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Ekphantos altgriechisch Ἔkfantos war ein antiker griechischer Philosoph Pythagoreer und Astronom Er wird mitunter Ekphantos von Syrakus oder Ekphantos von Kroton genannt Seine Lebenszeit ist nur ungefahr bekannt sie fallt anscheinend ins vierte und vielleicht auch schon ins spate funfte Jahrhundert v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Rezeption 4 Quellen 5 Literatur 6 AnmerkungenLeben BearbeitenDie Angaben der Quellen uber die Herkunft des Ekphantos sind unterschiedlich Der Doxograph Aetios und der christliche Schriftsteller Hippolyt von Rom erwahnen einen Philosophen Ekphantos von Syrakus Aetios bezeichnet ihn als Pythagoreer Anhanger der Lehre des Philosophen Pythagoras Auch der spatantike Philosoph Iamblichos weiss von einem Pythagoreer namens Ekphantos wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe Person Iamblichos fuhrt ihn aber in einer Liste von Pythagoreern auf die aus der Stadt Kroton heute Crotone in Kalabrien Unteritalien stammten Welche der beiden Herkunftsangaben glaubwurdiger ist ist unklar Ansonsten ist aus seinem Leben nichts bekannt Sein Gedankengut legt die Vermutung nahe dass er seine Lehre im 4 Jahrhundert entwickelte vielleicht ist seine Geburt ins spate 5 Jahrhundert zu datieren In der Forschung wird er gewohnlich als Zeitgenosse des Archytas von Tarent und des Hiketas von Syrakus angesehen Die Hypothese dass er ein Schuler des Hiketas war stutzt sich nur auf ein schwaches Indiz bei beiden spielt die Achsendrehung der Erde eine wichtige Rolle Immerhin deutet dieses Indiz darauf hin dass Ekphantos wohl mit Hiketas der ebenfalls Pythagoreer war in Kontakt stand und dass die beiden nicht unabhangig voneinander zu ihren Auffassungen gelangt sind Lehre BearbeitenNach den Angaben Hippolyts hielt Ekphantos eine objektive Erkenntnis fur unmoglich und meinte jeder lege das was er fur Realitat halt nach seinem Gutdunken fest Er war also ein erkenntnistheoretischer Subjektivist Darin beruhrt sich sein Denken mit dem einer Richtung der Sophistik Protagoras In der Naturphilosophie vertrat er wie Hippolyt und Aetios berichten eine atomistische Lehre Nach seiner Ansicht besteht die materielle Welt aus unteilbaren Korpern Atomen und leerem Raum zwischen ihnen Von den Atomen den kleinsten Einheiten der Materie aus denen die sinnlich wahrnehmbaren Dinge zusammengesetzt sind gibt es verschiedene Arten die sich nach Grosse Form und einer Kraft dynamis unterscheiden Die Mannigfaltigkeit und Wandelbarkeit der sichtbaren Dinge ergibt sich daraus dass sie aus unterschiedlichen Kombinationen dieser verschiedenartigen Atome bestehen 1 Als Ursache der Bewegung nahm Ekphantos nicht das Gewicht der Korper oder einen Anstoss von aussen an sondern eine allen Dingen innewohnende gottliche Kraft die er Geist Nous oder Seele nannte Der Kosmos sei eine Manifestation dieser gottlichen Kraft und daher kugelformig die Kugel galt als der vollkommenste geometrische Korper er werde von der Vorsehung gelenkt Mit seiner Ansicht die Erde befinde sich im Mittelpunkt des Universums stimmte Ekphantos mit der Mehrheit der damaligen Astronomen und Naturphilosophen uberein Er ging von einer Achsendrehung der Erde von Westen nach Osten aus Eine Mehrzahl von Universen Parallelwelten lehnte er ab Er soll eine unbegrenzte Zahl von Atomen angenommen haben da diese Annahme aber mit derjenigen eines einzigen als Kugel begrenzten Kosmos unvereinbar ist ist die Textuberlieferung offenbar fehlerhaft und statt unbegrenzt ist nicht unbegrenzt zu lesen 2 Rezeption BearbeitenJohannes Stobaios uberliefert vier Textstucke aus einer angeblich von Ekphantos verfassten Abhandlung Peri basileias Uber das Konigtum in dorischem Dialekt Diese Schrift stammt aber sicher nicht von Ekphantos Sie gehort zu den pseudepigraphen philosophischen Traktaten deren anonyme Autoren ihre Schriften bekannten Pythagoreern der Vergangenheit zuschrieben um damit ihren literarischen Fiktionen Beachtung zu verschaffen Die Datierung des Werks ist umstritten nach einer Forschungsmeinung gehort es in die Epoche des Hellenismus nach einer anderen die sich anscheinend durchsetzt in die romische Kaiserzeit Pseudo Ekphantos betont den gottahnlichen Rang des Herrschers im Rahmen der gottlichen Weltordnung Aus seiner Sicht ist der Herrscher fur den Staat das was die Gottheit fur den Kosmos ist er soll durch seine Tugendhaftigkeit so gottahnlich wie moglich werden wahrend seine Untertanen sich nach seinem Vorbild ausrichten so dass sich in der menschlichen Gesellschaft die Eintracht des Kosmos spiegelt Pseudo Ekphantos betrachtet die Erde als Mutter des Menschen dessen Vater ist das ewige Lebewesen eine Gottheit die es dem Menschen ermoglicht sich aufzurichten Eigentlich ist der Mensch auf der Erde ein Fremdling seine wahre Heimat ist eine jenseitige Welt 3 Nach einer alteren Forschungsmeinung die sich nicht durchgesetzt hat verfasste Herakleides Pontikos einen Dialog dessen Protagonisten Ekphantos und Hiketas waren dieser Dialog sei die Quelle fur die antike Uberlieferung uber die Lehren des Ekphantos Mit dieser Annahme wurde die Vermutung verbunden Ekphantos sei moglicherweise keine historische Gestalt sondern eine literarische Fiktion des Herakleides zumindest seien die ihm zugeschriebenen Ansichten nicht authentisch 4 Nikolaus Kopernikus erwahnt Ekphantos unter den antiken Pythagoreern die eine Bewegung der Erde lehrten und die er daher als Vorlaufer seiner Auffassung uber die Beweglichkeit der Erde betrachtet 5 Quellen BearbeitenMaria Timpanaro Cardini Pitagorici Testimonianze e frammenti Bd 2 La Nuova Italia Firenze 1962 S 406 412 und 416 421 griechische Quellentexte mit italienischer Ubersetzung und Kommentar Literatur BearbeitenBruno Centrone Ecphante de Crotone In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 CNRS Editions Paris 2000 ISBN 2 271 05748 5 S 55 Leonid Zhmud Hiketas und Ekphantos aus Syrakus DK 50 51 In Hellmut Flashar u a Hrsg Fruhgriechische Philosophie Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 1 Halbband 1 Schwabe Basel 2013 ISBN 978 3 7965 2598 8 S 428 429Anmerkungen Bearbeiten Zur Interpretation der einschlagigen Uberlieferung siehe Maria Timpanaro Cardini Pitagorici Testimonianze e frammenti Bd 2 Firenze 1962 S 418f Kommentar William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 1 Cambridge 1962 S 325 Eine Ubersicht uber die Forschungsliteratur zu Pseudo Ekphantos bietet Bruno Centrone Pseudo Ecphante In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 55 56 er nennt auch die Textausgaben und Ubersetzungen Vgl zur Datierung die Argumentation von Walter Burkert Zur geistesgeschichtlichen Einordnung einiger Pseudopythagorica In Pseudepigrapha I Genf 1972 S 48 55 und Cornelia J de Vogel Pythagoras and Early Pythagoreanism Assen 1966 S 51 Siehe dazu Hans B Gottschalk Heraclides of Pontus Oxford 1980 S 44f Bruno Centrone Ecphante de Crotone In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 3 Paris 2000 S 55 Siehe dazu Charles H Kahn Pythagoras and the Pythagoreans Indianapolis 2001 S 26 Anm 5 und S 67 160 Bronislaw Bilinski Il pitagorismo di Niccolo Copernico Wroclaw 1977 S 47f 66 Normdaten Person GND 119000237 lobid OGND AKS LCCN n93019082 VIAF 54948490 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME EkphantosALTERNATIVNAMEN Ekphantos von Kroton Ekphantos von SyrakusKURZBESCHREIBUNG griechischer Philosoph Pythagoreer GEBURTSDATUM 5 Jahrhundert v Chr oder 4 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 4 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ekphantos amp oldid 210500809