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Mit dem Funf Broschuren Urteil vom 8 April 1952 entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe die Einziehung von funf Broschuren politischen Inhalts aus der DDR Als Folge dieser Entscheidung wurde der Postverkehr zwischen der DDR und der Bundesrepublik massenhaft uberwacht und Millionen Druckschriften die aus der DDR an westdeutsche Adressen geschickt wurden geoffnet untersucht und beschlagnahmt Das Urteil wurde nicht veroffentlicht und war der damaligen Offentlichkeit nicht bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Verfahren 2 Urteilsbegrundung 3 Folgen 4 Aufhebung 5 Literatur 6 WeblinksVerfahren BearbeitenDas Verfahren wurde von Oberbundesanwalt Carlo Wiechmann auf Drangen der Bundesregierung angestrengt Es handelte sich um ein selbststandiges Verfahren ohne angeklagte Person oder Verteidiger Auf der Anklagebank lagen funf Broschuren mit Inhalten politischer Propaganda Wo stehen wir im Kampf um die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands fur eine Wiedervereinigung Deutschlands Den Lugenfritzen eins aufs Maul gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Das Gebot der Stunde fur eine Volksbefragung gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und fur den Abschluss eines Friedensvertrages Achtung Akute Gefahr fur die ganze Nation gegen die Westintegration Konrad Adenauers Die deutsche Arbeiterklasse muss sich entscheiden fur die Unterstutzung der Politik der SEDDie besagten und ahnliche Broschuren wurden ab 1951 millionenfach im Auftrag der SED gedruckt und auf dem Postweg versandt aufgegeben entweder in der DDR oder uber die KPD und die Komitees zur Volksbefragung in der Bundesrepublik Dieser Propagandaflut wollte sich die Bundesregierung mittels eines Musterprozesses erwehren um die kommunistische Propaganda verbieten zu konnen Daher wurde das Bundespostministerium angewiesen Belegexemplare zu sammeln und diese widerrechtlich aus Postsendungen zu entnehmen Da dies das Postgeheimnis verletzte handelte es sich um unrechtmassig erworbene Beweismittel Der Oberbundesanwalt begrundete dieses Vorgehen mit 81 Vorbereitung eines hochverraterischen Unternehmens Der Inhalt der Broschuren zeige deutlich dass damit der Umsturz in der Bundesrepublik vorbereitet werden soll um sie einem Staatswesen einzugliedern das nach den Grundsatzen von Marx Lenin und Stalin die Diktatur des Proletariats verwirklicht Der einzige Zeuge war Ministerialrat Randt vom Bundespostministerium der die Broschuren ausgewahlt hatte Er berichtete von der grossen Menge an Propagandamaterial die von deutschen Zollbehorden und alliierten Dienststellen im letzten Quartal 1951 beschlagnahmt worden sei und wie diese an Privatleute und staatliche Behorden verschickt wurden Anschliessend wurde aus den Broschuren und weiteren Schriften von Stalin Grotewohl und dem Neuen Deutschland vorgelesen Urteilsbegrundung BearbeitenDas Gericht folge der Anklage und kam zu dem Entschluss dass die funf Broschuren der Vorbereitung eines hochverraterischen Unternehmens gegen die Bundesrepublik dienen und daher eingezogen werden sollen Da keine konkreten organisatorischen Vorbereitungen fur einen Hochverrat nachgewiesen werden konnten bediente sich das Gericht dem ideologischen Hochverrat der jedoch nur strafbar war wenn ihm eine bestimmte Vorbereitungshandlung nachzuweisen war Die Bundesrichter argumentierten hierbei historisch Das zentrale Ziel des Kommunismus sei die Errichtung einer Diktatur des Proletariats Dies sei den Bolschewisten 1917 in Russland durch die Oktoberrevolution gewaltsam gelungen und seitdem strebten sie unentwegt danach ihre Herrschaft auf nicht kommunistisch regierte Lander auszudehnen Gewaltherrschaft und Expansionsdrang seien daher Kennzeichen kommunistischer Herrschaft Die freiheitlich demokratischen Gesellschaftsordnungen stunden dazu in schroffstem Widerspruch Durch Grundung des kommunistisch geleiteten Staates der DDR folge die SED denselben Zielen auch weil sie sich konkret an den Richtlinien Stalins orientiere Stalinismus Trotz des Fehlens konkreter Beweise fur einen tatsachlich geplanten Angriff auf die Bundesrepublik strebten auch die Fuhrer in der DDR danach im Gebiet der Bundesrepublik eine bolschewistische Gewaltherrschaft zu errichten Das Mittel zum Erreichen dieses Ziels sei die Wiedervereinigung Deutschlands und das Verhindern der Eingliederung Westdeutschlands in die Verteidigungsfront der Westmachte Eine Verwirklichung dieses potenziellen Plans fur Hochverrat sei daher fur die nahe Zukunft zu erwarten Die Schriften aus der DDR sollten helfen diesen Plan seelisch vorzubereiten und sind daher als Mittel zur Vorbereitung eines hochverraterischen Unternehmens einzuziehen Die Begrundung fiel auf 35 Seiten sehr lang aus Sie wurde jedoch auf ausdruckliche Weisung des Senatsprasidenten Dagobert Moericke trotz ihrer Brisanz und der Wirkung dieses Urteils fur zahlreiche weitere Prozesse unter Verschluss gehalten Folgen BearbeitenDas Urteil hatte ernste Folgen im Bereich der Politischen Strafverfolgung In zahlreichen rechtskraftigen Verurteilungen von Kommunisten durch niedriginstanzlichere Gerichte hiess es anschliessend dass es allgemeinkundig bekannt sei dass Organisationen wie SED KPD FDJ und andere kommunistische Organisationen als Vorbereiter fur Hochverrat gegen die BRD einzustufen seien Durch Verweis auf das Funf Broschuren Urteil entfiel jede weitere Begrundung Schwerwiegende Folgen hatte die Entscheidung in Bezug auf Verletzungen des Postgeheimnisses Da das Urteil nicht gegen bestimmte Personen gerichtet war sondern gegen den Postverkehr aus der DDR insgesamt fuhrte er zu einer massenhaften Uberwachung des deutsch deutschen Postverkehrs um entsprechende Schriften finden zu konnen Auch in der Bundesrepublik aufgegebene Postsendungen wurden mit der Rechtfertigung uberwacht dass diese politische Propaganda aus der DDR enthalten konnten Aufhebung BearbeitenIn einem Urteil des Bundesgerichtshofs gegen leitende Funktionare des Hauptausschusses fur Volksbefragung zwei Jahre spater vom 2 August 1954 wurde der Vorwurf des Hochverrats entgegen der Auffassung der Anklage erstmals aufgegeben In einem weiteren Urteil vom 13 Oktober 1954 uber die Verteilung von Broschuren wurde entschieden dass ein politischer Funktionar der KPD solange nicht daran gehindert werde durfe politische Werbung fur seine Partei zu machen solange diese nicht verboten sei KPD Verbot Damit ware es unvereinbar wenn die Gerichte sie die Broschuren beschlagnahmen und einziehen oder unbrauchbar machen durften Die Praxis der massenhaften deutsch deutschen Postuberwachung und einziehung endete damit jedoch nicht Literatur BearbeitenJosef Foschepoth Uberwachtes Deutschland Post und Telefonuberwachung in der alten Bundesrepublik 4 durchges Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2013 ISBN 978 3 525 30041 1 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenUrteilsbegrundung Qualitat leider schlecht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funf Broschuren Urteil amp oldid 212738509