www.wikidata.de-de.nina.az
Edmund Goldschagg 11 Oktober 1886 in Freiburg im Breisgau 7 Februar 1971 in Munchen war ein deutscher Journalist und Verleger Als Redakteur des Sozialdemokratischen Pressedienstes und der Munchener Post in der Weimarer Zeit unterlag er in der Zeit des Nationalsozialismus einem Berufsverbot als Journalist 1943 44 versteckte seine Familie die von Deportation und Tod bedrohte Judin Else Rosenfeld Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zusammen mit Franz Josef Schoningh August Schwingenstein und dem nachgeruckten Werner Friedmann einer der Grunder und Lizenznehmer der Suddeutschen Zeitung SZ Von deren erster Ausgabe am 6 Oktober 1945 an bis 1951 war er Chefredakteur der SZ und blieb bis zu seinem Tod deren Mitherausgeber Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Volontar und erster sozialdemokratischer Offizier im Ersten Weltkrieg 1 2 Nachrichtenredakteur bei der SPD Presse bis 1933 1 3 Im Nationalsozialismus 1 4 Lizenztrager Chefredakteur und Mitherausgeber der Suddeutschen Zeitung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn des Schriftsetzers Rudolf Goldschagg und dessen Ehefrau Elise Goldschagg geborene Wirth besuchte zunachst die Volksschule dann die Oberrealschule in Freiburg ehe die Familie 1899 nach Karlsruhe ubersiedelte weil der Vater dort die Buchdruckerei der neu gegrundeten sozialdemokratischen Parteizeitung Der Volksfreund ubernahm und er selbst auf ein Karlsruher Gymnasium wechselte Da die Familie 1904 ins elsassische Mulhausen umzog der Vater ubernahm dort eine Druckerei in der das SPD Parteiorgan gedruckt werden sollte machte Goldschagg 1906 sein Abitur auf einem dortigen Gymnasium 1 Danach studierte Goldschagg an den Universitaten in Munchen Berlin und Heidelberg Geschichte Wirtschaftswissenschaften und Sprachen Er verliess aber die Universitat Heidelberg im Herbst 1913 ohne Abschluss und wurde Journalist Im Dezember 1913 trat er in die SPD ein damals in seiner Region noch Sozialdemokratischer Verein fur den 12 Badischen Wahlkreis Heidelberg genannt und erhielt die Mitgliedsnummer 698 2 Volontar und erster sozialdemokratischer Offizier im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Goldschagg wurde im Januar 1914 Volontar der sozialdemokratischen Zeitung Volksstimme in Chemnitz die Gustav Noske als Chefredakteur leitete In erster Linie kummerte sich der Redakteur Ernst Heilmann 1940 wurde er im KZ Buchenwald ermordet um die Ausbildung Goldschaggs Da Heilmann sich bei Noske fur seinen Volontar einsetzte kam Goldschagg schon nach einem halben Jahr Volontariat zum sozialdemokratischen Presseburo in Chemnitz Unterbrochen wurde seine journalistische Tatigkeit durch den Ersten Weltkrieg zu dem er im Oktober 1914 als Feldwebel in ein sachsisches Armeekorps eingezogen wurde Bereits am 16 Oktober 1914 erlitt er auf einer Infanterie Patrouille in den Vogesen eine schwere Verwundung so dass er den Winter 1914 15 im Lazarett verbrachte und im Fruhjahr 1915 als Offiziersstellvertreter zu seiner Einheit an die Westfront in Frankreich zuruckkehrte Am 16 Dezember 1915 folgte Goldschaggs Beforderung zum Leutnant er war damit der erste sozialdemokratische Offizier in der Armee des Kaiserreichs 3 Bei dieser Beforderung hatte er davon profitiert dass die SPD im Reichstag ihre weitere Zustimmung zu Kriegskrediten unter anderem mit der Forderung nach Beforderung des Feldwebels Goldschagg zum Leutnant verbunden hatte Am 3 September 1916 geriet er in franzosische Kriegsgefangenschaft aus der er im Dezember 1919 entlassen wurde 4 Nachrichtenredakteur bei der SPD Presse bis 1933 Bearbeiten 1920 folgte Goldschagg seinem fruheren Chefredakteur und Mentor Ernst Heilmann nach Berlin wo er an der von Heilmann aufgebauten Sozialistischen Korrespondenz fur In und Ausland mitarbeitete Anschliessend war er von 1922 bis 1927 fur den daraus hervorgegangenen parteioffiziellen Sozialdemokratischen Pressedienst tatig 1924 heiratete er in Berlin Lotte Willmann Von 1927 bis 1933 war Goldschagg leitender Redakteur fur Reichs und Aussenpolitik der Munchener Post die noch eine Woche vor ihrer Liquidierung durch die Nationalsozialisten am 3 Marz 1933 getitelt hatte Wir lassen uns nicht einschuchtern 5 Im Nationalsozialismus Bearbeiten Im Zuge der Zerschlagung der Munchener Post im Marz 1933 wurden etliche Redakteure der nun verbotenen Zeitung verhaftet Goldschaggs Wohnung wurde von der Politischen Polizei durchsucht er selbst konnte untertauchen Doch im Januar 1934 geriet er fur vier Wochen in Schutzhaft weil er von Freiburg aus seiner Frau Lotte kritische Briefe geschrieben hatte in denen er unter anderem an den Rand eines Zeitungsabschnitts der die These von der Ehe als Wurzel des Deutschtums vertrat ironisierend die Namen Hitler und Rohm per Ausrufezeichen gesetzt hatte 6 Nach seiner Freilassung arbeitete er da er sich bis 1945 nicht mehr als Journalist betatigen durfte als Setzer und Korrektor in der kleinen Freiburger Buchdruckerei seines Bruders und wohnte mit Frau Lotte und Sohn Rolf in Freiburg Im April 1940 wurde er mit 54 Jahren als Oberleutnant einer Baukompanie zur Wehrmacht einberufen und als Ortskommandant in die wurttembergische Gemeinde Hofen an der Enz abkommandiert aber schon nach zwei Monaten wegen seiner politischen Vergangenheit entlassen 7 Er arbeitete bis Kriegsende im Wirtschafts und Ernahrungsamt Freiburg Land wo er fur die Verteilung von Lebensmittelkarten zustandig war Wahrend dieser Zeit versteckte die Familie Goldschagg von Mai 1943 an ein Jahr lang die Judin Else Rosenfeld die von 1938 bis 1942 als Sozialarbeiterin in der judischen Gemeinde in Munchen gearbeitet hatte und im Unterschied zu ihrem Ehemann Siegfried Rosenfeld der bis 1933 sozialdemokratischer preussischer Landtagsabgeordneter gewesen war nicht mehr ausreisen konnte Sie lebte bis April 1944 bei Familie Goldschagg ehe ihr unterstutzt von der Familie die Flucht in die Schweiz gelang Wahrend ihres einjahrigen Aufenthalts erklarten die Eltern ihrem 13 jahrigen Sohn Rolf und Freunden gegenuber die Anwesenheit Frau Rosenfelds damit sie sei eine altere Bekannte die nicht mehr arbeite und ihre Stadt Berlin wegen der Bombardierungen verlassen wollte 8 In ihrer unter dem Madchennamen Rahel Behrend verfassten Autobiographie beschreibt Else Rosenfeld wie wichtig diese Unterstutzung der Familie Goldschagg fur ihr eigenes Uberleben war Sie erzahlt darin auch von ihrem Zusammenleben mit der Familie die sie nur bei ihren Vornamen Lotte Frau Goldschagg und Rolf der damals 13 jahrige Sohn sowie Edmund Goldschagg mit seinem Spitznamen Wackes nennt 9 Lizenztrager Chefredakteur und Mitherausgeber der Suddeutschen Zeitung Bearbeiten nbsp Familiengrab Edmund Goldschagg Friedhof Obermenzing Munchen Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Goldschagg am 6 Oktober 1945 zusammen mit August Schwingenstein und Franz Josef Schoningh von der amerikanischen Militarregierung die Lizenz fur die Herausgabe der Suddeutschen Zeitung Goldschagg reagierte zunachst zogerlich auf die Anfrage der Amerikaner da er schlechte Erinnerungen an seine Zeit in Munchen und die Zerschlagung seiner Zeitung durch die Nationalsozialisten habe erklarte sich aber dann doch bereit fur eine eventuelle Lizenzvergabe zur Verfugung zu stehen 10 Er beschrieb in dem entsprechenden Fragebogen seine Vorstellungen von der Aufgabe der deutschen Presse in der Zukunft folgendermassen Aufgabe der deutschen Presse ist vor allem die Erziehung des deutschen Volkes zu einer demokratischen Weltanschauung zur Abkehr von jeder Machtpolitik im Innern und nach aussen zu einer Verstandigung unter den Volkern auf friedlichem Wege also vor allem zur Bekampfung des militaristischen Geistes wie er im deutschen Volke tief verwurzelt ist und von dem Nationalsozialismus noch besonders gross erzogen wurde 11 Fur die Lizenzvergabe war das Votum des Leiters der Press Control Section fur Munchen und Oberbayern Joseph Dunner ausschlaggebend 12 Nach dessen Erinnerungen war zunachst Schoningh fur die Position des Chefredakteurs der Suddeutschen Zeitung vorgesehen doch dann entschied man sich fur Edmund Goldschagg weil wir so Dunner als Chefredakteur lieber jemand aussuchen wollten der vielleicht weniger differenziert als Schoningh dachte aber klarere politische Vorstellungen hatte 13 Als Chefredakteur wirkte er bis 1951 blieb aber bis zuletzt Mitherausgeber der Suddeutschen Zeitung und Gesellschafter der Suddeutschen Verlags GmbH Sein Biograph Hans Dollinger beschreibt Goldschaggs Leitartikel als sehr von dem demokratischen Vorbild der US Besatzungsmacht uberzeugt Typisch dafur sei bereits sein erster Leitartikel in der Nr 1 der Suddeutschen Zeitung vom 6 Oktober 1945 Abkehr Einkehr gewesen in dem er es als ein Gluck bezeichnete dass Bayern und seine Landeshauptstadt Munchen in die Obhut der Besatzungsmacht der grossten Demokratie der Welt geraten ist 14 Uber seine reprasentativen Funktionen bei der Suddeutschen Zeitung und im Suddeutschen Verlag hinaus wirkte er in zahlreichen Gremien an der Erneuerung des kulturellen Lebens mit so als Vorstandsmitglied des Munchner Deutsch Amerikanischen Clubs An seinem 70 Geburtstag wurde ihm 1956 als erstem Journalisten Bayerns das Grosse Bundesverdienstkreuz verliehen 15 Edmund Goldschagg starb nach langerer Krankheit am 7 Februar 1971 in Munchen 16 Literatur BearbeitenHans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 Das Leben des Journalisten Sozialdemokraten und Mitbegrunders der Suddeutschen Zeitung Suddeutscher Verlag Munchen 1986 Edmund Goldschagg Internationales Biographisches Archiv 16 1971 vom 12 April 1971 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Edmund Goldschagg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Edmund Goldschagg Internationales Biographisches Archiv 16 1971 vom 12 April 1971 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Einzelnachweise Bearbeiten Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 Das Leben des Journalisten Sozialdemokraten und Mitbegrunders der Suddeutschen Zeitung Suddeutscher Verlag Munchen 1986 S 25 29 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 46 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 63 ff Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 67 73 Knud von Harbou Wege und Abwege Franz Josef Schoningh der Mitbegrunder der Suddeutschen Zeitung Eine Biografie Allitera Munchen 2013 ISBN 978 3 86906 482 6 S 196 dazu ausfuhrlich Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 105 128 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 146 f Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 146 ff Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 165 175 Else Behrend Rosenfeld Ich stand nicht allein Leben einer Judin in Deutschland 1933 1944 Beck Munchen 1988 ISBN 3 406 32902 0 S 234 251 Erstausgabe unter dem Titel Rahel Behrend Verfemt und Verfolgt Erlebnisse einer Judin in Nazi Deutschland 1933 1944 Zurich 1945 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 9 ff u S 197 ff Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 201 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 195 Joseph Dunner Zu Protokoll gegeben Mein Leben als Deutscher und Jude Munchen 1971 S 95 Zit nach Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 197 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 220 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 291 Hans Dollinger Edmund Goldschagg 1886 1971 S 308 Normdaten Person GND 12240193X lobid OGND AKS VIAF 27952793 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goldschagg EdmundKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist Chefredakteur und VerlegerGEBURTSDATUM 11 Oktober 1886GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 7 Februar 1971STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edmund Goldschagg amp oldid 204308945