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Erich Peter Stolleis 7 Juni 1906 in Gimmeldingen 24 Juli 1986 in Mussbach war ein deutscher Jurist In der Zeit des Nationalsozialismus war er zunachst Burgermeister von Landau in der Pfalz und dann Oberburgermeister von Ludwigshafen am Rhein Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 2 1 Zeit des Nationalsozialismus 2 2 Zweiter Weltkrieg 2 3 Nachkriegszeit 3 Zitate 4 Werke 5 Literatur 6 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenStolleis wurde in Gimmeldingen Kunzengasse 11 als Sohn des Weingutsbesitzers Heinrich Stolleis und seiner Frau Lisa geb Hoos geboren Erich Stolleis alterer Sohn war der Rechtshistoriker Michael Stolleis 1941 2021 der sich insbesondere auch um die Rechtsgeschichte des Nationalsozialismus verdient gemacht hat Michael Stolleis widmete dem Andenken seines Vaters 1988 den ersten Band seiner Geschichte des Offentlichen Rechts in Deutschland Das Weingut der Familie der Carl Theodor Hof am Westrand von Mussbach wird von Stolleis jungerem Sohn Peter betrieben Leben BearbeitenNach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium heute Kurfurst Ruprecht Gymnasium Neustadt studierte Erich Stolleis Rechtswissenschaft an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen 1926 wurde er im Corps Isaria aktiv 1 1929 absolvierte er das Assessorexamen Die Friedrich Alexander Universitat Erlangen promovierte ihn 1931 zum Doktor der Rechte 2 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Hauptartikel Zeit des Nationalsozialismus Stolleis setzte sich bereits seit 1929 fur die NSDAP ein und trat ihr am 1 Mai 1931 bei Mitgliedsnummer 519 227 Von 1933 bis Februar 1940 war er NSDAP Gauamtsleiter Leiter des Gaurechtsamtes sowie NSDAP Gaufuhrer im Gau Saarpfalz des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen BNSDJ bis zur Umbenennung 1936 bzw des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes NSRB ab der Umbenennung 1936 Vom 16 September 1935 bis zum 1 April 1937 fungierte er als NSDAP Kreisleiter von Landau In der SA der er 1932 beigetreten war stieg er im Laufe der Jahre bis zum SA Obersturmbannfuhrer auf Stolleis war nach eigenen Angaben von 1932 bis 1935 Rechtsanwalt behielt aber seine Zulassung bis Februar 1939 Vom 27 April bis zum 30 September 1935 war er Regierungsrat am Polizeiprasidium Saarbrucken und vom 1 Oktober 1935 bis zum 30 April 1937 Burgermeister von Landau Am 7 Mai 1937 wurde er auf Betreiben des Kreisleiters Karl Kleemann und des Gauleiters Josef Burckel zum Oberburgermeister von Ludwigshafen am Rhein bestimmt Da Stolleis die Stadtverwaltung mit Personen seines Vertrauens besetzte kam es zu Spannungen mit der ortlichen Parteibasis in deren Verlauf der Gauleiter nach anfanglichem Schwanken ihm schliesslich doch den Rucken starkte Bereits in Landau unterstutzte Stolleis die 1933 angelaufenen judenfeindlichen Massnahmen in Ludwigshafen brachte er die von der NSDAP angestrebte Entjudung weitgehend zum Abschluss Am 3 Oktober 1939 wies Stolleis den Polizeiprasidenten von Ludwigshafen schriftlich an der an zugezogene Juden ergangenen Aufforderung zum Verlassen der Stadt den eventuell notwendigen Nachdruck zu verleihen und fur die Entfernung der Juden aus Ludwigshafen zu sorgen 3 Am 13 Januar 1941 wurde er vom Treuhander fur das judische Vermogen im Gau Westmark als Generalbevollmachtigter fur das Vermogen der Ludwigshafener Juden eingesetzt Sein besonderes Engagement galt der Stadtplanung und Eingemeindungen Nach der Eingliederung von Maudach Oggersheim Oppau und Rheingonheim wurde dem Oberburgermeister am 1 April 1938 in einer feierlichen Stadtratssitzung im Pfalzbau eine neue Amtskette verliehen In seiner Festansprache kundigte er weitere Grossvorhaben an die er indessen nicht mehr verwirklichen konnte Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Zur Wehrmacht meldete sich Stolleis mit Genehmigung des Gauleiters unter Hinterlassung eines Stellvertreters erstmals Ende April 1940 und verblieb zunachst sechs Monate als Soldat auf Truppenubungsplatzen Am 25 Oktober 1940 drei Tage nach der vom Gauleiter veranlassten Deportation der verbliebenen Juden war er wieder in Ludwigshafen und waltete bis Ende Marz 1941 seines Amtes als Oberburgermeister Zum 1 April ruckte er jetzt als Unteroffizier mit einer diesmal auf zwei bis drei Monate befristeten Genehmigung des Gauleiters nochmals ein 4 Zu der vorgesehenen Wiederaufnahme der Dienstgeschafte in Ludwigshafen kam es nicht weil Stolleis gegen Ende der vorgesehenen Frist am 15 Juni 1941 in Nordafrika fur sechs Jahre in englische Kriegsgefangenschaft geriet 5 Er verbrachte sie im Lager Murchison im australischen Bundesstaat Victoria Dort organisierte er ein Schulungswerk zur Weiterbildung von Mitgefangenen das er zusammen mit einem Stabsarzt und einem Oberfeldwebel leitete Die Abschlusse wurden wie bei ahnlichen Selbsthilfeeinrichtungen vom Reichsministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung anerkannt 6 1947 kehrte Stolleis nach Hause zuruck Nachkriegszeit Bearbeiten In Mussbach erwarb Stolleis 1950 das Weingut Carl Theodor Hof und bewirtschaftete es neben seiner Tatigkeit als Anwalt Seit Mitte der 1950er Jahre versuchte er noch einmal in der Kommunal Landes und Bundespolitik Einfluss zu gewinnen Er kandidierte bei den Landtagswahlen 1955 im Wahlkreis Vorderpfalz fur eine Freie Wahlergemeinschaft und war Direktkandidat der Deutschen Partei DP fur die Bundestagswahl 1957 im Wahlkreis Frankenthal Pfalz Nach langwierigen erfolglosen Verhandlungen mit der Stadt Ludwigshafen um Zahlung einer Pension erhob Stolleis im April 1953 Klage im Verwaltungsrechtswege die in erster Instanz erfolgreich war 7 und in zweiter Instanz rechtskraftig abgewiesen wurde 8 Eine im ordentlichen Rechtsweg erhobene Klage auf Zahlung ruckstandiger Pension blieb gleichfalls erfolglos Politische Interventionen in die insbesondere auch der damalige CDU Fraktionsfuhrer im Stadt und im Landesparlament Helmut Kohl involviert war fuhrten schliesslich dazu dass ihm ab Ende 1967 ein Quasi Ruhegeld gewahrt wurde Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen um die Pension bestatigte Josef Suttor ein langjahriger Freund und Mitarbeiter von Stolleis am 16 Januar 1967 durch seine Unterschrift ein Papier in dem erstmals etwas uber den danach oft erwahnten Polizeieinsatz gegen die SA zu finden war Als Stolleis im November 1938 in Wernigerode heiratete und erst am Morgen nach der sogenannten Reichskristallnacht von den Ausschreitungen der SA gegen die Juden erfuhr habe er sofort den Polizeiprasidenten angerufen und um polizeiliche Massnahmen gegen die SA gebeten 9 Diese Darstellung wurde mehrfach anderweitig bestatigt Zitate Bearbeiten1936 liess Stolleis das Reiterstandbild des Prinzregenten Luitpold von Bayern auf dem Landauer Max Joseph Platz von der Mitte an den Rand versetzen und um 90 Grad nach Suden drehen Der alte Herr hat lange genug nach Palastina geschaut Mit Palastina meinte er die judischen Geschaftshauser an der Ostseite des heutigen Rathausplatzes Als Parteifeind Nr 1 soll Gauleiter Burckel den eigentlich von ihm geforderten Stolleis um 1940 bezeichnet haben 10 Wann das Gerucht aufkam und woher es stammt ist ungeklart es konnte sich auf Stolleis angebliche Distanzierung von der SA unmittelbar nach der Reichskristallnacht 1938 beziehen Werke BearbeitenDer Carl Theodor Hof Weingut und Weinkellerei Peter Stolleis Gimmeldingen Mussbach an der deutschen Weinstrasse Industrie und Werbedruck Lampertheim 1963 Literatur BearbeitenLothar Meinzer Stationen und Strukturen der nationalsozialistischen Machtergreifung Ludwigshafen am Rhein und die Pfalz in den ersten Jahren des Dritten Reiches Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 9 Ludwigshafen 1983 ISBN 3 924667 18 7 11 Ulrike Minor Peter Ruf Juden in Ludwigshafen Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 15 Ludwigshafen 1992 ISBN 3 924667 19 5 Stefan Morz Klaus Jurgen Becker Hrsg Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein II Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 33 Ludwigshafen 2003 ISBN 3 924667 35 7 Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1996 82 1108 Dissertation Das internationale Arbeiterschutzrecht Kallmunz 1931 Ulrike Minor Peter Ruf Juden in Ludwigshafen S 160 Stadtarchiv Ludwigshafen Akte LUN 1644 Aktenvermerk von Erich Stolleis 8 April 1941 Stadtarchiv Ludwigshafen Rats Protokolle Niederschrift uber die nichtoffentliche Beratung mit den Ratsherren des Stadtkreises Ludwigshafen a Rh vom 7 Juli 1941 Mitteilung des Sitzungsleiters des Beigeordneten Josef Suttor Stadtarchiv Ludwigshafen Aktenvermerk 1943 Bezirksverwaltungsgericht Neustadt Urteil 20 Oktober 1953 Oberverwaltungsgericht Rheinland Pfalz Urteil 2 A 77 53 14 Mai 1954 Stadt Archiv Ludwigshafen Akte LUN 1644 Schreiben von Josef Suttor 16 Januar 1967 Stefan Morz Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein Band 2 S 358 In der kaum veranderten 2 Auflage 1991 nur noch als Ludwigshafen am Rhein und die Pfalz in den ersten Jahren des Dritten Reiches Normdaten Person GND 125695233 lobid OGND AKS VIAF 67436440 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stolleis ErichALTERNATIVNAMEN Stolleis Erich Peter vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und OberburgermeisterGEBURTSDATUM 7 Juni 1906GEBURTSORT GimmeldingenSTERBEDATUM 24 Juli 1986STERBEORT Mussbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Stolleis amp oldid 227891557