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Dieser Artikel befasst sich mit dem Festspiel als literarische Gattung Fur die kulturellen Veranstaltungen siehe Festival Festspiel ist ein im 18 Jahrhundert entstandener literarischer Gattungsbegriff fur ein Theaterstuck das zu einem besonderen Anlass verfasst wurde Dramatische Gelegenheitsdichtungen dieser Art gibt es seit dem Altertum doch burgerte sich dafur erst im fruhen 19 Jahrhundert der Begriff Festspiel ein Zuerst verwendet wurde er von Goethe als Untertitel seines Dramas Palaeophron und Neoterpe Auch bei einigen weiteren Gelegenheitsdichtungen Des Epimenides Erwachen verwendete Goethe diesen Untertitel Somit wurde zwar der Begriff von Goethe gepragt Festspiele als solche existierten jedoch schon wesentlich fruher Die ersten als solche bezeichneten Festspiele stammen aus dem hofischen Bereich Das burgerliche Festspiel entfaltete sich erst in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts und kam anfanglich bei privaten Feiern oder Vereinsanlassen zur Auffuhrung Geschichte BearbeitenDie Anfange der Festspiele konnte man prinzipiell auf das antike Drama zuruckfuhren Auch hier war die Auffuhrung an einem bestimmten gesellschaftlich religiosen Anlass gebunden war zugleich Gottesdienst Dionysoskult und Gemeinschaftserlebnis In der deutschen Dichtung tritt das Festspiel im Sinne eines zu einem bestimmten festlichen Anlass verfassten Theaterstuckes bereits in der Renaissance Zeit auf Ein Beispiel eines solchen allegorischen Renaissance Festspiels ist etwa Conrad Celtis Ludus Dianae 1501 Historische Festspiele wenn auch noch nicht mit dieser Bezeichnung traten zuerst in den Jahren 1617 zum 100 Jahr Jubilaum von Luthers Thesenanschlag in Wittenberg und 1630 zum 100 Jahr Jubilaum des Augsburgischen Bekenntnisses auf Zu dieser Zeit sind historische Festspiele also eine Darstellungsweise der reformierten Kirche Auf katholischer Seite finden sich dazu keine Parallelen Wichtig ist hierbei dass nicht wie z B bei Passionsspielen oder Weihnachtsspielen in erster Linie theologische Inhalte vermittelt werden sondern eine bedeutende kirchenhistorische Person thematisiert wird und vor allem die Zurschaustellung des eigenen Glaubens im Vordergrund stand Festspiele um Luther werden noch bis in das 20 Jahrhundert produziert Im weiteren Verlauf wurden Festspiele auch zu anderen Anlassen konzipiert In nachster Zeit vor allem um die Beendigung des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 Im spaten 18 und fruhen 19 Jahrhundert wurden Klopstocks Hermanns Schlacht Gemeint ist die Varusschlacht die so genannte Schlacht im Teutoburger Wald 1769 aber auch Schillers Wilhelm Tell Ausgangspunkt vieler vaterlandischer Festspiele die genannten Beispiele selbst gehoren jedoch noch zur Gattung historisches Drama da sie fur keinen konkreten Anlass verfasst wurden Und auch die Befreiungszeit im Allgemeinen und die Volkerschlacht bei Leipzig im Speziellen lieferte ein beliebtes Sujet Hier sind Ernst Moritz Arndt und Theodor Korner Joseph Heyderich Drama nach der Schlacht von Montebello zu nennen Das grosste Drama der Befreiungszeit ist sicher Kleists Die Hermannsschlacht 1808 1810 Nach dem Beispiel der Passionsspiele von Oberammergau wurde nun die Idee geboren im ganzen Land nationale Festspiele im Freien abzuhalten Auch Richard Wagner bezog Anregungen aus Oberammergau fur sein Bayreuther Festspielhaus In Abgrenzung zur hofischen Reprasentation sollte zu solchen Masseninszenierung das Volk als Souveran sich selbst zur Darstellung bringen Gleichzeitig versprach man sich durch ein nachhaltiges Gemeinschaftserlebnis eine Starkung des Wir Gefuhls Deshalb sangen am Ende einer Auffuhrung Akteure und Zuschauer gemeinsam ein patriotisches Lied meist die Nationalhymne Ab der Mitte des 19 Jahrhunderts wurden dramatische Gelegenheitsdichtungen die zu privaten Anlassen wie Hochzeiten und Geburtstage verfasst wurden auch in burgerlichen Kreisen beliebt wobei nun die Gattungsbezeichnung Festspiel auch im Titel verwendet wurde Gegen Ende des 19 Jahrhunderts wurden vor allem in der Schweiz grossangelegte historische Festspiele beliebt nachdem Gottfried Keller bereits 1861 in der Studie Am Mythenstein nationale Festspiele propagiert hatte Die von breit abgestutzten Komitees organisierten meist staatlich subventionierten historischen Festspiele wurden damals zum festen Bestandteil grosser eidgenossischer und kantonaler Feste und Jubilaen und kamen meist im Freien auf einer eigens dafur gebauten Festbuhne zur Auffuhrung Die Akteure waren fast ausschliesslich Laien wobei neben den Tragern von Solosprechrollen ein in die Hunderte gehendes Heer von Statisten und Chorsangern mitwirkte An einzelnen Festspielen wie demjenigen zur Basler Bundesfeier von 1901 waren sogar uber 2000 Auffuhrende beteiligt 1913 wurde Gerhart Hauptmanns Festspiel in deutschen Reimen in Breslau zum hundertjahrigen Jubilaum der Befreiungskriege gegen Napoleon Bonaparte aufgefuhrt Nach elf von funfzehn geplanten Auffuhrungen wurde es wegen seiner vermeintlich unpatriotischen Grundhaltung vom Spielplan genommen Gegen 1914 verloren solche Veranstaltungen an Bedeutung erlebten jedoch in der Schweiz in den Dreissiger und fruhen Vierzigerjahren eine erneute Blute Die Festspiele dieser Periode gingen in der Regel ebenfalls von historischen Ereignissen aus die aber zumeist in allegorische Handlungen ubersetzt wurden Parallel dazu wurden im nationalsozialistischen Deutschland Thingspiele als Sonderform des Festspiels vom Regime besonders gefordert Diese zweite Festspielwelle kam jedoch in den 1950er Jahren weitgehend zum Erliegen Um 2000 gab es an verschiedenen Orten der Schweiz Bestrebungen diese Theatergattung neu zu beleben So wurden 1998 anlasslich des 200 Jahr Jubilaums des Kantons Aargau und vier Jahre spater anlasslich der Schweizerischen Landesausstellung Festspiele dargeboten Diese hatten aber nicht mehr die gleiche Resonanz wie die historischen Festspiele aus der Zeit um 1900 Literatur BearbeitenP Budry Hrsg E Combe Festspiele In Die Schweiz die singt 1932 S 197 235 Balz Engler Georg Kreis Hrsg Das Festspiel Formen Funktionen Perspektiven Willisau 1988 A Fankhauser Die Dornacher Schlachtfeiern und Schlachtjubilaen In Gedenkschrift 500 Jahre Schlacht bei Dornach 1499 1999 1999 S 339 392 Stefan Hess Basler Vereine und Festspiele Mit vereinten Kraften In MIMOS Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft fur Theaterkultur Nr 4 49 Jg 1997 S 27 31 Philipp Sarasin Die burgerliche Traumgeschichte der Stadt Basel Imaginierte Geschichte nationale Mythologie und gesellschaftliche Wirklichkeit im Basler Festspiel von 1892 In Bilder und Leitbilder im sozialen Wandel 1991 S 147 193 Klaus Sauer German Werth Lorbeer und Palme Patriotismus in deutschen Festspielen Munchen 1971 ISBN 978 3 423 00795 5 Peter Sprengel Die inszenierte Nation Deutsche Festspiele 1813 1913 Tubingen 1991 Gion Duri Vincenz Hrsg Von der Geschichte zum Theater Geschichte inszenieren Aarau 1998 Hannelore Wolff Volksabstimmung auf der Buhne Das Massentheater als Mittel politischer Agitation Frankfurt a M Bern 1985 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Festspiel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Normdaten Sachbegriff GND 1192282752 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festspiel amp oldid 214055323