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Ferdinand Ferdl Friedensbacher 5 Dezember 1911 in Kitzbuhel Osterreich Ungarn 7 Janner 1987 in Innsbruck Osterreich war ein osterreichischer Skirennlaufer und Skispringer Er ging 1931 als erster Sieger der Hahnenkammabfahrt in die Geschichte ein Fur ein wahrend des Zweiten Weltkriegs auf Kreta begangenes Totungsdelikt musste er sich 1970 vor Gericht verantworten Ferdinand FriedensbacherNation Osterreich OsterreichGeburtstag 5 Dezember 1911Geburtsort Kitzbuhel Osterreich UngarnBeruf Tapezierer Polizist SkilehrerSterbedatum 7 Janner 1987Sterbeort Innsbruck OsterreichKarriereDisziplin Abfahrt Slalom KombinationSkispringenVerein Kitzbuheler Ski Club Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Sportliche Laufbahn 1 2 Karriere als Polizist und wahrend der NS Zeit 1 3 Mordanklage 1970 1 4 Privatleben 2 Erfolge und Auszeichnungen 3 Weblinks 4 Anmerkung 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenFerdinand Friedensbacher kam 1911 in Kitzbuhel zur Welt und wuchs als einziges Kind einer Sennerin in der Nachbargemeinde Jochberg auf Beim Kitzbuheler Meister Josef Stanger absolvierte er eine Lehre als Tapezierer und Sattler fand danach aber nur temporare Anstellungen 1 2 A 1 Sportliche Laufbahn Bearbeiten Friedensbacher erlernte in seiner Kindheit und Jugend neben dem Skifahren auch das Skispringen und nahm bereits 1924 an den osterreichischen und Tiroler akademischen Meisterschaften teil wo er Platz funf belegte 1928 gelang ihm im Rahmen des Kitzbuheler Jugendskitags ein 24 Meter Satz auf der Schattbergschanze Im selben Jahr siegte er beim Eroffnungsspringen in Innsbruck in der Klasse II 1929 trat er dem Kitzbuheler Ski Club KSC bei 1 Seinen grossten Karriereerfolg feierte er am 28 Marz 1931 als er die zum damaligen Zeitpunkt unbedeutende erste Austragung der Hahnenkammabfahrt gewann Er benotigte dafur eine Zeit von 4 34 12 Minuten von 26 gestarteten Laufern erreichten lediglich neun das Ziel Die Strecke fuhrte wie in den folgenden drei Jahren von der Ehrenbachhohe uber die Fleck nach Kirchberg und dabei uber zwei Zaune wie sich Friedensbacher 1985 in einem Gesprach mit der Tiroler Tageszeitung erinnerte 3 Danach gelangen Friedensbacher vor allem Siege im Skispringen 1934 etwa entschied er das Eroffnungsspringen auf der Schanze in Aurach bei Kitzbuhel fur sich Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er seine sportliche Laufbahn fort und gewann unter anderem 1947 4 das heute nicht mehr ausgetragene Hahnenkammspringen 1948 ging er aus dem Landerspringen in St Johann in Tirol und Fieberbrunn als Sieger hervor und kurte sich zum Kitzbuheler Vereinsmeister Bis ins hohe Alter nahm er als Skirennlaufer an den Vereinsmeisterschaften teil das letzte Mal im Jahr 1984 Sowohl KSC als auch OSV verliehen ihm Ehrenzeichen fur seine Verdienste um den Sport 1 Karriere als Polizist und wahrend der NS Zeit Bearbeiten Nur einen Monat nach seinem Abfahrtssieg trat Friedensbacher dem Bundesheer bei und diente im Tiroler Jagerregiment Vier Jahren als Soldat folgte die Versetzung zur Innsbrucker Gendarmerie fur die er ab Januar 1936 seine Probezeit auf der Aussenstelle Hungerburg verbrachte Nach dem Anschluss 1938 wurde der Vorort eingemeindet und Friedensbachers Stelle obsolet woraufhin er bei der Kriminalpolizei Innsbruck unterkam Er wurde in die Ruckverfolgungsabteilung einberufen und bald zum Hilfskommissar befordert Aufgrund seines exzellenten Rufs als Wintersportler lehnten Vorgesetzte den von ihm gewunschten Wechsel zur normalen Polizei ab Im Juli 1939 wurde er in die Gestapo Abteilung II Unterabteilung C versetzt und war mit der Uberwachung und Befragung religioser Gruppen wie den Zeugen Jehovas betraut Friedensbacher erhielt Ehrungen fur aussergewohnliche Leistungen darunter zwei Erwahnungen fur Tapferkeit einmal fur die Festnahme eines Kriminellen wahrend seiner Zeit als Gendarm und einmal fur die Rettung zweier Leute vor dem Ertrinken 2 Nach Kriegsbeginn wurde Friedensbacher im November 1939 in Gruppe 611 der Geheimen Feldpolizei GFP nach Hannover einberufen 1940 kam seine Gruppe zu Einsatzen in den Niederlanden Belgien und Frankreich Nach dem Balkanfeldzug im April 1941 entsandte das Oberkommando Gruppe 611 nach Athen Friedensbacher selbst kam einige Wochen spater an da er sich bei einem Zugunfall in Transsilvanien eine Verletzung zugezogen hatte und im Militarspital Wien behandelt werden musste Im Anschluss an die Eroberung Kretas ersetzte die GFP Gruppe 611 in Chania den Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS Feldpolizeisekretar Friedensbacher sollte nach Ruckzug der italienischen Truppen im Sommer 1943 Posten im sudlichen und ostlichen Teil der Insel errichten Er bezog schliesslich mit drei Hilfspolizisten zwei Fahrern und einem Dolmetscher einen Aussenposten in Agios Nikolaos und kummerte sich um Festnahme und Befragung verdachtiger Personen Im Spatsommer 1944 kehrte die Gruppe auf das griechische Festland zuruck 2 Im April 1945 wurde Friedensbacher schliesslich als Unteroffizier in seine Heimatprovinz Tirol geschickt um einen Ruckzugsort fur seine Einheit zu finden Als er erfuhr dass die Grenze bereits geschlossen war und sich US amerikanische Truppen auf dem Weg befanden verliess er die Wehrmacht und schloss sich in Kitzbuhel mithilfe von Verwandten dem Widerstand von Max Werner an Seine Aufgaben waren das Finden von Verstecken und die Bereitstellung von Essen fur die US Fallschirmjager 2 Mordanklage 1970 Bearbeiten Wahrend deutsche und griechische Justiz die von der Geheimen Feldpolizei in Griechenland verubten Kriegsverbrechen aufarbeiteten wurden sie auch auf Ferdinand Friedensbacher aufmerksam Nachdem sich 1964 zunachst das Oberlandesgericht Athen nicht zustandig fur die Verfolgung deutscher Militarangehoriger erklart hatte schied er noch im selben Jahr als in Osterreich wohnhafter osterreichischer Staatsburger auch aus dem deutschen Verfahren aus Damit oblag die Strafverfolgung der Staatsanwaltschaft Innsbruck Friedensbacher wurde angelastet bei seinem Aufenthalt in Agios Nikolaos den 30 jahrigen Apotheker und Partisanen Joseph Sakkadakis erschossen zu haben 5 Die Anklageschrift vom 30 Oktober 1970 macht klar dass dies nicht zu seinem Aufgabenbereich gehorte Zum Aufgabenkreis der Geheimen Feldpolizei gehorte insbesondere der Schutz der kampfenden Truppe gegen Spionage und Sabotage und die Erfullung kriminalpolizeilicher Obliegenheiten innerhalb der Truppe des Feldheeres Politische Aufgaben hatte die Geheime Feldpolizei nicht zu erfullen ebensowenig gehorte die Durchfuhrung von Exekutionen zu ihrem Aufgabenkreis Wahrend intensiver Befragungen 1969 und 1970 gab der ehemalige Polizist gegenuber den Innsbrucker Behorden zu bei der Erschiessung des Griechen ungesetzlich gehandelt zu haben und begrundete das mit seiner Unerfahrenheit Laut eigener Aussage habe er mithilfe des Dolmetschers bis drei gezahlt und dann abgedruckt als er nicht die gewunschte Auskunft erhalten hatte 6 Die Anklage warf dem Beschuldigten ein Kriegsverbrechen vor und lautete auf Mord Die Gerichtsverhandlung fand am 9 Dezember 1970 statt und dauerte lediglich funf Stunden Friedensbacher raumte zwar eine Verletzung des Kriegsrechts ein bestand aber auf seinem moralischen Recht Das Geschworenengericht befand der Angeklagte hatte in Anbetracht der Umstande nicht aus niederen Beweggrunden und ohne Grausamkeit gehandelt und einigte sich auf Totschlag 7 Weil die 20 jahrige Verjahrungsfrist nach StGB bereits abgelaufen war endete das Verfahren mit einem Freispruch Eine Nichtigkeitsbeschwerde der StA blieb ohne Erfolg 5 Die uberregionale Presse reagierte unterschiedlich auf das Urteil Wahrend etwa die Salzburger Nachrichten versuchten den Freispruch mit einem Bericht uber die Grausamkeit der griechischen Partisanen zu rechtfertigen schrieb die Arbeiter Zeitung von einem ungesuhnten kaltblutigen Mord 8 Nach Ansicht des Historikers Winfried Garscha fugt sich der Freispruch von Friedensbacher in eine lange Reihe an Fehlentscheidungen der osterreichischen Nachkriegsjustiz bei der Beurteilung von NS Verbrechen ein Dass weder Justiz noch Politik dazu bereit waren das Urteil zu hinterfragten sei ein weiteres Beispiel fur die hartnackige Ablehnung der osterreichischen Mitverantwortung am Nationalsozialismus 2 Neueren Erkenntnissen zufolge war Friedensbacher am Massaker von Viannos beteiligt welche Rolle er dabei gespielt haben konnte ist nicht bekannt 9 Privatleben Bearbeiten Ende der 1930er Jahre lernte Friedensbacher wahrend seiner Zeit als Kriminalpolizist in Innsbruck seine kunftige Ehefrau kennen Sie gebar ihm Zwillinge die jedoch kurz nach der Geburt verstarben Zwei Jahre spater wurde er Vater eines Sohnes Nach Kriegsende arbeitete er einige Monate als Gendarm und zog nach kurzer Anstellung bei der Gemeinde Kitzbuhel mit seiner Familie zuruck nach Innsbruck 2 1947 legte er die Skilehrerprufung ab und arbeitete in Kitzbuhel ehe er 1955 die Leitung der Skischule Jochberg ubernahm 4 In den Sommermonaten nahm er sein erlerntes Handwerk als Tapezierer wieder auf Das Gerichtsverfahren bewog ihn dazu seinen Besitz in Jochberg und den Posten als Skischulleiter aufzugeben und endgultig in die Landeshauptstadt zuruckziehen 2 1 Am 7 Janner 1987 verstarb Friedensbacher einen Monat nach seinem 75 Geburtstag in Innsbruck Funf Tage spater wurde er unter grosser Anteilnahme des Kitzbuheler Ski Clubs angefuhrt durch Standartentrager Christian Pravda am Westfriedhof beigesetzt 1 Erfolge und Auszeichnungen Bearbeiten1931 1 Platz Hahnenkammabfahrt 1933 KSC Sportehrenzeichen in Silber 1947 1 Platz Hahnenkammspringen 1948 1 Platz Landerspringen in St Johann in Tirol und FieberbrunnWeblinks BearbeitenFerdinand Friedensbacher auf der Website des Kitzbuheler Ski ClubsAnmerkung Bearbeiten Der biographische Text von Winfried Garscha stutzt sich auf die Polizeiakte und Befragungen durch den Untersuchungsrichter aus den Jahren 1969 und 1970 Eine Kopie des Gerichtsaktes LG Innsbruck 19 Vr 415 70 ist im Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes unter der Nummer 21221 archiviert Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Ferdinand Friedensbacher zum Gedenken In Kitzbuheler Anzeiger Ausgabe vom 31 Janner 1987 S 10 Online abgerufen am 7 Marz 2020 a b c d e f g Winfried R Garscha The Tyrolian Downhill Racer as War Criminal In Gunter Bischof Fritz Plasser amp Eva Maltschnig Redaktion Austrian Lives In Contemporary Austrian Studies Volume 21 UNO Press Innsbruck University Press 2012 S 311 317 Online abgerufen am 7 Marz 2020 englisch Die stille Geburt eines Mythos Kitzbuheler Anzeiger 24 Januar 2019 abgerufen am 7 Marz 2020 a b Ferdinand Friedensbacher Kitzbuheler Ski Club abgerufen am 7 Marz 2020 a b Winfried R Garscha Ein Feldgendarm vor dem Innsbrucker Geschworenengericht 1970 Zentrale osterreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz November 2003 abgerufen am 7 Marz 2020 LG Innsbruck 19 Vr 415 70 Nr 11 Verhor von Ferdinand Friedensbacher Innsbruck 17 Marz 1970 Kopie in DOW 21221 4 LG Innsbruck 19 Vr 415 70 Nr 24 Feststellung der Geschworenen 9 Dezember 1970 Kopie in DOW 21221 15 Sabine Loitfellner Gesellschaft und Justiz Entwicklung der rechtlichen Grundlagen offentliches Echo und politische Auseinandersetzungen um die Ahndung von NS Verbrechen in Osterreich Zwischenbericht 2001 Online abgerufen am 7 Marz 2020 Antonio J Munoz The German Secret Field Police in Greece 1941 1944 McFarland amp Company Jefferson 2018 ISBN 978 1 4766 6784 3 S 84 englisch Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 7 Marz 2020 PersonendatenNAME Friedensbacher FerdinandALTERNATIVNAMEN Friedensbacher Ferdl Spitzname KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Skirennlaufer und SkispringerGEBURTSDATUM 5 Dezember 1911GEBURTSORT Kitzbuhel Osterreich UngarnSTERBEDATUM 7 Januar 1987STERBEORT Innsbruck Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand Friedensbacher amp oldid 207583290