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Die Dreistufenwirtschaft ist eine Form der Almwirtschaft im alpinen Raum bei der der Almauftrieb zunachst auf eine mittlere Hohenstufe erfolgt und das Vieh erst Ende Juni auf die Hochalpe getrieben wird Die Stufen werden auch als Stafel bezeichnet wobei dieser Begriff ein romisches Lehnwort ist und auf dem lateinischen stabulum u a fur Stall beruht 1 2 Alpdorf Vorsasse Vorderhopfreben und Schalzbach gegenuber Untschenspitze 2135 m u A oberhalb der Baumgrenze die Hochalp Schoppernau Vorarlberg Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Ablauf 2 1 Stufe Eins 2 2 Stufe Zwei 2 3 Stufe Drei 3 Wandel im 20 Jahrhundert 4 Regionales 4 1 Osterreich 5 Literatur 6 Medien 7 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenDie Dreistufenform der Almwirtschaft ist vornehmlich in den Zentralen Alpen verbreitet in Westosterreich den Bayerischen Alpen im Sudtirol und Trentino in den Schweizer Alpen und den franzosischen Hochalpen dort wo enger Talsiedlungsraum sich mit weiten hochmontanen Fluren findet Ablauf BearbeitenDie Bauern in den alpinen Regionen zogen mit ihrem Vieh dem Futter nach Das heisst sie wechselten mehrmals jahrlich von einem Stall zum anderen Stufe Eins Bearbeiten Die erste Stufe betrifft das Heimgut im Tal das vom Fruhling bis in den Herbst bewirtschaftet werden konnte und Vorrat fur den Winter schaffen soll Die dazugehorigen Almregionen werden Niederalm oder Niederleger genannt das Vieh kann in der Hofstelle eingestallt werden nbsp Almabtrieb Ruckkehr des Vieh in die Talorte Kufstein Tirol Tieflage Tallage Hugelland Mittelgebirgsstufe kollin submontan OkumeneStufe Zwei Bearbeiten Die Vorsasse oder Maisasse Unterstafel alemann Mittelalm bair Niederleger tir befinden sich auf etwa 1 500 Meter Seehohe etwa zwei Gehstunden uber den Dauersiedlungen Gehen im Tal die Futtervorrate zu Ende treibt man das Vieh Rinder Pferde Schafe Ziegen etwa Anfang Juni fur etwa drei bis vier Wochen auf den Maisass Auch nach dem Hochalmbetrieb ist noch ein Nachgrasen am Vorsass moglich bis der eigentliche Almabtrieb stattfindet und das Vieh dann endgultig Winterquartier in Tallagen findet nbsp Vorsass in Seewald bei Fontanella Vorarlberg Mittellage Gebirgsstufe Montanstufe submontan montan SubokumeneStufe Drei Bearbeiten Vom Vorsass wird das Vieh im Juni auf die Hochalpe Hochalm Oberleger Oberstafel in Hohen von etwa 1600 bis 2000 Meter gebracht womit die dritte Stufe erreicht ist Wahrend der Alpzeit auch Sommerung werden teilweise die Wiesen auf dem Maisass gemaht in alpinen Lagen auch durch Wildheuen Mitte September bis Mitte Oktober kam das Vieh wieder auf den Maisass nbsp Engstligenalp Kanton Bern Hochlage Hochgebirgsstufe subalpin alpin AnokumeneDiese Form der Bewirtschaftung funktionierte jahrhundertelang und war lediglich eingeschrankt durch den Umstand dass viele Menschen in der warmen Jahreszeit ausserhalb des Tales ihrem Broterwerb nachgehen mussten und somit vor allem die weibliche Bevolkerung zuruckliessen Wandel im 20 Jahrhundert BearbeitenEin tiefgreifender Wandel erfolgte im 20 Jahrhundert Zum einen sollte die Landwirtschaft durch neue Erwerbszweige die sich in der Nutzung der Wasserkraft und im aufkommenden Fremdenverkehr boten stetig und statistisch deutlich belegt an Bedeutung verlieren In manchen Gegenden der Schweiz beispielsweise in der Innerschweiz in Graubunden und im westlichen Berner Oberland war dieser Wandel weniger ausgepragt und die Alpwirtschaft spielt bis heute noch eine wirtschaftliche und auch kulturelle Rolle und tragt auch wesentlich zur Landschaftspflege bei Auf der anderen Seite machte auch die Landwirtschaft selbst einen grundlegenden Wandel mit welcher innerhalb kurzester Zeit einen gewaltigen Technisierungsschub verbunden mit Zeitersparnis und Verkurzung der Wege mit sich brachte Weniger Landwirtschaft bedeutet dass die landwirtschaftlichen Guter des Tales und jene der Alpen ausreichen Der Technisierungsschub sowie die Verkurzung der Wege bedeutet dass die noch gegebene Maisassbewirtschaftung vom Tal aus durchgefuhrt werden kann Bis zur verkehrstechnischen Erschliessung der Maisassgebiete wurde die Milch an Ort und Stelle zu Butter und Kase verarbeitet was sich vielerorts noch durch Inventar nachweisen lasst und sich gelegentlich noch heute so vorfindet Regionales BearbeitenOsterreich Bearbeiten In Osterreich gibt es Erfassung Almkataster 2007 3 etwa 2000 Niederalmen 4500 Mittelalmen und 2400 Hochalmen Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede Die Dreistufenwirtschaft oft noch mit einer vierten Stufe ist nur in den Innenalpen ausgepragt wahrend in den Randalpen aufgrund der fehlenden Hohenlagen aber auch eine weiter hinaufreichenden Dauersiedlung im sudalpineren Bereich eine reduzierte Zweistufenform vorherrscht In Tirol das ganzlich in den Innenalpen liegt betragt das Verhaltnis Nieder Mittel Hochalmen etwa 1 3 3 was zeigt dass viele Hofe keine ausgewiesenen Niederalmen haben aber durchwegs beide Bergformen wahrend in Karnten mit fehlender Hochlage der Niederen Tauern und Kargheit der Sudlichen Kalkalpen mittelhohe Lagen 1 7 4 dominieren ebenso in Vorarlberg mit seiner Kultur der Maiensasse feste Almdorfer 2 5 2 und in Salzburg wo mit den Unterschieden von Voralpen Kalk Schiefer und Zentralalpen im Landesdurchschnitt ein Verhaltnis bei 1 2 1 zu liegen kommt In der Steiermark am Sudostrand der Alpen und in Oberosterreich das hauptsachlich Anteil an den nordlichen Voralpen hat betragt das Verhaltnis 3 3 1 respektive 17 8 1 also eine Niederstufenwirtschaft dominiert wobei darunter nahezu keine Melkalmen sind unter 10 der Grossteil der Almen im Rahmen der Schwaigwirtschaft also fur Jungvieh genutzt wird Struktur der Almen 2007 Anzahl der Almen Ktn NO OO Sbg Stmk Tir Vlbg AT ges Anzahl der Almen 2 010 81 210 1 816 2 034 2 163 596 8 910davon Niederalmen 177 50 138 421 821 347 132 2 086Mittelalmen 1 168 29 64 948 915 994 321 4 439Hochalmen 665 2 8 447 298 822 143 2 385davon Melkalmen insgesamt 176 3 11 546 149 1 248 413 2 546Im Burgenland und in Wien gibt es keine Almflachen Quelle Gruner Bericht 2008 3 Seit 2011 gehort die Dreistufenwirtschaft im Bregenzerwald zum Immateriellen Kulturerbe wie es die UNESCO deklariert auf der Osterreichliste Nationales Kulturgut Sie zeichnet sich durch ihre besondere Eigenstandigkeit innerhalb Osterreich aus die Herkunft dieser Form geht auf die schweizerischen Walser zuruck und ist dort noch vergleichsweise gut im Alltagsleben verankert 4 Literatur BearbeitenErnst Bruckmuller Franz Ledermuller Hrsg Geschichte der osterreichischen Land und Forstwirtschaft im 20 Jahrhundert Band 1 Politik Gesellschaft Wirtschaft Band 2 Regionen Betriebe Menschen Ueberreuter 2003 ISBN 978 3 8000 3868 8 Schweizerische Gesellschaft fur Volkskunde Archives suisses des traditions populaires Diverse Bande Medien BearbeitenBergauf Bergab Dokumentarfilm Hans Haldimann CH 2008 uber einen Dreistufenbauernbetrieb im Kanton UriEinzelnachweise Bearbeiten ortsnamen ch Eintrag Stafel SZ abgerufen am 16 Dezember 2018 Artikel Stafel in Schweizerisches Idiotikon Bd 10 Sp 1394 Digitalisat a b Bundesministerium fur Land und Forstwirtschaft Umwelt und Wasserwirtschaft Abteilung II 5 Hrsg Gruner Bericht 2008 Wien 2008 OCLC 613625769 Struktur der Almen Anzahl Flachen und gealptes Vieh 2007 Tabelle 3 1 16 Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald Memento des Originals vom 9 April 2014 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot unesco scharf net Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Osterreich nationalagentur unesco at Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dreistufenwirtschaft amp oldid 227350797