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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Maander Begriffsklarung aufgefuhrt Maander ist die Bezeichnung einer Flussschlinge in einer Abfolge weiterer Flussschlingen 1 wie sie sich in unbefestigten Fliessgewasserabschnitten mit sehr geringem Sohlgefalle und gleichzeitig transportiertem feinkornigem Geschiebe auf naturliche Weise bildet Man unterscheidet sogenannte freie Maander in Lockergesteinen Sediment und festgelegte Maander oder Talmaander in Festgesteinen Entsprechende Flussabschnitte werden als maandrierende Flusse bezeichnet Maander mit mehreren Altarmen am Unterlauf des Nowitna River Alaska 2002 Maander greifen mit der Zeit durch Erosion an der Kurvenaussenseite Prallhang und Sedimentation an der Kurveninnenseite Gleithang immer weiter seitlich aus bis es an den Enden der Schlinge zu einem Durchbruch kommt Danach wird der Maander zum Altarm und verlandet schliesslich Die Intensitat des Maandrierens eines Fliessgewassers hangt von der Beschaffenheit des Untergrundes und der Fliessgeschwindigkeit ab Als einfaches Mass dient das als Sinuositat bezeichnete Verhaltnis von Gewasserlange zu Luftlinie 2 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Maanderentwicklung 2 1 Entstehung 2 2 Verlagerungsaktivitat und Durchbruch 3 Talmaander 4 Auswirkungen auf den Menschen 4 1 Politische Auswirkungen 4 2 Wirtschaftsfaktor 4 3 Naturschutz 5 Abgrenzung 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas Wort Maander stammt vom griechischen Namen Maiandros Maiandros fur die heute den Namen Menderes tragenden Flusse in der westlichen Turkei Grosser Maander und Kleiner Maander der Kleine Maander trug jedoch in der Antike ursprunglich einen anderen Namen Bereits in der Antike waren die genannten Wasserlaufe bekannt fur ihre zahlreichen Flussschlingen Maanderentwicklung BearbeitenEntstehung Bearbeiten nbsp Hydrodynamik in einer Flussschleife aus Querstromung und Gewasserstromung resultiert helicale Stromung source source source source source source source track Video Warum maandern Flusse Ursache der Maandrierung ist eine durch die Bodenreibung des Wassers verursachte Querzirkulation die entlang des Flussbodens von der kurvenausseren Seite zur kurveninneren Seite und an der Flussoberflache zuruck zur kurvenausseren Seite fuhrt Diese Querzirkulation entsteht folgendermassen Eine zufallige Unregelmassigkeit im Flussbett bewirkt Unterschiede in der Stromungsgeschwindigkeit durch die hohere Erosion entsteht eine leichte Ausbuchtung auf der Seite mit der schnelleren Stromung Schliesslich bildet sich eine Kurve durch die Zentrifugalkraft besitzt sie einen hoheren Wasserstand an der Aussenseite Hierdurch entsteht fur alle Wasserteilchen eine Druckgradientkraft in Richtung des Kurveninneren Zentripetalkraft Der Wasserstand ist somit zunachst eine Aquipotentialflache aus dem Potential der Gravitation und der Zentrifugalkraft Damit alleine hat man eine Gleichgewichtsstromung um die Kurve die keine Querzirkulation verursacht In der Nahe des Flussbettes entsteht Reibung welche die Fliessgeschwindigkeit mindert und die Zentrifugalkraft abschwacht Die Druckkraft dagegen bleibt gleich weil die Statik der Wasseroberflache unverandert besteht In der Summe erfahren die bodennahen Wasserteilchen an der Kurvenaussenseite dadurch eine Querbeschleunigung in Richtung des Kurveninneren In der Folge entsteht an der Oberflache aus Grunden der Massenerhaltung eine Komponente der Stromung in Richtung Kurvenausseres Diese wird balanciert durch den hoheren Wasserstand an der kurvenausseren Seite Aus dieser Querzirkulation und der Gewasserstromung entsteht in der Summe langs des Flusskorpers eine helicale Stromung die am Gewasserboden Richtung Kurveninnenseite stromt Weil die Stromungsgeschwindigkeit zum Kurveninnern abnimmt wird die helicale Stromung nach innen hin ebenfalls langsamer und die Sedimentfracht sinkt wieder zu Boden Somit befordert die helicale Stromung Sedimente vom Prallhang zum Gleithang wodurch der Kurvenradius des Maanders immer grosser wird Verlagerungsaktivitat und Durchbruch Bearbeiten nbsp Der argentinische Rio Negro mit zahllosen Altarmen als Uberbleibsel vergangener Durchbruche Aufnahme von Bord der ISSIn Lockergesteinen Sediment konnen sich freie Mander erheblich schneller verandern als dies bei Talmaandern in Festgesteinen der Fall ist Beobachtungen an der Mulde Fluss in Sachsen zeigen dass neben der Verlagerung nach aussen angestromtes Ufer auch eine Bewegung der Flussschlinge tal bzw gefalleabwarts erfolgt 3 Beruhren sich zwei benachbarte Flussschlingen bricht der Fluss durch und fliesst kunftig durch die Abkurzung Zuruck bleibt ein bogenformiger Altarm engl oxbow lake der immer weniger durchflossen wird 1 Zunehmender Eintrag von Sediment bei Hochwasser sowie der Laubeintrag fuhren dazu dass das stehende Altwasser immer weiter verlandet An der Durchbruchstelle kann sich durch den Hohenunterschied zwischen Maanderbogenein und auslauf eine Stromschnelle entwickeln was in der Regel eher bei Festgesteinen der Fall ist Durch ruckschreitende Erosion findet dann ein Gefalleausgleich flussaufwarts statt so dass das oberhalb befindliche Flussbett nach einiger Zeit entsprechend tiefer liegt Der Altarm ist davon nicht betroffen weshalb es in diesem Fall zu einer sehr raschen Abkopplung vom Fliessgeschehen kommt Talmaander Bearbeiten nbsp Durchgebrochener Talmaander mit Umlaufberg und tal am nordlichen Ende des Fischfluss Canyons NamibiaVon den sogenannten freien Maandern der Schwemmebenen zu unterscheiden sind Talmaander Dies sind tief eingeschnittene windungsreiche Flusstaler die in ihrer Gestalt den Maandern frei fliessender Flusse ahneln Fur ihre Entstehung werden verschiedene Modelle diskutiert Einerseits kann sich ein Fluss bei nachtraglicher Gelandehebung unter Beibehaltung der im Flachland erworbenen Schlingenform tief ins Gebirge einschneiden 4 Solche Zwangsmaander verandern jedoch haufig nachtraglich ihre Gestalt meist sind sie langgestreckter Ebenso sind bei Talmaandern die ausseren Talhange Prallhange vom Flussbett unterschnitten und steil wahrend die inneren Talhange Gleithange flacher geneigt sind Abweichend von diesem Modell wird in vielen Fallen eine Bildung von Talmaandern fur solche Taler diskutiert bei denen sich ein Fluss in sich hebende nahezu ebene anstehende Hartgesteine eingeschnitten hat Hier konnen die Maanderboden erst infolge der Hebung entstanden sein d h sie gehen nicht direkt auf fruhere Flussschlingen zuruck 5 6 Beispiele dafur sind der Mittelrhein oder die Moselbogen Eine Schlingenbildung unter solchen Bedingungen setzt voraus dass die seitliche laterale Erosion des Flusstals im Verhaltnis zur Tiefenerosion hoch ist Beobachtungen in Ostasien deuten darauf hin dass die Bildung von Talmaandern durch relativ weiche anstehende Gesteine bevorzugt beim Vorhandensein einzelner harter Lagen und durch klimatische Verhaltnisse mit haufigen Starkregen Ereignissen gefordert werden Ausgedehnte Talsedimente die die Talsohle gegen Erosion schutzen wahrend die Hangbereiche frei liegen konnen den Prozess verstarken aber nicht allein auslosen 7 Beim Durchbruch der Schlinge eines Talmaanders wird der vom Talabschnitt des Altarms dem Umlauftal umgebene Erosionsrest der Hochflache als Umlaufberg bezeichnet 8 Aus dem Umlauftal kann sich ein Sonderfall des Trockentals entwickeln Auswirkungen auf den Menschen BearbeitenPolitische Auswirkungen Bearbeiten Bei Flussen in denen Landesgrenzen verlaufen wird in der Regel ihr Talweg in Grenzvertragen als Grenzlinie verwendet so dass selbst die Zugehorigkeit von Flussinseln eindeutig geregelt werden kann Ist ein Gewasserverlauf erst einmal geodatisch definiert konnen Anderungen im Flussverlauf zur Bildung von Flachen fuhren die zwar nach wie vor Teil einer Gebietseinheit sind von dieser jedoch durch den neuen Flussverlauf abgetrennt und somit oft schlecht zuganglich sind Mitunter kommt es in diesen Fallen zum Gebietstausch ferner bieten sich solche Bereiche auch als Naturreservat oder Retentionsflache an Wirtschaftsfaktor Bearbeiten Wegen der hoheren Fliessgeschwindigkeit standen historische Wassermuhlen bevorzugt an jungeren Maanderdurchbruchen Stark maandrierende Flusse wie der Mississippi oder der Rhein sind vielfach durch Flussbegradigung schiffbar gemacht worden Der Rhein wurde allein durch die von Johann Gottfried Tulla zwischen 1817 und 1819 eingeleitete Begradigung von Karlsruhe bis Mannheim von 135 Kilometer auf 86 Kilometer verkurzt Eine solche Flussbegradigung hat eine Absenkung des Grundwasserspiegels und durch die erhohte Fliessgeschwindigkeit eine starkere Erosion des Flussbettes zur Folge damit besteht eine hohere Hochwassergefahr fur nachfolgende Flussabschnitte Die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der anliegenden Flachen und die Wasserversorgung anliegender Waldflachen wird verandert Die physikalischen Gewalten des Mississippi die im Laufe der Zeit zu uberlagernden Maanderverlaufen gefuhrt haben sind Teil der amerikanischen Folk Mythologie In den 1940er Jahren wurde eine grosse Studie vom Geologen Harold Fisk durchgefuhrt Fisk untersuchte mit einem Team von Geologen und Geographen die Flusslaufe des Mississippi seine Haupt und Nebenstrome die toten Seitenarme und die trocken gefallenen Flussbette sowie das Schwemmland 9 Naturschutz Bearbeiten Die negativen Auswirkungen des Flussbaus der vergangenen Jahrzehnte fuhrten zur europaischen Wasserrahmenrichtlinie aufgrund derer die Uferbefestigungen von begradigten Fliessgewassern mancherorts wieder zuruckgebaut werden Dies bezeichnet man als Renaturierung in der Folge bilden sich in den Fliessgewassern auf naturlichem Weg erneut Maander Bevorzugt renaturiert werden Oberlaufe die nicht der Schifffahrt dienen beispielsweise die Nidda bei Bad Vilbel oder der Main bei Unterbrunn Abgrenzung BearbeitenEine einzelne Flussschlinge in einem Flusslauf wie beispielsweise die Saarschleife wird nicht als Maander bezeichnet ebenso wenig eine als Flussknie bezeichnete Flussschlinge mit anschliessend markant veranderter Fliessrichtung Im Zuge von wasserbaulichen Massnahmen zum naturnahen Umbau vorher begradigter Fliessgewasser wird von diesem Sprachgebrauch allerdings haufig abgewichen und jedes windungs oder kurvenreiche Gewasserbett maandrierend genannt auch dann wenn die Kurven durch Befestigung festgelegt sind und nicht der naturlichen Gewasserbettdynamik unterliegen Siehe auch BearbeitenFlussmorphologieWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Maander Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Maander Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Bernhard Karl Heinz Teetassen Zyklonen und Flussmaander Einstein klassisch In Sitzungsberichte der Leibniz Sozietat 78 79 2005 S 81 95 und Quellenangaben hierin Harold N Fisk Alexander Trevi Hrsg Geological Investigation of the Alluvial Valley of the Lower Mississippi River Part II Kartenauszuge von 1944 und weiterfuhrende Links Egon Specht Alte Flussschleifen der Ahr bei Altenburg und Mayschoss Kreis Ahrweiler Einzelnachweise Bearbeiten a b Maander Lexikon der Geographie www spektrum de F Ahnert Einfuhrung in die Geomorphologie 4 Auflage 2009 Thomas Fleischhacker Laufverlagerungen der Mulde nordlich Eilenburg 2022 doi 10 23689 fidgeo 5309 geo leo de abgerufen am 12 Februar 2023 Frank Ahnert Einfuhrung in die Geomorphologie UTB Band 8103 5 Auflage Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2015 ISBN 978 3 8252 8627 9 Kap 14 3 2 Talmaander Herbert Louis Allgemeine Geomorphologie Textteil 4 Auflage De Gruyter Berlin New York 1979 ISBN 3 11 007103 7 Talmaander auf S 313 ff Alan H Strahler Arthur N Strahler Physische Geographie 4 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8001 2908 9 Talmaander auf S 579 Colin P Stark Jonathan R Barbour Yuichi S Hayakawa Tsuyoshi Hattanji Niels Hovius Hongey Chen Ching Weei Lin Ming Jame Horng Kai Qin Xu Yukitoshi Fukahata 2010 The Climatic Signature of Incised River Meanders Science 327 5972 1497 1501 doi 10 1126 science 1184406 Umlaufberg Spektrum Online Lexikon der Geographie Harold N Fisk Geological Investigation of the Alluvial Valley of the Lower Mississippi River Normdaten Sachbegriff GND 4154905 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maander amp oldid 237239479