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Die evangelische Dorfkirche Jeserig ist eine ursprunglich gotische barockisierte Saalkirche im Ortsteil Jeserig von Gross Kreutz Havel im Landkreis Potsdam Mittelmark in Brandenburg Sie gehort zur Kirchengemeinde Schenkenberg im evangelischen Kirchenkreis Mittelmark Brandenburg der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Dorfkirche Jeserig Gross Kreutz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Baubeschreibung 4 Ausstattung 5 Wurdigung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer im Kern mittelalterliche spater nach Osten erweiterte Kirchenbau steht im Zentrum des Ortes auf dem bis heute belegten Kirchhof Ursprunglich befand sich die Kirche mitten auf der angerartigen Dorfstrasse heute ist nur noch der sudlich vorbeifuhrende Arm der Strasse vorhanden Ostlich stehen vor dem Kirchhof eine markante vermutlich 1871 gepflanzte Eiche und das Denkmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ein Obelisk mit dem Relief eines Stahlhelms Jeserig war um 1450 Tochterkirche von Gollwitz Seit dem spaten Mittelalter ist es bis heute selbststandige Pfarre Tochterkirchen gab es zunachst in Wida dann zeitweilig in Gollwitz zwischen 1459 und kurz vor 1541 nach der Reformation stattdessen in Trechwitz vor 1721 bis 1959 in Damsdorf und seit 1948 in Schenkenberg Heute umfasst der Pfarrsprengel neben Jeserig auch Deetz Schenkenberg und Trechwitz Im Mittelalter gehorte die Kirche zur Sedes Brandenburg um 1450 vor 1573 kam sie zur Inspektion 1806 zur Superintendentur Brandenburg Neustadt und 1924 zur Superintendentur Lehnin Als erster evangelischer Pfarrer wirkte hier Adam Hertzog Das Patronatsrecht hatte bis 1542 das Zisterzienser Kloster Lehnin 1542 58 der Kurfurst und danach das Gut uber viele Generationen in Hand derer von Rochow Baugeschichte BearbeitenZwar wird das aussere Erscheinungsbild der Kirche durch die barocke Umgestaltung und den neobarocken Turmaufsatz bestimmt die Langswande des Schiffs und der Unterbau des querrechteckigen Westturms mit ihren 1 14 m dicken Mauern gehen jedoch auf das Mittelalter zuruck Das Mauerwerk besteht aus kaum bearbeiteten lagenweise versetzten Feldsteinen und Ziegelbruch Ganz im Westen der Sudseite am Ubergang zum Turmbereich wurde die aus ca 10 13 5 30 31 cm grossen Backsteinen bestehende Laibung eines Portals mit gedruckt spitzbogigem Abschluss freigelegt Spuren eines weiteren Sudportals sind unter dem zweiten Fenster von Westen erkennbar Ursprunglich hatte das Schiff vermutlich auf jeder Langsseite drei Fenster Im Inneren ist der Turm zum gleich breiten Schiff durch einen grossen Spitzbogen geoffnet seine Spitze wird von der neuzeitlichen Empore uberschnitten Aufgrund der geringen Schiffsbreite ist es unwahrscheinlich dass die Kirche einen eingezogenen Chorteil besass Hinweis von Theo Engeser Sie vertrat also den Bautyp des Rechtecksaals mit querrechteckigem Westturm wie etwa in Berlin Buckow Als Bauzeit ist die erste Halfte des 14 Jahrhunderts anzunehmen Der dreiseitige Ostschluss mit deutlich schwacheren Mauern aus 7 5 8 cm dicken Ziegeln geht auf die Kirchenerneuerung des 18 Jahrhunderts zuruck Diese erfolgte 1738 39 unter dem Patronat des Ehrentreich Adolph von Rochow und seiner Ehefrau Marie Elisabeth auf einer nicht erhaltenen Turmknopfurkunde ist stattdessen 1731 angegeben Spater wurde die Nachricht vom Ausbau irrtumlich auf einen kompletten Neubau der Kirche bezogen Einige Zeit danach entstand der 1741 datierte Anbau im Osten der Nordseite mit Patronatsloge Bei einem vom Pfarrhaus ausgehenden Dorfbrand wurde 1812 auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen 1813 16 wurde sie wiederaufgebaut Dabei wurden der oberste Teil der Schiffsmauern erneuert ein neues Dachwerk aufgesetzt die Mauern einheitlich verputzt neue Sprossenfenster angefertigt sowie die Herrschaftsloge ausgebessert 1819 erhielt auch der Turm einen neuen Abschluss der vermutlich von Landbaumeister Kruger entworfen und durch Zimmermeister Bendel ausgefuhrt wurde Uber dem rechteckigen mittelalterlichen Unterbau entstand ein von Pultdachern flankierter quadratischer Aufsatz aus verblendetem Fachwerk mit Kantenlisenen und abschliessendem Spitzhelm Bei einer Kirchenrestaurierung 1864 wurde die Westempore eingebaut 1877 wurden der Nordanbau mit der Patronatsloge umgestaltet und die darunter befindliche Gruft zugemauert Eine Neugestaltung der Kanzelaltarwand besorgte 1902 03 der Zimmer und Maurermeister Borchardt aus Brandenburg Dabei entstanden die Ostempore mit Orgel und darunter gelegener Sakristei Materialien der abgebrochenen alten Querwand Kanzel Treppe und Altar wurden wiederverwendet Ein Blitzeinschlag am 5 Juli 1905 zerstorte das gesamte Holzwerk des Turms die Schieferpyramide und die Glocken das Glockengeschoss sturzte herab Schaden erlitten auch Teile des Schiffsdachs des Gestuhls und der Westempore Der Wiederaufbau erfolgte 1907 durch Maurermeister F Jacob aus Lehnin nach einem im Vorjahr von Kreisbauinspektor Schierer aus Brandenburg vorgelegten Entwurf Damit war eine Renovierung der gesamten Kirche verbunden Neben einer Reparatur der Dacher von Schiff und Nordanbau Putzerneuerungen und Neuanstrich des Inneren entstanden nach Abbruch der Reste des alten Turmoberteils und Neuaufmauerung der oberen Teile unter Verwendung alten Materials ein neues Glockengeschoss sowie die neobarocke Turmhaube auch das Turminnere wurde umgestaltet Uber die Kirchenerneuerung berichtet eine Inschrift im ersten Obergeschoss des Turms auf der Nordseite Nach einer als unbefriedigend beurteilten Instandsetzung des Ausseren 1934 neuer Putz und Anstrich war 1937 eine umfassende Renovierung der Kirche geplant die wegen des Zweiten Weltkriegs nicht zustande kam Erst 1953 54 erfolgte die Renovierung des Inneren unter Leitung des kirchlichen Bauamts Bei der Sanierung 2004 05 unter Leitung von Wilfried Ziem wurden das Mauerwerk trockengelegt Hausschwamm bekampft Dachdeckung und Putz erneuert Fenster aufgearbeitet oder nachgefertigt sowie das Aussere neu gestrichen das Innere erhielt eine neue Raumfassung und ein neues Gestuhl Baubeschreibung BearbeitenDer langgestreckte verputzte Saalbau hat einen dreiseitigen Ostschluss einen im unteren Teil feldsteinsichtigen querrechteckigen Westturm von gleicher Breite sowie einen Anbau im Osten der Nordseite Die Gesamtlange betragt 22 5 m die Breite 7 45 m Das Erscheinungsbild der Kirche wird nicht unwesentlich durch den neobarocken Turmabschluss bestimmt Das Schiff ist mit einfacher Putzgliederung durch Ecklisenen Fensterfaschen darunter ehemals schlichte Putzfelder und profiliertem Traufgesims gegliedert Die Belichtung erfolgt durch grosse schmale Flachbogenfenster vier im Suden und zwei im Norden im Osten teilweise zugesetzte Rechteckfenster innen ebenfalls flachbogig Eine Fledermausgaube sitzt im ostlichen Segment des abgewalmten Dachs Der durch ein Satteldach abgeschlossene Nordanbau besitzt schlichte an das Schiff angepasste Putzfassaden Der untere Teil des Westturms zeigt noch das mittelalterliche Feldsteinmauerwerk der obere besteht aus verputztem Ziegelmauerwerk Im Bereich des unregelmassigen Ubergangs noch die Ansatze der mittelalterlichen Schalloffnungen erkennbar zwei im Westen je eine im Norden und Suden Uber kraftigem Gesims folgt das neobarocke Glockengeschoss mit je zwei flachbogigen Schalloffnungen Zifferblattern breiten Ecklisenen und auf allen Seiten in der Mitte ausschwingendem Abschlussgesims Das kupfergedeckte Mansardwalmdach durch sechsseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube bekront Die Kirche wird durch das Westportal von 1907 mit Vordach erschlossen Die Turmhalle war einst durch einen grossen Spitzbogen zum Schiff geoffnet der spater zugesetzt wurde Die gewendelte Treppe mit Brettbalustergelander von 1907 fuhrt zu einem emporenartigen Einbau in Hohe der Westempore des Schiffs dieser ruht auf reich geschwungenen beschnitzten Stutzen und Konsolen Das aus gespaltenen Findlingen bestehende uberschlammte Turmmauerwerk springt uber dem Erdgeschoss zuruck und weist auf eine im Mittelalter andere Geschosseinteilung hin auch im zweiten Obergeschoss ist ein solcher Rucksprung zu finden Das Kirchenschiff ist im Inneren mit einfacher Bretterdecke und Fussboden aus quadratischen Tonfliesen versehen Der polygonale Ostteil ist durch die Altarwand mit Kanzel und Orgelempore abgetrennt diese ist verbrettert und mit marmorierend bemalten Pilastern geschmuckt Im Westen ist die weit in den Raum vorspringende Empore angebracht Der innen zum Schiff geoffnete Nordanbau mit einfachem Gestuhl ist durch eine zweite Empore unterteilt die auf quadratischen Holzstutzen mit abgefasten Ecken ruht entsprechende Stutzen auch unter dem Decken Unterzug der Zugang erfolgt uber eine Wendeltreppe im Nordteil Die unter dem Nordanbau gelegene Rochowsche Gruft wurde 1877 zugemauert Uber dem Schiff ist ein verzapftes Dachwerk mit dunnen Sparren und einheitlicher doppelt stehender Stuhlkonstruktion erbaut das beim Wiederaufbau 1813 14 durch Zimmermeister Bendel aus Brandenburg entstand Das Dach des Nordanbaues ist mit Firstpfetten Konstruktion und Bohlen statt Kehlbalken versehen Ausstattung BearbeitenDer neue Altar steht vor der holzernen Kanzelwand die den Ostteil des Schiffs als Sakristei abschliesst daruber Orgelempore mit abgestufter Brustung Die verbretterte Wand durch Pilaster mit marmorierender Bemalung gegliedert beiderseits des Altars sind Turoffnungen mit vergitterter Durchfensterung angeordnet Sie wurde geschaffen 1902 von Zimmermeister Borchardt unter Verwendung von Materialien der vorhandenen Kanzelwand von 1813 16 und von Tischlermeister Carl Muller aus Brandenburg 1907 durch Verzierungen und Pfeilerbekronungen auf der Orgelbrustung bereichert Der kleine polygonale unten konisch zulaufende Kanzelkorb 1834 vorhanden ist mit rundbogigem Zugang eingebunden in die holzerne Wand Die holzerner Taufe von 1902 besteht aus Holz und ist auf zierlichem Stander achteckig ausgebildet Die Messing Taufschale stammt der ersten Halfte des 16 Jh eine Beckenschlagerschussel ist mit einem Relief der Verkundigung umgeben von gotischer Minuskelinschrift versehen Die Orgel wurde 1902 03 von Alexander Schuke aus Potsdam gebaut und steht auf der Ostempore Sie enthalt sechs Register auf einem Manual und Pedal und pneumatischer Kegellade Der dreiteilige Prospekt in spatklassizistischen Formen mit erhohtem Mittelteil stammt eventuell von 1864 Der Pfarrstuhl von 1792 ist aus Holzbrettern mit Lehne und Armstutzen gefertigt Die Westempore von 1864 wurde wohl spater verandert Sie ruht auf toskanischen Saulen und ist weit nach Osten vorgezogen Ein Epitaph fur Friedrich Ehrentreich von Rochow 1722 1771 1 koniglicher Leutnant und Erbherr auf Jeserig und der so genannten Jungfernhaide steht an der Sudwand des Schiffs Das steinerne Denkmal von 1814 ist mit schwarzer Olfarbe angestrichen Auf einem sargartigen girlandengeschmuckten Sockel steht die Marmorkartusche in Rokokoformen mit Inschrift rechts ist ein trauernder an eine Urne gelehnter Putto dargestellt links liegen Helm Liktorenbundel und Schwertgriff Der Verstorbene ist im Gewolbe vor dem Altar bestattet Eine Gedenktafel fur Carl Berz und Carl Schadenberg Gefallene 1813 1815 aus Jeserig befindet sich im zweiten Turm Obergeschoss ebenso eine Gedenktafel fur Gefallene der Jahre 1870 71 Im zweiten Turm Obergeschoss ist auch eine 1922 datierte Glocke der Firma Schilling amp Lattermann aus Apolda aus Klangstahl aufgehangt Wurdigung BearbeitenDie im Zentrum des alten Dorfes stehende Kirche ist nicht nur das alteste erhaltene Gebaude von Jeserig sondern auch dessen Wahrzeichen Mit dem nach einem Brand 1907 errichteten neobarocken Turmabschluss bekam die Kirche einen neuen markanten Akzent An die Familie von Rochow die als Gutsbesitzer und Patronatsherrn lange Phasen der Ortsentwicklung mitpragten erinnert insbesondere das bemerkenswerte Rokokoepitaph fur Friedrich Ehrentreich von Rochow Literatur BearbeitenAdolf Friedrich August von Rochow Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen Ernst amp Korn Berlin 1861 diglib hab de Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2000 ISBN 3 422 03054 9 S 471 Landkreis Potsdam Mittelmark Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Brandenburg Band 14 1 Werner Worms am Rhein 2009 ISBN 978 3 88462 285 8 S 252 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorfkirche Jeserig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09190224 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Website der Kirchengemeinde SchenkenbergEinzelnachweise Bearbeiten Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser Der in Deutschland eingeborene Adel Uradel 1905 In Der Gotha Sechster Jahrgang Auflage Adelige Hauser nach alphabetischer Ordnung Rochow I Linie 2 Zweig Trechwitz Jeserig Justus Perthes Gotha 5 November 1904 S 703 704 uni duesseldorf de abgerufen am 12 Mai 2022 52 412684 12 6932 Koordinaten 52 24 45 7 N 12 41 35 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Jeserig Gross Kreutz amp oldid 237502393