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Erwin Karl Fritz Villain 3 November 1898 in Kopenick bei Berlin 1 Juli 1934 in Berlin Lichterfelde war ein deutscher Mediziner und SA Fuhrer Er war einer der Getoteten des sogenannten Rohm Putsches Erwin Villain um 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend Erster Weltkrieg und Studium 1 2 Arztliche Tatigkeit in der SA 1 3 Angriff auf Conti Prozess und Tod 1934 2 Ehe und Familie 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend Erster Weltkrieg und Studium Bearbeiten Erwin Villain wuchs als Sohn des Konrektors Robert Villain in Kopenick auf Nach dem Besuch der Volksschule wurde er an Realgymnasien in Kopenick und Oberschoneweide unterrichtet Das letztere verliess er im November 1916 mit dem Reifezeugnis fur die Oberprima als er zur Preussischen Armee einberufen wurde Nach der Ausbildung beim 3 Garde Regiment zu Fuss nahm Villain ab Mai 1917 mit dem Reserve Infanterie Regiment 202 aktiv am Ersten Weltkrieg teil Im August 1917 wurde er am Chemin des Dames durch einen Granatsplitter schwer verletzt so dass er den Rest des Krieges in Lazarettbehandlung bleiben musste Wahrend dieser Zeit nahm er den Schulbesuch wieder auf den er zu Ostern 1918 mit dem Bestehen der Reifeprufung am Hindenburg Gymnasium in Berlin Oberschoneweide erfolgreich abschloss Zum Sommersemester 1918 schrieb Villain sich an der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat zum Studium der Medizin ein Zu seinen Kommilitonen an der Berliner Hochschule gehorte auch Villains spaterer Rivale Leonardo Conti Im Februar 1919 folgte nach dem Ausheilen seiner Verwundung Villains offizielle Entlassung aus der Armee Zu Ostern 1920 bestand Villain die arztliche Vorprufung und im Dezember 1923 das arztliche Staatsexamen Anschliessend war er von Dezember 1923 bis zum 1 April 1924 am Pathologischen Institut der Charite und vom 1 April bis zum 1 Oktober 1924 sechs Monate lang an der Poliklinik der II Medizinischen Klinik der Charite tatig Bis zur Approbation die er am 23 Dezember 1924 erhielt war Villain bei der Chirurgischen Klinik in der Ziegelstrasse beschaftigt bei der er in der Folgezeit noch einige Monate als Volontarassistent arbeitete Im Fruhling 1925 schloss Villain an der Medizinischen Hochschule der Friedrich Wilhelms Universitat seine Promotion zum Dr med ab In seiner Dissertation die dem beigefugten Lebenslauf zufolge am 30 Marz 1925 fertiggestellt wurde befasste Villain sich mit der Frage der Farbstoffausscheidung im Magen Arztliche Tatigkeit in der SA Bearbeiten Nach dem Studium praktizierte Villain in Berlin schloss sich dort 1930 der NSDAP an Mitgliedsnummer 320 107 und trat auch der SA bei Als Mitglied des Nationalsozialistischen Arztebundes NSDAB bemuhte Villain sich nationalsozialistische Ideen in den standischen Verbindungen der Berliner Arzteschaft durchzusetzen Er ubernahm die arztliche Betreuung der SA Standarte von Kopenick Im November 1931 wurde Villain zusammen mit Conti inzwischen ebenfalls ein prominenter Partei Arzt der NSDAP in die Arztekammer Berlin gewahlt Unmittelbar vor der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 wurde Villain bei den Gruppenwahlen der Bezirke des Gross Berliner Arztebundes zum stellvertretenden Vorsitzenden der Gruppe Kopenick Treptow und Lichtenberg ernannt Dies war der wichtigste der Berliner Arzteverbande und bildete zugleich den Vorstand der Berliner Kassenarztlichen Vereinigung 1933 34 beteiligte Villain sich in dieser Eigenschaft an der Ausschaltung politischer Gegner des Nationalsozialismus und insbesondere auch an Massnahmen gegen judische Arzte in seinem Zustandigkeitsbereich Verschiedentlich wurde Villain ausserdem mit der Reichstagsbrandstiftung im Februar 1933 in Verbindung gebracht gelegentlich sogar als Anfuhrer eines Stosstrupps der den Brand gelegt haben soll 1 Im April 1933 wurde der Vorstand des Gross Berliner Arztebundes auf Veranlassung Contis inzwischen Staatssekretar im preussischen Innenministerium mit Ausnahme von Villain komplett ausgewechselt An die Stelle von Villains nicht nationalsozialistischen Kollegen traten weitere Parteiganger der NSDAP Der kommissarische Vorstand bestand nun aus Villain Kurt Quandt und Martin Claus Im Juni 1933 beteiligte Villain der Edouard Calic zufolge als ein erbarmungsloser Schlager gefurchtet war 2 sich an der sogenannten Kopenicker Blutwoche in deren Verlauf die Kopenicker SA einige Dutzend Kommunisten Sozialdemokraten und Juden drangsalierte und ermordete Villain soll einen besonderen Anteil an der Ermordung von Angehorigen des sozialdemokratischen Reichsbanners Schwarz Rot Gold gehabt haben Rudolf Diels der erste Chef der Gestapo berichtet in seinen Memoiren dass Villain sich als Spezialist an den Ausprugelungen von Gegnern der SA beteiligt habe und die Kunst des Folterns und Misshandelns dabei durch das Zuruckgreifen auf Sammlungen von Peitschen und Marterwerkzeugen aus Eisen und stahldurchwirktem Gummi zur Perfektion entwickelt habe 3 Harry Schulze Wilde charakterisiert Villain in gleicher Weise als einen der furchterlichsten Sadisten die es je gegeben habe der beispielsweise verhafteten Sozialdemokraten atzende Sauren zu trinken gegeben oder sie uber offenen Feuer gerostet habe 4 Angriff auf Conti Prozess und Tod 1934 Bearbeiten Die alte Feindschaft Villains mit Conti eskalierte schliesslich im Fruhjahr 1934 als Conti sich weigerte Villain zum Vorsitzenden und Ehrengerichtsvorsitzenden der Berliner Arztekammer zu ernennen und dies mit angeblichen erheblichen Charaktermangeln Villains begrundete Hintergrund dieser Entscheidung war dass Villain im Januar 1934 auf Veranlassung von Gerhard Wagner dem Vorsitzenden des NSDAB der wie Villain der SA angehorte zum Amtsleiter der Berliner KV ernannt worden war ein Posten den auch Conti gerne ubernommen hatte Villain forderte nun Conti zum Duell auf schwere Sabelforderung Conti lehnte mit dem Hinweis ab dass der Preussische Ministerprasident Hermann Goring als sein Vorgesetzter ihm die Annahme der Duellforderung verboten habe verschiedentlich wurde allerdings vermutet dass Goring das Verbot erst auf Bitten Contis ausgesprochen habe Infolgedessen uberfiel Villain Conti am 4 Marz 1934 wahrend einer Tagung nationalsozialistischer Arzte in Munchen Er attackierte Conti nachts im Flur vor seinem Hotelzimmer und verletzte ihn schwer bevor Hotelgaste die Polizei riefen Villain wurde festgenommen nach kurzer Zeit jedoch auf Veranlassung des Reichsarztes der SA wieder auf freien Fuss gesetzt Am nachsten Tag beurlaubte Wagner Villain vorlaufig von seinen Amtern in Berlin Auf Wunsch Hermann Gorings wurde Villain bald darauf abermals festgenommen um nach Berlin gebracht zu werden Der Bayerische Innenminister Adolf Wagner liess jedoch Villain auf der Zugfahrt in die Reichshauptstadt befreien Villain der nun per Haftbefehl gesucht wurde hielt sich unterstutzt von befreundeten Munchener SA Arzten fur einige Zeit in Bayern versteckt Unter dem Schutz von SA Fuhrern wurde Villain nach seiner Entdeckung in Partenkirchen nach Berlin in die Wohnung des Berliner SA Fuhrers Ernst gebracht Am 4 Mai 1934 wurde Villain trotz des Widerstands der Berliner SA vor Gericht gestellt und zu einer achtmonatigen Gefangnisstrafe verurteilt Villain legte Revision ein ebenso die Staatsanwaltschaft die die Strafe fur zu mild hielt Ausserdem wurde Villain aus der NSDAP ausgeschlossen Das zweite Verfahren fand nicht mehr statt Am 1 Juli 1934 wurde Villain im Rahmen der als Rohm Putsch bekannt gewordenen innenpolitischen Sauberungsaktion der NS Regierung exekutiert Auf die Meldung von der angeblichen Meuterei der SA gegen den Staat meldete Villain sich am 1 Juli 1934 bei der Polizei in Kopenick Daraufhin wurde er im Auftrag des Geheimen Staatspolizeiamtes durch den SS Obersturmfuhrer Kurt Gildisch abgeholt und in die SS Kaserne in der ehemaligen Kadettenanstalt Lichterfelde gebracht Dort wurde er von einem Standgericht formal zum Tode verurteilt und schliesslich in der Nacht zum 2 Juli 1934 von Angehorigen der Leibstandarte SS Adolf Hitler erschossen Villains Leiche wurde am 3 Juli mit den anderen in Lichterfelde erschossenen Personen im Krematorium Wilmersdorf eingeaschert und die Urne seinen Angehorigen zur Verfugung gestellt Seine Ehefrau und Kinder erhielten von der Regierung aus Grunden der Billigkeit eine Hinterbliebenenrente Ehe und Familie BearbeitenVillain war verheiratet mit Nora Muller Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor Nach seinem Tod heiratete seine Witwe in zweiter Ehe den Sanitatsrat und Chirurgen Kurt Lufft 1895 1973 Schriften BearbeitenExperimentelle Untersuchungen zur Frage der Farbstoffausscheidung im Magen Berlin 1925 gedruckt 1931 Dissertation Literatur BearbeitenJudith Hahn Erwin Villain und Leonardo Conti Scharmutzel unter NS Kameraden in Deutsches Arzteblatt Heft 42 Jahrgang 104 2007 Einzelnachweise Bearbeiten Geoffrey Cocks Psychotherapy in the Third Reich The Goring Institute 1997 S 206 Edouard Calic Reinhard Heydrich Schlusselfigur des dritten Reiches 1982 S 150 Rudolf Diels Lucifer Ante Portas Zwischen Severing und Heydrich 1949 S 278 H S Hegner Die Reichskanzlei 1933 1945 Anfang und Ende des Dritten Reiches 1966 S 138 PersonendatenNAME Villain ErwinALTERNATIVNAMEN Villain Erwin Karl FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und SA OffizierGEBURTSDATUM 3 November 1898GEBURTSORT KopenickSTERBEDATUM 1 Juli 1934STERBEORT Berlin Lichterfelde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwin Villain amp oldid 222118001