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Der Eulenspiegel war eine deutsche Satirezeitschrift die zwischen 1928 und 1933 erschien EulenspiegelBeschreibung SatirezeitschriftSprache DeutschVerlag Neuer Deutscher Verlag Deutschland Hauptsitz BerlinErstausgabe 1 April 1928Einstellung Februar 1933Erscheinungsweise monatlichHerausgeber Otto NagelZDB 546882 6 Inhaltsverzeichnis 1 Verlag 2 Form 3 Inhalt 4 Auflage und Vertrieb 5 Blattlinie 6 Mitarbeiter 7 Inhalte 8 LiteraturVerlag BearbeitenAm 1 April 1928 war die erste Nummer des Eulenspiegels in der Eulenspiegel Verlagsgesellschaft erschienen ab Heft 10 1929 wurde die Zeitschrift vom Neuen Deutschen Verlag der zu Willi Munzenbergs Zeitungskonzern gehorte veroffentlicht Munzenbergs erklartes Ziel war es burgerlichen Pressekonzernen wie Ullstein Mosse und Hugenberg ein kommunistisches Gegengewicht zur Seite zu stellen Die Zugehorigkeit zum Munzenberg Konzern ermoglichte es dem Eulenspiegel beispielsweise Auszuge aus anderen Zeitschriften des Konzerns oder Teil und Vorabdrucke aus den Buchproduktionen des Neuen deutschen Verlags und der Universumsbucherei zu veroffentlichen Werbung wurde vor allem fur Munzenberg Produkte gemacht Der Eulenspiegel war somit finanziell abgesichert ohne in Abhangigkeit von einem beeinflussenden Anzeigenmarkt zu geraten Als Herausgeber und Redaktionsleiter des Monatsheftes fungierte der Berliner Maler Otto Nagel fur die Textbeitrage zeichnete vom zweiten Heft bis zu seinem Tod im Dezember 1929 der Journalist Bruno W Reimann verantwortlich Danach ubernahm Nagel auch Reimanns Part Form BearbeitenMit ihrem Format von 38 28 cm entsprach die satirische Zeitschrift zunachst dem Simplicissimus Titel und Ruckseite des zwolf Seiten dunnen Heftes waren zweifarbig gestaltet In den folgenden Jahren veranderten sich Papierqualitat Format Drucktechnik und Umfang der Zeitschrift mehrmals bis sie im Juli 1930 auf handlichere 23 5 31 5 cm geschrumpft und im Umfang auf 16 Seiten davon acht farbig angewachsen war Der Eulenspiegel hatte damit Magazincharakter Der Aufbau der Einzelhefte folgte keinem festen Schema sondern passte sich den inhaltlichen Erfordernissen an Quantitativ dominierte die Karikatur mit einem Anteil von 60 bis 75 Prozent leicht uber die Textbeitrage Inhalt BearbeitenVeroffentlicht wurden Gedichte Glossen Kurzgeschichten und Witze aber auch sachbezogene Artikel zuweilen als Serie Auf der Bildebene spielten Illustrationen Bildergeschichten und Karikaturen eine Rolle Auflage und Vertrieb BearbeitenDie Auflage des Eulenspiegels betrug zunachst 80 000 Exemplare 1931 verkauften sich 115 000 Hefte Der niedrige Preis von anfangs 30 und spater 20 Pfennig machte ihn auch fur Erwerbslose erschwinglich und mag eine Rolle bei diesen fur eine satirische Zeitschrift ungewohnlich hohen Verkaufszahlen gespielt haben Dagegen kostete der Simplicissimus 60 Pfennig der Kladderadatsch 57 Pfennig und die Brennessel anfanglich 50 spater 40 Pfennig Der Vertrieb des Eulenspiegel erfolgte nicht nur uber Buchhandel Kioske und Post sondern auch uber Kolporteure mit deren Hilfe notfalls die Zensur unterlaufen werden konnte Probleme mit der Obrigkeit sind allerdings nur in zwei relativ unbedeutenden Fallen dokumentiert die Nagel werbewirksam umzumunzen verstand Nach Auslieferung des Oktoberheftes 1932 verliess Otto Nagel uberraschend die Zeitschrift Da kein adaquater Nachfolger zur Verfugung stand wurde das Heft von einem Kollektiv gestaltet Die formale und redaktionelle Verantwortlichkeit ubernahm der Grafiker Werner Eggert bis zum Ende des Jahrgangs Im Januar 1932 wurde der Eulenspiegel in Roter Pfeffer umbenannt und erschien unter diesem Namen bis zu seinem Verbot im Februar 1933 Blattlinie BearbeitenDer von Christian Dietrich Grabbe entlehnte Untertitel Zeitschrift fur Scherz Satire Ironie und tiefere Bedeutung entfiel bereits nach der vierten Nummer Ab Heft 9 1929 kurz nach dem Tod des Kunstlers erhielt er den Titelzusatz mitbegrundet von Heinrich Zille Die Zeitschrift verstand sich als politisches proletarisch parteiliches satirisches Blatt und damit als Mittel des Klassenkampfes Ein Programm wurde zwar nicht formuliert doch unter der Rubrik Sprechstunde der Redaktion bezeichnete sich der Eulenspiegel beispielsweise als einzige deutsche Zeitschrift die offen fur das Interesse des werktatigen Proletariats kampft Als Gegner wurden Reaktion und Spiessertum benannt Eulenspiegel 8 1928 Vor allem in der Startnummer wird deutlich dass sich Nagel bemuhte die Allgemeinheit der Arbeiterschaft anzusprechen Sorgfaltig vermied er jede Assoziation bezuglich der Parteietikette der KPD Doch schon im zweiten Heft und auch spater immer wieder trat die Parteilichkeit des Eulenspiegel deutlich zutage Im Gegensatz zu seinen Vorgangern Der Rote Knuppel und Der Knuppel die kontrollierte Agitationsblatter der KPD waren hatte die Partei gegenuber dem Eulenspiegel keine Weisungsbefugnis Die personlichen Verbindungen Nagels und vieler Mitarbeiter zur Partei und ihren Organen waren der Grund fur die Nahe zu den kulturpolitischen Aktivitaten der KPD Uberregionalen Aktionen wie zum Beispiel die Kampagne zum Volksentscheid gegen den Bau des Panzerschiffs A wurden aufgegriffen In diesem Fall erschien die Panzerkreuzer Sondernummer 1928 ausserhalb der Reihe Hohepunkte der Zeitschrift waren weitere politische Aktionen wie der Kampf gegen Paragraph 218 Eulenspiegel 4 1931 oder die Anprangerung der unwurdigen Lage von Arbeiterfrauen Eulenspiegel 10 1931 Mitarbeiter BearbeitenDer Berliner Maler Otto Nagel bis Oktober 1931 Herausgeber und Schriftleiter war massgeblich verantwortlich fur die Gestaltung des Eulenspiegels Er lieferte selbst zwar nur wenige eigene Bildbeitrage doch der Umbruch sowie die Auswahl der Zeichnungen und nach dem Ausscheiden Reimanns der Textbeitrage lagen in seiner Hand Einige seiner personlichen Freunde konnte er zur Mitarbeit bewegen So gewann er den sozialdemokratischen Kunsttheoretiker Adolf Behne fur die Reihe Kunstler des Proletariats Der schon damals sehr populare Heinrich Zille fungierte als Mitbegrunder der Zeitschrift und veroffentlichte regelmassig sowohl tagespolitisch akzentuierte Beitrage als auch humorvolle Zeichnungen aus dem Berliner Hinterhofmilieu Kathe Kollwitz und Erich Weinert gehorten ebenfalls zu Nagels personlichem Bekanntenkreis Die Mitarbeiterzahl war verhaltnismassig gross Neben Autoren die mit vollem Namen zeichneten stehen viele Texte und Zeichnungen die nur mit Initialen Pseudonym oder gar nicht gekennzeichnet sind Fur die meisten Zeichner und Autoren waren die Beitrage lediglich Gelegenheitsarbeiten Viele standige Mitarbeiter sind in weiteren Blattern zu finden Die wesentlichen Autoren des Eulenspiegel sind Slang Erich Weinert und F Bernhard die am haufigsten vertretenen Zeichner Otto Bittner bi Alfred Beier Red Josef Sauer Alois Erbach Charles Girod Gunter Wagner Gu Karl Holtz Kurt Werth und Heinrich Zille Hinzu kamen vor allem im ersten Jahr Karikaturen aus China Russland Frankreich Ungarn England und anderen Landern die vorzugsweise in der Reihe Eulenweltspiegel erschienen Zu den damals schon prominenten Mitarbeitern gehorten neben Kathe Kollwitz George Grosz und Rudolf Schlichter und auf literarischem Gebiet Kurt Tucholsky unter dem Pseudonym Arno Nadel von dem hauptsachlich Beitrage aus der Weltbuhne ubernommen wurden Johannes R Becher Oskar Maria Graf Arthur Holitscher Kurt Klaber Mynona d i Salomo Friedlander und Ernst Toller Viele aber durchaus nicht alle Zeichner des Eulenspiegel waren KPD Mitglieder oder in die Assoziation revolutionarer bildender Kunstler ARBKD bzw den Bund proletarisch revolutionarer Schriftsteller BPRS eingebunden Ab Marz 1930 forderte der Eulenspiegel auch seine Leser zur Mitarbeit auf Als Honorar wurden u a Bucher aus der Universumsbucherei vergeben Die Resonanz war gross und anhaltend Die eingereichten Anekdoten Witze Karikaturen und Bildgeschichten dieser Arbeiterzeichner und Arbeiterkorrespondenten wurden regelmassig veroffentlicht Die professionellen Mitarbeiter erhielten vermutlich keine hohen Honorare Sie betrugen etwa ein Drittel dessen was andere satirische Zeitschriften zahlten Inhalte BearbeitenThematisch konzentrierte sich der Eulenspiegel auf die Belange der Arbeiter Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise verschlechterte sich deren soziale Lage Themen wie der fortschreitende Lohnabbau verscharfte Arbeitsbedingungen und die rapide Zunahme der Kurzarbeit sowie das Ansteigen der Arbeitslosenzahlen auf 6 Millionen wurden aufgegriffen und angeprangert Die Verelendung weiter Kreise durch den Abbau der Arbeitslosenunterstutzung und die Bruningsche Notverordnungspolitik waren ebenso zentrale Themen der Satire wie die unwurdige Lage proletarischer Frauen und Arbeiterinnen die Aufrustung und der wachsende Einfluss der Nazis Geistlichkeit und Kirche wurden regelmassig Opfer des Spottes Dagegen vermittelte der Eulenspiegel ein idealisiertes Bild der Sowjetunion Mit der Verscharfung der sozialen und politischen Krise wurde die Satire merklich aggressiver Ab 1929 wurde die seit 1928 unter der Rubrik Eulenweltspiegel vertretene Auslandssatire kaum noch berucksichtigt Man konzentrierte sich zunehmend auf innerdeutsche Belange Unverbindliche Unterhaltung und allgemeine nur moralisch fundierte Sozialkritik wichen schon nach den ersten Nummern der Zeitschrift einer immer angriffslustigeren praziser ausgerichteten anklagenden Satire die sich nicht nur gegen Kapitalismus Ausbeutung der Arbeiterklasse und burgerliches Spiessertum sondern gleichermassen gegen den erstarkenden Nationalsozialismus und den Sozialfaschismus der SPD richtete Literatur BearbeitenDietrich Grunewald Studien zur Literaturdidaktik als Wissenschaft literarischer Vermittlungsprozesse in Theorie und Praxis Zur didaktischen Relevanz von Satire und Karikatur Verdeutlicht an der satirischen Zeitschrift Eulenspiegel Roter Pfeffer 1928 1933 Giessen 1976 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eulenspiegel Satirezeitschrift 1928 1933 amp oldid 225161418