www.wikidata.de-de.nina.az
Der Furstenhof in Wismar ist ein bedeutendes Bauwerk der mecklenburgischen landesfurstlichen Residenzarchitektur Er stellt nicht nur das erste bedeutende Renaissance Bauwerk Mecklenburgs dar sondern bildet auch den stilbildenden Prototyp des Johann Albrecht Stils dem fur diese Epoche grosse regionale Bedeutung zukommt Furstenhof Hofansicht Im Bereich der linken Fensterachse wurde die ursprungliche Farbfassung rekonstruiert Furstenhof StrassenseitePortalgestaltung der Durchfahrt HofseiteAlter Hof Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nutzung 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Furstenhof wurde in unmittelbarer Nachbarschaft von St Georgen als Residenz der mecklenburgischen Herzoge in Wismar in zwei Abschnitten errichtet und teilweise durch Umbauten stark uberformt Der altere Teil Alter Hof entstand als zweistockiges Gebaude der Spatgotik aus Anlass der zweiten Hochzeit von Herzog Heinrich V mit Helene von der Pfalz in den Jahren 1512 13 als Flugelbau an St Georgen angrenzend auf dem westlichen Teil des Areals Das Erdgeschoss ist mit Kreuzgewolben und Vorhangbogenfenstern versehen 1 Bereits Ende des 19 Jahrhunderts war dieser Baukorper durch Uberformung seiner gotischen Merkmale weitgehend beraubt Den Neuen Hof liess Herzog Johann Albrecht I 1553 54 fur seine Hochzeit mit Anna Sophie von Preussen errichten Das dreigeschossige Bauwerk nach Planen von Gabriel von Aken und Valentin von Lyra wurde nach oberitalienischen Vorbildern errichtet Dazu musste ein an gleicher Stelle befindlicher gotischer Festsaal von 1506 abgerissen werden dessen ausseres Mauerwerk aber teilweise fur den Neubau genutzt wurde 2 Drei gestreckte Geschosse werden durch Friese optisch getrennt und an der Hofseite durch Pilaster in sieben Joche geteilt In jedem Joch befindet sich ein dreiteiliges Fenster Die Stadtseite hingegen weist keine Pilaster auf dafur sind hier die Fenstereinfassungen reicher geschmuckt sowie Dreiecksgiebel uber den Fenstern angebracht 3 Das Gebaude hat eine mittige Tordurchfahrt Die baugeschichtliche wie kunsthistorische Bedeutung dieses Gebaudes geht auf den uberaus reichen Fassadenschmuck zuruck Dieser ist teilweise in Haustein Kalkstein uberwiegend jedoch in Terrakotta ausgefuhrt Wie bereits beim Schweriner Schloss und spater auch Gadebuscher Schloss wurden die Fassaden des Furstenhofs mit Reliefplatten aus der Werkstatt des Statius von Duren reichhaltig verziert Portale und Fensterleibungen entsprechend hervorgehoben Themen der Friese sind die Sagenwelt der Klassik und Gleichnisse der Bibel In der Literatur wird die Parallele zu den Palazzi der italienischen Terracottastadt Ferrara gezogen und der 1508 gebaute Palazzo Roverella als direktes Vorbild des Bauherrn identifiziert 4 Teile der Friese wurden 1976 kopiert 5 Ursprunglich prasentierten sich die Aussenfassaden anders als heute Die Wandflachen waren von einer roten steinsichtigen Kalkschlamme uberzogen wahrend die Terrakotten weiss gefasst und die Reliefs blau hinterlegt waren 6 Einen gewissen Eindruck vom fruheren Erscheinungsbild des Furstenhofes kann man heute im Innenhof gewinnen wo man die Farbfassung an einer Fensterachse exemplarisch rekonstruiert hat nbsp Lateinische Inschrift zur Erinnerung an die Vollendung der Restaurierung 1878Bis zum 19 Jahrhundert erfuhr der Furstenhof nur sporadische Instandsetzungsarbeiten Insbesondere durch die Nutzung des schwedischen Tribunals fanden einige Umgestaltungen statt Im Jahr 1876 wurde die Unterbringung des Amtsgerichtes beschlossen was den Anlass zu einer grundlegenden Restaurierung des Bauwerkes bot Der Auftrag fur dieses Projekt ging an Carl Luckow der bereits restauratorische Erfahrungen am Schweriner Schloss sammeln konnte gemeinsam mit Georg Adolph Demmler und Hermann Willebrand Da ihm nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfugung standen beschrankte sich Luckow auf die Restaurierung des Aussenbaus Luckows Restaurierungsarbeiten waren gepragt von einer freien Rekonstruktion einerseits und einer getreuen Wiederherstellung andererseits Als besonders problematisch gelten seine Erneuerungen der Fenster der Strassenseite Die ursprunglich im Florisstil gehaltene Rahmung musste zugunsten einer aufwandigen Ornamentik weichen die sich an italienischen Vorbildern der Fruhrenaissance orientierte Auch auf der Hofseite griff Luckow erheblich in das Original ein Er reduzierte die vorhandenen vier Portale auf drei wahrend er gleichzeitig deren Gestaltung vereinheitlichte Die bildhauerischen Restaurierungsarbeiten am Terrakottafries ubernahm der Rostocker Portratbildhauer Roper Im Zuge der Instandsetzungsarbeiten wurde der Furstenhof verputzt 1951 bis 1952 erfolgte eine erneute Restaurierung des Neuen Hofes Von 1999 bis 2002 wurde der gesamte Gebaudekomplex grundlegend saniert nbsp Das Vorbild fur den Furstenhof Palazzo Roverella in Ferrara erbaut 1508Nutzung BearbeitenMit der Ubergabe Wismars an das Konigreich Schweden endete die Nutzung des Furstenhofs als Residenz der mecklenburgischen Herzoge in der Stadt Im Westfalischen Frieden erhielt Schweden fur seine Besitzungen im Reich auch das Privilegium de non appellando Dieses verbot den Zugang zu den obersten Reichsgerichten und brachte die Notwendigkeit der Errichtung eines eigenen obersten Gerichtes mit sich Dafur wurde in dem Gebaude 1653 das rasch sehr angesehene Wismarer Tribunal eingerichtet 1802 wurde das Gericht zunachst nach Stralsund dann nach Greifswald verlegt In den Zeiten der DDR waren im Furstenhof das Kreisgericht des Kreises Wismar der VEB Kombinat Geodasie und Kartographie und das Stadtarchiv untergebracht 7 Heute ist der Furstenhof Sitz des Amtsgerichts Wismar Einzelnachweise Bearbeiten Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Schlie S 186 Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Schlie S 193 Architekturfuhrer DDR Bezirk Rostock Berlin 1977 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Band Mecklenburg Vorpommern Munchen Berlin 2000 Seite 694 Architekturfuhrer DDR Bezirk Rostock Berlin 1977Literatur BearbeitenFriedrich Sarre Der Furstenhof zu Wismar und die norddeutsche Terrakotta Architektur im Zeitalter der Renaissance Berlin 1890 Friedrich Schlie Die Kunst und Geschichts Denkmaler des Grossherzogthums Mecklenburg Schwerin II Band Die Amtsgerichtsbezirke Wismar Grevesmuhlen Rehna Gadebusch und Schwerin Schwerin 1898 Neudruck Schwerin 1992 S 186 202 ISBN 3 910179 06 1 Matthias Barth Mecklenburgische Residenzen Landesfurstliche Reprasentationsarchitektur aus sieben Jahrhunderten Leipzig 1995 ISBN 3 363 00636 5 Schwerin Landesamt fur Denkmalpflege Hg Der Johann Albrecht Stil Terrakotta Architektur der Renaissance und des Historismus Schwerin 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Furstenhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Furstenhof in der Landesbibliographie MV53 890699 11 461427 Koordinaten 53 53 26 5 N 11 27 41 1 O Normdaten Geografikum GND 7550667 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstenhof Wismar amp oldid 232931461