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Das Eisenwerk Salzgitter ist ein ehemaliges Hochofenwerk das von 1869 bis 1874 auf dem Gebiet des heutigen Salzgitter Bad betrieben wurde Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bau des Eisenwerkes 3 Betrieb des Eisenwerkes 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAusloser fur die Planungen zur Errichtung eines Huttenwerkes waren die Berichte von Albert Schloenbach aus dem Jahr 1866 uber Erzvorkommen bei Salzgitter Bad Schloenbach 1811 1877 war als Ober Salineninspektor Leiter der Saline Salzliebenhalle im heutigen Salzgitter Bad neben dieser Tatigkeit erforschte er die Geologie des Harzvorlandes Insbesondere erkundete er die heimischen Erzlagerstatten und gilt als der Wegbereiter fur den Eisenerzbergbau in Salzgitter 1 Zu seinen Funden gehoren die Eisenerzvorkommen der spateren Gruben Finkenkule und Hannoversche Treue Diese Erkenntnisse veranlassten Emil Langen der bis 1867 Generaldirektor des Sieg Rheinischen Bergwerks und Huttenvereins in Troisdorf gewesen war in der Nahe der Eisenfunde ein Werk zur Verhuttung des Eisenerzes zu errichten Am 24 Juni 1868 wurde daraufhin die Aktiengesellschaft Eisenwerke Salzgitter gegrundet Gegenstand des Unternehmens war die Ausbeutung von Eisensteinfeldern und die Verwertung der geforderten Eisensteine teils durch Verkauf teils durch Verhuttung in einem Hochofenetablissement mit den erforderlichen Nebenanlagen und der Verkauf des produzierten Roheisens 2 Zum Aufsichtsrat des Aktiengesellschaft gehorten u a Albert Schloenbach der die Erzvorkommen erkundet hatte und der Eisenbahnkonig Bethel Henry Strousberg Anhand der hier gewonnenen Erfahrungen liess Strousberg 1869 im benachbarten Posthof bei Othfresen ebenfalls ein Eisenwerk mit vier Hochofen errichten 3 Bau des Eisenwerkes BearbeitenDer Bau des Werkes wurde im Februar 1869 begonnen der erste Roheisenabstich konnte am 12 Oktober 1869 durchgefuhrt werden Das Gelande des Huttenwerkes lag an der Ausfallstrasse nach Gitter sudlich der heutigen Grundstucke Gittertor 40 bis 44 Da die einheimischen Maurer keine Erfahrung im Hochofenbau hatten verpflichtete Langen den Maurer Arnold Hoenerbach aus Koln als Bauleiter den er bereits in Troisdorf kennengelernt hatte Zur Rohstahlerzeugung sollten vier Hochofen gebaut werden Diese waren etwa 16 Meter hoch und nach schottischem Vorbild aus Klinkern gemauert Zur Inbetriebnahme wurden zwei Hochofen fertiggestellt vor diesen lagen die Giesshallen dahinter standen die Kesselhauser Zur Anlage gehorten auch Koksofen zur Herstellung des benotigten Koks Das Kuhlwasser wurde aus mehreren auf dem Werksgelande vorhandenen Quellen und aus Staubecken der Warne bezogen und in sechs Teichen auf dem Huttengelande gespeichert Zwei dieser Teiche dienten der Bevolkerung noch bis in die 1920er Jahre als Badeteich 4 Betrieb des Eisenwerkes BearbeitenDas Eisenerz zum Betrieb seines Werkes bezog Langen von den Gruben Segen Gottes und Morgenrothe spater Grube Finkenkuhle aus den Erzfeldern Zuversicht und Hinterlist bei Kniestedt spater Grube Hannoversche Treue und aus einem Eisensteinstollen an der Grenzlerburg zwischen Gitter und Liebenburg 1868 erwarb Langen das Geviertfeld Salzgitter im Umfeld des spateren Gitterschachtes das aus den fruheren Langenfeldern Untere Landwehr Ferdinandine und Gut Gluck hervorgegangen war 5 Im Bereich der spateren Grube Haverlahwiese besass Langen die Felder Bergmannstrost und Glucksrad Bartelszeche nahe der Ortschaft Steinlah 6 Da seine bei Gross Dohren gelegenen Felder der Grube Fortuna zu weit entfernt waren und daher zu hohe Transportkosten verursachten verkaufte Langen diese 1869 an Strousberg den Besitzer des im gleichen Jahr gegrundeten Eisenwerks Othfresen Fur den Transport des Erzes hatte Langen Schmalspurbahnen vom Eisenwerk zu den Feldern der Finkenkuhle und zur Hannoverschen Treue verlegen lassen Das Erz der Bartelszeche wurde mit Pferdefuhrwerken gebracht ebenso das von der nahen Grenzlerburg Den Zuschlagskalk fur die Hochofen holte man aus dem Kalksteinbruch Fleischerkamp zwischen Salzgitter Bad und Haverlah etwa 500 Meter westlich der Grube Finkenkuhle der Transport des Kalks erfolgte mit Loren uber eine eigens verlegte Bahntrasse 7 Viele der Facharbeiter hatte Langen aus seiner Heimat dem Bergischen Land nach Salzgitter geholt da es hier nicht genugend ausgebildete Berg und Huttenleute gab Fur 1873 sind Zahlenangaben zur Produktion und Beschaftigung uberliefert danach wurden 9146 Tonnen Roheisen erzeugt das Hochofenwerk hatte 250 Beschaftigte weitere 450 Bergleute arbeiteten in den Erzgruben Langens 8 In der Betriebszeit des Werkes geschah eine Reihe von Unglucken deren Ursachen zum Teil in der Unerfahrenheit der Mitarbeiter lagen auch waren haufig Unzulanglichkeiten der Technik der Grund Ein erster schwerer Unfall ereignete sich am 10 Juli 1870 als bei einer Reparatur an einem Hochofen der obere Teil einsturzte und mehrere Arbeiter durch die herabsturzende Glut so schwere Brandverletzungen erlitten dass vier von ihnen starben Auch Emil Langen fiel einem Ungluck zum Opfer als er am 30 September 1870 einen Hochofen inspizierte und es dabei zu einer Explosion kam an deren Folgen er am nachsten Tag verstarb Langen wurde auf dem Voppstedter Friedhof beigesetzt sein Grab ist heute nicht mehr erhalten 9 Ein weiteres schweres Ungluck ereignete sich im September 1873 als ein Dampfkessel explodierte Ursache waren wahrscheinlich fehlerhafte Eisenbleche An den Folgen dieses Unglucks starben funf Mitarbeiter Durch weitere Unglucksfalle verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage sodass die Bilanz fur 1873 mit einem Verlust von 119 765 Talern abgeschlossen wurde 10 Neben den Unglucken fuhrten Absatzschwierigkeiten dazu dass im folgenden Jahr einer der beiden Hochofen ausser Betrieb genommen wurde Grunde fur den schwindenden Absatz waren zum einen Probleme bei der Verhuttung der sauren Erze sodass das erzeugte Roheisen eine vergleichbar schlechte Qualitat aufwies Zum anderen konnten nach der Eingliederung Lothringens als Folge des Deutsch Franzosischen Krieges 1870 71 hochwertigere Minette Erze eingesetzt werden die eine wirtschaftlichere Verhuttung ermoglichten und bessere Stahlqualitaten ergaben Das Eisenwerk Salzgitter wurde daher zum 31 Oktober 1874 geschlossen die Aktiengesellschaft wurde 1877 aufgelost und die Anlagen wurden bis 1892 abgerissen Erhalten geblieben ist ein Wohnhaus am Gittertor das Langen fur seine Angestellten hatte errichten lassen Literatur BearbeitenHeinz Kolbe Zeit des Eisenhungers und der Huttengrundungen in Salzgitter Bad und Othfresen im 19 Jahrhundert In Geschichtsverein Salzgitter e V Hrsg Salzgitter Jahrbuch 1982 Band 4 1982 ISSN 0723 757X S 52 58 Horst Gunther Lange Die Eisenwerke Salzgitter und Othfresen Quellen zu den beiden ersten Grossbetrieben der Eisenerzverhuttung im 19 Jahrhundert In Geschichtsverein Salzgitter e V Hrsg Salzgitter Jahrbuch 1990 Band 12 1990 ISSN 0723 757X S 109 149 Franz Zobel Die Aktiengesellschaft Eisenwerk Salzgitter 1886 1874 Salzgitter 1924 Geschichtsbeilage zur Goslarschen Zeitung vom 31 Dezember 1924 Bergbau in Salzgitter Die Geschichte des Bergbaus und das Leben der Bergleute von den Anfangen bis zur Gegenwart In Amt fur Geschichte Kultur und Heimatpflege der Stadt Salzgitter Redaktion Heinrich Korthober Jorg Leuschner Reinhard Forsterling und Sigrid Lux Hrsg Beitrage zur Stadtgeschichte Band 13 Appelhans Salzgitter 1997 ISBN 3 930292 05 X Die Geschichte des Bergbaus und der Montanindustrie im Salzgittergebiet von den Anfangen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs S 20 22 Wilhelm Bornstedt Der Landkreis Goslar Hrsg Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Die Landkreise in Niedersachsen Band 24 Walter Dorn Verlag Bremen Horn 1970 Der Eisenerzbergbau S 200 201 Einzelnachweise Bearbeiten Max Humburg Max Humburg Lebensbilder aus Salzgitter In Archiv der Stadt Salzgitter Hrsg Beitrage zur Stadtgeschichte Salzgitter 1995 ISBN 3 930292 01 7 Albert Schloenbach S 140 141 Zitat aus Salzgitter Jahrbuch 1990 S 119 Salzgitter Jahrbuch 1990 S 118 119 Salzgitter Jahrbuch 1990 S 114 116 Archiv der Stadt Salzgitter und Dorfgemeinschaft Gitter Hrsg Gitter Zwolf Jahrhunderte Geschichte 1996 S 254 255 Bergbau in Salzgitter S 20 21 Ernst Rudiger Look Geologie Bergbau und Urgeschichte im Braunschweiger Land Geologisches Jahrbuch Heft 88 Hannover 1985 Fleischerkamp Planerkalksteinbruch westlich Salzgitter Bad S 265 Salzgitter Jahrbuch 1990 S 145 Salzgitter Jahrbuch 1990 S 114 Salzgitter Jahrbuch 1990 S 12852 0432 10 360564 Koordinaten 52 2 35 5 N 10 21 38 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenwerk Salzgitter amp oldid 203264883