Die Dreiblatt-Binse (Juncus trifidus, Syn.: Oreojuncus trifidus), auch als Dreispaltige Binse bezeichnet, gehört zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae). Sie ist ein ausgesprochener Kältezeiger und kommt überwiegend in den höheren Regionen der Gebirge auf Felsen und in Felsspalten vor.
Dreiblatt-Binse | ||||||||||
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Dreiblatt-Binse (Juncus trifidus) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Juncus trifidus | ||||||||||
L. |
Systematik und Taxonomie Bearbeiten
Nach K. Kiffe (2000) werden in Deutschland zwei Unterarten unterschieden, die Gewöhnliche Dreiblatt-Binse (Juncus trifidus L. subsp. trifidus) und die Wenigblütige Dreiblatt-Binse (Juncus trifidus subsp. monanthos (Jacq.) Asch. & Graebn.). Nach J. Kirschner et al. (2002) sind beides eigenständige Arten, Juncus trifidus L. und Juncus monanthos Jacq. Sowohl in der schweizerischen als auch in der österreichischen Flora werden die Arten getrennt. Nach Jan Kirschner (2013) wird die Dreiblatt-Binse auch in eine eigene Gattung gestellt: Oreojuncus trifidus (L.) Záv.Drábk. & Kirschner.
Die Dreiblatt-Binse wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Tomus 1, S. 326 als Juncus trifidus erstbeschrieben.
Beschreibung Bearbeiten
Vegetative Merkmale Bearbeiten
Die Dreiblatt-Binse ist ein ausdauernder, wintergrüner Hemikryptophyt, der kleine 10 bis 30 (–40) Zentimeter hohe Horste oder Rasen bildet. Die Stängel wachsen aufrecht. Sie sind fadendünn etwa 0,5 bis 0,8 Millimeter dick, rund, kaum gerillt und nur leicht behaart und am Grund mit nicht gitternervigen Blattscheiden ausgestattet. Die basalen Blattscheiden sind strohgelb bis hellbraun und schwach glänzend. Sie sind spreitenlos oder tragen eine nur sehr kurze bis 1 Zentimeter lange Spreite. Die graugrünen Laubblätter sind ebenfalls sehr dünn und halbzylindrisch-tiefrinnig. An der Mündung der Blattscheiden sind 2 bis 4 Millimeter lange, fast bis zum Grunde in drei Teile wimperig zerschlitzte Öhrchen ausgebildet. Blatthäutchen (Ligulae) sind nicht vorhanden.
Generative Merkmale Bearbeiten
Blütezeit ist Juli bis September. Der Blütenstand ist eine zwei- bis vierblütige Spirre. Sie wird von zwei bis drei Hochblättern deutlich überragt. Die rotbraunen Perigonblätter sind lanzettlich bis schmal eiförmig und mit 3 bis 4 Millimetern alle gleich lang. Sie tragen meist einen grünen Mittelnerv, sind lang zugespitzt oder die äußeren sind kurz begrannt. Sie umgeben sechs Staubblätter und drei grünlich-weiße, 2 bis 3 Millimeter lange, zurückgebogene Narben. Die Kapselfrucht ist rotbraun, 2,2 bis 3,5 Millimeter lang und nach oben ziemlich plötzlich zugespitzt, manchmal auch gestutzt mit aufgesetztem Spitzchen. Sie überragen die Blütenhülle.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30.
Ökologie Bearbeiten
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch den Wind (Anemophilie). Als Lichtpflanze erträgt die Dreiblatt-Binse keine Beschattung. Sie ist ein Kältezeiger. In den Gebirgen kommt sie nur in subalpinen bis alpinen Höhenlagen vor. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf trockenen bis frischen, stickstoffarmen bis stickstoffärmsten, kalkarmen, aber niemals stark sauren Böden in alpinen Rasen, Felsspalten und auf Geröll.
Verbreitung und Standort Bearbeiten
Die Dreiblatt-Binse ist fast in ganz Europa verbreitet. Sie fehlt nur in den Ländern Portugal, Irland, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, dem Baltikum, Ungarn und Moldau. Im Süden Europas kommt sie nur in den Gebirgen zwischen 1600 und 3000 Metern über NN vor. In Mitteleuropa erreicht sie in Graubünden am Piz Languard 3180 Meter und im Kanton Wallis bei der Hörnlihütte über Zermatt 3300 Meter. Außer in Europa ist sie in Asien bis nach Sibirien, auf Grönland und im Osten der USA beheimatet.
In Deutschland kommt die Art nur im Ostbayerischen Grenzgebirge und in den Alpen an wenigen Standorten vor. Im Bayerischen Wals steigt sie bis 760 Meter Meereshöhe herab. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil an der Jöchelspitze von 2100 Metern Meereshöhe bis etwa 2200 Meter am Gipfel auf.
Sie wächst auf Felsen, in Felsspalten und in trockenen, mageren Rasen (Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen) sowie in Schneetälchen. Sie ist pflanzensoziologisch eine Charakterart der Klasse Juncetea trifidi.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).
Quellen und weiterführende Informationen Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- K. Kiffe: Juncaceae. In: Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Kirschner, J. et al. (2002). Juncaceae. Species Plantarum: Flora of the World 6-8: 1-237, 1-336,1-192. Australian Biological Resources Study, Canberra. Royal Botanic Gardens KEW
- Juncus trifidus. In: Plants of the World Online. Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 12. Oktober 2016.
- ↑ Dietrich Podlech: Familie Juncaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 367–369.
- http://mobot.mobot.org/W3T/Search/ipcn.html Index to Plant Chromosome Numbers (IPCN)
- H. Ellenberg, H. E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, Verlag Erich Goltze, 1992. ISBN 3-88452-518-2
- Source: 2010: World Checklist of Selected Plant Families (2010), copyright © The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Datenblatt Juncus trifidus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Verbreitung weltweit nach Den virtuella flora; Arealkarte nach von Hultén [1]
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 297.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 147–148.
- Juncus trifidus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 23. März 2021.
Literatur Bearbeiten
- U. Graf: Sauergräser. Provisorischer Schlüssel zur Bestimmung von nichtblühenden Seggen, Binsen und anderen Sauergräsern in der Schweiz (Cyperaceen, Juncaceen, Juncaginaceen, Scheuchzeriaceen): Juncus trifidus [2]
- Jürke Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold & D. Triebel: Gräser, Mosaik-Verlag, München 1996, ISBN 3-576-10702-9
Weblinks Bearbeiten
- Dreiblatt-Binse. FloraWeb.de
- Dreiblatt-Binse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. Juncus trifidus s. l.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Verbreitungskarten
- Verbreitung in Deutschland
- Juncus trifidus L., Karte zur Verbreitung in der Schweiz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung in Nordamerika