalm UV Coatings Basics Recent Developments and New Applications Elsevier 2007 ISBN 978 0 444 52979 4 Dieter Stoye Gunter Beuschel Lackharze Chemie und Eigenschaften und Anwendungen Hanser Verlag 1996 ISBN 3 446 17475 3 S 93 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenNiedersachsisches Landesamt fur Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit untersucht Verpackungen Lebensmittel Gifte im VisierEinzelnachweise Bearbeiten Forschungspreis 2005 von Ciba Spezialitatenchemie fur neue Photoinitiatoren Technologie fur LCDs a b Stefan Pieke Experimentelle Untersuchungen zur effizienten Vernetzung von Oberflachenbeschichtungen mit UV Strahlung Karlsruher Institut fur Technologie Karlsruhe 2010 ISBN 978 3 86644 452 2 S 10 22 doi 10 5445 KSP 1000014055 a b Norman S Allen Photoinitiators for UV and visible curing of coatings Mechanisms and properties In Journal of Photochemistry and Photobiology A Chemistry Band 100 Nr 1 25 Oktober 1996 S 101 107 doi 10 1016 S1010 6030 96 04426 7 Yusuf Yagci Ivo Reetz Externally stimulated initiator systems for cationic polymerization In Progress in Polymer Science 23 Jahrgang Nr 8 Dezember 1998 S 1485 1538 doi 10 1016 S0079 6700 98 00010 0 a b c d e f Verena Gortz Benzothiazoliumsalze als Photoinitiatoren fur kationische Polymerisation Mainz 2005 online Memento des Originals vom 19 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ubm opus hbz nrw de W Arthur Green Industrial Photoinitiators A Technical Guide CRC Press 2010 ISBN 978 1 4398 2746 8 S 95 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche SR online Druckchemie in Lebensmitteln 1 2 Vorlage Toter Link www sr online de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Ausmass der Migration von Druckfarbenbestandteilen aus Verpackungsmaterialien in Lebensmittel PDF 859 kB 29 Mai 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Photoinitiator amp oldid 239316615