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Das Feldlager Prizren war eine von der deutschen Bundeswehr in den Jahren 1999 bis 2018 im Rahmen der KFOR Mission betriebene Militarbasis bei Prizren im Kosovo Es war das Hauptquartier des deutschen Truppenkontingents GECON und von 2001 bis 2011 zugleich Sitz des Stabes fur den Verfugungsraum Sudkosovo der mit wenigen Ausnahmen unter der Befehlsgewalt eines deutschen Brigadegenerals stand Neben der deutschen Truppenprasenz waren hier zeitweilig auch Kontingente des osterreichischen Bundesheeres AUCON der Schweizer Armee Swisscoy und der bulgarischen Armee BULCON stationiert Deutschland Feldlager PrizrenDas Feldlager Prizren aufgenommen vom Gipfel des Cviljen Oktober 2001 Land KosovoGemeinde PrizrenKoordinaten 42 13 12 N 20 45 10 O 42 21999 20 752677 Koordinaten 42 13 12 N 20 45 10 OStationierte TruppenteileEinheit der Sicherheitskrafte des Kosovo KosovoEhemals stationierte TruppenteileDeutsche Anteile an KFOROsterreichische Anteile an KFORSchweizer Anteile an KFORBulgarische Anteile an KFOR Deutschland Osterreich Schweiz BulgarienFeldlager Prizren Kosovo Lage der Feldlager Prizren in Kosovo Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Vorgeschichte 3 Feldlager VJ Kaserne 4 Aktuelle Nutzung 5 Weblinks 6 Pressenachrichten 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Feldlager wurde unter der teilweisen Nutzung alterer Liegenschaften auf dem Gelande der ehemaligen Ramiz Sadiku Kaserne der jugoslawischen Volksarmee in Prizren bezogen Es lag am nordostlichen Stadtrand unmittelbar an der nach Suhareka ausfallenden Strasse M 25 umgeben von dem Stadtteil Korilla im Sudwesten und dem Vorort Lubizhda im Nordosten Es lehnte sich an den Nordhang des kosovarischen Seenhochlandes Maja e Liqenit an Uber Korilla hinwegblickend lag in Sichtweite die Festung von Prizren Vorgeschichte BearbeitenDie Geschichte der militarischen Prasenz in Prizren begann 1906 als die osmanische Armee hier zur Kontrolle der albanischen und serbischen Lokalbevolkerung ein Regiment stationierte Nur sechs Jahre spater im Oktober 1912 wurde Prizren im ersten Balkankrieg von Serbien erobert und das ehemalige osmanische Lager wurde nun der Standort einer serbischen Garnison Wahrend des Ersten Weltkrieges war hier ab dem November 1915 eine Einheit der osterreichisch ungarischen Armee stationiert bis sich nach deren Ruckzug im Dezember 1918 die serbische Armee wieder in die Kontrolle uber Prizren setzen konnte In den Zwischenkriegsjahren wurde die Kaserne ausgebaut in der ab 1929 die jugoslawische Armee einquartiert war Unter anderem wurde in dieser Zeit auch das mit einem blauen Anstrich versehene Stabsgebaude errichtet das von den Deutschen spater wahlweise als Blaue Residenz Blaues Palais Blaue Villa oder Blaues Gebaude bezeichnet wurde Nach der Eroberung des Balkans durch deutsche und italienische Truppen im Zweiten Weltkrieg 1941 war der grosste Teil des Kosovo an den mit Italien assoziierten grossalbanischen Staat angeschlossen in Prizren wurde eine italienische Besatzungstruppe stationiert Nach dem Bruch der deutsch italienischen Allianz wurde die Stadt im Juli 1943 von der deutschen Wehrmacht besetzt und die Kaserne ab dem Februar 1944 von der SS Division Skanderbeg als ihr Hauptquartier bezogen Am 17 November 1944 wurde Prizren von Partisaneneinheiten der kommunistischen nationalen Befreiungsarmee Albaniens befreit Das nun kommunistische Albanien akzeptierte im Juli 1945 die Wiederherstellung seiner ursprunglichen Grenzen und damit die Ruckkehr des Kosovo in den jugoslawischen Staatenverbund Prizren wurde damit ein Standort der Volksarmee Jugoslawiens VJ Die Kaserne wurde jetzt nach dem kosovo albanischen Widerstandskampfer Ramiz Sadiku benannt der den kommunistischen Partisanen des Marschalls Tito angehorte und 1943 nach seiner Gefangennahme durch die italienische Armee exekutiert worden war Die Kasernenanlage hatte bis zur Mitte des letzten Jahrzehnts des 20 Jahrhunderts mit etwa 46 Hektar ihren grossten Umfang erreicht und sich auch auf einen kleineren Bereich an der gegenuberliegen Seite der M 25 erstreckt der spater als Lager Nord bezeichnet wurde Neben dem Stabsgebaude verfugte sie uber mindestens drei weitere aus rotem Backstein errichtete Kompaniegebaude in denen vornehmlich mobile Infanterie und Pioniereinheiten einquartiert waren Des Weiteren existierte eine Truppenkuche und einige kleinere Lager und Instandsetzungsgebaude Mit Ausnahme einer zu den Kompaniegebauden und der Truppenkuche hinauf und ab dem Stabsgebaude zur M 25 wieder hinabfuhrenden Ringstrasse hatte die Kaserne uber keine weitere asphaltierte Strassenfuhrung verfugt Wahrend des Kosovokrieges 1999 war die Kaserne ein Ziel der Luftschlage des NATO Bundnisses und wurde mehrfach von Bomben und Marschflugkorpern getroffen durch die alle festen Gebaude beschadigt oder zur Ganze zerstort wurden Parallel zum Einmarsch der deutschen KFOR Truppen unter Brigadegeneral Fritz von Korff in Prizren am 13 Juni 1999 wurde die Kaserne gemass den Bestimmungen des Abkommens von Kumanovo von der abziehenden jugoslawischen Armee geraumt Feldlager VJ Kaserne Bearbeiten nbsp Das Stabsgebaude der MNB S Roter Stab im Feldlager Prizren Dezember 2001 nbsp Das ehemalige Stabsgebaude der jugoslawischen Armee Blaue Residenz im Feldlager Prizren Marz 2002 Die Kaserne von Prizren war schon in der Planungsphase der KFOR Mission als Hauptquartier des deutschen Verantwortungsbereichs der Multinationalen Brigade Sud Multinational Brigade South MNB S vorgesehen doch musste die Anlage zuvor erst von den nach dem Bombardement zuruckgebliebenen Kampfmitteln geraumt und die beschadigten baulichen Liegenschaften wiederinstandgesetzt werden Der Stab der MNB S hatte deshalb zunachst in den Hallen der Textilfabrik PROGRES im Gewerbegebiet am Westrand der Stadt einen provisorischen Standort bezogen Erst nachdem die Instandsetzungsarbeiten vollendet waren konnte der Stab im Fruhjahr 2001 in die Kaserne umziehen die im inoffiziellen Jargon der deutschen Soldaten einfach weiterhin als VJ Kaserne bezeichnet wurde Von den drei alten Kompaniegebauden waren deren zwei fur die weitere Verwendung renoviert worden In dem einen nun als Roter Stab bekannten wurden die Buros des Brigadestabes und in die des anderen die des Stabes des Fernmeldebataillons und der Lagerkommandantur eingerichtet Vor letzterem wurde ein Ehrenhain der Bundeswehr angelegt Die Ruine des dritten Kompaniegebaudes wurde dagegen vollstandig abgetragen um an seiner Stelle ein neues in Leichtbauweise errichtetes Gebaude zu setzen das vom Stab des verstarkten Pionierbataillons bezogen wurde Das alte jugoslawische Stabsgebaude die Blaue Residenz blieb als Kriegsrelikt nun als markante Ruine stehen deren Vorplatz seither als Aufmarschraum fur Antreten in Bataillonsstarke verwendet wurde Auch das Stahlbetonskelett der unmittelbar hinter dem Brigadestab gelegenen alten Truppenkuche blieb zunachst stehen und wurde erst zu einem spateren Zeitpunkt abgetragen Im Flachbau eines ehemaligen Lagergebaudes gegenuber der Blauen Residenz wurde die Fernmeldezentrale samt den Buros der Satellitenkommunikation Materialausgabe und Kryptoverwaltung eingerichtet Am Fuss des Hangs entlang der an der M 25 verlaufenden Lagerumzaunung hatte zunachst in Zelten und Containern das Feldlazarett seinen Standort bezogen Nebst zweier Lagerzufahrten befanden sich entlang der Strasse auch die Hubschrauberlandeplatze sowie die Tankstelle und einige Instandsetzungshallen Oberhalb der Landeplatze befand sich der Sportplatz der vornehmlich als Abstellplatz fur Material und Fahrzeuge genutzt wurde Der nordostliche Lagerbereich diente als Abstellflache fur den militarischen Fuhrpark Als Mannschafts und Kompaniequartiere dienten zunachst Zelte und Wohncontainer die Soldatenmesse war mehrere Jahre in einem Zelt eingerichtet Die militarische Prasenz der Bundeswehr in Prizren war ab 2000 durch ein zweites am Nordrand der Stadt errichtetes Feldlager erweitert das als Airfield bezeichnet wurde In diesem Lager waren vornehmlich die Hallen der Instandsetzungseinheiten fur militarisches Grossgerat wie auch die Depothallen der Logistikeinheiten untergebracht Die Helikopter der gemischten Heeresfliegerabteilung waren seit dem Herbst 1999 auf dem Rollfeld eines ehemaligen Agrarflugplatzes beim Ort Toplican nahe Suhareka gelegen stationiert Auch die Redaktion der Truppenzeitung Maz amp More war hier untergebracht Beide Lager wurden bis zum August 2011 zuruckgebaut Neben diesen Lagern betrieb die Bundeswehr in den fruhen Jahren der KFOR Mission noch weitere temporare Aussenposten insbesondere in der Sharr Gebirgsregion mit Gefechtsstanden in Srecka und Restelica zur Absicherung der Grenze zu Nordmazedonien und Albanien wie auch das Feldlager Phonix bei Rahovec und das Feldlager Morina an der kosovarisch albanischen Grenze Auf dem Gipfel des sich uber dem Feldlager erhebenden Berg Cviljen wurde ein Horchposten der elektronischen Kampffuhrung betrieben In der VJ Kaserne hatte die Einsatzgruppe TF PRIZREN englisch Task force ihren Gefechtsstand eingerichtet zu deren Prioritaten die militarische Sicherung des urbanen Grossraums wie auch die Grenzsicherung zu Nordmazedonien entlang der Strasse R 115 in den Bergen sudlich der Stadt zahlte Dazu wurden vorgeschobene Beobachtungsposten auf dem Burgberg und im Stadtzentrum um den Verkehrsknotenpunkt des weissen Hauses bezogen Die Aufgabe schloss auch die Sicherung religios kultureller Zentren der serbisch orthodoxen Kirche mit ein wie die der Erloserkirche der St Georgs Kathedrale und des Erzengelsklosters doch sind die vor diesen Gebauden eingerichteten Wachposten wahrend der Ausschreitungen im Jahr 2004 abgezogen wurden Teils unter Mitarbeit kosovarischer Angestellter wurden im Feldlager mehrere Betreuungseinrichtungen betrieben die von den diversen Einheiten gefuhrt wurden So unterhielten die Panzergrenadiere die Grune Villa die Sanitater die San Shine Bar die Aufklarer den Sumpf und die Pioniere den Keiler Die grosste Betreuungseinrichtung betrieben die Fernmelder mit der uber der Ruine der Truppenkuche errichteten Millenium Bar in die ein Truppenkino ein Fitnesszelt und ein Internetcafe integriert waren Um sie herum waren mehrere Bauten eines so genannten Lokaldorfes gruppiert in denen Souvenirs Textilwaren und andere Bedarfsdinge eingekauft werden konnten Oberhalb dieses Areals wurde das Lager an seiner hochsten Hanglage von den Quartieren und Buros der zivil militarischen Zusammenarbeit CIMIC abgeschlossen Das Offizierskorps des Brigadestabes verfugte mit der nebst der Fernmeldezentrale gelegenen Hutte Wolfs Revier uber einen eigenen Freizeitraum In einem kleinen bewaldeten Lagerabschnitt unterhalb der Blauen Residenz wurde eine okumenische Feldkapelle errichtet der sich die Einrichtungen der von der EAS und KAS gemeinschaftlich betriebenen Oase des Marketenders und der Feldpost anschloss In den Jahren nach 2001 wurde das Feldlager kontinuierlich ausgebaut Insbesondere die provisorischen Zelt und Containerbehausungen wurden durch feste Gebaude ersetzt und die unbefestigten Strassen und Wege asphaltiert Auch die Zelte und Container des Feldlazaretts wurden durch ein festes Gebaude ersetzt wie auch die Truppenkuche im Jahr 2009 mit einem unterhalb des Fernmeldestabs errichteten zweistockigem Gebaudes zu einer Grossraumkuche erweitert wurde Zur sportlichen Betatigung wurden eine Turnhalle eine Laufbahn ein Tennis und ein Volleyballplatz errichtet Die Ruine der Blauen Residenz wurde im Spatjahr 2013 von verbliebenen Kampfmitteln geraumt und vollstandig abgetragen Der Ausbau des Feldlagers wurde von einer schrittweisen Verringerung der Truppenprasenz begleitet Besonders nach der Auflosung der Verfugungsraume und Zentralisierung der KFOR Befehlsstruktur mit dem Hauptquartier Film City in Pristina im Januar 2011 verlor der Standort in Prizren zunehmend an militarischer Bedeutung Waren hier zu Beginn der KFOR Mission noch mehr als 6000 Soldaten stationiert waren es im Jahr 2018 noch etwas mehr als 200 In jenem Jahr endete die militarische Prasenz der deutschen Truppen in Prizren mit der feierlichen Ubergabe des Feldlagers an die kosovarischen Zivilbehorden mit einem Ubergabeappell in Anwesenheit des kosovarischen Prasidenten Hashim Thaci und des deutschen Botschafters Christian Heldt am 4 Oktober 2018 in der Prizrener Altstadt Von einem Nachkommando wurde am 20 Dezember 2018 vor dem ehemaligen roten Stabsgebaude die Bundesdienstflagge eingeholt Aktuelle Nutzung BearbeitenDas Gelande des ehemaligen Feldlagers wird seit dem Abzug der KFOR Truppen fur die Ansiedelung eines Innovations und Schulungszentrum erschlossen Zielgruppe sind deutsche und kosovarische Firmen aus den Bereichen Informationstechnologie Agrikultur und Lebensmittel sowie der Kreativwirtschaft 1 Weiter soll der Innovations und Trainingspark ITP der Berufsbildung dienen und fur genutzt werden konnen Federfuhrend beim Aufbau und der Organisation des Parks ist die GIZ 2 Im ITP fand beispielsweise im Oktober 2019 die State of the Map SEE 2019 das Treffen der sudosteuropaischen Community von OpenStreetMap 3 und im Juli 2022 die Konferenz der Debian GNU Linux Distribution DebConf 22 statt 4 Auch die militarische Tradition des Standortes fand eine Fortsetzung Im kleineren an der gegenuberliegenden Strassenseite der M 25 gelegenen Kasernenabschnitt Lager Nord ist seither eine Einheit der kosovarischen Sicherheitskrafte FSK stationiert Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Feldlager Prizren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Innovation amp Training Park ITP Prizren englisch Pressenachrichten Bearbeiten Noch viele Jahre zu tun In spiegel de Der Spiegel 25 April 2001 abgerufen am 11 Januar 2020 Der traurige Geburtstag des unabhangigen Kosovo In welt de Die Welt 17 Februar 2011 abgerufen am 11 Januar 2020 Nach fast 20 Jahren schliesst die Bundeswehr ihr Feldlager in Prizren In fnp de Frankfurter Neue Presse 18 August 2018 abgerufen am 11 Januar 2020 Die Bundeswehr schliesst nach 20 Jahren ihr Feldlager im Kosovo In aachener nachrichten de Aachener Nachrichten 8 September 2018 abgerufen am 11 Januar 2020 Viel Vertrauen und zwei Tage Feigheit In faz net Frankfurter Allgemeine Zeitung 4 Oktober 2018 abgerufen am 11 Januar 2020 Nach 20 Jahren verlassen die letzten Bundeswehr Soldaten den Kosovo In augsburger allgemeine de Augsburger Allgemeine 5 Oktober 2018 abgerufen am 11 Januar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Who are we The Innovation amp Training Park ITP in Prizren Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 22 Oktober 2021 abgerufen am 9 April 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot itp prizren com giz Wirtschaftliche Starkung der Region Prizren Abgerufen am 9 April 2020 State of the Map SEE OSM and GIS Conference Abgerufen am 12 Januar 2020 englisch DebConf 22 in Prizren Kosovo Abgerufen am 15 Juli 2022 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feldlager Prizren amp oldid 230718938