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Bei dem Eisenbahnunfall von Braunsdorf auch bekannt als Harrasfelsenungluck oder Unfall am Haustein fuhr am 14 Dezember 1913 ein Zug der auf der Bahnstrecke Rosswein Niederwiesa von Frankenberg Sachsen nach Braunsdorf unterwegs war in Gerollmassen die kurz zuvor nach einem Bergrutsch am Harrasfelsen das Sudportal des Harrastunnels teilweise verschuttet hatten 10 Menschen kamen in Folge des Unfalls ums Leben 1 Harrastunnel um 1905Baugleiche Lokomotive der Baureihe IV T wie sie an der Spitze des verungluckten Zuges lief Eine Lokomotive der Baureihe IIIb wie sie als zweite Lokomotive in den Zug eingestellt war Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallhergang 3 Folgen 3 1 Unmittelbare Folgen 3 2 Juristische Aufarbeitung 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenDie Bahnstrecke Rosswein Niederwiesa damals der Koniglich Sachsischen Staatseisenbahnen fuhrt zwischen Frankenberg und Braunsdorf bei Streckenkilometer 32 62 durch den 86 Meter langen Harrastunnel Der zustandige Streckenwarter bewohnte ein Haus das etwas abseits des Tunnels ungefahr in der Mitte des von ihm zu begehenden Streckenabschnitts stand An diesem Abend entlud sich ein Wintergewitter mit starkem Schneefall Er war deshalb gegen 20 45 Uhr den Tunnel abgegangen und hatte alles ordnungsgemass vorgefunden Noch gegen 21 15 Uhr hatte der Zug Nr 1413 den Tunnel anstandslos passiert Unmittelbar vor dem Unfall losten sich vom Harrasfelsen ca 100 m Gestein die den sudlichen Ausgang des Tunnels blockierten ohne ihn ganz zu verschutten Wohl aufgrund des Gewitters wurde dies aber weder von dem Bahnwarter noch von seiner Familie wahrgenommen Ursache des Erdrutsches war dass das Gestein des Harrasfelsens stark zerkluftet war die Sedimente in den Kluften schon uber langere Zeit durch Sickerwasser gelost wurden und durch den Niederschlag wahrend des Gewitters endgultig als Halt fur das Gestein versagten Es geriet ins Rutschen Auf der Strecke verkehrte hier kurz nach 22 15 Uhr als letzter Zug des Abends der Personenzug Nr 1414 von Frankenberg nach Chemnitz Gezogen wurde er von zwei Dampflokomotiven Fuhrend war Lok 1727 eine Lokomotive der Baureihe IV T spater 71 322 Ihr folgte die IIIb Nr 351 Anm 1 Die vorderen Personenwagen des Zuges waren nur schwach mit Passagieren besetzt Insgesamt sollen es etwa 15 Wagen gewesen sein die Angaben dazu schwanken je nach Quelle Unfallhergang BearbeitenAls im Bahnhof Braunsdorf das Einfahrsignal fur den Zug gezogen wurde ging das ohne Probleme allerdings klemmte das zugehorige Vorsignal Der verantwortliche Fahrdienstleiter von Braunsdorf nahm an dass die Mechanik auf dem sehr viel langeren Weg bis zum Vorsignal das sich auf der von Braunsdorf abgewandten Seite des Tunnels befand durch den Frost festgefroren war Mit zwei Mann gelang es den entsprechenden Hebel umzulegen Der Fahrdienstleiter will anschliessend auch noch die Lichter des Zuges vor dem Tunnel gesehen haben Die Lokomotivfuhrer beider Maschinen bemerkten dass das Vorsignal nicht Fahrt frei erwarten zeigte Je nach Quelle ist von einem nur halb gestellten oder einem Halt erwarten zeigenden Signal die Rede Beide Lokomotivfuhrer bremsten Allerdings erkannte einer der Lokfuhrer auch das Fahrt frei zeigende Einfahrsignal fur Braunsdorf auf der anderen Seite des Tunnels Kurz darauf bemerkte der Lokomotivfuhrer der vorderen Lokomotive dass das Ausgangslicht des Tunnels verschwunden war Trotz bereits verringerter Geschwindigkeit und sofort eingeleiteter Notbremsung beider Lokomotiven prallte der Zug auf die Gesteinsmassen am Tunnelausgang mit etwa 50 55 km h auf Durch die damit verbundene starke Erschutterung sturzte weiteres Gestein nach Die fuhrende Lokomotive wurde beim Auffahren auf den Gesteinsschutt von der folgenden Masse des Zuges bis zum Tunnelscheitel hochgedruckt und erreichte mit ihrer Front noch den Tunnelausgang 2 Die Lokomotiven sehr viel stabiler als die nachfolgenden Personenwagen mit Wagenkasten aus Holz wurden dabei nicht einmal stark beschadigt Anm 2 nur ihre Puffer und Laternen brachen ab und es gab Blechschaden Die zweite Lok und die ersten Personenwagen wurden ebenfalls angehoben Die Wagen schoben sich zum Teil so ineinander dass die Gesamtlange des Zuges von 150 auf 100 Meter schrumpfte Sieben Wagen wurden vollig zertrummert weitere beschadigt Nur die letzten drei blieben unbeschadigt im Gleis stehen Folgen BearbeitenUnmittelbare Folgen Bearbeiten Der Unfall forderte 10 Tote davon mindestens vier unmittelbar im Unfallgeschehen 6 erlagen wohl spater ihren Verletzungen Daruber hinaus wurden 53 Menschen verletzt nach anderen Quellen 60 Die Rettungsarbeiten im Tunnel gestalteten sich schwierig Zerborstene Gaslichtleitungen liessen zunachst nur eine Bergung im Dunkeln zu und der Tunnel war weitestgehend mit Trummern gefullt Hilfe kam als erstes von der Braunsdorfer und Frankenberger Feuerwehr einer Sanitatskolonne Freiwilliger des Roten Kreuzes von Sanitatspersonal der Frankenberger 4 Kompanie des Trainbataillons Nr 19 und von ortlichen Arzten Diese wurden spater durch weitere herbeigerufene Arzte unterstutzt Der Fahrdienstleiter von Braunsdorf forderte um 22 44 Uhr den Hilfszug an Die Meldung erreichte um 22 50 Uhr den Hauptbahnhof Chemnitz und der Hilfszug verliess den Bahnhof Chemnitz um 23 31 Uhr Diesem folgten zwei weitere Zuge aus Hainichen und Leipzig Noch in der Nacht reiste der Prasident der Staatsbahn Prof Dr Richard Ulbricht aus Dresden an Gegen 4 Uhr morgens waren alle Uberlebenden gerettet Mittlerweile rutschte erneut Gestein nach so dass der Tunnel nur noch von der Frankenberger Seite aus begangen werden konnte Am 16 Dezember konnten die letzten Trummer der Personenwagen und die hintere Lokomotive aus dem Tunnel geborgen werden Am 17 Dezember wurde der Ausgang auf Braunsdorfer Seite wieder geoffnet und am 20 Dezember die vordere Lokomotive aus der Unfallstelle geborgen Am gleichen Tag besuchte Ernst von Seydewitz als sachsischer Finanzminister auch zustandig fur die Staatsbahn mit einem Sonderzug die Unfallstelle Am 23 Dezember wurde mittags mit dem Zug Nr 1407 aus Richtung Chemnitz der Bahnbetrieb uber die Unfallstelle wieder aufgenommen Bis dahin wurde der Personenverkehr mit Omnibussen als Schienenersatzverkehr auf der Strasse um die Unfallstelle herum geleitet Der Unfall gehort noch heute zu den zehn schwersten Eisenbahnunfallen Sachsens Der Sachschaden an den Fahrzeugen belief sich auf ca 27 000 Mark an Verletzte und Hinterbliebene zahlte die Staatsbahn zunachst rund 46 000 Mark Juristische Aufarbeitung Bearbeiten Einer der bei dem Unfall Verletzten ein Maschinenbauschuler und spaterer Vorarbeiter gab sich nicht mit einer Abfindung zufrieden und klagte auf Schadenersatz gegen die Koniglich Sachsischen Staatseisenbahnen durch alle Instanzen Er verlangte nicht nur eine hohere Entschadigung sondern auch 2 880 Mark jahrliche Rente und Schmerzensgeld Das Landgericht Dresden 1914 und das Konigliche Oberlandesgericht Dresden in zweiter Instanz 1917 wiesen die Klage ab und begrundeten dies damit dass der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis ausgelost wurde also durch hohere Gewalt die Bahn deshalb nicht schuldhaft gehandelt habe also auch nicht hafte Das Reichsgericht dagegen befand dass die Staatsbahn aufgrund der dem Eisenbahnbetrieb innewohnenden Betriebsgefahr haften konne auch wenn der Bahn kein schuldhaftes Handeln anzulasten war und verwies das Verfahren an das Oberlandesgericht zuruck Dieses bejahte im Marz 1918 fur einen Teil der geltend gemachten Forderungen im Grundsatz eine Haftung der Bahn aus Betriebsgefahr und verwies den Prozess wegen der Hohe der Entschadigung an das Landgericht zuruck Die Staatsbahn legte gegen diese Entscheidung Revision ein die das Reichsgericht aber im September 1918 zuruckwies Hinsichtlich der durch das Oberlandesgericht noch nicht entschiedenen Anspruche auf Schmerzensgeld und dauerhafte Behinderung kam es zu einem weiteren Prozess vor dem Oberlandesgericht Weil der Klager eine dauerhafte Behinderung nicht nachweisen konnte wurde die Klage in diesem Punkt zuruckgewiesen Fur einen Schmerzensgeldanspruch hatte er ein Verschulden der Staatsbahn beweisen mussen Das aber gelang ihm nicht Mit Urteil vom 4 Dezember 1919 wurde die Klage abgewiesen 1920 verglichen sich die Parteien Gegen eine Abfindung von 35 000 Mark und die Ubernahme der Prozesskosten durch den Staat verzichtete der Klager darauf Anspruche geltend zu machen Literatur BearbeitenManfred Ernst Schatten der Eisenbahngeschichte Bd 6 Eisenbahnunfalle in Sachsen von den Anfangen bis 1945 2002 Andreas Knipping Die Eisenbahn zu Kaisers Zeiten Freiburg 2012 S 108 Andreas Petrak Die Eisenbahn Niederwiesa Rosswein Kenning Nordhorn 2006 ISBN 3 927587 84 2 S 144 149 Hans Joachim Ritzau Schatten der Eisenbahngeschichte Bd 2 Katastrophen der deutschen Bahnen Teil 2 Gesamtchronik 1845 1992 Rotten und Arbeitsunfalle Bahnanschlage Zusammenpralle an Bahnuberwegen SBZ und DDR 3 Aufl 1993 ISBN 3 921304 86 5Weblinks BearbeitenFoto mit verungluckter LokomotiveAnmerkungen Bearbeiten Gebaut als 951 1877 bei Hartmann und ursprunglich mit der Nr 500 und dem Namen Memphis versehen Die vordere IIIb wurde erst 1933 ausser Dienst gestellt die folgende IV T lief bis 1922 Einzelnachweise Bearbeiten Auer Tageblatt 15 Dezember 1913 S 3 Ein Foto der fuhrenden Lokomotive die in den Felsmassen feststeckt aber im Tunnelmund zu sehen ist zeit Knipping S 108 50 8884 13 0241 Koordinaten 50 53 18 2 N 13 1 26 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Braunsdorf amp oldid 238858760