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Emanuele d Astorga eigentlich Emanuele Gioacchino Cesare Rincon Barone von Astorga 1 20 Marz 1680 in Augusta Sizilien 1757 in Madrid war ein italienischer Komponist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tonsprache 3 Werke 4 Ruhm und Nachruhm 5 Legendenbildung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEmanuele d Astorga war Mitglied der ursprunglich aus Spanien stammenden Adelsfamilie Rincon d Astorga die seit Anfang des 17 Jahrhunderts in Sizilien ansassig war Nach einem Erdbeben ubersiedelte die Familie 1693 nach Palermo Wenig spater wurden Emanueles Vater Francesco d Astorga der Adelstitel und die damit verbundenen Rechte aberkannt weil er versucht hatte seine Ehefrau zu ermorden Titel und Rechte erhielt der Vater erst 1702 wieder zuruck und wurde 1706 zum Senator von Palermo ernannt Emanuele d Astorga trat als Komponist erstmals 1698 in Erscheinung als seine Oper La moglie nemica in einer privaten Auffuhrung im Haus der Adelsfamilie Lucchese erklang Astorga wirkte dabei selbst als Sanger mit 1708 verliess er Palermo wegen Streitigkeiten mit der Familie und fuhrte seitdem ein unstetes Wanderleben Zunachst ging Astorga nach Rom wo er sich im Umkreis des spanischen Botschafters Baron Uceda aufhielt In dieser Gesellschaft lernte er den Dichter Nicolo Sebastiano Biancardi kennen der unter dem Pseudonym Domenico Lalli arbeitete und zahlreiche Kantatentexte fur Astorga schrieb Gemeinsam mit Lalli begab sich Astorga 1709 nach Genua Da er an Geldknappheit litt gedachte er dort durch eine Opernauffuhrung sein Vermogen wieder aufzubessern und komponierte zu diesem Zweck Dafni In der Folgezeit hielt sich Astorga mit Lalli in Mantua und Venedig auf Ende 1709 und Anfang 1710 ging Astorga nach Spanien da ihn der Thronfolger Karl spater als Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Karl VI der sich von der Oper Dafni beeindruckt zeigte ihn dazu eingeladen hatte 1712 ist Astorga in Wien nachweisbar wo er von Kaiser Joseph I einen Ehrensold ausgezahlt bekam Dennoch verschuldete er sich und floh deswegen 1714 aus der Stadt 1715 ging er wieder nach Palermo zuruck wo er 1717 Emanuela Guzzardi um 1702 heiratete 1717 18 war Astorga Senator von Palermo von 1718 bis 1720 bekleidete er das Amt des Governatore des Ospedale degli Incussabili Gegen Zahlung einer Leibrente uberliess er 1721 die Nutzniessung an seinen Landereien seiner Frau und verliess Sizilien 1723 hielt er sich in Lissabon auf wo er 1726 eine Kantatensammlung drucken liess Uber sein spateres Leben existieren keine gesicherten Angaben mehr Ein Manuskript der Sammlung Santini in Munster gibt an Emanuele d Astorga sei 1757 in Madrid gestorben Tonsprache BearbeitenAstorga hatte nie ein musikalisches Amt inne und betrachtete sich wegen seiner adligen Herkunft selbst nicht als Berufsmusiker sondern als Dilettanten der zum eigenen Vergnugen komponierte Entsprechend sind die meisten von ihm uberlieferten Kompositionen kammermusikalische Kantaten fur eine oder mehrere Gesangsstimmen mit Generalbassbegleitung eine Musikgattung die seinerzeit in der Hausmusik der adligen Kreise sehr beliebt war Die Kantaten sind meist in der Form Rezitativ Arie Rezitativ Arie oder Arie Rezitativ Arie gehalten und stehen stilistisch in der Tradition Alessandro Scarlattis Unter den zahlreichen komponierenden Dilettanten seiner Zeit hebt sich Astorga durch sein grosses handwerkliches Konnen heraus das durchaus demjenigen professioneller Musiker entspricht Seine Musik zeigt weiterhin eine grosse Begabung in der Melodieerfindung und sicheren Einsatz der kompositorischen Mittel im Sinne der Affektenlehre Von anderen Komponisten die in der gleichen Tradition standen unterscheiden sich seine Werke stilistisch aber nicht so stark dass zweifelsfreie Zuschreibungen anonym uberlieferter Stucke an Astorga moglich sind Astorgas einzig bekanntes geistliches Werk das Stabat mater c Moll erfreute sich bis Mitte des 19 Jahrhunderts grosser Beliebtheit Fur Astorgas Schaffen fand Johann Adolf Scheibe im Critischen Musicus 1745 folgende lobende Worte Was soll ich von einem Marcello dem beruhmten venezianischen Ritter von dem Grafen von Astorgas von dem altern Conti und andern sagen Gewiss die Feinigkeit des Geschmacks dieser Manner ist fast ohne die geringsten Fehler gewesen Nach einer Auffuhrung von d Astorgas Stabat Mater am 12 Marz 1834 bei Baron Kiesewetter schrieb Franz Grillparzer in sein Tagebuch Seit lange nicht so im Innersten ergriffen gewesen Was haben fur Manner gelebt wenn ein solcher kaum dem Namen nach mehr bekannt sein kann Werke Bearbeiten208 handschriftlich uberlieferte Kammerkantaten fur Singstimme und Generalbass Cantadas humanas a solo 12 Kammerkantaten fur Singstimme und Generalbass Lissabon 1726 Presso i momenti estremi Kammerkantate fur Singstimme und 3 stimmiges Streichorchester E pur Cesare ha vinto Kammerkantate fur Singstimme und 4 stimmiges Streichorchester Antri spelanche Kammerkantate fur Singstimme Generalbass und obligates Violoncello 7 Kammerduette fur 2 Singstimmen und Generalbass Caro tu patri Kammerduett fur 2 Singstimmen und 4 stimmiges Streichorchester Stabat mater c Moll fur Soli Chor Orchester und Orgel 1707 La moglie nemica Oper UA Palermo 1698 nur Libretto erhalten Dafni Oper UA Genua 1709 nur Libretto und 1 Akt erhalten Ruhm und Nachruhm BearbeitenErst im 20 Jahrhundert raumte Hans Volkmanns sachlich fundierte zweibandige Monographie mit den Legenden auf die sich bis dahin um Astorga rankten Volkmann schrieb in der Einleitung seines ersten Bandes Auch heute noch vermag Astorgas Hauptwerk das Stabat Mater die tiefgehendste Wirkung auf den Horer auszuuben Es bildet unter den Kirchenkompositionen der italienischen Schule des be ginnenden 18 Jahrhunderts eine Einzelerscheinung welche die verwandten Schopfungen dieser Epoche an religioser Innigkeit an Ernst der Auffassung des Gegenstandes und herber Kraft des Stimmungsausdruckes bei weitem uberbietet ohne deshalb der sinnlichen Schonheit die den meisten italienischen Werken jener Zeit eigen ist zu ermangeln Diese Vorzuge weisen der Vertonung des Stabat Mater durch Astorga unter den zahlreichen Kompositionen dieses kirchlichen Textes einen Ehrenplatz an Das Stabat Mater grundete Astorgas Ruhm bei der Nachwelt Zu des Meisters Lebzeiten durften es nur wenige gekannt haben Und dennoch war auch schon damals Astorga ein Komponistenname von gutem Klang Jedermann kannte ihn als den des grossen Meisters der Kammerkantate Auf diesem Gebiete hatte sich Astorga fleissig und mit Gluck betatigt so dass er als Kantaten Komponist nicht nur in Italien sondern in ganz Europa in hohem Ansehen stand Dieser Ruhm musste mit dem Verschwinden der Kunstgattung der Kammerkantate wieder erloschen Astorga hat nicht nur als weltlicher Komponist den Besten seiner Zeit genug getan sondern auch als kirchlicher Tondichter Unvergangliches geschaffen Er verdient daher dass auch von seiner Person und seinen Lebensschicksalen Notiz genommen werde er verdient dass der Wust von Lugen und Marchen der sich mit der Zeit um seine Erscheinung aufgeturmt hat entfernt dass das romantisch phantastische Bild seiner Personlichkeit durch ein historisch treues ersetzt werde Legendenbildung Bearbeitend Astorgas unstetes Leben gab in spaterer Zeit Anlass zu bluhender Legendenbildung Bekannt ist unter anderem die Geschichte dass Astorgas Vater angeblich 1701 wegen Teilnahme an einem Aufstand enthauptet worden sein soll Frau und Sohn hatten der Hinrichtung zusehen mussen woraufhin Emanuele in tiefe Depressionen verfallen und seine Mutter vor Schreck gestorben sei Eine andere Erzahlung besagt Astorga ware 1703 in den Dienst des Herzogs von Parma getreten hatte sich in Elisabetta Farnese verliebt und sei darum wieder entlassen worden Aus den Legenden formte der Musikschriftsteller Friedrich Rochlitz 1825 eine kleine Erzahlung 2 die das Bild des Komponisten im 19 Jahrhundert nachhaltig pragte Ein Produkt dieser Rezeption ist auch die 1866 entstandene Oper Astorga von Johann Joseph Abert in der sogar aus Astorgas Stabat mater zitiert wird Literatur BearbeitenDaniel Brandenburg Astorga Emanuele d In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 1 Aagard Baez Barenreiter Metzler Kassel u a 1999 ISBN 3 7618 1111 X Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Constantin von Wurzbach d Astorga Emanuel In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 1 Theil Universitats Buchdruckerei L C Zamarski vormals J P Sollinger Wien 1856 S 81 f Digitalisat Hans Volkmann Emanuel d Astorga 2 Bande Breitkopf amp Hartel Leipzig 1911 1919 Band 1 Das Leben des Tondichters 1911 archive org Band 2 Die Werke des Tondichters 1919 archive org Weblinks BearbeitenGemeinfreie Noten von Emanuele d Astorga in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Noten und Audiodateien von Emanuele d Astorga im International Music Score Library Project Alfred Loewenberg Frank Walker Nicolo Maccavino Astorga Baron Emanuele d In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Einzelnachweise Bearbeiten ASTORGA Emanuele Gioacchino Cesare Rincon barone d in Dizionario Biografico Abgerufen am 15 Marz 2022 italienisch Friedrich Rochlitz Fur Freunde der Tonkunst 2 Aufl Leipzig 1830 Band 2 S 87 102 im Kapitel Hausliche Musik Therese an ihren Mann Digitalisat Normdaten Person GND 118638629 lobid OGND AKS LCCN n87126817 VIAF 18731991 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Astorga Emanuele d ALTERNATIVNAMEN Astorga Emanuele Gioacchino Cesare Baron Rincon d vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG italienischer KomponistGEBURTSDATUM 20 Marz 1680GEBURTSORT Augusta Sizilien STERBEDATUM um 1757STERBEORT unsicher Madrid Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emanuele d Astorga amp oldid 226141437