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Eduard Langhans 20 April 1832 in Guttannen 9 Januar 1891 in Bern war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer Eduard Langhans Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schriftstellerisches und theologisches Wirken 1 2 Leitfaden Streit 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEduard Langhans war der Sohn des Pfarrers Daniel Friedrich Langhans 13 Januar 1796 in Schupfen 31 Marz 1875 in Munchenbuchsee 1 und dessen erster Ehefrau Elisabeth 15 Mai 1801 in Reutigen 30 Juni 1844 in Bern Tochter von Johannes Kernen 2 Seine Geschwister waren Ernst Friedrich Langhans Theologe verheiratet mit Maria Sophia 1839 in Bern 1909 Tochter des Pfarrer Samuel Ziegler 1804 1852 Maria Elisabeth Langhans 10 Dezember 1830 in Guttannen 20 Januar 1869 in Munchenbuchsee Paul Karl Gustav Langhans 23 Dezember 1833 in Munchenbuchsee 15 Marz 1837 ebenda Er immatrikulierte sich an der Universitat Bern und begann ein Theologiestudium das er spater an der Universitat Tubingen und an der Universitat Berlin fortsetzte Wahrend des Studiums horte er die Vorlesungen des Alttestamentlers Gottlieb Ludwig Studer der alttestamentliche Texte einer kritischen historischen Analyse unterzog und damit seiner Denkart entgegenkam wahrend der praktische Theologe Bernhard Karl Wyss 1793 1870 3 der althergebrachten orthodoxen Lehre verpflichtet war und fur die kirchliche Praxis damit massgebend blieb hiermit wollte sich Eduard Langhans jedoch nicht abfinden Nach Beendigung des Studiums wurde er 1855 im bernischen Ministerium aufgenommen dies brachte ihm jedoch den Vorwurf der kirchlich Orthodoxen ein es fehle ihm am inneren Beruf zum Geistlichen In den verschiedenen Vikariatsverwendungen fand er indes Freunde die fur seine spatere Laufbahn wichtig werden sollten darunter Albert Bitzius Sohn von Jeremias Gotthelf und Johann Jakob Kummer 1828 1913 4 Er erganzte seine Bildung durch einen Studienaufenthalt von 1858 bis 1859 in Berlin und 1860 an der 1808 gegrundeten Theologischen Fakultat in Montauban das zur Universitat Toulouse gehorte An der Universitat Berlin horte er die Vorlesungen von Wilhelm Vatke Theologie und Heinrich Gustav Hotho Asthetik sowie die des Kunsthistorikers Gustav Friedrich Waagen in Montauban lernte er durch Jules Steeg 1836 1898 und P Goy den franzosischen Protestantismus kennen 1861 wurde er nach anfanglichen Bedenken der Wahlbehorde Lehrer fur Religion anfangs mit Geographie am Staatlichen Lehrerseminar im Schloss Munchenbuchsee 1877 erfolgte seine Habilitation in Ethik und 1881 wurde er Nachfolger seines Bruders als Ordinarius fur Dogmatik Ethik und Religionsgeschichte an der Universitat Bern deren Rektor er von 1888 bis 1889 war 1880 trat er als Seminarlehrer zuruck ubernahm kirchliche Funktionen in Laupen und unterrichtete am hoheren Gymnasium Hebraisch Eduard Langhans war seit dem 28 Juni 1863 in Hindelbank verheiratet mit Maria Charlotte 19 Dez 1832 in Bern 1891 Tochter von Albrecht Friedrich Stettler 1796 1849 5 Sekretar der Justiz und Polizeidirektion Regierungsstatthalter in Interlaken Professor des Strafrechts Die Ehe blieb zwar kinderlos jedoch nahmen sie zwei Adoptivtochter auf Schriftstellerisches und theologisches Wirken Bearbeiten Seine Schrift Die heilige Schrift Ein Leitfaden fur den Religionsunterricht das die historische Bibel und Dogmenkritik der jungeren Tubinger Schule unter anderem von Ferdinand Christian Baur und David Friedrich Strauss darstellte entfachte von 1866 bis 1868 den Leitfaden Streit 6 Gemeinsam mit seinem Bruder und Albert Bitzius grundete er 1866 den Kirchlichen Reformverein der spater ein Zweig des 1871 gegrundeten Schweizerischen Vereins fur freies Christentum wurde Der Verein begann im Oktober 1866 die Reformblatter aus der bernischen Kirche herauszugeben Durch die Reformblatter die Eduard Langhans mitredigierte verschaffte sich der theologische Liberalismus Gehor 7 Er entwickelte sich im weiteren Verlauf zu einer fuhrenden Gestalt der religios liberalen Reformbewegung der sogenannten Reformer Leitfaden Streit Bearbeiten 1865 veroffentlichte Eduard Langhans sein Religionslehrbuch fur den Unterricht am Lehrerseminar das in der Folge eine grosse Diskussion in der reformierten Kirche Bern ausloste weil er darin seinen Ansatz eines confessionslosen Religionsunterrichts darlegte die Konfessionslosigkeit sah er in der nicht wortlichen Auslegung der Heiligen Schrift Er stellte sich gegen die wortliche Auslegung der Heiligen Schrift und ubernahm die in Grundsatzen entwickelte historisch kritische Methode und lehnte sich damit an die Tubinger Schule an wie sie von Ferdinand Christian Baur und seinem Schuler David Friedrich Strauss und weiteren begrundet worden war 8 Mit seinem Ansatz fur ein empirisch gepragtes Bibelverstandnis loste er sich von der bisherigen Tradition der wortlichen Offenbarungsstruktur und ermoglichte einen Neuzugang auch fur den Religionsunterricht Der wissenschaftsorientierte Umgang mit den biblischen Zeugnissen begrundete dadurch letztlich die Forderung eines konfessionslosen Religionsunterrichts Gegen diese Form des Religionsunterrichts wandten sich unter anderem Pfarrer Ludwig Fellenberg 1807 1886 Mitglied des Kirchenvorstands der Munstergemeinde Bern weil seiner Meinung nach die Aufgabe der wortlichen Interpretation der biblischen Schrift zu einem Verlust kirchlicher Autoritat fuhren wurde und damit waren die Fundamente der Gesellschaft in Gefahr 1865 initiierte Grossrat Otto von Buren 1822 1888 eine Diskussion inwieweit der neue Ansatz im Leitfaden mit der Autoritat der Kirche in Einklang stunde hierbei verwarf er die neuen Ideen und sah in dem Buch eine Gefahr fur Kirche und Staat Der Erziehungsdirektor Johann Jakob Kummer 1828 1913 allerdings nahm Eduard Langhans und damit auch seine Ideen mit der Begrundung in Schutz dass die neuen Lehren unter den Lehrpersonen durchaus mehrheitsfahig seien Auch in den beiden kirchlichen Synoden der Bezirkssynode der Munstergemeinde Bern vom 23 Mai und der Kantonssynode vom 19 Juni 1866 fuhrte das Lehrbuch zu heftigen Auseinandersetzungen die protestantische Kirche des Kantons Bern versuchte zwar die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung einzubinden damit entflammte jedoch ein Konflikt zwischen orthodoxen und liberalen Vertretern weil der empirische Wissenschaftsansatz nach Meinung der orthodoxen Theologen zum Verlust des Fundaments des Offenbarungsprinzips und damit auch zum Verlust der Stabilitat von Kirche und Staat fuhrte Es blieb aber nicht nur bei einer inhaltlichen Auseinandersetzung Vielmehr forderte Rudolf Emanuel Wurstemberger Steiger 1808 1876 9 ein weiterer Kritiker die Bezirkssynode dazu auf das Buch am Lehrerseminar zu verbieten als auch Eduard Langhans als Seminarlehrer bruderlich zu ermahnen Einige Mitglieder der Bezirkssynode versuchten die hitzigen Diskussionen zu deeskalieren indem sie die Wirkung des Religionsunterrichts am Lehrerseminar relativierten so zum Beispiel Amtsrichter Friedrich Staub 1777 1868 aus Belp Ganz auf die Seite von Eduard Langhans schlugen sich sein Bruder Ernst Friedrich Langhans 1829 1880 und sein Vater Daniel Friedrich Langhans 1796 1875 der erste Direktor des 1833 gegrundeten staatlichen Lehrerseminars Munchenbuchsee nach seinem Bruder ware eine bruderliche Ermahnung nur Ausdruck einer Scheinheiligkeit weil die Gegner das Seminar nie besucht hatten und daher auch nicht wussten wie der Unterricht tatsachlich vonstattengehe Sein Vater wies darauf hin dass eine Eskalation zwischen der bernischen Kirche und der bernischen Lehrerschaft damit vorprogrammiert ware In der nachfolgenden Kantonssynode vom 19 Juni 1866 wurde das Anliegen der Bezirkssynode der Munstergemeinde Bern erneut diskutiert Der auch in der Kantonssynode amtierende Otto von Buren wies nochmals auf die unbedingte Autoritat der Heiligen Schrift hin und verwarf den empirischen Ansatz von Langhans Regierungsrat Johann Jakob Kummer wies darauf hin dass eine direkte Einflussnahme vonseiten der kirchlichen Synode keinen Erfolg bei der bernischen Regierung haben wurde weil die damalige Regierung bei der Wahl von Eduard Langhans froh gewesen sei einen kompetenten Mann gefunden zu haben Dabei betonte er auch dass eine Regierung keine theologischen Ausrichtungen favorisieren durfe da damit selbst die heterogen verfasste Landeskirche zugrunde gerichtet wurde In der Grossratsdiskussion vom 29 November 1866 wurde ein Antrag von Otto von Buren mit 73 zu 61 Stimmen angenommen der den Religionsunterricht am staatlichen Lehrerseminar untersuchen sollte jedoch kam es nie dazu Es gab weder eine Untersuchung durch die Regierung noch sonst irgendwelche Konsequenzen durch das Parlament oder die Regierung Die Sache verlief demnach im Sande wohl nicht ohne Zutun der Regierung die das Seminar unterstutzte In der Folge kam es zu einer Trennung zwischen orthodox pietistischer und liberaler Theologie innerhalb der reformierten Kirche Bern Der Konflikt um den Leitfaden war in der Folge ein wichtiges Motiv fur die Grundung des Vereins fur freies Christentum der Bernischen Landeskirche am 14 August 1866 Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten1883 ernannte ihn die Universitat Zurich zum Dr h c Schriften Auswahl BearbeitenDie heilige Schrift Ein Leitfaden fur den Religionsunterricht Bern Verlag der J Dalp schen Buchhandlung 1865 Der Religionsunterricht am Seminar zu Munchenbuchsee Eine Schutz und Trutzschrift Bern 1866 Stimme eines Laien uber den Leitfaden beim Religionsunterricht Bern 1866 Rudolf Konig Eduard Langhans Oeffentliches Zeugniss gegen die neue Religionslehre im Schullehrerseminar zu Munchenbuchsee Bern 1866 Mein Religionsunterricht am Seminar Munchenbuchsee Munchenbuchsee 1866 Die Entstehung der Evangelien Langenthal 1868 Der Prophet Jesaia Bern 1872 Handbuch der biblischen Geschichte Bern 1875 und 1880 Von den Anfangen Israel s bis zur Ruckkehr aus dem babylonischen Exil Bern Th Dalp sche Buchhandlung F Schmidt 1875 Die Landeskirche und die Sekten Bern 1888 Johann Calvin und die Reformation von Genf eine Volksschrift Bern 1888 Eduard Langhans Rudolf Steck Emil Hegg Ein Zeuge der Geistesfreiheit Aufsatze Vortrage Reisebriefe Bern Schmid Francke amp Co 1891 Literatur BearbeitenEduard Langhans In Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz 1927 S 603 PDF Ed uard Guder Offener Brief am Herrn Eduard Langhans Bern 1866 Urs Meyer Langhans Eduard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 602 Digitalisat Urs Meyer Der Streit um den Leitfaden von Eduard Langhans In Ulrich Neuenschwander und Rudolf Dellsperger Hgg Humanitat und Glaube Gedenkschrift fur Kurt Guggisberg Bern Haupt 1973 S 171 191 Werner Raupp Eduard Langhans In Historisches Lexikon der Schweiz 22 November 2007 Werner Raupp Langhans Eduard In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Bd 19 Nordhausen Traugott Bautz 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 870 873 Giovanni Andrea Scartazzini Die theologisch religiose Krisis in der Bernischen Kirche Biel Steinheil 1867 S 90 f Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Eduard Langhans im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Eduard Langhans In Portrait Archiv Einzelnachweise Bearbeiten Christoph Zurcher Daniel Friedrich Langhans In Historisches Lexikon der Schweiz 22 November 2007 abgerufen am 29 Februar 2020 Elisabeth Kernen oo Daniel Friedrich Langhans In Berner Geschlechter Personen Abgerufen am 29 Februar 2020 Rudolf Dellsperger Bernhard Karl Wyss In Historisches Lexikon der Schweiz 28 November 2013 abgerufen am 29 Februar 2020 Peter Stettler Johann Jakob Kummer In Historisches Lexikon der Schweiz 29 Oktober 2007 abgerufen am 29 Februar 2020 Christoph Zurcher Albrecht Friedrich Stettler In Historisches Lexikon der Schweiz 10 Januar 2013 abgerufen am 29 Februar 2020 E Bloesch Geschichte der schweizerisch reformierten Kirche BoD Books on Demand 2015 ISBN 978 3 7340 0766 8 google de abgerufen am 29 Februar 2020 Martin Pernet Nietzsche und das fromme Basel Schwabe AG 2014 ISBN 978 3 7965 3309 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 29 Februar 2020 Guido Estermann Religionsunterricht in der staatlichen Lehrerbildung im 19 und 20 Jahrhundert Exemplarische Beispiele im Kanton Bern und Luzern In Zeitschrift fur Religionskunde 2016 abgerufen am 29 Februar 2020 Thomas Schmid Rudolf Emanuel von Wurstemberger In Historisches Lexikon der Schweiz 27 November 2013 abgerufen am 29 Februar 2020 Normdaten Person GND 136299830 lobid OGND AKS LCCN no93019128 VIAF 48798993 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Langhans EduardALTERNATIVNAMEN Langhans Ed KURZBESCHREIBUNG Schweizer evangelischer Geistlicher und HochschullehrerGEBURTSDATUM 20 April 1832GEBURTSORT GuttannenSTERBEDATUM 9 Januar 1891STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Langhans amp oldid 231373126