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Emil Friedrich Martens 17 Mai 1886 in Nusse 15 Januar 1969 in Hamburg war ein deutscher Kaufmann und Sportfunktionar Von 1928 bis 1934 war er Vorsitzender des Hamburger Sportvereins anschliessend Ehrenvorsitzender Wahrend des Nationalsozialismus wurde er wegen seiner Homosexualitat verfolgt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMartens Vater war Inhaber eines Allwarengeschafts das er aber aus Gesundheitsgrunden 1893 verkaufte Martens selbst absolvierte nach der 1903 mit der mittleren Reife abgeschlossenen Schulausbildung eine kaufmannische Lehre Von 1907 bis 1910 arbeitete er in der Olimportfirma A Andre in Hamburg 1910 trat er in das Geschaft seines Bruders Paul ein der zu diesem Zeitpunkt Versicherungsmakler war Im Mai 1914 machte sich Emil Martens selbstandig Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig und wurde beim Hamburger Infanterie Regiment 76 eingesetzt Am 24 April 1917 wurde er wahrend der Schlacht von Arras an der Vimy Hohe von englischen Truppen gefangen genommen Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft erhielt er 1919 das Eiserne Kreuz II Klasse und das Hanseatenkreuz sowie spater das Ehrenkreuz fur Frontkampfer Zuruck in Hamburg grundete Martens mit Vitus Maurer eine Firma zum Import und Verkauf von Perlmuttknopfen Nach der Ubernahme durch einen englischen Investor im Jahre 1928 blieb Martens bis zu seiner Verhaftung 1936 Geschaftsfuhrer der Firma Martens war bereits 1907 dem Hamburger FC von 1888 beigetreten fur den er vor dem Krieg unter anderem mehrere Jahre als Spielfuhrer der 7 Mannschaft spielte Er gehorte 1919 zu den Grundungsmitgliedern des Hamburger SV fur den er als Funktionar in verschiedenen Funktionen und Ausschussen tatig war Am 4 Februar 1928 wurde er in ein Vereins Vorstandsgremium aus drei spater durchweg zwei Personen gewahlt wobei Martens als tatsachlich bestimmende Personlichkeit akzeptiert war Seine Tatigkeit gilt als Motor einer beispiellosen Modernisierung des Vereins 1 doch waren in der Zeit auch etliche demokratische Prozeduren ausser Kraft gesetzt und dem Trium oder Duumvirat unbegrenzte Vollmacht anvertraut 2 Unter Martens Fuhrung wurde der Sportplatz Verein Ochsenzoll gegrundet und ein Gelande am Ochsenzoll erworben das zwischen 1929 und 1931 zu einer Anlage mit Rasenplatzen 9 Fussball und 3 Hockeyfelder umgestaltet wurde Martens unterstutzte offenbar seit 1928 die Nationalsozialisten trat aber erst nach der Machtergreifung 1933 in die NSDAP ein 1934 wurde ihm als nunmehr alleinigem Vereinsfuhrer vorgeworfen er habe gegen das Amateurstatut verstossen und es gebe beim HSV schwarze Kassen Der DFB verlangte dass Martens seines Amtes enthoben wurde Auf Weisung wurde dazu am 25 Januar 1934 eine ausserordentliche Generalversammlung abgehalten die zwar einen neuen Vereinsfuhrer wahlte aber Martens sehr zum Arger der anwesenden DFB Vertreter zum Ehrenvorsitzenden erklarte 3 Am 14 Dezember 1936 wurde der homosexuelle Martens wegen Verstosses gegen 175 RStGB zu zehn Monaten Gefangnis verurteilt Zugleich wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen Nach der Haftentlassung am 30 Juli 1937 zog sich Martens aus der Offentlichkeit zuruck Sein Bruder Paul beschaftigte ihn als Prokuristen in seiner Firma Superradio in Hamburg Eppendorf Am 14 April 1939 wurde Martens wegen Verkehrs mit einem Prostituierten erneut verurteilt diesmal zu 20 Monaten Gefangnis Diese Strafe war am 8 November 1940 verbusst Im September 1941 erhielt Martens eine Vorladung zur polizeilichen Vernehmung und unternahm daraufhin einen Selbstmordversuch Nach der Aussage eines weiteren Prostituierten wurde Martens verhaftet Er war gestandig wurde im Marz 1942 von Staatsanwalt Nicolaus Siemssen angeklagt und am 15 Mai zu 18 Monaten Zuchthaus mit anschliessender Sicherungsverwahrung verurteilt Das Gericht knupfte eine etwaige Entlassung an eine vorherige Entmannung Martens Sein Rechtsanwalt hatte bereits im Marz angekundigt sein Mandant wolle sich freiwillig entmannen lassen Martens wurde im Juni 1942 in die Strafanstalt Bremen Oslebshausen eingeliefert und am 15 Dezember 1942 in Hamburg entmannt Gericht und Staatsanwaltschaft stimmten daraufhin im Januar 1943 der Aufhebung der Sicherungsverwahrung zu Die Entlassung wurde indes erst angeordnet nachdem im Oktober 1943 auch das Reichsjustizministerium nach Rucksprache mit der SS zugestimmt hatte Nach einer zweiten Nachuntersuchung erfolgte am 6 Januar 1944 Martens Entlassung Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde Martens nicht rehabilitiert Eine dritte Nachuntersuchung wurde noch am 22 Mai 1946 vorgenommen Allerdings kehrte Martens 1949 in den Kreis der Alten Herren des HSV zuruck und war auch im Altestenrat aktiv Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls Literatur BearbeitenGottfried Lorenz Der Fall Martens ein prominentes Opfer der nationalsozialistischen Homosexuellenverfolgung in Hamburg Justus Meyer Die Sonderausstellung des HSV Museums Die Raute unter dem Hakenkreuz In Arnd Kruger und Bernd Wedemeyer Kolwe Hrsg Vergessen verdrangt abgelehnt zur Geschichte der Ausgrenzung im Sport Tagungsbericht der 10 Hoayer Tagung zur Sportgeschichte vom 10 bis 12 Oktober 2008 Lit Berlin 2009 ISBN 9783643103383 Schriftenreihe des Niedersachsischen Instituts fur Sportgeschichte Hoya e V 21 S 17 31 Bernhard Rosenkranz Ulf Bollmann und Gottfried Lorenz Homosexuellen Verfolgung in Hamburg 1919 1969 1 Auflage Lambda Hamburg 2009 ISBN 9783925495328 Weblinks BearbeitenEmil Martens bei hsv1887 deEinzelnachweise Bearbeiten Broder Jurgen Trede Schwuler HSV Prasident Verehrt verfolgt entmannt Das Schicksal des ehemaligen HSV Prasidenten Emil Friedrich Martens In RUND Das Fussballmagazin Ochsenzoll als Mass der Dinge in Werner Skrentny J R Pruss Immer erste Klasse Gottingen 2011 Seite 56 f Ein Geschaftsstellen Skandal in Werner Skrentny J R Pruss Immer erste Klasse Gottingen 2011 Seite 72 f Prasidenten und Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV e V Otto Wulf 1919 Johannes Lenzen 1919 Henry Barrelet 1919 1920 Otto Wulf 1920 Walter Moller 1920 Henry Barrelet 1920 1921 Paul Hauenschild 1921 1922 Carl Staelin 1922 1924 Arthur von Seckendorff 1924 1925 Carl Staelin 1925 1927 Arthur von Seckendorff 1927 Paul Hauenschild 1927 1928 Emil Martens 1928 1934 Otto Schwabe 1934 1935 Karl Mechlen 1935 1937 Hellmuth Schwarz 1937 1941 Karl Mechlen 1941 1949 Paul Hauenschild 1949 1950 Carl Compart 1950 1951 Carl Heinz Mahlmann 1951 1965 Karl Mechlen 1966 1968 Horst Barrelet 1968 1973 Peter Krohn 1973 1975 Paul Benthien 1975 1979 Wolfgang Klein 1979 1987 Ernst Naumann 1987 1990 Horst Becker 1990 Jurgen Hunke 1990 1993 Ronald Wulff 1993 1995 Uwe Seeler 1995 1998 Werner Hackmann 1998 kommissarisch Rolf Mares 1998 1999 Werner Hackmann 1999 2002 Ronald Wulff 2002 2003 kommissarisch Bernd Hoffmann 2003 2011 Carl Edgar Jarchow 2011 2015 Jens Meier 2015 2018 Bernd Hoffmann 2018 Marcell Jansen 2019 2021 seit 2021 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 26 Februar 2023 PersonendatenNAME Martens EmilALTERNATIVNAMEN Martens Emil Friedrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann und SportfunktionarGEBURTSDATUM 17 Mai 1886GEBURTSORT NusseSTERBEDATUM 15 Januar 1969STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Martens amp oldid 231266472