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Ernst Praetorius 20 September 1880 in Berlin 27 Marz 1946 in Ankara war ein deutscher Dirigent Generalmusikdirektor Hochschullehrer und Musikhistoriker Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 Exil in der Turkei 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenBiographie BearbeitenErnst Praetorius war der Sohn des Orientalisten Franz Praetorius 1 und seiner Frau Johanna Praetorius geb Blanck Schon fruh erhielt er Geigenunterricht 1887 1892 bei Emil Kohler in Breslau 1892 1899 bei Arno Helf in Leipzig dazu Kompositionsunterricht bei Otto Reubke in Halle Neben ihrer praktischen Ausubung befasste Praetorius sich auch theoretisch mit der Musik Von 1899 bis 1905 studierte er Musikwissenschaft und Musikgeschichte an der Universitat Berlin u a bei Carl Stumpf Er wurde 1905 mit einer Arbeit uber Die Mensuraltheorie des Franchinus Gaffurius promoviert und war zwischen 1906 und 1909 Direktor des musikhistorischen Heyer Museums damals in Koln Worringerstrasse Von 1909 bis 1912 wirkte Praetorius als Korrepetitor und Kapellmeister an der Oper Koln 1912 und 1913 war er Kapellmeister am Schauspielhaus Bochum 1913 und 1914 am Neuen Theater Leipzig und am Stadttheater Breslau Danach arbeitete er fur ein Jahr am Theater Lubeck um von 1915 bis 1922 erneut am Stadttheater Breslau zu wirken Von 1922 bis 1924 war er Kapellmeister an der Grossen Volksoper und an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin 1924 wurde er Generalmusikdirektor des Deutschen Nationaltheaters Weimar Wahrend Publikum und Fachkreise Praetorius schatzten griffen Rechtsradikale ihn heftig an Der Grund lag vor allem in seinem Einsatz fur die zeitgenossische Musik Nachdem Praetorius 1928 Ernst Kreneks Jonny spielt auf zur Auffuhrung gebracht hatte erschienen in der Weimarer Zeitung Der Nationalsozialist 2 eine Reihe von Hetzartikeln gegen Praetorius 1930 versuchte die NSDAP jetzt erstmals in der thuringischen Landesregierung vertreten ihn zu entlassen Der Beirat des Nationaltheaters sprach sich jedoch fur den Verbleib seines Generalmusikdirektors aus 3 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Praetorius mit Wirkung zum 31 August 1933 entlassen Einer der Grunde war sein Dirigat der Oper Cardillac von Paul Hindemith Ausserdem war er mit der Judin Dr Kathe Ruhemann 13 Januar 1891 in Berlin 1981 in Ankara Turkei Kinderarztin in 1 Ehe verheiratet mit Dr Bruno Baruch Goldstein daraus 3 Kinder verheiratet Unter diesem politischen Druck liessen sich die beiden 1935 de jure scheiden sie lebten jedoch weiterhin zusammen Die Berliner Opernhauser verweigerten dem nun erwerbslosen Praetorius ein Engagement mit der Folge dass er als Taxifahrer arbeitete Exil in der Turkei Bearbeiten Praetorius erhielt daraufhin durch Vermittlung Hindemiths ein Angebot aus der Turkei Dieser war Berater beim Aufbau des turkischen Musikwesens und hatte so die Moglichkeit zahlreiche durch die Deutschen Verfolgte des Kulturbetriebs in die Turkei zu vermitteln darunter den Regisseur Carl Ebert den Padagogen Eduard Zuckmayer den Geiger Licco Amar und den Pianisten Georg Markowitz Sie alle wirkten nunmehr am Aufbau des Staatlichen Konservatoriums in Ankara mit Praetorius wurde am 28 September 1935 zum Dirigenten des Sinfonieorchesters in Ankara berufen ausserdem leitete er das Kammermusik Ensemble am Konservatorium und unterrichtete im Fach Fagott 4 Ernst Praetorius war mit seinen zahlreichen Konzerten im Musikleben Ankaras sehr bekannt Er versuchte die Reformen Hindemiths auch nach dessen Weiterreise in die USA fortzufuhren und stand weiter in Kontakt mit ihm Er hatte nennenswerte Differenzen mit Carl Ebert mit dem er als Leiter der Theater und Opernabteilung zusammenarbeitete Er kritisierte die Lehrmethoden Eberts und zweifelte auch dessen kunstlerische Fahigkeiten an 1937 hielt sich Praetorius das letzte Mal in Deutschland auf und unternahm von Juli bis September als Dirigent eine Konzertreise nach Stuttgart Konigsberg und Berlin Wiederholt versuchte er deutsche Virtuosen in die Turkei zu verpflichten So konzertierte er 1943 und 1944 gemeinsam mit Wilhelm Kempff und Walter Gieseking in Ankara die Turkei war noch neutral im Weltkrieg In dieser Zeit begann Praetorius auch mit dem kunstlerischen Aufbau eines Konservatoriumsorchesters das in der Folge mit zahlreichen Konzerten Erfolg hatte Praetorius bemuhte sich stets die turkische Kultur in seine Auffuhrungen einzubeziehen Neben Werken der europaischen Klassik brachte er nach Moglichkeit auch Werke zeitgenossischer turkischer Komponisten wie Ulvi Cemal Erkin zur Auffuhrung Durch Kontakte zur Deutschen Botschaft in Ankara konnte Praetorius seine geschiedene Frau im Jahr 1936 zu sich nachreisen lassen 1940 holte er mit Erlaubnis des Staatsprasidenten Ismet Inonu auch seine Schwiegermutter in die Turkei Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges betrieben die Deutschen gezielt die Ausburgerung von Emigranten in der Turkei 1941 beantragte die NSDAP Praetorius die deutsche Staatsangehorigkeit abzuerkennen da er noch mit seiner judischen Frau zusammenlebe und Prasident eines Vereins zur Unterstutzung der judischen Emigranten sei 5 Aufgrund seiner herausragenden Stellung an der Spitze des von Staatsprasident Mustafa Kemal Ataturk gegrundeten Sinfonieorchesters in Ankara sah man letztlich von der Ausburgerung ab Der Deutsche Botschafter in Ankara Franz von Papen furchtete peinlichstes Aufsehen 6 Dank Praetorius ausserordentlichem Ansehen blieben er und seine Familie sogar von der Internierung in Anatolien verschont die nach dem Kriegseintritt der Turkei 1944 alle anderen deutschen Fluchtlinge als Feindstaatler traf Praetorius starb 1946 nach kurzer schwerer Krankheit Unter grosser Anteilnahme wurde er in Ankara im Cebeci Asri Mezarligi bestattet Seine Frau Kathe Praetorius blieb bis zu ihrem Lebensende in Ankara Sie leitete seit 1946 fur zwei Jahrzehnte eine Ambulanz der Britischen Botschaft Zusatzlich war sie seit der Konstituierung der Deutschen Botschaft in Ankara deren Vertrauensarztin Literatur BearbeitenVerein Aktives Museum Haymatloz Exil in der Turkei 1933 1945 Ausstellung des Vereins und des Goethe Institutes mit der Akademie der Kunste 8 Januar bis 20 Februar 2000 Hrsg von Sabine Hillebrecht Schriftenreihe des Vereins Aktives Museum 8 Berlin 2000 ohne ISBN S 7 Turkische Kurzfassung Haymatloz Ozgurluge giden yol Ubers Ulku Azrak 2007 S Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Praetorius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ernst Praetorius im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit Archivalischer Bestande zu seiner PersonAnmerkungen Bearbeiten Er war von 1909 bis 1927 Professor fur Orientalistik in Breslau Wochenzeitung seit 1925 Tageszeitung seit 1931 Bis 1927 verantwortlich Artur Dinter dann Fritz Sauckel Ab 1931 amtliche Tageszeitung des Gaus Thuringen der NSDAP Nina Okrassa Peter Raabe Dirigent Musikschriftsteller und Prasident der Reichsmusikkammer 1872 1945 Bohlau Koln 2004 S 139 146 Cornelia Zimmermann Kalyoncu Deutsche Musiker in der Turkei im 20 Jahrhundert Europaische Hochschulschriften Reihe 36 Musikwissenschaft 15 Peter Lang Frankfurt 1985 S 67 Brief der NSDAP an Auswartiges Amt 12 November 1941 Polit Archiv PA AA unter PraetoriusE Brief Papens vom 15 Dezember 1941 Polit Archiv des AA PAAA PraetoriusE Unter den 23 Schautafeln die je einer bestimmten Person gewidmet sind ist auch eine fur Praetorius Ein Flyer gibt einen ersten Einblick in diese dauerhaft ausleihbare Ausstellung siehe flyer haymatloz uber google de pdfNormdaten Person GND 10400715X lobid OGND AKS LCCN n85023923 VIAF 114342718 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Praetorius ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Dirigent Generalmusikdirektor Hochschullehrer und MusikhistorikerGEBURTSDATUM 20 September 1880GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 27 Marz 1946STERBEORT Ankara Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Praetorius amp oldid 236941660