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Die helle Kammer La chambre claire Paris 1980 ist ein Essay des franzosischen Philosophen Roland Barthes Seine letzte Veroffentlichung ist eines der Standardwerke uber die Photographie Schwankend zwischen systematischen Feststellungen und sehr intimen unter anderem den Tod seiner Mutter betreffenden Teilen gab Barthes seinem Essay den Untertitel Bemerkung zur Photographie Note sur la photographie Inhaltsverzeichnis 1 Komposition des Essays 2 Zentrale Begriffe des Essays 3 Vergleiche mit Walter Benjamin 3 1 Punktum und Aura 3 2 Blick Aura Ausdruck 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenKomposition des Essays BearbeitenDas Buch teilt sich in zwei Teile Im ersten Teil finden sich Kritiken zur bisherigen Literatur Abgrenzungen und allgemeinverbindliche Aussagen zur Photographie Barthes vermittelt hier die Moglichkeit eine Phanomenologie und ein Kompendium der Photographie entwickeln zu wollen Der zweite Teil hingegen ist sehr intim womit er lehrhafte Aussagen zur Photographie aus dem ersten Teil wiederum demaskiert vgl Dekonstruktion In diesem Teil erscheint das fur seinen medientheoretischen Diskurs uber die Photographie wichtigste Photo das als einziges Photo in dem Band nicht abgedruckt ist Es ist eine Kindheits Photographie seiner Mutter auf die er bei der Suche nach dem fur ihn Wesentlichen seiner Mutter beim Durchstobern der Fotos nach ihrem Tod zufallig stosst Barthes stellt somit die Subjektivitat in seinem Diskurs uber die Photographie heraus Es existiert ausschliesslich fur mich bestenfalls wurde es fur Ihr studium von Interesse sein Epoche Kleidung Photogenitat doch verletzen wurde es Sie nicht im mindesten Zentrale Begriffe des Essays BearbeitenZu dem Konzept des studium gehort sein Konzept des punctum Damit sind Barthes haufig zitierte und gerne als Dichotomie gegenubergestellte Begriffe aus diesem Werk angesprochen Er entwickelt sie im ersten Teil im zweiten Teil jedoch spielt er in der fur ihn bekannten Schreibweise der Barthes schen ecriture damit Er vertauscht uberlagert sie um seinen Diskurs nicht in einer doxa einer Lehrmeinung enden zu lassen Mit diesen beiden Begriffen lassen sich kontrapunktisch zwei unterschiedliche Wirkungsweisen der Photographie beschreiben Das studium einer Photographie entspricht dem allgemeinen Interesse des Betrachters an einer Photographie deren Sinn er aufgrund seiner geschichtlich und kulturell gepragten Erkenntnismoglichkeiten studieren kann So schreibt Barthes Aus studium interessiere ich mich fur viele Photographien sei es indem ich sie als Zeugnisse politischen Geschehens aufnehme sei es indem ich sie als anschauliche Historienbilder schatze denn als Angehoriger einer Kultur diese Konnotation ist im Wort studium enthalten habe ich teil an den Figuren an den Mienen an den Gesten an den ausseren Formen an den Handlungen 1 Barthes beschaftigt hier jedoch weniger die allgemeine Botschaft eines Bildes sondern wesentlicher die sinnliche Wirkung auf den Betrachter das kaum oder nicht Sagbare atopische Hierfur entwickelt er das Konzept des punctum Das zweite Element durchbricht oder skandiert das studium Diesmal bin nicht ich es der es aufsucht wohingegen ich das Feld des studium mit meinem souveranen Bewusstsein ausstatte sondern das Element selbst schiesst wie ein Pfeil aus seinem Zusammenhang hervor um mich zu durchbohren Das zweite Element welches das studium aus dem Gleichgewicht bringt mochte ich daher punctum nennen den punctum das bedeutet auch Stich kleines Loch kleiner Fleck kleiner Schnitt und Wurf der Wurfel Das punctum einer Photographie das ist jenes Zufallige an ihr das mich besticht mich aber auch verwundet trifft 1 Vergleiche mit Walter Benjamin BearbeitenVielfach werden zwischen diesem essai von Barthes und den Essays zur Photographie von Walter Benjamin Parallelen und Vergleiche hinsichtlich ihrer jeweiligen Wahrnehmung gezogen 2 Jacques Derrida meinte dass beide die Ressourcen der phanomenologischen und auch der strukturalen Analyse durchdringen uberschreiten und ausbeuten Ihre Essays konnten sehr wohl die beiden grundlegenden Texte zur sogenannten Frage nach dem REFERENTEN in der technischen Moderne sein 3 Punktum und Aura Bearbeiten Der Begriff des Punktum bei Barthes uberschneidet sich mit dem Begriff der Aura in Benjamins Aufsatz Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit sowie in Benjamins Kleiner Geschichte der Photographie Wie das Punktum erzeugt die Aura fur Benjamin einen choc der den Assoziationsmechanismus ausser Kraft setzt 4 Barthes So ging ich die Photos meiner Mutter durch einer Spur folgend die in diesen Schrei mundete mit dem jede Sprache endet Das ist es ein jahes Erwachen durch keinerlei Ahnlichkeit ausgelost das satori wo Worte versagen die seltene vielleicht einzigartige Evidenz des So ja so und weiter nichts 5 Blick Aura Ausdruck Bearbeiten Eine weitere Parallele findet sich in der Bedeutung des Blicks und der Spannung zwischen verallgemeinerbaren und subjektiven Momenten der Aura bei Benjamin und des Ausdrucks im photographische n Blick bei Barthes Benjamin Der Angesehene oder angesehen sich Glaubende schlagt den Blick auf Die Aura einer Erscheinung erfahren heisst sie mit dem Vermogen belehnen den Blick aufzuschlagen 6 Barthes bezieht sich wie Benjamin auf die Wahrnehmungen und Erfahrungen in denen wir uns angesehen glauben und ubertragt dies auf das Paradoxe im photographischen Blick Der photographische Blick hat etwas Paradoxes dem man bisweilen auch im Leben begegnet vor kurzem sah ich im Cafe einen jungen Mann der seine Augen durch den Raum schweifen liess ab und zu fiel sein Blick auf mich in einem solchen Moment hatte ich die Gewissheit dass er mich ansah ohne indes sicher zu sein dass er mich sah unbegreifliche Umkehrung wie kann man ansehen ohne zu sehen Offenbar trennt die PHOTOGRAPHIE die Beachtung von der Wahrnehmung und setzt nur die erstere ins Bild obwohl sie ohne letztere nicht denkbar ist aberwitziges Phanomen eine Noesis ohne Noema ein Denkakt ohne Gedanke ein Zielen ohne Ziel Und dennoch bringt dieser unbegreifliche Vorgang die hochst seltene Erscheinung eines Ausdrucks hervor 7 Anhand eines Photos von Andre Kertesz Piet Mondrian in seinem Atelier Paris 1926 stellt Barthes anschliessend die Frage Wie kann man einen intelligenten Ausdruck haben ohne etwas Intelligentes zu denken 7 da der Portratierte im Moment des Photos ja nur ein Stuck schwarzen Kunststoffs betrachte Es ist als ob der Blick der die Okonomie des Sehens steuert durch etwas Innerliches zuruckgehalten wurde 8 stellt Barthes fest indem er auf ein weiteres Foto Andre Kertesz eingeht das einen Jungen mit einem Hund zeigt Zwar schaut der Junge mit traurigen eifersuchtigen angstlichen Augen in die Kamera aber in Wirklichkeit sieht er nichts an er halt seine Liebe und seine Angst nach innen zuruck nichts anderes ist der BLICK 8 Literatur BearbeitenRoland Barthes Die helle Kammer Bemerkung zur Photographie Ubers Dietrich Leube Suhrkamp Frankfurt 1989 Roland Barthes Schockfotos In Mythen des Alltags Suhrkamp 1964 Roland Barthes Rhetorik des Bildes Alternative 54 1967 Rhetorique de l image Ausgabe zur Strukturalismus Diskussion Gabriele Rottger Denker Roland Barthes zur Einfuhrung Junius Hamburg 1997 ISBN 3 88506 951 2 Inhaltstext bei BSZ BW zur 3 Aufl 2004 Jacques Derrida Die Tode des Roland Barthes In Hans Horst Henschen Hg Roland Barthes Munchen 1988 Susan Sontag Uber Fotografie Hanser Munchen 1980 Susan Sontag Reflections Writing Itself Roland Barthes In The New Yorker 26 April 1982 Kentaro Kawashima dem Lacheln nah Das photographierte Gesicht in Roland Barthes Das Reich der Zeichen In parapluie 23 Sommer 2006 Volltext Katharina Sykora Anna Leibbrandt Hg Roland Barthes Revisited 30 Jahre Die Helle Kammer Salon Verlag Koln 2012 ISBN 978 3 89770 408 4Weblinks BearbeitenDaniel Ammann Die Aura der Fotografie Roland Barthes Bemerkung zur Photographie in neuem Licht literaturkritik de 10 12 Jg Okt 2010 S 249 251 Quellen Bearbeiten a b Barthes Die helle Kammer S 35 f Vgl Gabriele Rottger Denker Roland Barthes zur Einfuhrung Hamburg Junius 1997 S 95 ff Derrida Die Tode von Roland Barthes Berlin 1987 S 13 Walter Benjamin Kleine Geschichte der Photographie Frankfurt 1976 S 93 Barthes Die helle Kammer S 119 Hervorhebungen im Original Benjamin Gesammelte Schriften Bd I S 646 f Frankfurt 1972 1989 Vgl auch Sven Kramer Walter Benjamin Zur Einfuhrung Junius Hamburg 2003 a b Barthes Die helle Kammer S 122 a b Barthes Die helle Kammer S 124 Werke von Roland Barthes in deutscher Ubersetzung Essays Literaturtheorie Am Nullpunkt der Literatur Cy Twombly Das Rauschen der Sprache Das Reich der Zeichen Das semiologische Abenteuer Der Tod des Autors Die helle Kammer Die Lust am Text Die Sprache der Mode Elemente der Semiologie Fragmente einer Sprache der Liebe Literatur oder Geschichte Kritik und Wahrheit Mythen des Alltags Rhetorik des Bildes Sade Fourier Loyola S Z Uber mich selbst Interviews Die Kornung der Stimme Vorlesungen aus dem Nachlass Das Neutrum Die Vorbereitung des Romans Wie zusammen leben Normdaten Werk GND 4375733 9 lobid OGND AKS LCCN n81030805 VIAF 212257922 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die helle Kammer amp oldid 236100916