www.wikidata.de-de.nina.az
Dobroslav Paraga 9 Dezember 1960 in Zagreb ist ein ehemaliger Systemkritiker und politischer Gefangener des sozialistischen Jugoslawien und ein als extrem nationalistisch 1 2 geltender kroatischer Politiker Der ehemalige Parteivorsitzender der nationalistischen Kroatischen Partei des Rechts HSP war in der Anfangsphase des Kroatienkriegs Oberbefehlshaber der paramilitarischen 3 4 Parteimiliz Kroatische Verteidigungskrafte HOS Leben BearbeitenParaga hatte ein Theologiestudium begonnen und wurde 1981 wegen nationalistischer Aktivitaten inhaftiert 5 Am 14 Oktober 1980 richteten 43 namhafte Personlichkeiten darunter 9 Mitglieder der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Kunste die sogenannte Zagreber Petition an das jugoslawische Staatsprasidiums in Belgrad Die Unterzeichner beantragten mit der Petition aufgrund Artikel 157 in Verbindung mit Artikel 314 der jugoslawischen Verfassung ein Amnestiegesetz fur die Freilassung aller politischen Gefangenen Paraga wurde als einer der Initiatoren der Petition am 21 November 1980 verhaftet Am 25 November 1980 legte er ein Gestandnis ab dass er am 6 Januar 1981 widerrief Bei der Hauptverhandlung vor Gericht im Mai 1981 erklarte Paraga dass die jugoslawische Geheimpolizei ihn durch psychische und physische Folter zum Gestandnis gezwungen habe Er habe nach der Verhaftung funf Tage kein Essen erhalten sei Tag und Nacht verhort worden oft in ganz dunklen und dann wieder in ganz hellen Raumen Man habe ihm auch mit der Ermordung seines Bruders seiner Eltern und seines Freundes und Mitunterzeichners Ernest Brajder 1949 gedroht Brajder war am 24 November 1980 verhaftet worden und hatte sich drei Tage danach in der Haft das Leben genommen Eine Obduktion wurde nicht gestattet Die Anklage beschuldigte Paraga 17 Unterschriften der Petition betrugerisch gesammelt zu haben und Kontakt mit der feindlichen kroatischen politischen Emigration Verbindung gehabt zu haben Paraga wurde zu vier Jahren Gefangnis verurteilt die er auf Goli otok und in Lepoglava verbusste 6 Paragas Berichte uber die Bedingungen und die Folter im Gefangnis von Goli otok wurden von den slowenischen Zeitungen Nova Revija und Mladina abgedruckt Das Gemeindegericht von Zagreb verurteilte Paraga daraufhin 1987 zu sechs Monaten Gefangnis die auf eine dreijahrige Bewahrung ausgesetzt wurde Zugleich wurde ihm auferlegt in der Bewahrungsfrist keine offentliche Ausserungen abzugeben Wahrend des Prozesses war die Vernehmung von 13 Zeugen der Verteidigung darunter 11 Mithaftlinge abgelehnt worden 7 Am Vorabend des Zerfalls Jugoslawiens besuchte Paraga als jugoslawischer Oppositioneller im Sommer 1989 die damalige deutsche Hauptstadt Bonn und wurde vom Bundesprasidenten Richard von Weizsacker 1920 2015 empfangen Er besuchte Amnesty International das Auswartiges Amt die CDU Zentrale das SPD Buro und andere Institutionen Presse Frankfurter Allgemeine Die Welt Suddeutsche Zeitung Frankfurter Rundschau die tageszeitung amnesty international info und Rundfunk Deutsche Welle Deutschlandfunk Westdeutscher Rundfunk Katholische Nachrichtenagentur brachten Berichte und Interviews uber Paragas Besuch Paraga berichtete bei seinem Besuch uber die Lage der Menschenrechte und die hohe Zahl politischer Gefangener in Jugoslawien 8 1990 wurde unter seiner Fuhrung die Hrvatska stranka prava HSP Kroatische Partei des Rechts die sich als Nachfolgerin einer gleichnamigen Partei der 1920er Jahre sieht gegrundet Die neugegrundete Partei galt als extrem nationalistisch orientiert und knupfte offen an die Ideologie der Ustascha Faschisten an 9 Paraga gehorte in den fruhen 1990er Jahren dem Kroatischen Parlament an Am 2 August 1992 kandidierte er bei den Prasidentschaftswahlen in Kroatien und erreichte 5 4 der Stimmen Dabei war Paraga der lautstarkste Opponent von Prasident Franjo Tuđman Wahrend der Jugoslawienkriege forderte Paraga ein Kroatien bis zur Drina Hrvatska do Drine was bedeutete dass Kroatien ganz Bosnien und Herzegowina bis an die Grenze zu Serbien mit einschliessen sollte Im fortlaufenden Kriegszustand erklarte die HSP jedoch dass sie nur eine Konfoderation Kroatiens mit Bosnien wunsche 10 Ende 1992 erklarte das kroatische Verfassungsgericht auf die Frage ob die HSP verfassungswidrig sei dass diese sich auf dem Boden der kroatischen Verfassung bewege Allerdings kam es in einem anderen Verfahren zur Verurteilung von Dobroslav Paraga wegen Terrorismus 9 Er wurde im Herbst 1993 von Boris Kandare und Anto Đapic als Parteivorsitzender der HSP abgelost Paraga grundete daraufhin eine neue Partei die Hrvatska stranka prava 1861 die Zahl bezieht sich auf das Grundungsjahr der historischen HSP Literatur BearbeitenEin Morden wie in Sarajevo Interview In Der Spiegel Heft 39 1992 S 246ff Tko je tko u Hrvatskoj Zagreb 1993 ISBN 953 6168 00 6 kroatisch englisch Tobias Pfluger Martin Jung Krieg in Jugoslawien 2 Auflage Tubingen 1994 ISBN 3 9803269 3 4 S 40f 70 Fussnote 121 Robert Stallaerts Jeannine Laurens Historical Dictionary of Croatia Scarecrow Press 1995 ISBN 0 8108 2999 1 Arno Weckbecker Frank Hoffmeister Die Entwicklung der politischen Parteien im ehemaligen Jugoslawien Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 56336 X S 188f Hannes Hofbauer Balkankrieg Wien 2001 ISBN 3 85371 179 0 S 42 50 Einzelnachweise Bearbeiten Alex J Bellamy The formation of Croatian national identity a centuries old dream Manchester University Press Manchester UK 2003 S 77 Karen Dawisha Bruce Parrott Politics Power and the Struggle for Democracy in South East Europe Cambridge University Press Cambridge UK 1997 S 92 Andreas Diesel Dieter Gerten Looking For Europe Neo Folk und Hintergrunde 2007 S 92 Uwe Backes Patrick Moreau The Extreme Right in Europe 2011 S 266 Tobias Pfluger Martin Jung Krieg in Jugoslawien seine Ursachen offene Grenzen fur Waffen aber nicht fur Fluchtlinge pazifistische Handlungsperspektiven 1994 S 40 Dobroslav Paraga In Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen Hrsg Kroatische Berichte Nr 1 34 Mainz 1982 S 12 f Paraga zu sechs Monaten mit Bewahrung verurteilt In Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen Hrsg Kroatische Berichte XII Jahrgang Nr 1 53 Mainz 1987 S 4 Kroatischer Dissident Dobroslav Paraga in Bonn In Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen Hrsg Kroatische Berichte XIV Jahrgang Nr 3 62 Mainz 1989 S 6 a b Arno Weckbecker Frank Hoffmeister Die Entwicklung Der Politischen Parteien Im Ehemaligen Jugoslawien Oldenbourg Munchen 1997 S 188 Misha Glenny The Fall of Yugoslavia Penguin Group London 1996 S 195 Normdaten Person GND 119405601 lobid OGND AKS LCCN no99021403 VIAF 7022324 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paraga DobroslavKURZBESCHREIBUNG kroatischer PolitikerGEBURTSDATUM 9 Dezember 1960GEBURTSORT Zagreb Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dobroslav Paraga amp oldid 226845954