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Wirkstoffdesign auch Rationales Wirkstoffdesign bezeichnet den gezielten Entwurf von Wirkstoffen Diese Wirkstoffe dienen unter anderem der Entwicklung von Arzneimitteln oder Pflanzenschutzmitteln Der gezielte Entwurf von Wirkstoffen basiert auf dem Auffinden und Optimieren von Leitstrukturen die als Teil eines Liganden an ein Target binden 1 Wirkstoffdesign ist eine Form des rationalen Designs Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Typen 2 1 Liganden basiert 2 2 Struktur basiert 2 2 1 Bestimmung der Bindungsstelle 2 2 2 Ligandenfragmente 2 2 3 Bewertungsmethoden 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenMeistens ist ein Wirkstoff ein small molecule ein rekombinantes Protein oder ein Vektor das eine Wirkung in Lebewesen hervorruft Diese Wirkung erfolgt meistens durch Bindung des Wirkstoffs an ein Protein wodurch dessen Wirkung verstarkt oder geschwacht werden kann Die Wirkstoffe sind oftmals in Form und Ladung komplementar zu der Bindungsstelle am Protein 2 Man beschreibt das Ganze mit dem Schlussel Schloss Prinzip Wirkstoffe mit ahnlicher Form und Ladung Strukturanaloga besitzen meistens ahnliche Wirkungen Das Wirkstoffdesign wird oftmals durch molekulare Modellierung wie eine PK PD Modellierung unterstutzt 3 Im Gegensatz zum klassischen Hochdurchsatz Screening von Molekul Bibliotheken verwendet das Wirkstoffdesign Erkenntnisse uber die Molekulstrukturen von Ligand und target Fur ein Wirkstoffdesign muss die Aktivierung oder Hemmung eines targets mit einer Wirkung korrelieren und das target auch die Bindung eines Liganden von der Form her ermoglichen engl druggability Wirkstoff Bindungsfahigkeit 4 Im engeren Sinn bezeichnet Wirkstoffdesign den Entwurf von Liganden fur ein Target das in Folge der Bindung des Pharmakophors erst eine Wirkung hervorruft 5 Das Wirkstoffdesign umfasst die Anpassung von Eigenschaften des Wirkstoffes wie Pharmakodynamik effektive Dosis idealerweise orale Bioverfugbarkeit Plasmahalbwertszeit Verstoffwechselung protektiver Quotient Toxizitat und unerwunschte Arzneimittelwirkungen Hierfur existieren verschiedene Methoden wie die Rule of Five die lipophilic efficiency oder SPORCalc 6 Typen Bearbeiten nbsp Schematischer Ablauf zweier Strategien des Liganden basierten und des Struktur basierten WirkstoffdesignsDas Wirkstoffdesign besitzt zwei verschiedene zum Teil auch kombinierbare Herangehensweisen das Liganden basierte und das Struktur basierte Wirkstoffdesign Liganden basiert Bearbeiten Ligand basiertes Wirkstoffdesign auch indirektes Wirkstoffdesign verwendet Wirkstoffe die Wirkstoffen in Form und Ladung ahneln bei denen eine Wirkung empirisch bekannt ist Die Wirkstoffe werden durch Hochdurchsatz Screening identifiziert Aus deren Molekulstruktur kann auf die Form der Bindungsstelle am target zuruckgeschlossen und eine Quantitative Struktur Wirkungs Beziehung ermittelt werden 7 Dies ermoglicht eine begrenzte Vorhersage der Bindungen anderer Stoffe an diese Stelle Struktur basiert Bearbeiten Das Struktur basierte Wirkstoffdesign auch direktes Wirkstoffdesign basiert auf der Kenntnis der Molekulstruktur und der des targets Proteinstruktur die durch Kristallstrukturanalyse oder Kernspinresonanzspektroskopie gewonnen wurden 8 Innerhalb des Struktur basierten Ansatzes kann ein Wirkstoff uber eine Datenbanksuche identifiziert werden sofern darin vorhanden oder aufgrund der Kenntnis der Struktur des targets konstruiert und anschliessend synthetisiert werden Dies reduziert die durchschnittliche Anzahl an Versuchsansatzen 9 10 11 Beim Scaffold Hopping wird das nichtbindende Gerust des Pharmakophors variiert Bestimmung der Bindungsstelle Bearbeiten Durch Proteincharakterisierung wird die Bindungsstelle fur das Pharmakophor identifiziert z B ein aktives Zentrum eines Enzyms Dabei werden die an der Bindung teilnehmenden Atome untersucht wofur meistens die Struktur des targets bei gebundenem Liganden bestimmt wird Die typischen Wechselwirkungen werden durch typische Atome vermittelt hydrophobe Atome in aliphatischen und aromatischen Aminosauren Donor einer Wasserstoffbruckenbindung durch ein Sauerstoff oder Stickstoffatom mit Wasserstoff Akzeptor einer Wasserstoffbruckenbindung durch ein Sauerstoff oder Stickstoffatom mit freiem Elektronenpaar Polare Atome ohne Wasserstoffbeteiligung wie Sauerstoff Stickstoff Schwefel Phosphor Chlor Iod Metallionen und polarisierte Kohlenstoffatome mit vorhergehenden Heteroatomen verbunden Ligandenfragmente Bearbeiten nbsp Ablaufschema des Struktur basierten WirkstoffdesignsDie Struktur des Liganden kann auch im Zuge einer Modellierung in die Formen seiner Bestandteile Formmotive unterteilt werden die auch als Fragmente bezeichnet werden 12 Durch aufeinanderfolgendes Hinzufugen auf das erste Fragment engl seed Keimling wachst die Grosse des so entworfenen Liganden Zwar gibt es nur wenige Fragmente jedoch konnen durch deren Kombination viele verschiedene Molekule erzeugt werden Zur Ermittlung der potenziellen Energieflache werden mit Grossrechnern die freie Energie der jeweiligen Bindung berechnet um die niedrigste potentielle Energie zwischen der Bindungsflache und dem Pharmakophor zu identifizieren Zur Einsparung von Rechnerzeit und kapazitaten werden die Schritte priorisiert z B werden fest bindende Fragmente bei der Berechnung bevorzugt Nach Ermittlung bindenender Fragmente fur mehrere Bindungsstellen werden diese zu einem Molekul vereinigt Die Konformation niedrigster potenzieller Energie ermoglicht eine hoher affine Bindung des Liganden 9 10 13 Bewertungsmethoden Bearbeiten Das Struktur basierte Wirkstoffdesign berechnet die optimalen Liganden vor allem in Bezug auf eine moglichst affine Bindung an das target Eine Bewertungsmethode betrachtet die mit der Anlagerung verbundene Freie Enthalpie 14 D G Bindung R T ln K d K d Target Ligand Komplex D G Bindung D G Desolvatation D G Molekularbewegung D G Konfiguration D G Interaktion displaystyle begin array lll Delta G text Bindung RT ln K text d 1 3ex K text d dfrac text Target text Ligand text Komplex 1 3ex Delta G text Bindung Delta G text Desolvatation Delta G text Molekularbewegung Delta G text Konfiguration Delta G text Interaktion end array nbsp die freie Enthalpie D G Bindung displaystyle Delta G text Bindung nbsp setzt sich dabei aus vier Elementen zusammen Desolvatation Enthalpie der Entfernung des Liganden aus dem Losungsmittel Molekularbewegung Herabsetzung der Entropie durch Minderung der Freiheitsgrade bei der Bindung Konfiguration notige Konformationsanderungen zur Bindung Interaktion Enthalpiegewinn durch die Wechselwirkungen an der KontaktflacheFur jede der freien Enthalpien bzw Energien konnen unterschiedliche Berechnungsmethoden verwendet werden 15 16 17 Weblinks BearbeitenMeSH WirkstoffdesignEinzelnachweise Bearbeiten Madsen Ulf Krogsgaard Larsen Povl Liljefors Tommy Textbook of Drug Design and Discovery Taylor amp Francis Washington DC 2002 ISBN 0 415 28288 8 X Zheng L Gan E Wang J Wang Pocket based drug design exploring pocket space In AAPS J 2013 Band 15 Nr 1 S 228 241 doi 10 1208 s12248 012 9426 6 PMID 23180158 PMC 3535113 freier Volltext Cohen N Claude Guidebook on Molecular Modeling in Drug Design Academic Press Boston 1996 ISBN 0 12 178245 X Y Yuan J Pei L Lai Binding site detection and druggability prediction of protein targets for structure based drug design In Curr Pharm Des 2013 Band 19 Nr 12 S 2326 2333 PMID 23082974 Tollenaere JP The role of structure based ligand design and molecular modelling in drug discovery In Pharm World Sci 18 Jahrgang Nr 2 April 1996 S 56 62 doi 10 1007 BF00579706 PMID 8739258 Smith J Stein V SPORCalc A development of a database analysis that provides putative metabolic enzyme reactions for ligand based drug design In Computational Biology and Chemistry 33 Jahrgang Nr 2 April 2009 S 149 59 doi 10 1016 j compbiolchem 2008 11 002 PMID 19157988 Guner Osman F Pharmacophore Perception Development and use in Drug Design International University Line La Jolla Calif 2000 ISBN 0 9636817 6 1 Leach Andrew R Harren Jhoti Structure based Drug Discovery Springer Berlin 2007 ISBN 1 4020 4406 2 a b Wang R Gao Y Lai L LigBuilder A Multi Purpose Program for Structure Based Drug Design In Journal of Molecular Modeling 6 Jahrgang Nr 7 8 2000 S 498 516 doi 10 1007 s0089400060498 a b Schneider G Fechner U Computer based de novo design of drug like molecules In Nat Rev Drug Discov 4 Jahrgang Nr 8 August 2005 S 649 63 doi 10 1038 nrd1799 PMID 16056391 Jorgensen WL The many roles of computation in drug discovery In Science 303 Jahrgang Nr 5665 Marz 2004 S 1813 8 doi 10 1126 science 1096361 PMID 15031495 bibcode 2004Sci 303 1813J A Kumar A Voet K Y Zhang Fragment based drug design from experimental to computational approaches Curr Med Chem 2012 Band 19 Nr 30 S 5128 5147 PMID 22934764 Verlinde CL Hol WG Structure based drug design progress results and challenges In Structure 2 Jahrgang Nr 7 Juli 1994 S 577 87 doi 10 1016 S0969 2126 00 00060 5 PMID 7922037 Bohm HJ The development of a 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