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Felix Boehm 25 Juni 1881 in Riga 20 Dezember 1958 in Berlin war ein deutschbaltischer Nervenarzt und Psychoanalytiker der von 1933 bis zu seiner Amtsenthebung 1938 und von 1950 bis 1958 Vorsitzender der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft DPG war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1933 1 2 Von 1933 bis 1945 1 3 Ab 1945 2 Aussagen Boehms zur Homosexualitat 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1933 Bearbeiten Felix Boehm studierte nach Beendigung der Realschule zunachst Maschinenbau am Polytechnikum Riga wo er Mitglied des Corps Rubonia wurde 1902 ging er nach Munchen Das Abitur legte er 1906 in Bern und am Realgymnasium Duren ab Die Psychoanalyse lernte Boehm 1906 1907 durch Sigmund Freuds Schrift Zur Psychopathologie des Alltagslebens 1901 kennen Bis 1912 studierte er Medizin in Universitat Genf der Albert Ludwigs Universitat Freiburg und der Ludwig Maximilians Universitat Munchen In Munchen als Assistent von Emil Kraepelin und Richard Cassirer spezialisierte er sich zum Psychiater und Neurologen Boehm fragte 1914 zuerst bei Sigmund Freud nach eine Lehranalyse absolvieren zu konnen entschied sich aber dann fur die Wiederaufnahme seiner Analyse bei Eugenie Sokolnicka Er heiratete in Munchen 1904 Adeline Baronesse Tiesenhausen wurde geschieden und heiratete 1914 Marie Elsbeth Welsch Er hatte zwei Tochter welche er spater bei Melanie Klein zu Kinderanalyse gab Im Ersten Weltkrieg meldete er sich 1914 freiwillig und war bis 1918 bayrischer Stabsarzt und psychiatrischer Gutachter am Kriegsgericht in Germersheim Ab 1919 praktizierte er in Berlin in einer eigenen Praxis als Nervenarzt und schloss seine psychoanalytische Ausbildung bei Karl Abraham am 1920 gegrundeten Berliner Psychoanalytischen Institut BPI ab Ab 1920 begann er mit der Publikation einer mehrteiligen Artikelserie Beitrage zur Psychologie der Homosexualitat in der Internationalen Zeitschrift fur Psychoanalyse 1922 promovierte er in Kiel uber Zwei Falle von arteriosklerotischem Irresein und wurde 1923 Dozent am BPI Als Verwalter des dortigen Stipendienfonds veruntreute er Gelder um sie anzulegen was zu einem Engpass bei der Auszahlung der Stipendien fuhrte Ab 1928 studierte er Volkerkunde an der Berliner Universitat woraufhin er gemeinsam mit Eckardt von Sydow Seminare in diesem Fach abhielt Von 1933 bis 1945 Bearbeiten Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde 1933 im Zuge der Judenverfolgung der Vorstand der DPG unter dem Vorsitz von Max Eitingon abgelost Neuer Vorsitzender wurde Boehm mit Carl Muller Braunschweig als seinem Stellvertreter Noch 1945 sagte Boehm dass er personlich unter dem Ubergewicht der Juden im alten Institut immer gelitten habe Im Fruhjahr 1936 nach der Vertreibung der Juden vereinbarte Boehm die Vertreter des Berliner Psychoanalytischen Instituts BPI in einem neuen Institut geleitet von Matthias Heinrich Goring zu vereinigen 1 1936 wurde die DPG umbenannt in Arbeitsgruppe A im Deutschen Institut fur psychologische Forschung und Psychotherapie an welchem Boehm Dozent und Schriftfuhrer wurde Im Zuge der Entmachtung von Muller Braunschweig 1938 wurde auch Boehm die Erlaubnis zur Durchfuhrung von Lehranalysen entzogen wobei der alte Fall seiner finanziellen Veruntreuungen aus den 1920er Jahren wieder eine Rolle spielte Boehm blieb aber Leiter der Abteilung Katamnesen an der Poliklinik des Institutes und ab 1939 einer Forschungsgruppe zur Homosexualitat Zwischen 1941 und 1945 war er im Zweiten Weltkrieg als Sanitatsoffizier in der Wehrmacht Gutachter zur Beurteilung von sogenannten Wehrkraftzersetzern Simulanten und Homosexuellen und fallte dabei haufig Entscheidungen uber das Lebensschicksal der Betroffenen 1944 verfasste Boehm neue Empfehlungen zur Begutachtung von Strafsachen wegen widernaturlicher Unzucht 2 mit Ab 1945 Bearbeiten Am von Harald Schultz Hencke und Werner Kemper 1945 neugegrundeten Institut fur Psychopathologie und Psychotherapie IPP wurde Boehm Leiter der Unterrichtsabteilung und entwickelte ab 1949 einen Ausbildungsgang fur Psychagogik Nach der Neugrundung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung DPV wurde Boehm 1950 erneut Vorsitzender der DPG und blieb dies bis zu seinem Lebensende Aussagen Boehms zur Homosexualitat BearbeitenBoehm sah beim Menschen die homosexuellen Triebe in polygamen Neigungen und die heterosexuellen Triebe in monogamen Neigungen begrundet was er auf ganze Volker und Bevolkerungsschichten verallgemeinerte und als fundamentales Prinzip postulierte Homosexualitat ist damit fur ihn ein Zerfall der Sitten von der Mono hin zur Polygamie Er fasste zusammen Der homosexuelle Mann verkehrt mit Hilfe einer polygamen Frau mit einem anderen Mann letzten Endes mit Hilfe der Mutter mit dem Vater Die homosexuelle Frau verkehrt mit Hilfe eines polygamen Mannes mit einer anderen Frau letzten Endes mit Hilfe des Vaters mit der Mutter 3 Im Zusammenhang mit dem Fall eines Homosexuellen der getraumt hatte in einen grossen anderen Penis zu koitieren beschreibt Boehm die bei Mannern auftretende seines Erachtens krankhafte Vorstellung in der Vagina einer Frau sei ein grosser gefahrlicher Penis verborgen Boehm vermutet bei dieser Vorstellung einen odipalen Wunsch den vaterlichen Penis in der Vagina der Mutter zu erreichen Er hielt Homosexualitat fur kein konstitutionelles Phanomen sondern ein rein psychologisches Problem 4 welches heilbar 4 sei dies allerdings nur durch die Aufdeckung der Entwicklung aus einem normalen und einem invertierten Odipuskomplex Bei Homosexuellen unterschied er zwischen den auf einer analsadistischen und den auf einer narzisstischen Entwicklungsstufe fixierten Fallen 5 Werke BearbeitenZwei Falle von arteriosklerotischem Irresein Medizinische Dissertation Kiel 1922 mit Otto Fenichel und Wilhelm Reich Uber den Odipuskomplex 3 psychoanalytische Studien Internationaler Psychoanalytischer Verlag Wien 1931 Digitalisat aus Internationale Zeitschrift fur Psychoanalyse Bd 17 1931 Gehemmte Liebesfahigkeit Eine entwicklungspsychologische Studie Psyche Berlin Zehlendorf 1949 aus Der Mensch Schriftenreihe fur Psychologie und Psychotherapie Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft Hrsg Schriften zur Psychoanalyse Olschlager 1 Auflage Munchen 1978 ISBN 3 88295 014 5Literatur BearbeitenErhard Kollner Homosexualitat als anthropologische Herausforderung Konzeption einer homosexuellen Anthropologie Julius Klinkhardt Verlag Bad Heilbrunn 2001 ISBN 3 78151 138 3 Seite 168 170 Regine Lockot Erinnern und Durcharbeiten Zur Geschichte der Psychoanalyse und Psychotherapie im Nationalsozialismus Psychosozial Verlag Giessen 2002 ISBN 3 89806 171 X Regine Lockot Die Reinigung der Psychoanalyse Die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft im Spiegel von Dokumenten und Zeitzeugen 1933 1951 Psychosozial Verlag Giessen 2013 ISBN 978 3 8379 2240 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Felix Boehm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Boehm Felix Julius In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital Felix Boehm Biographie der DPGEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 198 200 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 2001 S 204 und 212 Beitrage zur Pathologie der Homosexualitat I Homosexualitat und Polygamie in Internationale Zeitschrift fur Psychoanalyse 6 1920 S 319 zitiert nach E Kollner Homosexualitat als anthropologische Herausforderung 2001 Seite 169 a b zitiert nach E Kollner Homosexualitat als anthropologische Herausforderung 2001 Seite 169 E Kollner Homosexualitat als anthropologische Herausforderung 2001 Seite 168 170Normdaten Person GND 120521466 lobid OGND AKS LCCN n79033618 VIAF 59143432 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boehm FelixKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt Psychoanalytiker und FunktionarGEBURTSDATUM 25 Juni 1881GEBURTSORT RigaSTERBEDATUM 20 Dezember 1958STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felix Boehm Mediziner amp oldid 239373871