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Das deutsche Binnencontainerschiff Excelsior bekam am 25 Marz 2007 auf dem Rhein bei Koln Zundorf Schlagseite nach Steuerbord und verlor dabei 32 Container die die Fahrrinne blockierten und zur vollstandigen Sperrung des Rheins fur die Schifffahrt fur funf Tage fuhrten Der Excelsior Unfall ist einer der Schiffsunfalle die in der Geschichte der Rheinschifffahrt das meiste Aufsehen erregten und war wochenlang ein beherrschendes Thema in den bundesdeutschen Medien Das havarierte Containerschiff Excelsior im Rhein bei Koln ZundorfInhaltsverzeichnis 1 Binnencontainerschiff Excelsior 2 Unfallhergang 2 1 Beladung und Fahrtantritt in Mannheim 2 2 Talfahrt auf dem Rhein 2 3 Havarie bei Koln Zundorf 2 4 Bergung Sperrung und Wiedereroffnung der Rheinschifffahrt 3 Schaden 4 Unfallursachen 5 Konsequenzen aus dem Excelsior Unfall 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBinnencontainerschiff Excelsior BearbeitenDie Excelsior ist ein im Jahre 1987 als Jean Bossler III auf der Werft Ebert amp Sohne in Neckarsteinach gebautes Binnencontainerschiff das mit der ENI Nummer 04607680 in Neckarsteinach registriert wurde und seit 1998 fur die Reederei Ludwig und Jakob Gotz KG in Dienst steht Die Lange des Schiffes betragt 105 10 Meter die Breite 11 40 Meter und die Tragfahigkeit 2 878 Tonnen Es wird von einem Deutz Turbodieselmotor mit einer maximalen Leistung von 1 180 kW bei 1 000 min angetrieben Die Schiffsbesatzung bestand auf der Fahrt vom 25 Marz 2007 aus vier Mann dem ersten Schiffsfuhrer dem zweiten Schiffsfuhrer sowie einem Steuermann und einem Matrosen Unfallhergang BearbeitenBeladung und Fahrtantritt in Mannheim Bearbeiten Die Excelsior traf am 24 Marz 2007 gegen 18 00 Uhr beladen im Mannheimer Hafen ein und wurde dort teilweise geloscht sowie im Anschluss wieder beladen Die Ladung bestand aus 103 Containern in vier Lagen Gegen 0 30 Uhr nahm das Schiff die Fahrt rheinabwarts mit dem Ziel Rotterdam auf Vor Fahrtantritt uberzeugte sich der erste Schiffsfuhrer noch durch Fahrversuche von der ausreichend stabilen Beladung des Schiffes Talfahrt auf dem Rhein Bearbeiten Die Fahrt auf dem Rhein verlief bis kurz vor Koln ohne besondere Vorkommnisse Auch auf dem als schwierig fur die Schifffahrt geltenden Flussabschnitt im Rheinischen Schiefergebirge von Bingen bis Bonn ergaben sich keine Probleme Zeugenberichten nach denen bereits in diesem Fahrtabschnitt eine auffallige Schraglage Krangung des Schiffes zu bemerken gewesen sei stehen Beobachtungen der Wasserschutzpolizei in dem Gebiet entgegen die nur die normale Krangung aufgrund des damals starken Windes und keine sonstigen Auffalligkeiten feststellte und dies auch amtlich so dokumentiert hat Havarie bei Koln Zundorf Bearbeiten In Hohe von Koln Zundorf bei Rheinkilometer 677 4 ergab sich am 25 Marz gegen 14 30 Uhr eine starke Schraglage nach Steuerbord Der erste Schiffsfuhrer fuhrte daraufhin eine Wende nach Steuerbord in der Erwartung aus dass die hierbei auftretenden Fliehkrafte entgegenwirken und sich das Schiff in Richtung Backbord aufrichten wurde Diese an sich richtige Uberlegung erwies sich jedoch als kontraproduktiv weil bei der Wende ein unerwartet starker Squat Effekt auftrat wodurch sich die Schraglage nach Steuerbord noch erhohte und ein Teil der Ladung insgesamt 32 Container uber Bord ging Bergung Sperrung und Wiedereroffnung der Rheinschifffahrt Bearbeiten Da die verlorenen Container im Strom trieben musste der Rhein sowohl fur die gewerbliche Schifffahrt als auch fur Sportschifffahrt vollstandig gesperrt werden Die Sperrung dauerte funf Tage und konnte erst am Freitag den 30 Marz 2007 um 20 15 Uhr wieder aufgehoben werden Zu diesem Zeitpunkt wurden noch immer drei Container vermisst ein weiterer war lokalisiert aber noch nicht geborgen Von der Sperre waren schatzungsweise 500 Schiffe betroffen die sich rheinaufwarts und rheinabwarts zwischen Mainz und Duisburg stauten Unter den uber Bord gegangenen Containern befanden sich auch drei Gefahrgutcontainer Aus einem dieser Container war ein betrachtlicher Teil der geladenen Gerbsaure ausgetreten die allerdings als nur gering wassergefahrdend eingestuft wurde 1 Schaden BearbeitenDer Excelsior Unfall fuhrte zu keinen Personenschaden Sachschaden entstand an der uber Bord gegangenen Ladung und in geringem Umfang am Schiff selbst Es entstanden jedoch erhebliche Bergungs und Hilfeleistungskosten sowie Ausfallschaden des von der Rheinsperrung betroffenen Schiffsverkehrs Die Bergungs und Hilfeleistungskosten der offentlichen Hand und privaten Leistungstrager beliefen sich auf uber 1 000 000 Die Eigner der von der Rheinsperrung betroffenen Schiffe erlitten Schatzungen zufolge einen Ausfallschaden in Hohe von rund 2 000 je Tag und Schiff Unfallursachen BearbeitenNachdem sich erste Vermutungen das Schiff konne auf Grund gelaufen oder ein technischer Defekt an Ruder oder Maschinenanlage aufgetreten sein schnell als unzutreffend herausstellten kristallisierte sich schon fruh ein Beladungsfehler als Unfallursache heraus Eine mangelhafte Ladungssicherung konnte allerdings ebenfalls als Ursache ausgeschlossen werden ebenso die Vermutung das Schiff sei uberladen gewesen Die maximale Ladekapazitat lag bei 2 867 Tonnen das tatsachliche Gesamtgewicht der Ladung nur bei 2 377 Tonnen so dass noch eine Reservetragfahigkeit von rund 490 Tonnen gegeben war Das Problem wurde schliesslich in der unglucklichen Ladungsverteilung erkannt die anfanglich die sichere Fuhrung des Schiffes noch nicht beeintrachtigt hatte in Hohe Koln aber zur Instabilitat und dadurch zum Unfall fuhrte Es hatte sich plotzlich eine starke Schraglage nach Steuerbord ergeben Diese konnte Folge der dann aufgetretenen ungunstigen Windverhaltnisse gewesen sein die zu der ungunstigen Ladungsverteilung noch hinzukamen Ausserdem war durch einen bei einer fruheren Havarie entstandenen Riss Wasser in das Schiff eingedrungen und in die Vorpiek gelaufen was die Stabilitat zusatzlich verschlechterte In dieser Situation ergriff der Schiffsfuhrer zwei Gegenmassnahmen die theoretisch vernunftig waren sich unter den gegebenen besonderen Umstanden aber verhangnisvoll auswirkten Er liess zuerst den Ballastwassertank auf Backbordseite fluten um das Schiff durch hoheres Gewicht backbord wieder in das Gleichgewicht zu bringen Daraufhin entschloss sich der Schiffsfuhrer zu einem sofortigen Wendemanover uber Steuerbord mit der theoretisch richtigen Uberlegung dass die dabei auftretenden Fliehkrafte nach Backbord der Krangung entgegenwirken Im Zuge der weiteren Ermittlungen ergab sich dass der Schiffsfuhrer keinen Stauplan zur korrekten Ladungsverteilung erstellt hatte und die Container falsch geladen waren teilweise schwere Container oben und leichte unten Zudem waren etliche Container bis zu funf Tonnen schwerer als in den Ladepapieren angegeben Das Differenzgewicht Abweichung zwischen den angegebenen und den tatsachlichen Gewichten betrug insgesamt 236 Tonnen Die vorgeschriebenen Stabilitatsberechnungen die auch auf der Fahrt der Excelsior angestellt worden waren sind unter solchen Umstanden nicht verwertbar Zudem beschranken sich die manuellen Stabilitatsberechnungsverfahren auf eine nur uberschlagige Berechnung die ausschliesslich einen Zusammenhang zwischen der Hohe auf der die Container geladen sind und dem Gewicht herstellt wahrend die Gewichtsverteilung innerhalb der gleichen Hohe Lage unberucksichtigt bleibt und damit etwaige Ungleichgewichte zwischen Steuerbord und Backbordseite einerseits oder heckseitig und bugseitig andererseits vollstandig vernachlassigt werden Die genaueren Computerprogramme zur Stabilitatsberechnung standen auf der Excelsior nicht zur Verfugung und waren zum Unfallzeitpunkt in der Binnenschifffahrt auch nicht allgemeiner Standard Das Schiff hatte schon bei der Abfahrt Schlagseite nach Steuerbord die durch Fluten der Backbord Ballasttanks ausgeglichen werden sollte Hinweise entgegenkommender Schiffe auf die starke Schlagseite ignorierte der Schiffsfuhrer Nach dem Gewichtsbezeichnungsgesetz GewBezG vom 28 Juni 1933 ware auf allen Containern vom jeweiligen Absender das exakte Gewicht anzugeben gewesen Die Einhaltung dieser Vorschrift hatte eine aussagekraftige Stabilitatsberechnung ermoglicht Erst durch das Unfallereignis wurde aber bekannt dass das Gewichtsbezeichnungsgesetz bereits seit Jahrzehnten in der Binnenschifffahrt uberhaupt nicht mehr beachtet und seitens der zustandigen Behorden auch nicht mehr auf seine Einhaltung hingewirkt sondern vollig ignoriert wurde und weitgehend in Vergessenheit geraten war Im Grunde konnte deshalb die Stabilitat nur durch Fahrversuche ermittelt werden die der Schiffsfuhrer in Mannheim auch unternommen hatte ohne dabei Anzeichen fur eine Instabilitat festgestellt zu haben Konsequenzen aus dem Excelsior Unfall BearbeitenAls Konsequenz aus dem Excelsior Unfall wird wieder vermehrt auf die Einhaltung des Gewichtsbezeichnungsgesetzes hingewirkt Inzwischen wurden mehrere Bussgeldverfahren wegen Verstosses gegen das Gewichtsbezeichnungsgesetz eingeleitet Der mit diesem Gesetz verbundene Aufwand fur den Absender hat aber auch schon zu Uberlegungen gefuhrt das Gesetz abzuschaffen angesichts der Tatsache dass die Einhaltung dieses Gesetzes geeignet gewesen ware den Excelsior Unfall zu verhindern eine nicht unproblematische Forderung Gegen die beiden Schiffsfuhrer erhob die Staatsanwaltschaft Duisburg Anklage zum Schifffahrtsgericht Duisburg Ruhrort Sie forderte fur beide Angeklagten Freiheitsstrafen Nach dreitagiger Verhandlungsdauer wurde mit Urteil vom 16 November 2009 der erste Schiffsfuhrer lediglich zu einer Geldstrafe von 160 Tagessatzen zu je 20 Euro also gesamt 3 200 Euro verurteilt der zweite Schiffsfuhrer wurde freigesprochen Zur Urteilsbegrundung hiess es der erste Schiffsfuhrer hatte vor dem Ablegen die Stabilitat der Ladung berechnen mussen 2 Die Staatsanwaltschaft legte gegen das Urteil hinsichtlich beider Angeklagten Berufung ein ebenso der erste Schiffsfuhrer gegen seine Verurteilung Das Oberlandesgericht Koln als Schiffahrtsobergericht anderte mit Berufungsurteil vom 27 November 2012 das Urteil gegen den ersten Schiffsfuhrer geringfugig ab in eine Geldstrafe von 130 Tagessatzen zu je 30 Euro also insgesamt 3 900 Euro und verwarf die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen den Freispruch fur den zweiten Schiffsfuhrer 3 Da Revision in Schifffahrtssachen ausgeschlossen ist 10 des Gesetzes uber das gerichtliche Verfahren in Binnenschiffahrtssachen BinSchGerG ist das Urteil rechtskraftig Im Juni 2010 forderte die Stadt Koln die Erstattung von 155 000 Euro den Kosten fur den Rettungseinsatz Doch da die Summe aller Forderungen alleine fur die Bergung der Container weitere 730 000 Euro die Deckungssumme der Haftpflichtversicherung der Excelsior in Hohe von 740 000 Euro uberschreitet mussten die daraus nicht gedeckten Forderungen vom Schiffseigentumer getragen werden so dass diesem die Insolvenz droht Das Amtsgericht Mannheim hat ein schifffahrtrechtliches Verteilungsverfahren eingeleitet mit dem Ziel einen Fonds einzurichten aus dem die Forderungen beglichen werden konnen 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikinews Nach Havarie eines Frachtschiffes bleibt der Rhein mehrere Tage gesperrt Nachricht Rheinische Post Online vom 25 Marz 2007 focus online vom 25 Marz 2007 Havarie des Frachtschiffs Excelsior Nicht mehr online verfugbar In wdr de 2007 archiviert vom Original am 1 Mai 2007 abgerufen am 11 Juni 2022 Augenzeugenbericht zum Unfallhergang YouTube Video der HavarieEinzelnachweise Bearbeiten Frachter Havarie im Rhein Gerbsaure aus Container ausgelaufen In stern de vom 29 Marz 2007 Geldstrafe im Excelsior Prozess auf ntv de 16 November 2009 Schifffahrtsobergericht Koln 3 Ns 8 10 BSch Urteil 27 November 2012 abgerufen am 9 April 2018 Thorsten Moeck Tim Stinauer Havarie auf dem Rhein Stadt fordert Geld fur Bergung In ksta de Kolner Stadtanzeiger vom 18 Juni 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Excelsior Unfall amp oldid 235328782