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Sir Edward Frankland 18 Januar 1825 in Churchtown bei Lancaster 9 August 1899 in Golaa Gudbrandsdalen Norwegen war ein englischer Chemiker Frankland synthetisierte metallorganische Verbindungen und fuhrte den Begriff der Sattigungskapazitat in die organische Chemie ein Die Sattigungskapazitat war der gedankliche Vorlaufer der Valenz Edward Frankland um 1870 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wissenschaftliches Werk 3 Auszeichnungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFrankland war nach dem Besuch der Lancaster Royal Grammar School Gymnasium sechs Jahre lang Apothekergehilfe in seiner Heimatstadt 1845 ging er nach London und studierte im Museum of Practical Geology Chemie bei Lyon Playfair Frankland traf dort auf Hermann Kolbe befreundete sich mit ihm und folgte ihm spater nach Marburg um im Labor von Robert Bunsen zu forschen In Marburg wurde Frankland im Jahr 1849 mit einer Dissertation Ueber die Isolirung des Radicales Aethyl promoviert Seine Frau Sophie geborene Fick 1821 1874 die er im Jahre 1851 heiratete 1 lernte er in Marburg kennen sie war eine Schwester von Adolf Fick Im Jahr 1851 erhielt Frankland den Lehrstuhl in Chemie am Owen s College in Manchester 1858 wurde er Vorstand der chemischen Abteilung am St Bartholomew s Hospital in London 1863 wurde Frankland Nachfolger von Michael Faraday an der Royal Institution of Great Britain und 1865 der Nachfolger von August Wilhelm von Hofmann am Royal College of Chemistry Spater wurde das Royal College of Chemistry in Normal School of Science umbenannt Im Jahre 1868 wurde Frankland in eine konigliche Kommission zur Untersuchung der Gewasserverschmutzung und fur Uberlegungen zur Wasseraufbereitung berufen Im Jahr 1873 starb seine Frau Im Jahr 1885 legte er seine Professur nieder und zog sich auf seinen Landsitz The Yews in Reigate Grafschaft Surrey zuruck Er war Mitglied des X Clubs Frankland verstarb wahrend eines Urlaubsaufenthaltes in Norwegen Er wurde in Reigate beigesetzt Sein Sohn Percy Faraday Frankland war ebenfalls Chemieprofessor Wissenschaftliches Werk BearbeitenAls Frankland seine Arbeiten begann waren noch keine Strukturformeln bekannt grundlegende Entdeckungen zur Darstellung von chemischen Verbindungen und funktionellen Gruppen waren noch unbekannt Kolbe und Frankland wollten zunachst die Radikaltheorie von Jons Jacob Berzelius bestatigen Die Fortentwicklung der Radikaltheorie war die Paarungstheorie Pelouze hatte im Jahr 1834 durch das Erhitzen von basischem Ethylsulfat mit Kaliumcyanid eine Verbindung erhalten die er als Cyanwasserstoffether Propylnitril bezeichnete Von Alkali wurde die Verbindung kaum angegriffen Ein Jahr spater wurde von Jean Baptiste Dumas und Peligot das Methylnitril Acetonitril durch Erhitzen von Dimethylsulfat und Kaliumcyanid erhalten Im Jahr 1844 hatte Hermann Fehling aus Ammoniumbenzoat nach trockener Destillation eine Substanz erhalten die er Benzonitril nannte 2 Nach Kolbe und Frankland paarte sich die Oxalsaure Carboxygruppe mit einem Phenylradikal zu Benzoesaure mit einem Methylradikal zu Essigsaure mit einem Ethylradikal zur Propionsaure Die beiden Forscher behaupteten im Jahr 1847 eine Nitrilgruppe verhielte sich ganz ahnlich wie die Oxalsaure Carboxygruppe 3 Kolbe und Frankland folgten der Darstellung von Pelouze Sie erhielten sehr sauberes Acetonitril Auch Propylnitril erhielten sie in sehr reiner Form Die beiden Verbindungen konnten sie in die Essig und Propionsaure durch Erhitzen in Lauge umwandeln Zu gleicher Zeit entwickelte auch Dumas ein gutes Verfahren zur Darstellung von Acetonitril durch das Erhitzen von Ammoniumacetat mit Phosphorpentoxid 4 Frankland stellte 1848 zusammen mit Hermann Kolbe den ersten synthetischen Heterozyklus aus Propionitril und elementarem Kalium das Kyanathin oder moderner 4 Amino 2 6 diethyl 5 methylpyrimidin her dessen Struktur damals noch nicht aufgeklart werden konnte 5 Nach Uberlegungen von Bunsen zur Isolierung des reinen Methylradikals tropfelten Frankland und Kolbe das Acetonitril auf etwas Kalium Das entstandene unbekannte Gas wurde nach der Methode von Bunsen untersucht Statt des erwarteten Methylradikals entstand jedoch ein Gas mit der gleichen chemischen Zusammensetzung wie das Methylradikal jedoch mit dem doppelter Molmasse es war das Ethan Durch gleichzeitige Einwirkung von Chlorgas auf das entstehende Gas erhielten sie ein chlorhaltiges Gas Methylchlorid das sich nicht wie Ethylchlorid in einem Eisbad isolieren liess In dieser Phase der Entwicklung wurde das Atomgewicht von Kohlenstoff in organischen Stoffen noch fehlerhaft interpretiert In den chemischen Formeln erschienen daher zwei Kohlenstoffatome fur Ameisensaure Methanol und vier Kohlenstoffatome fur Essigsaure Bislang war nur das Ethylchlorid bekannt das damals noch als Methylchlorid angesehen wurde Daher deuteten Kolbe und Frankland das entstandene Produkt falsch Charles Gerhardt vermutete dass bei der Reaktion von Acetonitril auf Kalium nicht Ethylchlorid entstanden sei sondern das Methylchlorid 6 Ebenfalls im Jahr 1848 stelle Frankland auch die erste zinnorganische Verbindung das Diethylzinndiiodid als eine klare farblose Flussigkeit her welche er durch Umsetzung von Ethyliodid mit elementarem Zinn erhielt 7 Wahrend Kolbe nun nach Braunschweig ging um das Handbuch fur Chemie anzufertigen blieb Frankland bei Bunsen in Marburg Frankland stellte das Ethyliodid her um das Radikal Ethyl zu isolieren Ahnlich wie bei der Untersuchung von Acetonitril auf Kalium hoffte Frankland mit einem aktiven Metall das Ethyliodid in das Radikal zu zerlegen Er schmolz das Ethyliodid mit Zink in ein Glasrohrchen ein und erhitzte das Glasrohrchen 8 Dabei erhielt er ein Gas das tatsachlich die chemische Zusammensetzung eines Ethylradikals besass Der Versuch wurde mit Methyliodid und Zink wiederholt Dabei entstand ein Gas das die chemische Zusammensetzung eines Methylradikals tatsachlich Ethan besass Der kristalline Ruckstand im Rohrchen wurde von Frankland gepruft Mit etwas Wasser entstand sofort Methangas Der kristalline Ruckstand wurde von Frankland destilliert dabei erhielt er eine Verbindung die er als Zinkmethyl Dimethylzink bezeichnete 9 Auch mit Zinkethyl Diethylzink fuhrte Frankland die Destillation aus Wahrend Frankland zu diesem Zeitpunkt noch an die Isolierung der reinen Methyl und Ethylradikale glaubte wurde von Laurent und Gerhardt die Ansicht vertreten dass die Formeln statt Methylradikal Ethan statt Ethylradikal Butan verdoppelt werden mussten 10 August Wilhelm von Hofmann konnte aufgrund der Siedepunkte diese Behauptung unterstutzen 11 Das Zinkethyl spielte eine wesentliche Rolle bei der Molekultheorie nach Stanislao Cannizzaro Im Jahr 1852 sagte sich Frankland auch von der Paarungstheorie los 12 Er entwickelte die Theorie der Sattigungskapazitat der chemischen Elemente Die Elemente Zink Zinn Arsen Phosphor Stickstoff Antimon Quecksilber wurden von ihm bezuglich der Bindungsfahigkeiten zu Sauerstoff und Ethylradikalen untersucht Frankland konnte zeigen dass Stickstoff Phosphor und Arsen sowohl funf als auch drei Aquivalente binden konnen Die Sattigungskapazitat war der gedankliche Vorlaufer fur die Atomigkeit und der spateren Valenz Nach 1851 ubernahm Frankland wissenschaftliche Arbeiten im offentlichen Interesse Die Technik der Heiz und Leuchtgasindustrie wurde von ihm untersucht Er gab Empfehlungen fur die Fabrikations und Reinigungsmethoden des Leuchtgases Im Jahr 1854 untersuchte er die Lichtstarke eines von ihm entwickelten Brenners 1862 wurden von ihm die Lichtstarke und die Zusammensetzung des Leuchtgases untersucht Ab 1865 gab er Anregungen zur Verbesserungen der Lage von Abwassern im Industrie und Wohnbereich sowie der Versorgung der Haushalte mit frischem Trinkwasser Er fuhrte sowohl chemische als auch bakteriologische Wasseranalysen durch und verbesserte die Untersuchungsmethoden Ab 1875 verfasste er jahrliche Berichte uber die Lage des Trinkwassers im Wohnbereich und uber die Verunreinigungen der Flusse Neben diesen technischen Aufgaben im offentlichen Interesse fand er mit seinem Mitarbeiter Baldwin Francis Duppa Zeit fur chemische Forschungen Duppa und Frankland stellten aus Zinkalkylen die Bortrialkylverbindungen Triethylbor her die unter Luftzutritt in gemischte Boralkylester ubergingen Essigester setzten Frankland und Duppa mit Natrium und Ethyliodid zum Buttersaureethylester bzw deren dialkylierten Derivat um 13 Dabei erhielten sie auch Acetessigester 14 1859 nahm er an einer Expedition John Tyndalls auf den Mont Blanc teil Er untersuchte wie sich eine Kerzenflamme bei Veranderung des Luftdruckes verhalt stellte jedoch fest dass die Abbrennrate unbeeinflusst vom Luftdruck blieb Er fand allerdings heraus dass auf dem Gipfel das Licht der Kerze sehr schwach wurde Frankland gehorte zu den Entdeckern des Heliums Er stellte 1868 im Sonnenspektrum eine gelbe Linie fest die zu keinem bis dahin bekannten Stoff gehorte und mit einem hypothetischen Element dem damals noch unbekannten Helium erklart wurde Auszeichnungen Bearbeiten1853 wurde er als Fellow in die Royal Society gewahlt 1887 und 1888 war er Vizeprasident der Royal Society Die Royal Society verlieh ihm 1857 die Royal Medal und 1894 die Copleymedaille Die Chemical Society wahlte ihn 1871 das Institut of Chemistry bei seiner Grundung zum Prasidenten 1866 wurde er korrespondierendes Mitglied und 1895 associe etranger der Academie des sciences in Paris 15 1869 wurde er zum auswartigen Mitglied der Bayerischen und 1873 der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 16 1875 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Preussische Akademie der Wissenschaften 17 und am 3 Dezember 1876 in die Russische Akademie der Wissenschaften in St Petersburg aufgenommen 18 1884 wurde er Ehrenmitglied Honorary Fellow der Royal Society of Edinburgh 19 Im Jahre 1897 wurde Edward Frankland als Knight Commander des Order of the Bath KCB geadelt Schriften BearbeitenUeber die Isolirung des Aethyls Inaugural Dissertation welche mit Genehmigung der philosophischen Facultat zu Marburg zur Erlangung der Doctorwurde einreicht Edward Frankland aus Lancaster Marburg 1849 Druck von George sic Westermann in Braunschweig 45 Seiten Literatur BearbeitenColin A Russell Edward Frankland Chemistry Controversy and Conspiracy in Victorian England Cambridge University Press 1996 Colin A Russell Lancastrian Chemist The Early Years of Sir Edward Frankland 1986 Frankland Sir Edward In Encyclopaedia Britannica 11 Auflage Band 11 Franciscans Gibson London 1910 S 23 englisch Volltext Wikisource Carl Graebe Geschichte der organischen Chemie Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1920 S 149 ff Johannes Wislicenus Sir Edward Frankland In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 33 1901 S 3847Weblinks BearbeitenInformationen zu und akademischer Stammbaum von Edward Frankland bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten Kurzbiografie in deutscher Sprache nach Colin A Russells S 10 Liebigs Ann Chem 49 91 1844 Phil Mag 266 1847 Comptes rendus de l Acad d Sc 25 442 474 656 1847 von Meyer E 1880 Ueber Kyanathin und daraus hervorgehende neue Basen Journal fur Praktische Chemie 22 261 288 doi 10 1002 prac 18800220118 Comptes rendus des travaux de chimie par Laurent et Gerhardt 19 1849 Bernard Jousseaume Organometallic synthesis and chemistry of tin and lead compounds In link springer com Abgerufen am 3 Mai 2015 englisch Liebigs Ann Chem 71 171 1849 Liebigs Ann Chem 71 213 1849 Comptes rendus des travaux de chimie par Laurent et Gerhardt 233 1850 Liebigs Ann Chem 77 161 1851 Liebigs Ann Chem 85 329 1853 Liebigs Ann Chem 138 204 328 Philos Trans 156 37 Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe F Academie des sciences abgerufen am 15 November 2019 franzosisch Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 84 Mitglieder der Vorgangerakademien Sir Edward Frankland Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 24 Marz 2015 Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Frankland Edward Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 15 November 2019 russisch Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 Royal Society of Edinburgh abgerufen am 6 Dezember 2019 Normdaten Person GND 11938177X lobid OGND AKS LCCN n82073702 VIAF 35265209 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frankland EdwardALTERNATIVNAMEN Frankland Sir Edward vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG englischer ChemikerGEBURTSDATUM 18 Januar 1825GEBURTSORT Churchtown bei Lancaster Lancashire STERBEDATUM 9 August 1899STERBEORT Golaa Gudbrandsdalen Norwegen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edward 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