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Ein Diphtherieimpfstoff ist ein Toxoidimpfstoff gegen das Diphtherietoxin DT das als Exotoxin eines Bakteriophagen aus dem Bakterium Corynebacterium diphtheriae freigesetzt wird Der Impfstoff dient dem Schutz der Geimpften vor schwerwiegenden Symptomen der Diphtherie Geimpfte konnen Keimtrager werden und somit andere anstecken wenn auch in geringerem Umfang als Ungeimpfte weil die Weitergabe Transmission bei symptomatischen Patienten effizienter ist 1 Der Impfstoff schutzt nicht vor Infektion aber vor der Symptomatik des Diphtherietoxins 1 Er verleiht damit eine antitoxische Immunitat Corynebacterium diphtheriae Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Immunologie 2 1 Art und Umfang des Impfschutzes 3 Nebenwirkungen 4 Herstellung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEigenschaften Bearbeiten nbsp Diphtherietoxin mit Untereinheit A orange und B lila Eine Immunisierung gegen C diphtheriae wurden erstmals 1894 von Emil von Behring und Erich Wernicke durch passive Immunisierung mit dem Diphtherie Antitoxin erreicht Der erste Diphtherieimpfstoff war ein Toxoidimpfstoff und wurde 1923 entwickelt 2 3 und 1936 in Deutschland zugelassen 4 Der wirksame Bestandteil in Diphtherieimpfstoffen ist das fixierte Exotoxin Toxoid Der Diphtherieimpfstoff befindet sich auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation 5 Er gilt als eine der altesten und erfolgreichsten Immunisierungsmassnahmen 6 In Deutschland wurde nach ausdrucklicher Empfehlung die Impfung bei Kindern ab den 1960er Jahren durchgefuhrt in der DDR gab es ab 1961 eine Impfpflicht fur Kinder und Jugendliche 4 In Deutschland und anderen Staaten sind derzeit Diphtherieimpfstoffe ausschliesslich in Kombinationspraparaten auf dem Markt deren Abkurzungen DTaP Tdap DT oder Td lauten Diese Kombinationen enthalten neben einer Komponente gegen das DT auch Tetanusimpfstoff gegen das Toxin von Clostridium tetani T und Pertussisimpfstoff gegen das Toxin von Bordetella pertussis aP Die kleinen Buchstaben d bzw p in den Abkurzungen kennzeichnen dabei geringere Konzentrationen der jeweiligen Komponente aP steht fur den heute ublichen azellularen Impfstoff gegen Keuchhusten Pertussis Der DTP Impfstoff wurde als Kombinationsimpfung von 1930 bis 1991 verwendet bis der ebenfalls darin enthaltene Pertussisimpfstoff aufgrund von Schmerzen und Rotung an der Einstichstelle bei 50 der Geimpften gegen eine zellfreie Form azellularer Pertussisimpfstoff aP ausgetauscht wurde was anschliessend als TDaP oder DTaP bezeichnet wurde 3 Ein monovalenter Impfstoff fur Kinder wurde 2008 fur Erwachsene 2016 vom Markt genommen 4 DTaP wird meistens zur Immunisierung von Kindern verwendet wahrend fur die Wiederholungsimmunisierung von Erwachsenen sowie die Erstimmunisierung im Erwachsenenalter bei Personen die bisher weder an Diphtherie erkrankt waren noch dagegen geimpft wurden meistens Td oder Tdap verwendet wird 3 Ausserdem gibt es derzeit Kombinationen des Diphtherie Impfstoffes mit dem gegen die viralen Erreger der Kinderlahmung Polio IPV und des Herpes Zoster Der Antigengehalt in Kinderimpfstoffen liegt bei mindestens 30 I U pro Dosis D Impfstoff bei Impfstoffen ab vier Jahren ist dieser reduziert 2 I U d Impfstoff 6 Angegeben wird teilweise statt I U der sogenannte Flockungstest Lf eine I U entspricht 1 25 Lf Eine kontrollierte Dosisfindungsstudie zur Wahl der Antigenmenge wurde indes nie durchgefuhrt 6 Immunologie BearbeitenEs entstehen neutralisierende Antikorper gegen das Diphtherietoxin in 95 der Geimpften sofern die Impfung wie empfohlen als Grundimmunisierung vier Mal im Alter von 2 3 4 und 11 14 Monaten also 3 1 Schema verabreicht wurde 3 Nach Empfehlung der STIKO und einigen anderen europaischen Landern ist auch ein reduziertes 2 1 Schema zur Immunisierung geeignet also nur im 2 4 Monat und 11 Monat falls die einzelnen Impfungen zu den empfohlenen Zeitpunkten durchgefuhrt und das Impfschema rechtzeitig abgeschlossen wird 7 Der Impfschutz wird dann durch zwei Auffrischimpfungen im Alter von 5 6 Jahren und 9 17 Jahren verlangert und danach lebenslang aufrechterhalten durch Auffrischimpfungen alle 10 Jahre 8 zusammen mit der Impfung gegen Tetanus und Keuchhusten 9 10 Bei den Auffrischimpfungen ab 5 6 Jahren enthalt der Impfstoff einen geringeren Diphtherietoxoid Gehalt 4 In anderen Landern Europas variieren die Empfehlungen zur Haufigkeit der Auffrischimpfungen fur Erwachsene stark Wahrend in z B Grossbritannien oder Niederlanden gar keine routinemassigen Auffrischimpfungen erfolgen sollen in der Schweiz oder in Schweden diese alle 20 Jahre bis zum Alter von 65 durchgefuhrt werden 4 Art und Umfang des Impfschutzes Bearbeiten Die Impfung bewirkt zwar einen hohen wenngleich nicht 100 igen Schutz gegen die Erkrankung Die erzeugte antitoxische Immunitat verhindert einige Jahre lang mit abnehmender Wirksamkeit schwerwiegende Erkrankungen der Geimpften Es konnen also auch unter Geimpften leichte Diphtheriesymptome auftreten die aber bei weitem nicht so gefahrlich sind wie beim klassischen Erscheinungsbild der Erkrankung von Personen ohne Antitoxin Antikorper durch Impfung oder fruhere Erkrankung 4 Die Erkrankung verlauft demnach bei Geimpften weniger haufig todlich als bei Nichtgeimpften 4 Die Impfung verhindert allerdings nicht die Infektion durch den Erreger und dessen Einnistung Kolonisation in der Schleimhaut von Rachen und Nase und auf der Haut sie erzeugt also keine sterile Immunitat Vielmehr konnen die dank der Impfung mehr oder weniger asymptomatischen Keimtrager die Erreger unbemerkt an andere Personen oder an Gegenstande weitergeben die Impfung unterbricht also nicht mit Sicherheit die Infektionskette Weltweit erkranken etwa 5 000 Personen jahrlich an Diphtherie uberwiegend wegen fehlender oder unzureichender Impfung Der Impfstoff basiert auf dem DT von C diphtheriae Dieses Toxin hat Sequenzunterschiede zum ebenfalls humanpathogen Toxin von C ulcerans Humane Diphtherievakzine schutzen nicht gegen die Erkrankung durch C pseudotuberculosis 6 Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar wie gut der Impfstoff gegen C diphtheriae auch vor durch C ulcerans ausgeloste Diphtherie Erkrankungen schutzt Asymptomatische Keimtrager die mit toxischen Stammen von C diphtheriae C ulcerans oder C pseudotuberculosis besiedelt sind sollten daher zur Beseitigung der Erreger antibiotisch behandelt werden 11 12 13 Nebenwirkungen BearbeitenUnerwunschte Arzneimittelwirkungen bei kombinierten Diphtherie und Tetanusimpfstoffen umfassen Schmerzen an der Einstichstelle 80 Rotung 25 Kopfschmerzen 25 Mudigkeit 25 und Fieber selten 14 Magen Darm Beschwerden wurden selten beobachtet 6 Als Einzelfalle gelten allergische Reaktionen sowie Mono Polyneuritiden und Neuropathien Herstellung BearbeitenDer Diphtherieimpfstoff wird durch Zellkultur von C diphtheriae in flussigem Kulturmedium erzeugt Man verwendet Stamme von denen ein hoher Grad an Toxinbildung beschrieben ist 6 Die Kultur wird filtriert und das Filtrat wird anschliessend mit Formaldehyd fixiert 3 Dadurch wird das B Fragment des Toxins denaturiert wodurch es nicht mehr an Zellrezeptoren binden kann das Toxin gelangt damit nicht mehr in Zellen 15 Die immunogenen Eigenschaften bleiben fur eine entsprechende Antitoxinbildung erhalten 15 Nach Reinigung wird das inaktivierte Toxin zur immunologischen Wirkungssteigerung an ein Adjuvans absorbiert beispielsweise Aluminiumhydroxid oder phosphat Weblinks BearbeitenDiphtheria risks becoming major global threat again as it evolves antimicrobial resistance auf EurekAlert vom 8 Marz 2021 Quelle University of CambridgeEinzelnachweise Bearbeiten a b Stanley A Plotkin Walter Orenstein Paul A Offit Kathryn M Edwards Plotkin s Vaccines Elsevier 2017 ISBN 9780323393010 S 1519 Caroline Macera Introduction to Epidemiology Distribution and Determinants of Disease Nelson Education 2012 ISBN 978 1 285 68714 8 S 251 books google com Memento des Originals vom 8 September 2017 im Internet Archive a b c d e Centers for Disease Control and Prevention CDC Pink Book Diphtheria a b c d e f g NUTZENDOKUMENTATION VON STANDARDIMPFSTOFFEN DIPHTHERIE arznei telegramm 15 September 2017 S 77 80 abgerufen am 4 November 2019 WHO Model List of EssentialMedicines In World Health Organization Oktober 2013 abgerufen am 22 April 2014 a b c d e f F Hofmann Diphtherie Aus Impfkompendium Hrsg Heinz Spiess Ulrich Heininger Wolfgang Jilg 8 Auflage Georg Thieme Verlag 2015 ISBN 978 3 13 498908 3 S 148 ff Epidemiologisches Bulletin 26 2020 In RKI 25 Juni 2020 abgerufen am 17 September 2020 Diphtheria Vaccines gov Abgerufen am 19 Januar 2019 Robert Koch Institut Impfkalender der STIKO 2018 Abgerufen am 14 September 2018 Vaccines VPD VAC Tetanus main page Centers for Disease Control abgerufen am 4 Juni 2012 Diphtherie RKI Ratgeber Stand 10 Oktober 2018 Abruf 19 September 2019 Robert Koch Institut Schutzimpfung gegen Diphtherie Haufig gestellte Fragen und Antworten Stand 11 Januar 2018 Abruf 19 September 2019 Centers for Disease Control Diphtheria tetanus and pertussis recommendations for vaccine use and other preventive measures recommendations of the Immunization Practices Advisory Committee ACIP Morbidity and Mortality Weekly Report 1991 40 No RR 10 MMWR 8 August 1991 40 RR10 1 28 Centers for Disease Control and Prevention Vaccine Information Statement Td Tetanus Diphtheria a b Marlies Hock und Helmut Hahn Korynebakterien In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 314 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diphtherieimpfstoff amp oldid 238022118