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Eugen Mittwoch geboren am 4 Dezember 1876 in Schrimm bei Posen gestorben am 8 November 1942 in London war ein deutscher Orientalist und Semitist Er gilt als einer der Begrunder der modernen Islamwissenschaften in Deutschland und als bedeutender judischer Gelehrter Zudem befasste er sich mit athiopischer Philologie und Sprachwissenschaft sowie Volkskunde Von 1919 bis 1935 war er Professor am Berliner Seminar fur Orientalische Sprachen und von 1928 bis 1933 dessen Direktor Mittwoch war daruber hinaus in beiden Weltkriegen nachrichtendienstlich tatig im Ersten Weltkrieg leitete er von 1916 bis 1918 im Auftrage des Auswartigen Amtes die Nachrichtenstelle fur den Orient im Zweiten Weltkrieg arbeitete er im Londoner Exil in der von Ernst Jackh geleiteten Nahostabteilung des Britischen Informationsministeriums Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Chef der Nachrichtenstelle fur den Orient im Ersten Weltkrieg 1 3 Akademische Tatigkeit in Berlin und Palastina 1 4 Tatigkeit im Dritten Reich als Abessinien Experte und Engagement in judischen Organisationen 1 5 Flucht nach London 1938 Tatigkeit fur das Britische Informationsministerium Tod Schicksal der Angehorigen in der Shoah 2 Publikationen 3 Postume Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Der Kaufmannssohn Eugen Mittwoch beabsichtigte zunachst Rabbiner zu werden und absolvierte ein Studium am Rabbinerseminar zu Berlin Zudem studierte er ab 1894 an der Universitat Berlin orientalische und klassische Sprachen und promovierte 1899 bei Eduard Sachau mit einer arabistischen Arbeit uber die Ayyam al Arab Kampftage der vorislamischen Araber in der literarischen Uberlieferung Seine Habilitation fur semitische Philologie erfolgte 1905 1 Ab 1906 bis zur Schliessung dieser Einrichtung 1933 lehrte Mittwoch an der Veitel Heine Ephraim schen Lehranstalt in Berlin einer der bedeutendsten judischen Schulen der damaligen Zeit 2 Zudem lehrte er ab 1907 am Seminar fur Orientalische Sprachen Altathiopisch und Amharisch 1 Chef der Nachrichtenstelle fur den Orient im Ersten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Sitz der Nachrichtenstelle fur den Orient Mauerstrasse 45 46 Mittwoch leitete die Nachrichtenstelle von 1916 bis 1918Wahrend des Ersten Weltkriegs leitete Mittwoch in den Jahren 1916 bis 1918 die Nachrichtenstelle fur den Orient als Nachfolger des Grunders Baron Oppenheim und Karl Emil Schabingers von Schowingen Nachdem seine Vorganger aktiv im Nahen Osten unter den muslimischen Volkern den Dschihad propagiert hatten bemuhte sich Mittwoch der vom Auswartigen Amt zum Leiter der Stelle berufen wurde um eine wissenschaftlich fundiertere Arbeitsweise der Nachrichtenstelle wozu unter anderem die neugegrundete Zeitschrift Der Neue Orient dienen sollte In Mittwochs Zeit arbeiteten fur die Nachrichtenstelle und fur die Zeitschrift Der Neue Orient Personlichkeiten wie Friedrich Schrader Sozialdemokrat Grunder und stellvertretender Chefredakteur des Osmanischen Lloyd in Konstantinopel Max Rudolf Kaufmann ehemaliger Mitarbeiter von Schrader und 1952 bis 1963 Leiter der Orientabteilung von Inter Nationes in Bonn und Nahum Goldmann der spatere Prasident des Judischen Weltkongresses Im Sommer 1918 hielt sich Eugen Mittwoch im Rahmen seiner nachrichtendienstlichen Tatigkeit fur die Nachrichtenstelle langer in Zurich auf wo der Vater von Max Rudolf Kaufmann fur die Nachrichtenstelle eine Scheinfirma betrieb die von neutralem Boden aus deutsche Propagandaschriften in den Nahen Osten und den islamischen Raum verschickte 3 Akademische Tatigkeit in Berlin und Palastina Bearbeiten nbsp Brief von Mittwoch an Snouck Hurgronje 1921 Nach einer ersten Tatigkeit an der Universitat Berlin ab 1906 ab 1915 als ausserordentlicher Professor wurde Mittag 1917 als Nachfolger Mark Lidzbarskis auf den Lehrstuhl fur semitische Philologie an der Universitat Greifswald berufen Schon zwei Jahre spater kehrte er jedoch nach Berlin zuruck wo er eine ordentliche Professur am Seminar fur Orientalische Sprachen erhielt Von 1928 bis zu seiner Absetzung am 1 Juli 1933 war er zudem Direktor des Seminars 4 1935 wurde er durch die NS Regierung vorzeitig zwangsemeritiert 1 In dieser Zeit wirkte er auch als bedeutender judischer Gelehrter u a war er akademischer Lehrer von Rabbi Joseph Ber Soloveitchik der als The Rav bekannt wurde nbsp Eroffnungsfeier der Hebraischen Universitat 1925 Mittwoch war dort 1924 als Berater beim Aufbau eines Lehrstuhls fur Semitistik tatig und setzte sich fur Iwrith als nationale Sprache Israels ein1924 weilte Mittwoch in Jerusalem um an der dortigen Hebraischen Universitat den Lehrstuhl fur Semitistik mit aufzubauen 5 Mittwoch forderte die Kenntnis des Hebraischen in Deutschland und Palastina und sprach als einer der ersten deutschen Juden modernes Hebraisch Ivrit Tatigkeit im Dritten Reich als Abessinien Experte und Engagement in judischen Organisationen Bearbeiten Anfang 1933 war er fur kurze Zeit Dezernent fur judische Angelegenheiten im Auswartigen Amt Dass Mittwoch 1935 regular emeritiert wurde und spater noch Bezuge der Berliner Universitat erhielt war auf personliche Intervention von Benito Mussolini zuruckzufuhren Mittwoch war der fuhrende Kenner Abessiniens in Europa und somit als Wissenschaftler im italienischen Abessinienkrieg von erheblicher Bedeutung Zwischen 1910 und 1930 bildete Mittwoch junge Falaschas aus und war ein bedeutendes Mitglied des Hilfsvereins der deutschen Juden Er amtierte als letzter Vorsitzender der Gesellschaft der Forderung der Wissenschaft des Judentums Flucht nach London 1938 Tatigkeit fur das Britische Informationsministerium Tod Schicksal der Angehorigen in der Shoah Bearbeiten Als er wahrend eines Frankreich Aufenthaltes im Auftrage des Joint Distribution Committee von der Reichskristallnacht uberrascht wurde kehrte er nicht zuruck sondern emigrierte 1939 nach Grossbritannien Von Marz 1941 bis zu seinem Tod im November 1942 war Mittwoch als Berater in der von dem 1933 emigrierten Ernst Jackh geleiteten Nahostabteilung des Britischen Informationsministeriums tatig 5 nbsp Sitz des Britischen Informationsministeriums Mittwoch wirkte dort von 1941 bis 1942Seine Mutter wurde im Konzentrationslager Bergen Belsen ermordet die Angehorigen die sich nicht mit ihm nach London retten konnten starben ebenfalls in der Shoah Eugen Mittwochs alteste Tochter Ursula Mittwoch 1924 2021 verh Springer spater wieder Mittwoch lebte in London wo sie bis 1990 als Professorin fur Humangenetik an der Universitat London tatig war 6 7 Seine zweite Tochter Adele 1925 2011 war eine in London praktizierende und auch in Deutschland aktive und bekannte Psychotherapeutin 8 9 Die jungste Tochter Anita geb 1926 arbeitete als Linguistin an der Hebraischen Universitat Jerusalem wo sie heute noch lebt 10 11 Publikationen BearbeitenEine vollstandige Publikationsliste von Mittwoch findet sich in der Festschrift von Walter Gottschalk zu Mittwochs 60 Geburtstag Wichtige Veroffentlichungen Hebraische Inschriften aus Palmyra Hebrew inscriptions at Palmyra 1902 Ibn Saad Biographie Mohammeds bis zur Flucht Biography of Mohammed up to the time of his flight Published by Eugen Mittwoch and Eduard Sachau 1905 Digital Die arabischen Lehrbucher der Augenheilkunde The Arabic manuals of ophthalmology Published by I Hirschberg with the co operation of I Lippert and E Mittwoch 1905 Die literarische Tatigkeit Hamza al Isbahanis The literary activity of Hamza al Isbahani A contribution to ancient Arabic literary history 1909 Abessinische Kinderspiele 1910 f Zur Entstehungs Geschichte des Islamischen Gebets und Kultus On the origins of Islamic prayer and cult 1913 Hebraische Inschriften in der Synagoge von Aleppo Hebrew Inscriptions at the Synagogue of Aleppo by M Sobernheim and E Mittwoch 1915 Mohammed Biographie 1917 Hebraische Etymologie Hebrew Etymology 1923 Die traditionelle Aussprache des Aethiopischen Traditional pronunciation of Ethiopian 1925 Aus dem Jemen Hermann Burchardts letzte Reise in den Jemen From the Yemen Hermann Burchardt s last expedition to South Arabia 1926 Moses Mendelssohn Collected Works Jubilee Edition Published by I Elbogen I Guttmann and E Mittwoch 1929 1932 Die amharische Version der Soirees de Carthage The Amharic Version of the Soirees de Carthage 1932 Mit Johann Heinrich Mordtmann Sabaische Inschriften Friederichs de Gruyter amp Co Hamburg 1931 Mit Johann Heinrich Mordtmann Himjarische Inschriften in den staatlichen Museen zu Berlin Hinrichs Leipzig 1932 Mit Johann Heinrich Mordtmann Altsudarabische Inschriften Pontifico Instituto Biblico Rom in Orientalia Heft 1 3 1932 und Heft 1 1933 Postume Veroffentlichungen BearbeitenAramaic Documents of the Fifth Century By G R Driver Oxford 1953 Eugen Mittwoch lieferte dazu entscheidende Vorarbeiten Literatur BearbeitenRainer Voigt Mittwoch Eugen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 591 f Digitalisat Joseph Walk Hrsg Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 1945 Hrsg vom Leo Baeck Institute Jerusalem Saur Munchen 1988 ISBN 3 598 10477 4 Mittwoch Eugen In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 17 Meid Phil Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica De Gruyter Berlin u a 2009 ISBN 978 3 598 22697 7 S 109 113 Esriel Hildesheimer Mordechai Eliav Das Berliner Rabbinerseminar 1873 1938 Berlin 2008 ISBN 9783938485460 S 194 195 Maja Scrbacic Eugen Mittwoch gegen das Land Preussen Die Entlassungsmassnahmen in der Berliner Orientalistik 1933 1938 in Arndt Engelhardt Lutz Fiedler Elisabeth Gallas Natasha Gordinsky Philipp Graf eds Ein Paradigma der Moderne Judische Geschichte in Schlusselbegriffen Gottingen Bristol CT 2016 S 39 55 ISBN 978 3525300848 Susannah Heschel Judischer Islam Matthes und Seitz Berlin ISBN 978 3 95757 341 4 Kapitel Eugen Mittwoch Judische Liturgie und islamisches Gebet S 73 77 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Eugen Mittwoch Quellen und Volltexte Literatur von und uber Eugen Mittwoch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Peter Heine Wiederentdeckte Gemeinsamkeiten Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Rezension des von Martin Kramer hrsg Bandes The Jewish Discovery of Islam In Orientalistische Literaturzeitung 2000 Manfred Lehmann Re writing the Biography of Rav Soloveitchik Einzelnachweise Bearbeiten a b c Rainer Voigt Mittwoch Eugen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 591 f Digitalisat Karl E Grozinger Hrsg Die Stiftungen der preussisch judischen Hofjuweliersfamilie Ephraim und ihre Spuren in der Gegenwart Judische Kultur Band 19 1 Auflage Harrassowitz Wiesbaden 2009 ISBN 978 3447057554 S 32 55 57 79 La Section de Renseignements de l Etat Major general de l Armee suisse au Departement politique Diplomatische Dokumente der Schweiz 1919 7a Doc 146 30 Januar 1919 S 291 293 Digitalisat Mitteilungen des Seminars fur Orientalische Sprachen an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin 1933 a b Prof Eugene Mittwoch Famous German jewish Orientalist Dies in London Nachruf in der JTA 10 November 1942 Ursula Mittwoch celebrates her 90th with colleagues past and present Memento vom 7 April 2015 im Internet Archive Normdateneintrag fur Ursula Mittwoch GND 127194762 abgerufen am 2 Februar 2022 Ursula Mittwoch Adele Mittwoch Orbituary The Jewish Chronicle 13 Mai 2011 Normdateneintrag fur Adele Mittwoch GND 138392064 abgerufen am 2 Februar 2022 Prof Anita Mittwoch born in 1926 in Berlin Linguistics Professor at the English Department 1971 1993 In Homepage an der Hebraischen Universitat Abrufdatum 22 Februar 2022 Normdateneintrag fur Anita Mittwoch GND 138392072 abgerufen am 2 Februar 2022 Normdaten Person GND 117065617 lobid OGND AKS LCCN n80109710 VIAF 34782196 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mittwoch EugenKURZBESCHREIBUNG deutscher OrientalistGEBURTSDATUM 4 Dezember 1876GEBURTSORT Schrimm bei PosenSTERBEDATUM 8 November 1942STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugen Mittwoch amp oldid 236829509