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Das Furstentum der Glucklichen Inseln lateinisch Principatus Insulae Fortunatae war ein auf den Kanarischen Inseln vorgesehener Lehensstaat des Heiligen Stuhls Das Furstentum wurde 1344 von Papst Clemens VI durch die Bulle Tue devotionis sinceritas geschaffen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Grundung des Furstentums 3 Bestimmungen der Bulle Tuae devotionis sinceritas 4 Reaktionen auf die Bulle Tuae devotionis sinceritas 5 Ende des Furstentums 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits im Altertum wurde von den Glucklichen Inseln berichtet die vor der afrikanischen Kuste lagen Zum Ende des 13 Jahrhunderts waren die nautischen Instrumente und Informationen so weit entwickelt dass die Moglichkeit bestand diese Inseln von Europa aus zu erreichen und auch wieder zuruckzukommen Von aus Genua stammenden Seefahrern ist bekannt dass sie mit dem Ziel der fortunatorum insulae die Strasse von Gibraltar durchquert haben Lancelotto Malocello der die Kanarischen Inseln im ersten Drittel des 14 Jahrhunderts besuchte richtete sich fur einige Jahre auf der ostlichsten Insel Lanzarote ein die in der Kartografie der Zeit mit seinem Namen benannt wurde Wahrend das Handbuch des Genuesen Angelino Dulcert aus dem Jahr 1325 das Vorhandensein der Glucklichen Inseln nicht anzeigt sind sie auf seiner Karte von 1339 eingezeichnet Die nordostlichste Insel ist mit dem Hinweis versehen dass dies die Insel des Genuesen Lancelotto Malocello sei 1 Die zwei Schiffe einer durch Konig Alfons IV von Portugal ausgerusteten Entdeckungsreise verliessen am 1 Juli 1341 den Hafen von Lissabon Sie erreichten innerhalb von funf Tagen die Kanarischen Inseln Teile der Mannschaften gingen auf verschiedenen Inseln an Land Bei ihrer Ruckkehr im November 1341 brachten sie u a Ziegenfelle und Farbemittel mit Daruber hinaus kamen aber auch vier junge Manner von der Insel Canaria Gran Canaria nach Portugal Einer der Leiter der Expedition der Genuese Niccoloso da Recco schrieb fur den Konig einen ausfuhrlichen Bericht uber die Inseln Ein florentinischer Kaufmann der sich in Sevilla aufhielt ubermittelte einen genauen Bericht uber diese Reise in einem Brief an Giovanni Boccaccio der daraufhin einen Text veroffentlichte der sich mit den neu entdeckten Inseln jenseits Spaniens beschaftigte 2 Die ersten Reisen mallorquinischer Schiffe zu den Kanarischen Inseln fur die es dokumentarische Belege gibt fanden 1342 statt Eine der Entdeckungsreisen die im Jahr 1342 von Palma de Mallorca in Richtung der illes de la Fortuna gingen hatte von dem mallorquinischen Konig Jakob III den Auftrag bekommen die Inseln unter die Herrschaft der Konige von Mallorca zu bringen 3 Grundung des Furstentums BearbeitenLuis de la Cerda war ein in Frankreich geborener spanischer Adeliger Er war Urenkel des kastilischen Konigs Alfons X und des franzosischen Konigs Ludwig IX Er war Botschafter des franzosischen Konigs Philipp VI beim Heiligen Stuhl in Avignon Er uberzeugte Papst Clemens VI davon dass es im Interesse der Christenheit sei die Glucklichen Inseln die im Atlantik neu entdeckt worden waren zu missionieren und mit dieser Aufgabe einen christlichen Fursten zu beauftragen der als Lehensmann des Papstes die Regierung ausuben sollte Er selbst sei bereit diese Aufgabe zu ubernehmen Nach der damaligen Rechtsauffassung erstreckte sich die Jurisdiktion des Papstes uber alle entfernten Lander die von Unglaubigen bewohnt wurden Daraus ergab sich die Macht der Papste uber die Herrschaft in diesen Gebieten zu verfugen und sie an bestimmte christliche Fursten zu ubertragen mit der Verpflichtung den Glauben an Christus dort zu verkunden 4 Im November 1344 erliess Clemens VI die Bulle Tuae devotionis sinceritas In einem am 15 November 1344 in Avignon abgehaltenen Konsistorium verlas er die Bulle in Anwesenheit einer grossen Zahl von Kardinalen Bischofen und der Gesandten fremder Monarchen Die christlichen Herrscher Europas wurden uber die Grundung des Furstentums informiert und aufgefordert den Fursten bei der Eroberung und Christianisierung zu unterstutzen Am 28 November 1344 legte Luis de la Cerda seinen Treueid ab und erhielt aus der Hand des Papstes eine Krone und ein Zepter als Symbole seiner Macht und Herrschaft uber das neu geschaffene Furstentum der Glucklichen Inseln Bestimmungen der Bulle Tuae devotionis sinceritas BearbeitenIn der Bulle Tuae devotionis sinceritas wurden die Rechte und Pflichten der Fursten der Glucklichen Inseln und seine Erben und Nachfolger genau festgelegt Sie entsprachen abgesehen von der Pflicht zur Bekehrung der Untertanen den Bestimmungen die auch fur andere papstliche Lehen galten Die geografische Lage des Furstentums wird in der Bulle nur ungenau bestimmt Einige Formulierungen stimmen wortlich mit dem Bericht des Niccoloso da Recco uberein in dem er uber die Reise von 1341 berichtete 5 Es heisst dort Es gibt im Ozean zwischen dem Suden und dem Westen einige Inseln von denen man weiss dass einige bewohnt und andere unbewohnt sind Alle zusammen werden allgemein als Afortunadas bezeichnet Danach werden elf Inseln einzeln genannt Die Romische Kurie hatte ausreichende Informationen uber die in den letzten Jahren durchgefuhrten Reisen der Genuesen und Mallorquiner zu den Kanarischen Inseln Die zu der Zeit verwendeten Schiffshandbucher und Karten verwendeten bereits neue Bezeichnungen Die in der Bulle genannten Namen der Inseln stammen dagegen teilweise aus den Berichten des Konigs Juba II wie sie durch Plinius uberliefert wurden Andere Namen dagegen entstammen der Klassischen Mythologie Canaria Ningaria Pluviaria Capraria Junonia Embronea Atlantida Hesperidum Cernent und Gorgonas Die Insel Galeta sollte im Mittelmeer liegen 4 Reaktionen auf die Bulle Tuae devotionis sinceritas BearbeitenGegen die Regelungen der Bulle Tuae devotionis sinceritas brachten Konig Alfons IV von Portugal in einem Brief vom 15 Februar 1345 und der Konig von Kastilien Alfons XI in einem Brief vom 13 Marz 1345 Einwande vor Sie bezweifelten dabei nicht das Recht des Papstes an Gebiete in denen Unglaubige leben an christliche Regenten zu vergeben zu konnen Der Protest nahm vielmehr Bezug auf die Klausel in der Bulle dass die Vergabe des Lehens nur gilt wenn die Rechte anderer christlicher Fursten nicht betroffen sind Alfons IV begrundete den Anspruch Portugals auf die Inseln damit dass die ersten Entdecker dieser Inseln Portugiesen gewesen sein Alfons XI von Kastilien argumentierte dass seine Vorfahren grosse Anstrengungen fur die Verbreitung des Glaubens in Afrika gemacht hatten Daher habe Kastilien einen Anspruch auf die zu bekehrenden Lander in Afrika Der Aufruf des Papstes zur Unterstutzung des neuen Fursten fand nur wenige Resonanz Die Regierung Genuas erteilte eine Exportgenehmigung fur Waffen Der Dauphin von Viennois versprach in einem Vertrag Luis de la Cerda eine Flotte aus 12 Transportschiffen und sechs Galeeren fur die Fahrt zu den Glucklichen Inseln bauen zu lassen Aufgrund seiner Kreuzzugsprojekte scheint er aber von dem Vertrag zuruckgetreten zu sein 6 Konig Peter IV von Aragonien der auch Konig von Mallorca war zeigte sich geneigt an dem Unternehmen teilzunehmen und traf sich personlich mit Luis de la Cerda in Katalonien im Kloster Poblet um die Grundlagen einer wirksamen Zusammenarbeit zu besprechen Er versprach Galeeren zur Unterstutzung des Unternehmens die Luis von der Insel Sardinien mit der Ausrustung abholen konne 7 Es scheint so dass im Jahr 1346 eine Expedition von Mallorca zu den Kanarischen Inseln aufbrach Ob diese aber im Auftrag des Fursten der Glucklichen Inseln handelte ist nicht uberliefert Es gilt als sicher dass der Furst der Glucklichen Inseln sein Furstentum niemals besuchte Es gibt unter den Historikern drei Ansichten daruber was ihn daran gehindert hat Erstens der fruhe Tod des Fursten zum anderen der Krieg zwischen England und Frankreich und drittens dass der kastilische Hof den Papst veranlasste die Zugestandnisse an Luis de la Cerda zuruckzunehmen 8 Ende des Furstentums BearbeitenLuis de la Cerda starb entweder am 20 August 1346 in der Schlacht bei Crecy oder im Jahr 1348 Sein Sohn Luis de la Cerda y Perez de Guzman 1325 1383 wird zwar in der Literatur gelegentlich als Titularfurst der Glucklichen Inseln bezeichnet scheint aber den Titel nicht gefuhrt zu haben 9 Im Jahr 1351 schuf Papst Clemens VI der im Jahr 1344 das Furstentum der Glucklichen Inseln mit einem Missionierungsauftrag an seinen Fursten geschaffen hatte das Bistum der Glucklichen Inseln Fortunatae Insulae ohne auf das Furstentum Bezug zu nehmen Das Furstentum erscheint in den Dokumenten der Zeit nicht mehr In der Folgezeit war die Hoheit uber die Inseln zwischen Portugal und Kastilien umstritten In der Bulle Aeterni regis vom 21 Juni 1483 bestatigt Papst Urban VI die Hoheitsrechte der Krone von Kastilien uber die Inseln ohne Einschrankungen und nicht als papstliches Lehen Die Katholischen Konige fuhrten am Ende ihrer Regierungszeit 1504 auch den Titel Reyes de las Yslas de Canaria Konige der Kanarischen Inseln 10 Literatur BearbeitenAntonio Rumeu de Armas El obispado de Telde misioneros mallorquines y catalanes en el Atlantico Hrsg Ayuntamiento de Telde Gobierno de Canarias 2 Auflage Gobierno de Canarias Madrid Telde 1986 ISBN 84 505 3921 8 spanisch Luis Rojas Donat La potestad Apostolica en las Bulas Ultramarinas Portuguesas y Castellanas In Revista de Estudios Historico Juridicos Nr 29 2007 S 407 420 spanisch Online abgerufen am 14 Juli 2016 Buenaventura Bonnet Reveron Don Luis de la Cerda Principe de la Fortuna In El museo canario Nr 19 20 1958 S 43 104 spanisch Online abgerufen am 14 Juli 2016 Alberto Quartapelle Hrsg Cuatrocientos anos de Cronicas de las Islas Canarias VeredaLibros Santa Cruz de Tenerife 2015 ISBN 978 84 943753 6 1 spanisch Online abgerufen am 28 Juli 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Antonio Rumeu de Armas El obispado de Telde misioneros mallorquines y catalanes en el Atlantico Hrsg Ayuntamiento de Telde Gobierno de Canarias 2 Auflage Gobierno de Canarias Madrid Telde 1986 ISBN 84 505 3921 8 S 35 spanisch Alberto Quartapelle Hrsg Cuatrocientos anos de Cronicas de las Islas Canarias VeredaLibros Santa Cruz de Tenerife 2015 ISBN 978 84 943753 6 1 S 49 ff spanisch Online abgerufen am 28 Juli 2016 Antonio Rumeu de Armas El obispado de Telde misioneros mallorquines y catalanes en el Atlantico Hrsg Ayuntamiento de Telde Gobierno de Canarias 2 Auflage Gobierno de Canarias Madrid Telde 1986 ISBN 84 505 3921 8 S 36 spanisch a b Antonio Rumeu de Armas El obispado de Telde misioneros mallorquines y catalanes en el Atlantico Hrsg Ayuntamiento de Telde Gobierno de Canarias 2 Auflage Gobierno de Canarias Madrid Telde 1986 ISBN 84 505 3921 8 S 48 spanisch Buenaventura Bonnet Reveron Don Luis de la Cerda Principe de la Fortuna In El museo canario Nr 19 20 1958 S 99 spanisch Online abgerufen am 14 Juli 2016 Buenaventura Bonnet Reveron Don Luis de la Cerda Principe de la Fortuna In El museo canario Nr 19 20 1958 S 65 spanisch Online abgerufen am 14 Juli 2016 Antonio Rumeu de Armas El obispado de Telde misioneros mallorquines y catalanes en el Atlantico Hrsg Ayuntamiento de Telde Gobierno de Canarias 2 Auflage Gobierno de Canarias Madrid Telde 1986 ISBN 84 505 3921 8 S 50 spanisch Buenaventura Bonnet Reveron Don Luis de la Cerda Principe de la Fortuna In El museo canario Nr 19 20 1958 S 67 spanisch Online abgerufen am 14 Juli 2016 Buenaventura Bonnet Reveron Don Luis de la Cerda Principe de la Fortuna In El museo canario Nr 19 20 1958 S 76 spanisch Online abgerufen am 14 Juli 2016 Ana Belen Sanchez Prieto La intitulacion diplomatica de los Reyes Catolicos un programa politico y una leccion de historia In Juan Carlos Galende Diaz Hrsg III Jornadas Cientificas Sobre Documentacion en epoca de los Reyes Catolicos Dpto de Ciencias y Tecnicas Historiograficas Universidad Complutense de Madrid Madrid 2004 S 276 spanisch Online abgerufen am 28 Juli 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstentum der Glucklichen Inseln amp oldid 232916501