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Elisabeth Heimpel geborene Sophie Elisabeth Michel 1 26 April 1902 in Mannheim 1972 in Falkau war eine deutsche Padagogin und Sozialpadagogin Sie war Autorin und Mitherausgeberin der padagogischen Fachzeitschrift Die Sammlung von Herman Nohl sowie Herausgeberin der Neuen Sammlung Gottinger Blatter fur Kultur und Erziehung Ausserdem engagierte sie sich in der Friedensbewegung und machte die Schriften Janusz Korczaks und Anton Semjonowitsch Makarenkos in der Bundesrepublik bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die Neue Sammlung 1 2 Sozialarbeit vor Ort 1 3 Einsatz gegen Atomwaffen 1 4 Das Elisabeth Heimpel Haus 1 5 Tod 2 Ehrungen zum 65 Geburtstag 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Wegkreuz am Fundort der LeicheSophie Elisabeth Michel war die Tochter von Oskar Michel einem geheimen Justizrat und Vorstandsmitglied der BASF und dessen Frau Luise geborene Glaser Sie hatte zwei jungere Geschwister und wuchs mit ihnen in einer Direktorenvilla in Hemshof auf 2 Als Schulerin organisierte sie einen Saal wo sie Arbeiterkindern zu Lichtbildern Marchen erzahlte Auch in ihrem spateren Leben spielten sowohl Marchen als auch die Fursorge fur junge Menschen aus deprivierten Verhaltnissen fur ihre padagogische Arbeit eine wichtige Rolle Nach dem Abitur verfolgte Elisabeth Heimpel zunachst das Ziel Kinderarztin zu werden brach das Medizinstudium in Munchen jedoch nach vier Semestern ab Sie ging nach Freiburg im Breisgau wo sie Geschichte Philosophie und Psychologie studierte und gleichzeitig Seminare an der Sozialen Frauenschule belegte Die Verbindung von theoretischen Kenntnissen und praktischer Arbeit war Elisabeth Heimpel wichtig so dass sie wahrend des Studiums ein Praktikum beim Freiburger Jugendamt absolvierte wo sie unter anderem Einblicke in Verfahren uber Vormundschaft und Fursorgeerziehung bekam Uber diese Tatigkeit kam sie erneut mit Kindern und Jugendlichen aus schwierigen sozialen und finanziellen Verhaltnissen in Kontakt wodurch sich ihr Wunsch padagogisch tatig zu werden verfestigte Auf Anraten Martin Heideggers verliess sie Suddeutschland und ging an die Georg August Universitat Gottingen wo sie ab 1924 Padagogik bei Herman Nohl studierte Wahrend dieser Zeit arbeitete sie in einem Kindergarten und gab zusatzlich in einer Madchenklasse der Landhaushaltsschule in Wollmarshausen bei Gottingen Unterricht in den Fachern Deutsch und Burgerkunde 1927 promovierte sie mit dem Thema Die Aufklarung Eine historisch systematische Untersuchung das aus einem Nohl Seminar heraus entstanden war Darin klangen bereits die Fragen an die sie ihr Leben lang als Padagogin beschaftigen sollten Wie es moglich sei gut zu erziehen durch eine gute Padagogik die Voraussetzungen fur eine gute Politik zu schaffen und auch woher das Zuruckbleiben der Kinder Warum das abweichende Verhalten so vieler Jugendlicher Warum Revolte Warum Drogen Warum Kriminalitat 3 Nach ihrer Promotion zog sie zuruck nach Freiburg wo sie als Lehrbeauftragte an der Sozialen Frauenschule tatig war Am 11 April 1928 heiratete sie den Historiker Hermann Heimpel 1901 1988 mit dem sie funf Kinder hatte 4 Zudem verfasste sie Beitrage zum Thema weibliche Bildung Ausserdem schrieb sie Marchen in denen sie die Lebenswelt der Kinder und die politische Situation der 1940er Jahre mit typischen Marchenaspekten verband Die Neue Sammlung Bearbeiten Die Ruckkehr nach Gottingen war fur Elisabeth Heimpel mit der Wiederaufnahme ihrer padagogischen Arbeit im Umkreis Herman Nohls verbunden Unter seiner Fuhrung wurde das Padagogische Seminar das sich zu der Zeit in der Wagnerstrasse befand zum Zentrum der padagogischen Neuorientierung Elisabeth Heimpel verfasste regelmassig Beitrage fur Nohls Monatszeitschrift Die Sammlung die in der Nachkriegszeit grossen Einfluss ausubte und nicht nur padagogische Beitrage sammelte sondern auch den so genannten Nohl Kreis zusammenhielt Sie wurde zur Mitherausgeberin und widmete sich in ihren Artikeln vor allem der Bedeutung von Marchen die ihr aufgrund der phantastischen Elemente besonders geeignet schienen die kindliche Entwicklung voranzutreiben Ausserdem offnete sie 1951 Das Fenster nach Osten Heimpel 1951 527 540 und publizierte Aufsatze uber die Padagogik und Personlichkeit Anton Semjonowitsch Makarenkos 1888 1939 dessen sozialpadagogische Arbeit mit verwahrlosten und straffallig gewordenen Kindern und Jugendlichen in der Gorki Kolonie sie so erstmals in Westdeutschland bekannt machte und zur Diskussion stellte Ihr ist es ebenfalls zu verdanken dass die Schriften des polnischen Arztes und Padagogen Janusz Korczak ins Deutsche ubersetzt wurden Fur die Ubersetzung der von Korczak verfassten Studie Wie man ein Kind lieben soll in der er auf seine Arbeit im Dom Sierot das zu seinem Lebensinhalt geworden war eingeht und das als sein Hauptwerk bezeichnet werden kann sowie eine unter dem Titel Das Recht des Kindes auf Achtung zusammengefasste Vortragsreihe gewann sie Professor Dr Hans Roos einen Historiker fur polnische Geschichte Spater wurde Elisabeth Heimpel Mitherausgeberin der Sammlung und ubernahm nach dem Tod Nohls im Jahre 1961 die Redaktion Der Titel wurde in Neue Sammlung Gottinger Blatter fur Kultur und Erziehung geandert Als Herausgeberin bestimmte sie die Inhalte der Zeitschrift mit und hatte so einen erheblichen Einfluss auf die Padagogik dieser Zeit Schwerpunkt der Veroffentlichungen bildete dabei die Wechselwirkung zwischen Padagogik und Politik Sozialarbeit vor Ort Bearbeiten Elisabeth Heimpel blieb trotz aller Verpflichtungen als Mutter von funf und Grossmutter von 16 Kindern als Ehefrau und als Herausgeberin einer wissenschaftlichen Zeitung auch weiterhin sozialpadagogisch und praktisch tatig Sie gehorte zu den Gottingerinnen die 1953 die Spatheimkehrerinnen und heimkehrer aus der sowjetischen Gefangenschaft bei sich aufnahmen Sie organisierte den studentischen Friedlanddienst der mit den kirchlich organisierten Gruppierungen und dem Roten Kreuz zusammenarbeitete 5 Auf ihre Veranlassung hin wurden speziell fur Kriegsteilnehmer Abiturkurse im Gottinger Institut fur Erziehung und Unterricht eingerichtet 1954 besuchte Elisabeth Heimpel das Auffanglager fur Madchen in Berlin Marienfelde ein Lager fur so genannte Ostfluchtlinge Nachdem sie sich zur Rotkreuz Helferin hatte ausbilden lassen begleitete sie die Madchen bis zu einem Notaufnahmelager in Westertimke bei Bremen von wo aus sie einzelnen Stadten und Gemeinden zugewiesen wurden Sie setzte sich dafur ein dass eine Beratung uber berufliche Moglichkeiten stattfand bevor die Madchen das Lager verliessen Einsatz gegen Atomwaffen Bearbeiten Elisabeth Heimpels Brief an den damals fuhrenden Atomphysiker Werner Heisenberg vom 7 April 1957 war der Beginn einer grossen Anti Atomwaffen Kampagne Sie bat ihn darum zusammen mit seinen Freunden eine eindeutige und allgemein verstandliche Stellungnahme gegen den Besitz und Einsatz von Atomwaffen abzugeben weil er als Autoritat auf diesem Gebiet den notigen Einfluss habe Daraus resultierte die Gottinger Erklarung vom 12 April 1957 in der neben Heisenberg 17 weitere anerkannte Naturwissenschaftler darunter Otto Hahn Max von Laue Max Born und Carl Friedrich von Weizsacker uber die zerstorerische Wirkung von Atomwaffen informierten und ausdrucklich dazu aufriefen auf die atomare Bewaffnung der Bundeswehr zu verzichten Dieses ursprunglich von Elisabeth Heimpel angeregte Manifest stiess weltweit auf grosse Resonanz Zusatzlich rief Elisabeth Heimpel eine Unterschriftenaktion mit dem Titel Erklarung der Frauen gegen Atomwaffen ins Leben die von 60 weiblichen Personlichkeiten des offentlichen Lebens unterzeichnet wurde Zu den Unterzeichnenden gehorten unter anderen Minna Specht Elisabeth Blochmann Ehrengard Schramm Gundi von Weizsacker Gertrud von Le Fort Ina Seidel Hedwig Conrad Martius Luise Rinser und Hildegard Hamm Brucher Trotz zahlreicher Proteste wurde am 25 Marz 1958 in der Bundestagsdebatte die atomare Aufrustung der Bundeswehr beschlossen Die Erklarung der Frauen umfasste zu diesem Zeitpunkt fast 20 000 Unterschriften Noch wahrend der Bundestagsdebatte entstand die Bewegung Kampf dem Atomtod aus der sich die Ostermarsche entwickelten Elisabeth Heimpel engagierte sich im Kampf gegen den Atomtod und wurde ausserdem Mitglied der Weltorganisation der Mutter aller Nationen W O M A N die sich fur eine Kultur des Friedens einsetzt Das Elisabeth Heimpel Haus Bearbeiten nbsp Neubau der Kindertagesstatte Elisabeth Heimpel Haus in Gottingen Hagenweg 2 Rechts das Weisse Haus 1963 war sie an der Grundung des Gottinger Vereins fur Jugendfragen beteiligt Zusammen mit Studenten und Dozenten des Padagogischen Seminars und dem Jugendamt nahm sich der Verein vor allem der Probleme Jugendlicher an Funf Jahre spater prasentierte Elisabeth Heimpel ihre Plane zur Errichtung einer Kindertagesstatte im Maschmuhlenweg 51 54858 9 92201 60 Kinder aus finanziell weniger gut situierten Familien sollten dort padagogisch betreut werden Das kostenintensive Projekt wurde erst realisiert als der Verein ein Startkapital von 50 000 DM vorlegen konnte das allein aus Spenden zusammengekommen war Daraufhin entschied die Stadt Gottingen die weitere Finanzierung fur den Bau sowie die Unterhaltungskosten der Einrichtung zu ubernehmen Den spater hinzugefugten Anbau in dem eine Hortgruppe Platz finden sollte finanzierte Elisabeth Heimpel aus eigener Tasche Sie wollte dass das Haus Modellfunktion ubernimmt Ihr ist es zu verdanken dass sowohl den Kindern als auch den Eltern psychologische Beratung und Therapie zur Verfugung standen und dass es eine Supervision fur die dort tatigen Erzieherinnen gab Ihr Anliegen war es die Kinder aus ihrer Unmundigkeit herauszufuhren um gleichberechtigt Chancen in Schule und Ausbildung ergreifen zu konnen um weitere Benachteiligungen zu verhindern 6 Die Einrichtung zog 2015 in einem Neubau am Weissen Haus am Hagenweg 2 7 Tod Bearbeiten Elisabeth Heimpel starb 1972 an den Folgen eines Schlaganfalls im Wald in der Nahe nbsp 47 8586 8 12002 von Falkau im Schwarzwald Sie wurde erst zweieinhalb Monate nach ihrem Tod gefunden Ehrungen zum 65 Geburtstag BearbeitenZu ihrem 65 Geburtstag wurde Elisabeth Heimpel von den Mitarbeitern ihrer Zeitschrift als Zeichen der Dankbarkeit und Verbundenheit eine fertiggestellte Ausgabe der Neuen Sammlung uberreicht deren Beitrage sich ausschliesslich mit sozialpadagogischen Fragen befassten deren Losung ihr selber wie wenig anderes am Herzen lag Blochmann 1967 S 382 In Elisabeth Blochmanns Laudatio heisst es Ich meine man konnte in der Reihe der Frauen die seit den Tagen der Bettina und der Rahel auf das deutsche geistige Leben gewirkt haben lange suchen bis man eine ahnlich gepragte Gestalt findet ebd womit sie Elisabeth Heimpel Bettina von Arnim und Rahel Varnhagen gleichstellt Mit diesem Prasent traditionell ist die Festschrift zum 65 Geburtstag das Abschiedsgeschenk fur Professorinnen und Professoren wurde die tragende Kraft ebd der Neuen Sammlung als aussergewohnliche Frau und Padagogin gewurdigt und symbolisch in den Rang einer Universitatsprofessorin erhoben In Gottingen ist ein Weg nach Elisabeth Heimpel benannt Werke BearbeitenElisabeth Heimpel Janusz Korczak als Erzieher Nachwort in Janusz Korczak Das Recht des Kindes auf Achtung Gottingen 1970 Dies Hrsg Wie man ein Kind lieben soll Gottingen 1967 Dies Hrsg Das Jugendkollektiv A S Makarenkos 1956 Dies Eine Weihnachtsgeschichte in Die Sammlung 2 1947 S 725 735 Elisabeth Michel Die Aufklarung Eine historisch systematische Untersuchung in Herman Nohl Hrsg Gottinger Studien zur Padagogik Gottingen 1927 Literatur BearbeitenElisabeth Blochmann Laudatio in Neue Sammlung 7 1967 S 381 f Elisabeth Heimpel Das Fenster nach Osten in Die Sammlung 6 1951 S 527 540 Traudel Weber Reich Hrsg Des Kennenlernens werth Bedeutende Frauen Gottingens Gottingen 1995 S 303 319 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Elisabeth Heimpel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Martin Stolzenau Sophie Heimpel in neues deutschland de 28 April 2012 abgerufen am 16 November 2012 Traudel Weber Reich Elisabeth Heimpel geborene Michel in Des Kennenlernens werth Bedeutende Frauen Gottingens Wallstein Gottingen 1995 ISBN 978 3 89244 207 3 S 303 ff Vorschau in der Google Buchsuche Heinrich Roth Elisabeth Heimpel Haus in Neue Sammlung 13 1973 S 112 116 zit n Weber Reich 1995 S 304 Hans Erich Troje Hermann Heimpel 1901 1988 Memento vom 9 April 2015 imInternet Archive in jura uni frankfurt de abgerufen am 16 November 2012 Weber Reich 1995 S 313 Zit n Weber Reich 1995 S 317 Kinder ziehen in ihr Domizil ein in HNA vom 3 Marz 2015 Normdaten Person GND 116658258 lobid OGND AKS VIAF 206716275 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heimpel ElisabethALTERNATIVNAMEN Michel Sophie ElisabethKURZBESCHREIBUNG deutsche Padagogin und Sozialpadagogin Autorin und HerausgeberinGEBURTSDATUM 26 April 1902GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 1972STERBEORT Falkau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabeth Heimpel amp oldid 234612222