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Eckart Giebeler 13 Oktober 1925 in Berlin 2 Marz 2006 ebenda war ein deutscher evangelischer Pfarrer ab 1953 Gefangnisseelsorger im Rang eines Majors des MdI Autor und Herausgeber Von 1959 bis 1989 war er Inoffizieller Mitarbeiter Roland des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS Giebeler war von 1966 bis 1990 der einzige hauptamtliche Geistliche im Strafvollzug der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenGiebeler studierte zunachst an der Kirchlichen Hochschule Berlin im amerikanischen Sektor und wechselte spater an das Paulinum im Ostteil der Stadt Durch einen in der Gefangnisseelsorge tatigen Verwandten entschied er sich bereits zu Beginn seines Theologiestudiums auf eine kunftige Tatigkeit bei der Betreuung von Kranken oder Gefangenen Als Vikar war Giebeler ab 1 Oktober 1949 unter dem nebenamtlichen Gefangnispfarrer Werner Marienfeld spater unter dessen Nachfolger Lahr in der Seelsorge der Strafanstalt Brandenburg Gorden tatig Nachdem Lahr im Marz 1950 auf Betreiben des MdI abgelost worden war wurde die Gefangnisseelsorge dem Vikar Giebeler ubertragen der sich im Gegensatz zu Lahr stark mit der Staatsmacht engagierte Giebelers Amtseinfuhrung und Ordination erfolgte am 7 April 1950 im Kirchsaal der Strafanstalt Gorden Zugleich wurde Giebeler Provinzialpfarrer in Plaue Das Ministerium der Justiz bestellte ihn 1950 zudem als Geistlichen fur den Jugendwerkhof Brandenburg an der Havel In den Jahren 1950 1951 arbeitete er im Ortsausschuss Plaue der Nationalen Front mit 1951 trat Giebeler in die Blockpartei CDU ein Gegen den Willen der Leitung der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg wurde Giebeler 1951 als staatlich beauftragter Rundfunkprediger beim Berliner Rundfunk und dem Landessender Potsdam eingesetzt Im Vorfeld der fur den 3 Juni 1951 angesetzten Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands gab Giebeler am 1 Juni 1951 eine offentliche Erklarung ab die mit seinem Bild in mehreren brandenburgischen Zeitungen abgedruckt wurde Darin ausserte er u a Friedenskampf ist Christenpflicht Die brandenburgischen Pfarrer stimmen mit JA Am Tag der Abstimmung hielt er die Morgenpredigt im Landessender Potsdam und positionierte sich dabei deutlich fur die Volksbefragung Im selben Jahr nahm er an den Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Ostberlin teil und reiste im Auftrag des Nationalrates der Nationalen Front der DDR in die Bundesrepublik Giebeler gehorte zu Beginn der 1950er Jahre zur Gruppe SED naher Pfarrer um dem Theologen Gerhard Kehnscherper Bei einem Beisammensein beim Rat des Bezirkes Potsdam wurde er am 30 Dezember 1952 mit einem Gutschein belohnt 1 Am 6 Februar 1953 wurde Giebeler als hauptamtlicher Gefangnisseelsorger in Brandenburg Gorden in den Staatsdienst ubernommen Damit war er im Rang eines Majors beim MdI angestellt und schied aus dem Dienst der Evangelischen Kirche die eine kirchliche Berufung der beiden Gefangnisseelsorger ablehnte aus Zugleich mit Giebeler wurde auch der Pfarrer Heinz Bluhm als Gefangnisseelsorger fur die Strafanstalten Waldheim und Luckau in den Staatsdienst ubernommen Damit gab es in der DDR mit Giebeler Bluhm und Hans Joachim Mund drei staatliche Gefangnisseelsorger Nachdem der Leiter der Seelsorge der Volkspolizei Oberrat Mund im Januar 1959 in die Bundesrepublik gefluchtet war erfolgte eine neue Verteilung der Zustandigkeiten von Giebeler und Bluhm Am 29 Mai 1959 verpflichtete sich Giebeler per Handschlag mit dem Dienststellenleiter Hauptmann Kieback unter dem Decknamen IM Roland als Spitzel des MfS Bereits zuvor hatte er Berichte an das MdI geliefert Giebelers Informationen an das MfS betrafen sowohl kirchliche Mitarbeiter und Wurdentrager als auch Strafgefangene und Beschaftigte der Strafvollzugsanstalten Nachdem der Bautzener Gefangnisseelsorger Bluhm schwer erkrankte nahm Giebeler ab November 1966 dessen Aufgaben kommissarisch wahr Am 15 Juni 1967 entschied sich das MdI die vakante Stelle Bluhms nicht neu zu besetzen Damit war Giebeler der einzige Geistliche im Strafvollzug der DDR Neben der Strafanstalt Brandenburg Gorden wo Giebeler seinen Dienstsitz hatte war er auch in den Strafanstalten Luckau Hoheneck Halle Waldheim Torgau Cottbus und Bautzen I und II eingesetzt Am 6 Juni 1979 veroffentlichte die B Z unter der Schlagzeile Unser Pfarrer ist ein SSD Agent die Anschuldigung eines in die Bundesrepublik freigekauften ehemaligen Haftlings aus Gorden gegen Giebeler ein Offizier des MfS zu sein Argumentiert wurde dies damit dass Giebeler der einzige Gefangenenseelsorger der DDR mit Schlusselgewalt war und im Gegensatz zum katholischen Pfarrer auch Vier Augen Gesprache mit Haftlingen fuhren konnte dass Giebeler ihm anvertraute Gesprache und Dinge an die Leitung der Strafanstalt weitergegeben hatte und der Geistliche zudem versehentlich in Anwesenheit von Gefangenen durch einen MfS Angehorigen mit Genosse Hauptmann angesprochen worden sei Tags darauf erschien die Schlagzeile auch in der Bild Zeitung Das Konsistorium Berlin Brandenburg bezeichnete die Meldung in einem Schreiben als Verleumdung eine offentliche Reaktion erfolgte weder von Giebeler selbst noch durch die Kirche Seit dem 25 November 1981 genoss Giebeler den Status eines Inoffiziellen Mitarbeiters im besonderen Einsatz IME Der letzte Bericht des IM Roland an das MfS erfolgte am 13 November 1989 Gegenstand war der katholische Gefangnisseelsorger von Gorden Ein letztes konspiratives Treffen fand am 23 November statt bei dem fur den 14 Dezember 1989 eine Zusammenkunft mit einem neuen Fuhrungsoffizier anberaumt wurde die jedoch nicht mehr zustande kam In seiner uber 30 jahrigen Spitzeltatigkeit lieferte IM Roland Berichte die 15 Aktenordner mit jeweils ca 300 Blatt fullten Vor der Auflosung des MfS wurden die alteren Berichte geschreddert lediglich der jungste Ordner blieb erhalten Zwischen 1983 und 1989 erhielt Giebeler neben seinem regularen Gehalt beim MdI noch Zahlungen in Hohe von 20 500 Mark der DDR vom MfS Nach der Wende 1989 wurden die Vorwurfe gegen den Gefangnisseelsorger Giebeler wieder aufgegriffen mehrere Pfarrer sprachen Bischof Gottfried Forck auf Giebelers merkwurdige Rolle an Das Konsistorium hielt die Anschuldigungen fur haltlos Giebeler selbst lehnte eine Uberprufung seiner Person durch die Gauck Behorde mit Emporung ab Giebeler der noch vor der Wende erklart hatte nach Erreichen seines Rentenalters noch mindestens bis zu seinem 68 Lebensjahr seinen Dienst versehen zu wollen blieb auch nach der Auflosung der Deutschen Volkspolizei ab 1990 als Gefangenenseelsorger tatig nunmehr mit Billigung der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg im Dienste des Brandenburgischen Justizministeriums In seiner 1992 erschienenen Autobiographie Hinter verschlossenen Turen stellte sich Giebeler als offiziell bestallter evangelischer Pfarrer des grossten Gefangnisses der DDR dar und erzahlte zudem wie er einen Anwerbeversuch des MfS fur Spitzeldienste zuruckgewiesen habe Zugleich distanzierte er sich darin von seinem Amtsbruder Hans Joachim Mund dem er die gleichzeitige Mitgliedschaft in der Evangelischen Michaelsbruderschaft und der SED sowie dessen Tatigkeit als Gefangenenseelsorger in den Strafanstalten fur politische Gefangene im Range eines Oberrates der Volkspolizei vorhielt 2 Im Zuge von Recherchen zu einer ARD Dokumentation uber die Betreuung politischer Haftlinge in der DDR wurde die Tatigkeit von Giebeler als IM Roland durch die Filmemacher Andreas Beckmann und Regina Kusch aufgedeckt und am 8 Oktober 1992 einen Tag vor der Ausstrahlung dem Brandenburgischen Justizministerium vorgelegt Am 9 Oktober 1992 wurde Giebeler ins Ministerium vorgeladen wo er die sofortige Aufhebung seines Dienstverhaltnisses unterzeichnete Anschliessend bat er einen Ausschuss der Kirche um Untersuchung der Vorwurfe Das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt veroffentlichte nach der Sendung der Dokumentation einen Artikel uber die Tatigkeit Giebelers als IM Roland Giebeler selbst bestritt zeitlebens jegliche wissentliche Tatigkeit als IM Roland fur das MfS 1994 erklarte er in einem Gesprach mit den Autoren von Gott in Bautzen Die Gefangenenseelsorge in der DDR 3 dass er nur den inhaftierten Menschen habe helfen wollen und bestritt Strafgefangene in den Arrest gebracht oder geschadigt zu haben Eckart Giebeler verstarb 2006 2013 bestatigte die Evangelische Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz nach einer internen Untersuchung dass Giebeler als IM Roland fur das MfS tatig war und zudem seit seinem Eintritt in die staatliche Gefangnisseelsorge kein Pfarrer der Kirche mehr sondern Mitarbeiter des MdI gewesen sei Allerdings war er als ordinierter Pfarrer und Gefangnisseelsorger Mitglied der Pfarrkonvente Nach heutigen Erkenntnissen gab er als Pfarrer Informationen aus vertraulichen seelsorgerlichen Gesprachen mit Gefangenen weiter und brach damit das Beichtgeheimnis 2022 suchte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Christian Stablein das Gesprach mit ehemals politisch Inhaftierten die mit Giebeler Kontakt hatten Dabei wurden die Frage formuliert warum das Schattenspiel Giebelers auch unter dem Schutz und der Begleitung der Kirchenleitung sogar uber das Jahr 1989 hinaus aufrechterhalten werden konnte Die Betroffenen erwarten ein offentliches Wort der Kirchenleitung mit der Verantwortung ubernommen und unterlassene Hilfeleistung eingestanden wird 4 Auszeichnungen Bearbeiten1976 Medaille des MfS fur treue Dienste in Gold 7 Oktober 1971 Verdienstmedaille der Deutschen Volkspolizei in Bronze 1 Juli 1983 Ehrenzeichen der Deutschen Volkspolizei 13 Oktober 1985 Verdienstmedaille der DDR 1989 Vaterlandischer Verdienstorden der DDR in SilberWerke Bearbeiten Hrsg mit Heinz Bluhm Der helle Schein Evangelische Verlagsanstalt Berlin Hinter verschlossenen Turen Vierzig Jahre als Gefangnisseelsorger in der DDR R Brockhaus Wuppertal 1992 ISBN 978 3 417 11004 3Literatur BearbeitenMarianne Subklew Jeutner Schattenspiel Pfarrer Eckart Giebeler zwischen Kirche Staat und Stasi Metropol Verlag Berlin 2019 Schriftenreihe der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der Kommunistischen Diktatur 12 ISBN 978 3 86331 498 9 Christian Halbrock Evangelische Pfarrer der Kirche Berlin Brandenburg 1945 1961 Amtsautonomie im vormundschaftlichen Staat Lukas Verlag Berlin 2004 ISBN 3 936872 18 X S 204 205 Peter Schneider Der Major im schwarzen Talar Die nebenberuflichen Tatigkeiten des Pfarrers Giebeler In Der Stacheldraht Nr 4 2014 S 6 Andreas Beckmann Regina Kusch Gott in Bautzen Die Gefangenenseelsorge in der DDR Ch Links Verlag Berlin 1994 ISBN 978 3 86153 066 4 Marianne Subklew Jeutner Pfarrer Eckart Giebeler alias IM Roland Das Schattenspiel eines Gefangnisseelsorgers In Gerbergasse 18 Bd 27 2022 Heft 102 S 15 19 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eckart Giebeler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Holger Catenhusen Verrat rekonstruiert Gefangnispfarrer berichtete 30 Jahre an die Stasi In tagesspiegel de 16 Februar 2020 abgerufen am 7 November 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Christian Halbrock Evangelische Pfarrer der Kirche Berlin Brandenburg 1945 1961 S 204 205 Veranstaltungsrezension Veranstaltung mit Elisabeth Graul in der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus am 8 Juli 1993 Die Farce pdf 74 kB In gedenkbibliothek de 2 Juni 2010 abgerufen am 7 November 2023 Andreas Beckmann Regina Kusch Gott in Bautzen Die Gefangenenseelsorge in der DDR Ch Links Verlag Berlin 1994 ISBN 978 3 86153 066 4 Christina Maria Bammel Betroffene wunschen sich ein offentliches Wort In die Kirche Nr 17 23 April 2023 S 13 Normdaten Person GND 124318665 lobid OGND AKS LCCN no2009069806 VIAF 262014709 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Giebeler EckartKURZBESCHREIBUNG deutscher Pfarrer und Geistlicher im Strafvollzug der DDRGEBURTSDATUM 13 Oktober 1925GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 2 Marz 2006STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eckart Giebeler amp oldid 238883253