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Eugen Kittel 2 Juli 1859 in Eningen unter Achalm bei Reutlingen 23 Mai 1946 in Stuttgart war ein deutscher Ingenieur Eugen Kittel November 1930Grab Eugen Kittel und Ehefrau Rosalie im Familiengrab auf dem Pragfriedhof Stuttgart Er pragte neben seinem Amtsvorganger Adolf Klose im ausgehenden 19 und beginnenden 20 Jahrhundert massgeblich die fahrzeugtechnische Modernisierung und Weiterentwicklung der Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen K W St E Mit seinem Namen verbinden Eisenbahnhistoriker bis heute den Kittel Dampftriebwagen mit stehendem Kessel Aber auch zahlreiche weitere Lokomotivkonstruktionen stammen von ihm oder entstanden unter seiner Leitung ebenso die Planung und Indienststellung des Bodensee Raddampfers Hohentwiel Inhaltsverzeichnis 1 Beruflicher Werdegang 1 1 Ausbildung 1 2 Tatigkeit bei der K W St E 1 3 W St E 1919 bis 1924 1 4 Aufsichtsrat bei der Maschinenfabrik Esslingen 1 5 Dr Ing E h 1 6 Kein Mitarbeiter der Maschinenfabrik Esslingen 2 Die wichtigsten Entwicklungen im Bereich Eisenbahn 3 Lokomotiven 4 Bodenseedampfer Hohentwiel 5 Sonstige Tatigkeiten und Funktionen 6 Anekdotisches 7 Film 8 Weblinks 9 QuellenBeruflicher Werdegang BearbeitenAusbildung Bearbeiten Nach dem Abitur an einem Stuttgarter Gymnasium 1878 folgte eine einjahrige praktische Tatigkeit bis zur Aufnahme des Studiums des Maschinenbaus an der TH Stuttgart im Wintersemester 1879 welches er im April 1883 mit Diplom und 1 Staatsprufung abschloss Durch die Mitgliedschaft in einer sogenannten Vereinigung von Fachgenossen namens Die Hutte vergleichbar einer Studentenverbindung der neben Studierenden technischer Fachrichtungen zahlreiche Professoren der TH und profilierte Techniker aus Industrie und offentlichen Institutionen angehorten fand er Kontakt u a zu Gottlieb Daimler Robert Bosch und dem spateren Grossindustriellen Paul Reusch Gutehoffnungshutte MAN Deutsche Werft Maschinenfabrik Esslingen etc Aus der Bekanntschaft mit Daimler entstand spater eine berufliche Zusammenarbeit mit dessen Sohn Paul wahrend die anderen Kontakte zeitlebens privater Natur blieben Tatigkeit bei der K W St E Bearbeiten Am 1 Mai 1883 trat Eugen Kittel in den Dienst der Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen und wurde zunachst in verschiedenen Dienststellen an verschiedenen Orten eingesetzt Es folgte eine dienstliche Freistellung vom 30 November 1885 bis 10 Mai 1886 zur Ablegung der Baumeisterprufung danach am 17 Mai 1886 die Wiederaufnahme des Dienstes als Regierungsmaschinenbaumeister Der entscheidende berufliche Schritt war am 7 August 1889 der Eintritt in das maschinentechnische Buro als Abteilungsingenieur und enger Mitarbeiter von Adolf Klose unter dessen Leitung er an diversen Neukonstruktionen mitwirkte siehe die Tabelle unten Diese Phase des beruflichen Werdeganges war gepragt von grossen Anstrengungen und auch Schwierigkeiten da Adolf Klose bestrebt war die selbst gesetzten Anforderungen an die neuen Fahrzeuge ohne technische Kompromisse zu erfullen was teilweise zu sehr aufwendigen und wartungsintensiven Konstruktionen fuhrte Hinzu kam dass erstmals das maschinentechnische Buro die Konstruktionen oft bis ins Detail selbst vornahm und damit strikte Vorgaben fur die ausfuhrenden Betriebe ganz uberwiegend die Maschinenfabrik Esslingen verbunden waren Am 10 Februar 1891 wurde Eugen Kittel zum Maschinenmeister und Werftvorstand in Friedrichshafen ernannt was eine vorubergehende Verlagerung seines Tatigkeitsbereichs an den Bodensee und die technische Betreuung der deutschen Bodenseeschifffahrt die der K W St E unterstand als weitere Aufgabe zur Folge hatte Nach Stuttgart kehrte Eugen Kittel am 4 Februar 1892 als Oberinspektor und Vorstand des maschinentechnischen Buros zuruck dessen Leitung er am 3 Oktober 1895 als Nachfolger von Adolf Klose ubernahm der im August 1895 in den Ruhestand getreten war Es folgten am 24 Februar 1897 die Ernennung zum Baurat am 29 Juli 1899 die Berufung zum Mitglied der Generaldirektion der K W St E und am 14 November 1908 die Ernennung zum Oberbaurat Gegen Jahresende 1910 trug das Reichseisenbahnamt in Berlin Eugen Kittel eine Stellung als Wirklich geheimer und vortragender Rat an die er jedoch ablehnte weil die Tatigkeit zu sehr administrativ gepragt war und zu wenig direkten Bezug zu Technik und Entwicklung bot W St E 1919 bis 1924 Bearbeiten Kurz vor der Vereinigung der Landerbahnen zur Deutschen Reichsbahn erfuhr Eugen Kittel durch die W St E nicht mehr Koniglich nach der Abdankung von Konig Wilhelm II im Jahre 1918 am 30 Januar 1920 seine letzte Beforderung zum Vorstand der Maschinenabteilung bei der Generaldirektion in der Dienststellung eines Direktors Originalformulierung der Ernennungsurkunde Diese Position hatte er auch nach der Reichsbahngrundung am 1 April 1920 bis zu seiner Pensionierung am 31 August 1924 inne sein Nachfolger wurde der langjahrige Mitarbeiter Wilhelm Dauner Aufsichtsrat bei der Maschinenfabrik Esslingen Bearbeiten Ab Juni 1924 gehorte er noch fur mehrere Jahre dem Aufsichtsrat der Maschinenfabrik Esslingen an Dr Ing E h Bearbeiten In Anerkennung seiner Verdienste um die Modernisierung des wurttembergischen Eisenbahnwesens verlieh die TH Stuttgart Eugen Kittel am 30 Januar 1924 den Titel eines Dr Ingenieur E h Per Erlass des Reichsverkehrsministers vom 13 Januar 1939 wurde die letzte Amtsbezeichnung in Abteilungsprasident a D umgewandelt Kein Mitarbeiter der Maschinenfabrik Esslingen Bearbeiten Immer wieder wird in Aufsatzen und Statements von Eisenbahnhistorikern und Publizisten gesagt Eugen Kittel sei zumindest zeitweise Mitarbeiter der Maschinenfabrik Esslingen kurz ME gewesen Dies ist jedoch nicht richtig Eugen Kittel war zu keiner Zeit in Diensten dieses Unternehmens sondern wahrend seines ganzen Berufslebens ausschliesslich Beamter der Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahn bzw spater der Deutschen Reichsbahn Er arbeitete allerdings in dieser Funktion sehr intensiv mit dem Hoflieferanten der wurttembergischen Eisenbahn zusammen Die wichtigsten Entwicklungen im Bereich Eisenbahn BearbeitenGenerell pragen zwei innovative Grundlinien das konstruktive Schaffen Eugen Kittels und zwar die konsequente Anwendung und Weiterentwicklung der von ihm eingefuhrten Heissdampftechnik und die konstruktive Anpassung der Lokomotiven an die besonderen Anforderungen die sich aus der Topografie Wurttembergs ergeben Die markantesten und in der einschlagigen Literatur detailliert beschriebenen Maschinen deren Entwicklung auf Eugen Kittel zuruckgeht sind die Schnellzuglok Wurttembergische C auch als Schone Wurttembergerin bekannt die schwere Guterzuglok K von 1917 schwerste und starkste Lok ihrer Art in ganz Deutschland die Zahnradlok Hz speziell entwickelt fur den Albaufstieg Honau Lichtenstein und der Kittel Dampftriebwagen mit stehendem Kessel fur den Stuttgarter Vorortverkehr und Nebenstrecken im Land nbsp Schnellzuglok Wurttembergische C nbsp schwere Guterzuglok Wurttembergische K nbsp Zahnradlok HZ nbsp Treib und Kuppelgestange der Zahnradlok HZ nbsp einziger erhaltener Dampftriebwagen nbsp Fahrgestell und stehender Kittel Kessel des Dampftriebwagens Wahrend von den beiden erstgenannten Typen keine erhaltenen Exemplare bekannt sind befinden sich zwei komplett erhaltene aber nicht fahrbereite Zahnradloks vom Typ Hz in Museen in Berlin und Bochum Dahlhausen eine dritte Maschine wurde in Reutlingen von einer Gruppe von Liebhabern restauriert Sie ist seit 2013 voll betriebsfahig Von dem Dampftriebwagen ist noch ein restauriertes und betriebsbereites Fahrzeug im Besitz einer Freundesgruppe in Zurich Bevor dieser Triebwagen mit dem bekannten Kittel Kessel Heissdampf ausgerustet wurde hatte Eugen Kittel in Zusammenarbeit mit Paul Daimler verschiedene Versuchsfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bis 40 PS und mit akkumulatorgespeistem Elektroantrieb erprobt Auch diese Antriebe erwiesen sich wie der ursprungliche Serpollet Kessel als zu schwach und zu storanfallig fur den geplanten Einsatz Neben der Konstruktion von Lokomotiven widmete sich Eugen Kittel auch vereinzelt dem Bau von Wagen Erwahnenswert ist in diesem Zusammenhang der Personenwagen fur Vorortzuge der an Stelle der bisher ublichen offenen Plattformen geschlossene Wagenenden mit zuruckliegenden Turen und einen Ausstieg in der Wagenmitte aufwies Bei den anderen Wagenkonstruktionen handelte es sich vorwiegend um kriegsbedingte Umbauten zu Lazarettwagen oder fur bestimmte Transportaufgaben im Bereich der Truppenversorgung Eine Ubersicht uber alle Lokomotiven die von Eugen Kittel entwickelt wurden oder an deren Konstruktion er massgeblich beteiligt war gibt die nachfolgende Tabelle wieder Die Daten wurden den handschriftlichen Aufzeichnungen Eugen Kittels entnommen und weichen vereinzelt von den Angaben in der einschlagigen Literatur ab Lokomotiven Bearbeiten nbsp nbsp Bodenseedampfer Hohentwiel Bearbeiten nbsp Bodenseedampfer Hohentwiel Hauptartikel Hohentwiel Schiff Da die Bodenseeschifffahrt soweit unter wurttembergischer Flagge der K W St E unterstand gehorte deren technische Betreuung und Revision ebenfalls zum Aufgabengebiet von Eugen Kittel Unter seiner Leitung wurde ab 1911 der Halbsalondampfer Hohentwiel konzipiert und gebaut der 1913 in Dienst gestellt wurde und bis 1962 im Liniendienst fuhr Danach diente das Schiff zunachst einem Yachtclub in Bregenz als Vereinsheim und verfiel in der Folgezeit an verschiedenen Liegeplatzen zu einem vollstandigen Wrack In den Jahren 1984 bis 1990 hat eine Gruppe von Liebhabern unter Leitung von Kapitan a D Reinhard Kloser und Landrat a D Klaus Henninger die Hohentwiel einschliesslich der Originalmaschine Escher Wyss 1911 nach verfugbaren Planen und alten Fotos wieder in den Ursprungszustand versetzt und betreibt seither den Dampfer planmassig Sonstige Tatigkeiten und Funktionen BearbeitenDie vielfaltigen Funktionen die Eugen Kittel im Laufe seines Berufsleben innehatte bedingten nicht nur zahlreiche Auslandsaufenthalte in ganz Europa und den USA und fuhrten zu hohen akademischen und zivilen Auszeichnungen sondern forderten auch haufig seine Mitwirkung bei aussergewohnlichen Aufgaben wegen seines anerkannten Fachwissens und seiner Erfahrung In den Jahren 1892 bis 1898 hatte Eugen Kittel einen Lehrauftrag an der TH Stuttgart und hielt jeweils im Wintersemester die Vorlesung Eisenbahnfahrzeuge Eisenbahnwagen Schiebebuhnen und Drehscheiben Lokomotiven am Lehrstuhl fur Eisenbahnwesen Im Zuge der Verstaatlichung der Gotthardbahn Gesellschaft kam es 1903 zu einem gerichtlich ausgetragenen Streit zwischen dem schweizerischen Bundesrat und der Schweizer Hauptbahn in deren Eigentum die Gotthardbahn ubergehen sollte Nachdem bereits einige allgemeine Gutachten vorlagen wurde eine Expertenkommission berufen der Eugen Kittel angehorte und die die Aufgabe hatte konkretes Zahlenmaterial zu erarbeiten insbesondere zu den erforderlichen Ruckstellungen fur den weiteren Betrieb und die voraussichtliche Nutzungsdauer im weitesten Sinne also eine Bewertung der Gotthardbahn vorzunehmen Mit dem Grafen Zeppelin verband Eugen Kittel eine personliche Freundschaft die aus einem zunachst dienstlichen Kontakt entstand und sich durch das personliche Interesse an der Entwicklung der Luftfahrt vertiefte Die fruhen Probefluge von Luftschiffen fanden vor grosser Offentlichkeit statt und wurden von Mitgliedern des wurttembergischen Konigshauses und einflussreichen Personlichkeiten aus Politik und Industrie vom See aus verfolgt Hierzu stellte die K W St E die erforderlichen Schiffe bereit und mehrfach konnte Eugen Kittel dem standig um die Finanzierung seiner Vorhaben ringenden Grafen Zeppelin zu weiterer Unterstutzung verhelfen Ebenso verwendete er sich 1906 fur den Grafen bei der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im wurttembergischen Ingenieursverein einer Untergliederung des Vereins Deutscher Ingenieure VDI und fur dessen spatere Aufnahme in den Hauptverein In beiden Gliederungen gab es erheblichen Widerstand gegen Graf Zeppelin da dieser von Hause aus kein Ingenieur war sondern General der Kavallerie Die im Waffenstillstandsvertrag von 1918 festgeschriebenen Reparationsleistungen an Frankreich umfassten u a 5 000 Lokomotiven und 15 000 Eisenbahnwagen fur deren Ablieferung die Bedingungen von franzosischer Seite standig verscharft wurden Diese Forderungen waren nicht zu erfullen und um eine realistische Losung auf dem Weg weiterer Verhandlungen mit Frankreich vorschlagen zu konnen trafen der deutsche Aussenminister Ulrich von Brockdorff Rantzau und der spatere Finanzminister Matthias Erzberger zu diesem Zeitpunkt noch Minister ohne Geschaftsbereich am 13 Januar 1919 in Ulm mit fuhrenden Vertretern der Landerbahnen von Bayern Sachsen Wurttemberg und Baden zusammen Fur Wurttemberg nahm Eugen Kittel an dieser Konferenz teil Mit Oscar von Miller stand Eugen Kittel in dienstlichem Kontakt da er durch seine Zugehorigkeit zu Preisausschuss des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen seit 30 Juni 1920 automatisch auch dem Ausschuss des Deutschen Museums in Munchen angehorte bis Mai 1925 Schon fruher hatte er den Aufbau des Deutschen Museums durch die Bereitstellung und Vermittlung von Fahrzeugen und Modellen als Exponate unterstutzt So gelang es ihm in Verhandlungen mit der Witwe Gottlieb Daimlers das erste von einem Verbrennungsmotor angetriebene Fahrzeug mit dem Daimler 1885 die erste Probefahrt im Garten seiner Villa unternommen hatte dem Deutschen Museum zuzufuhren Anekdotisches BearbeitenDie Fachvereinigung Die Hutte vergl oben der Eugen Kittel angehorte veranstaltete einmal wochentlich einen Vortragsabend mit anschliessendem geselligem Umtrunk der wie bei Studentenverbindungen Kneipe genannt wurde Zur Kneipe vom 10 November 1885 erschien Gottlieb Daimler mit erheblicher Verspatung und gab zu seiner Entschuldigung an er sei zu lange im Garten Velociped gefahren Da Daimler bereits im gesetzten Alter und von beleibter Statur war galt er als eher unsportlich und seine Aussage erschien wenig glaubhaft Auf drangendes Nachfragen berichtete er schliesslich dass er eine erste Probefahrt mit einem motorgetriebenen Fahrzeug unternommen habe Dies war die Geburtsstunde des Automobils die Eugen Kittel zwar nicht als Augenzeuge aber doch recht unmittelbar miterlebte Er selbst besass zeitlebens weder einen Fuhrerschein noch ein Automobil Film BearbeitenEisenbahn Romantik Eugen Kittel ein schwabischer Dampflokkonstrukteur Folge 539 1 Weblinks BearbeitenEisenbahnpionier wieder entdeckt Vortrag von Alexander Schweizer Reutlinger General AnzeigerQuellen Bearbeiten Folge 539 Eugen Kittel ein schwabischer Dampflokkonstrukteur SWRTechnische Hochschule Stuttgart Programm Vorlesungsverzeichnis WS 1896 Bibliothek der TH Stuttgart Eugen Kittel handschriftliche Tagebucher und Aufzeichnungen Familienbesitz Eugen Kittel dienstliche und personliche Korrespondenz Familienbesitz konigliche und sonstige amtliche Urkunden Familienbesitz Kloser Fritz Das Dampfschiff Hohentwiel Stadler Verlagsgesellschaft Konstanz 2 Auflage 1995 ISBN 3 7977 0310 4 VorgangerAmtNachfolgerAdolf KloseObermaschinenmeister der Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen 1896 1924 Normdaten Person GND 1012759857 lobid OGND AKS VIAF 171800934 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kittel EugenKURZBESCHREIBUNG deutscher IngenieurGEBURTSDATUM 2 Juli 1859GEBURTSORT EningenSTERBEDATUM 23 Mai 1946STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugen Kittel amp oldid 219215609