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Das Erdbeben an der montenegrinischen Kuste 1979 Mw 7 1 fand um 7 20 Uhr am Ostersonntag 15 April 1979 mit einem Epizentrum 15 Kilometer von der Kuste entfernt bei Bar in der Adria statt 1 Die Ruptur ereignete sich in einer flachen Zone in etwa zwolf Kilometer Tiefe 1 an der flach absinkenden frontalen Uberschiebung der Adriatischen unter die Eurasische Platte konkordant zum NW SE Streichen der Dinariden In Bar fuhrte das Beben zu einer maximalen Intensitat von IX auf der Mercalliskala Erdbeben in Montenegro 1979Erdbeben in Montenegro 1979 Montenegro Koordinaten 41 58 48 N 18 58 48 O 41 98 18 98 12000 Koordinaten 41 58 48 N 18 58 48 ODatum 15 April 1979Uhrzeit 7 20 Uhr MEZ 1 Intensitat IX auf der MM SkalaMagnitude 7 1 MWTiefe 12 kmEpizentrum Adriatisches Meer 15 km sudwestlich von Bar Land Jugoslawien Sozialistische Foderative Republik SFR JugoslawienAlbanien AlbanienBetroffene Orte Montenegro Bar Budva Kotor UlcinjAlbanien Lezha ShkodraTsunami jaTote 135Verletzte gt 1000 Inhaltsverzeichnis 1 Auswirkungen 2 Tektonische Rahmenbedingungen 3 Seismizitat 4 Schaden Hilfe und Wiederaufbau 4 1 SFR Jugoslawien 4 2 Albanien 5 EinzelnachweiseAuswirkungen Bearbeiten nbsp Schaden am Hotel Slavija in BudvaDas Erdbeben wirkte sich landeinwarts bis in 25 Kilometer Tiefe auf 6000 km zwischen Dubrovnik und Nordalbanien aus Etwa 135 Menschen starben uber 1000 wurden verletzt und einige Zehntausende wurden obdachlos Das Beben zerstorte Hotels Krankenhauser historische Gebaude insbesondere die Altstadt von Kotor Budva und Ulcinj Wohngebaude und die Transportinfrastruktur Zwei Drittel der Bevolkerung der Kustenregion sollen ihr Zuhause verloren haben 2 Das Beben fuhrte zu Bodenrissen bis zu mehreren Zehnern Metern Lange Geysiren und pradominanten Phanomenen der Bodenverflussigung lateralen Dehnungen Einbruchen Bildung von Sandvulkanen Verschlammung von Brunnen Kollaps von Flussterrassen Faltung von Boden etc Ein erdbeben generierter Tsunami mit Wellenhohen von 0 5 bis einem Meter wurde bei Ulcinj beobachtet An der Buna stieg der Wasserspiegel um sechs Zentimeter Bei Budva zog sich das Meer um 45 Meter uber mehrere Stunden zuruck Anomale Flutwellen und Turbulenzen traten in der Bucht von Kotor und in Bari auf 3 Tektonische Rahmenbedingungen BearbeitenDas Erdbeben fand an einer der aktivsten Erdbebenzonen in Europa der Transitionszone zwischen Dinariden und Helleniden an der albanisch montenegrinischen Grenze statt An dieser Nahtstelle treten regelmassig moderate seichte Erdbeben Mw lt 5 0 sowie gelegentlich solche von grosser Heftigkeit und Zerstorungskraft Mw 7 1 Die beobachtete Seismizitat resultiert aus den komplexen tektonischen Rahmenbedingungen der westlichen Balkanhalbinsel die im Besonderen mit der kontinentalen Subduktion der Adriatischen Mikroplatte unter Eurasien verknupft ist 3 Ein grosses Erdbeben hatte die Kustenregion bereits 1968 erschuttert 2 Vor dem Hauptbeben wurde eine verstarkte seismische Aktivitat festgestellt Erste Beben wurden Anfang April registriert Und am 9 April erschutterte ein Beben mit Mw 5 4 die Region das zum Beispiel in Ulcinj schon zu heftigen Schaden fuhrte 2 4 Ein starkes Nachbeben Mw 6 2 mit Epizentrum vor der Bucht von Kotor fand am 24 Mai 1979 an derselben Ruptur statt 5 Seismizitat BearbeitenDie sogenannte aktive Montenegrinische Verwerfung AF20B ist mit durchschnittlichen langzeitlichen Relativbewegungsraten von 2 01 mm a die aktivste Verwerfung der ausseren Dinariden Das Erdbeben vom 15 April 1979 ist ebenfalls mit Mw 7 1 das starkte instrumentell gemessene Erdbeben das zwischen Friaul und Albanien gemessen wurde Das obere Ende der Verwerfung liegt funf bis 20 Kilometer vor der montenegrinischen Kuste Da es eine seicht abfallende Struktur ist besitzt es ein hohes Gefahrdungspotential mit starken Erdbeben sowie potentielle Quelle fur Tsunamis Das 1979er Erdbeben fuhrte sowohl in Montenegro als auch Albanien zu erheblichen Schaden Es hatte maximale Beschleunigungsraten von 0 49 g und Tsunami Wellen wurden an den Pegelstationen in Montenegro und Sudkroatien aufgezeichnet Die maximalen Tsunami Wellen hatten mit 0 5 Meter die zentrale und sudliche montenegrinische Kuste betroffen 6 Schaden Hilfe und Wiederaufbau BearbeitenSFR Jugoslawien Bearbeiten Das Beben war das starkste in der Geschichte Jugoslawiens Seine katastrophalen Auswirkungen blieben zwar auf die montenegrinische Kuste und die Grenzregion von Albanien beschrankt Stosse hatte man jedoch noch im 350 Kilometer entfernten Belgrad und sogar im 700 Kilometer entfernten Zagreb gespurt 7 Der damalige jugoslawische Prasident Josip Broz Tito hielt sich wahrend des Bebens in seiner Villa in Igalo am Eingang der Bucht von Kotor auf 7 8 Dieser beorderte sofort die staatlichen Organe zu Hilfsmassnahmen Militar und Zivilschutzeinheiten kamen in die betroffene Region Die erste Versorgung der Region konnte uber den Flughafen Dubrovnik Cilipi sichergestellt werden Tito nahm selbst die Verwustungen in den Orten in Augenschein Die Stadte Herceg Novi Kotor Budva Sutomore Ulcinj und Bar waren am starksten betroffen Das jugoslawische Fernsehen unterbrach das regulare Programm um uber die Schaden zu berichten 7 Es strahlte Bildmaterial von aufgerissenen Strassen ineinander verkeilten Autos und riesigen Felsbrocken die Schaufensterscheiben eingerissen hatten aus Ein Seemann berichtete von ungewohnlich hohen Wellen und Felsbrocken die von den Kliffs ins Meer gesturzt waren 20 Schiffe im Hafen von Bar waren gesunken 7 Tito bat die Volker und Republiken Jugoslawiens auf den Wiederaufbau Montenegros tatkraftig zu unterstutzen Dass Tito vor Ort gewesen war hatte grossen Einfluss fur die Anteilnahme die alle Republiken der SR Montenegro aussprachen und der bereitwillig geleisteten Unterstutzung 8 101 Menschen in Jugoslawien hatten ihr Leben verloren Die UNESCO berichtete 1984 dass nahezu 1600 Kulturdenkmaler zerstort oder beschadigt waren 9 30 davon wurden abgerissen Auch in den 15 Kilometer landeinwarts liegenden Orten Cetinje Grahovo und Niksic In Grahovo blieb ein Grossteil der alten Gebaude die 1979 beschadigt worden waren bis heute unsaniert Die Gesamtschaden des Erdbebens wurden auf sieben Milliarden DM geschatzt 8 Auch die Wirtschaft Monentegros insbesondere der Tourismus Hafen und Werften wurden stark beeintrachtigt 2 Zum Wiederaufbau forderte die Bundesregierung eine Abgabe die alle Arbeiter Jugoslawiens zu 2 5 ihres Bruttolohns fur zehn Jahre zu leisten hatten Die Zahlungen kamen insbesondere aus Serbien auch fur die gesamte Dekade regelmassig andere Republiken stellten die Zahlungen nach und nach ein Die stark beschadigte Altstadt von Kotor wurde von der UNESCO noch 1979 zum Weltkulturerbe in Gefahr bestimmt Beim Wiederaufbau halfen insbesondere auch Spezialisten aus Japan Die Neubauten an der Kuste sollten in Zukunft erdbebensicher errichtet werden Zwar wurden die ersten neuen Hotels auch danach geplant doch als das Erdbeben in Vergessenheit geraten war und durch den Immobilienboom in den Kustenorten Montenegros angefacht baute man alsbald insbesondere um Budva hohe Solitare ohne hinreichende Erdbebensicherheit die da sie haufig im Hang auf instabilen Grund gebaut wurden zusatzliche Risiken bergen 8 Albanien Bearbeiten In Albanien war insbesondere die nordalbanische Kustenregion mit den Regionen Shkodra und Lezha betroffen Es wurden 35 Todesopfer beklagt 382 Personen wurden verletzt und Zehntausende sollen ihr Zuhause verloren haben Die Behorden sprachen von 17 000 zerstorten Hausern 10 Auch mehrere Kulturdenkmaler wurden beschadigt Im Gegensatz zu Jugoslawien verweigerte die Sozialistische Volksrepublik Albanien jegliche auslandische Hilfe Die kommunistische Regierung in Tirana erklarte fur die Obdachlosen bis Winteranbruch neue Unterkunfte bauen zu wollen Besuchern wurde danach regelmassig der Vorort Bahcallek sudlich von Shkodra gezeigt der komplett zerstort wurde und wo 54 neue Hauser mit 164 Wohnungen errichtet worden waren 25 000 Freiwillige aus ganz Albanien hatten wahrend sechs Monaten in Arbeitszeiten den Wiederaufbau unterstutzt In Bahcallek verkundete Enver Hoxha am 1 Oktober 1979 die Vollendung der Baumassnahmen 10 11 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Earthquake Montenegro 15 April 1979 In European Strong Motion Data 15 Juni 2000 abgerufen am 13 Oktober 2019 englisch a b c d Jugoslawien Flach wie Kekse In Spiegel Online Band 17 23 April 1979 S 136 ff spiegel de abgerufen am 13 Oktober 2019 a b Peter Biermanns Benjamin Schmitz Kamil Ustaszewski Klaus Reicherter Tectonic geomorphology and Quaternary landscape development in the Albania Montenegro border region An inventory In Geomorphology Volume 326 Nr 1 Februar 2019 S 116 131 Earthquake Montenegro 9 April 1979 In European Strong Motion Data 15 Juni 2000 abgerufen am 13 Oktober 2019 Christoforos Benetatos Anastasia A Kiratzi 2006 Finite fault slip models for the 15 April 1979 M W 7 1 Montenegro earthquake and its strongest aftershock of 24 May 1979 M W 6 2 July 2006 Tectonophysics 421 1 129 143 DOI 10 1016 j tecto 2006 04 009 Vanja Kastelic Michele M C Carafa Fault slip rates for the active External Dinarides thrust and fold belt In Tectonics Volume 31 Issue 3 28 Juni 2012 wiley com abgerufen am 13 Oktober 2019 a b c d David A Andelman Hundreds Are Killed in Yugoslavia s Strongest Quake In New York Times 16 April 1979 englisch nytimes com abgerufen am 13 Oktober 2019 a b c d Savo Gregovic Velisa Kadic 40 godina od razornog zemljotresa Dan kada je menjana karta Crne Gore In Novosti 15 April 2019 novosti rs abgerufen am 13 Oktober 2019 UNESCO Hrsg Montenegro Earthquake The Conservation of the Historic Monuments and Art Treasures Paris 1984 S 5 unesco org PDF abgerufen am 13 Oktober 2019 a b Owen Pearson Albania in the Twentieth Century A History Volume III Albania as Dictatorship and Democracy 1945 1999 Albania in the Twentieth Century A History Band 3 I B Tauris London 2006 ISBN 1 84511 105 2 April 15th 1979 S 637 f englisch Bodo Gudjons Das neue Bahcallek Symbol gesellschaftlicher Solidaritat In Rudiger Pier Dierk Stich Hrsg Albanien VSA Hamburg 1989 ISBN 3 87975 467 5 S 179 f Cay Lienau Gunter Prinzing Bericht uber eine Exkursion nach Albanien vom 19 09 29 09 1982 In Cay Lienau Gunter Prinzing Hrsg Albanien Beitrage zur Geographie und Geschichte Verlag Dr Cay Lienau Munster 1986 ISBN 3 9801245 0 9 S 20 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdbeben in Montenegro 1979 amp oldid 236012448