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Die Reise der Dilettanten russisch Puteshestvie diletantov Puteschestwije diletantow ist ein historischer Roman des sowjetischen Schriftstellers Bulat Okudschawa der 1971 bis 1977 in Dubulty 1 Ortsteil von Jurmala entstand 1977 im Dezemberheft der Moskauer Monatszeitschrift Nauka i schisn 2 auszugsweise vorabgedruckt wurde und 1980 im Moskauer Verlag Sowetski pissatel 3 erschien 4 Russland 1844 bis 1855 In dem Text einem Gemenge aus historischem Roman Groteske und Marchen 5 wird das letzte Jahrzehnt der Regentschaft Nikolaus I angeprangert Programmatisch erschallt Es lebe die Freiheit Der Ruf wird immer einmal von der weiblichen Protagonistin Lavinia einer bevormundeten Untertanin des Imperators ausgestossen Inhaltsverzeichnis 1 Die Flucht 2 Titel 3 Inhalt 4 Rezeption 5 Verwendete Ausgabe 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Flucht BearbeitenDie Reise der Dilettanten eines Liebespaares ist die Flucht vor dem Schurzenjager Nikolaus I Der verwitwete Furst Mjatlew flieht mit Lavinia der blutjungen Gattin des Wirklichen Staatsrats Ladimirowski Gegen Ende des 47 der 90 Romankapitel sagt der Furst uber den Zaren Er hat mir Aneta entfuhrt Alexandrina gequalt mich gezwungen Natalja zu heiraten Die nachste kriegt er nicht 6 Mit der Nachsten meint der Furst seine Geliebte Lavinia Diese verehrt und liebt den Fursten seit ihrem achten Lebensjahr Das Ehepaar Ladimirowski war einer Einladung des Imperators zu einem Ball im Anitschkow Palais gefolgt Furst Alexei Orlow hatte wahrend eines Tanzes in jenem Palast Frau Ladimirowskaja ein unmissverstandliches Angebot fur eine Nacht zu zweit mit dem Zaren in den Privatgemachern des Imperators uberbracht Herr Ladimirowski hatte sich uber die ablehnende Haltung seiner Gattin geargert Nikolaus I hatte nicht lockergelassen hatte dem Fursten Orlow wenig spater empfohlen die junge Ladimirowskaja des Ofteren zu Hofballen einzuladen Furst Mjatlew hatte Baronesse Aneta Frederiks seinen Schwarm aus fernen Jugendtagen um Hilfe bei der Entfuhrung Lavinias aus dem Sundenpfuhl Petersburg gebeten Aneta hatte tatkraftig mitgewirkt auch weil sie aus eigener Erfahrung wusste was ein Tanz mit dem Fursten Orlow in der Rolle Amors fur eine begehrenswerte junge Frau bedeutete 7 Titel BearbeitenWarum ist die Flucht des einzelgangerischen Witwers Furst Mjatlew mit der freiheitsliebenden verheirateten Lavinia Ladimirowskaja dilettantisch Schroder erwidert dazu Mjatlew begreift nicht dass sein Streben nach Unabhangigkeit seine offene verbotene Liebe eine Herausforderung fur das Nikolaitische System ist und vom Zaren daher als eine Art Rebellion verfolgt und bestraft wird Mjatlew glaubt all das sei seine Privatsache und habe nichts mit Politik zu tun Darin ist er ein Dilettant 8 Das ist wohl wahr Zwar ist zum Zeitpunkt der Flucht des Petersburger Liebespaares der Zar gerade mit dem Fursten Orlow in Warschau doch Orlows Untergebener Leonti Dubelt schickt auf Geheiss des Imperators seine Geheimdienstler unverzuglich in verschiedene Himmelsrichtungen aus Dubelts beide gen Suden eilenden Mitarbeiter Obrist Peter von Mufling und Oberleutnant Timofej Katakasi holen die zwei Fluchtlinge tatsachlich ein nehmen sie aber zunachst nicht fest sondern halten sie bis zu ihrem Reiseziel Tiflis gleichsam an der langen Leine Das ist auch leicht moglich weil sich Verfolger und Verfolgte aus Petersburg kennen Mjatlew hat zudem in seiner Arglosigkeit im Gesprach mit von Mufling das Reiseziel ausgeplaudert Von Mufling nennt in Briefen nach Petersburg unterwegs in Pjatigorsk geschrieben Mjatlew gutmutig und nachgiebig Der Furst habe die Ladimirowskaja nicht aus Eigennutz entfuhrt sondern die Schone in einer Nacht und Nebelaktion aus der Tyrannei ihres Ehemannes erlosen wollen Die bezaubernde Lavinia Ladimirowskaja edelmutig bescheiden von makellosem Ausseren und schweigsam sei in ihrem Drang nach Unabhangigkeit ein pfiffiges aber doch naives Geschopf Inhalt BearbeitenGanz oben im Artikel wurde Schroders Kategorisierung des Textes als Marchen zitiert In Petersburg schlagen sich beispielsweise die Militars Koko Tetenborn und Hauptmann Mischa Berg dass die Fetzen fliegen In der Tifliser Wohnung der tuchtigen Georgierin Madame Maria Amilachwari holt Okudshawa gegen Romanende die beiden als handfeste Handlungstrager mit der Nebenbemerkung sie seien der Phantasie entstiegen 9 unvermittelt in das turbulente Geschehen herein Das Marchendetail passt zu der Protagonistin Lavinia die immer mit dem omniprasenten Herrn van Schonhoven gemeint ist Der 35 jahrige Furst Sergej Wassiljewitsch Mjatlew hat sich in sein verfallendes Holzhaus direkt am Newa ufer an der Petersburger Peripherie zuruckgezogen Der Park um das Haus wachst sommers zu Am 14 Dezember 1844 gedenkt er der Dekabristen die immer noch in Sibirien schmachten Vor solchen Leuten wie dem Hinkepot 10 der Furst meint seinen Bekannten den Fursten Andrej Wladimirowitsch Priimkow 11 furchte sich der Zar immer noch Der Hinkepot durfte inzwischen auf seine Tulaer Besitzung zuruckkehren muss aber Petersburg meiden Trotzdem klebt er sich mitunter einen falschen Bart an und sucht Mjatlew in seinem Holzhaus auf Man unterhalt sich uber die Frederiks Der Hinkepot schimpft den Baron einen Schmarotzer Die um die 30 jahrige Baronesse Aneta Frederiks eigentlich Anna Michailowna Frederiks geborene Glebowa mit dem reichlich 50 jahrigen Kammerherrn Baron Frederiks 12 einem Kurlander verehelicht umgarnt den Fursten Mjatlew nennt ihn liebevoll Serjosha Der Hofminister des Zaren erhalt einen anonymen Brief in dem uber Besuche der Baronesse im Holzhaus an der Newa berichtet wird Okudschawa schreibt spater zur Trennung der Verliebten den Fursten vergass sie prompt als sie die Locksignale des Gossudars 13 bemerkte 14 und Mjatlew klagt noch Jahre nach dem Bruch der Liebesbeziehung Aneta habe die kalten Umarmungen eines gewissen Monarchen den seinigen vorgezogen 15 Mjatlew trennt sich von Aneta und lernt die schone 22 jahrige Alexandrina Shilzowa Tochter des Kalugaer adeligen Gutsbesitzers Modest Viktorowitsch Shilzow 16 kennen Shilzow am 14 Dezember 1825 in Petersburg versehentlich verhaftet war als unschuldiges Opfer der Justiz nach Transbaikalien in die Katorga Serentui 17 verbracht worden und dort in Sibirien 1844 verstorben Alexandrinas Mutter war Jahre zuvor gestorben Alexandrina hatte sich unter anderen bei einem verwitweten Moskauer Professor der Medizin durchgeschlagen Sie leidet an Schwindsucht Besserung tritt im Sommer 1846 ein Alexandrina will keine Furstin Mjatlewa werden Eines Tages ist sie aus dem Holzhaus verschwunden Der Furst weiss nur sie ist zur Newa hinabgelaufen Mjatlew hat spater wie oben zitiert Alexandrinas Verhangnis benannt Der Zar habe die junge Frau gequalt Damit ist der unnachsichtige Umgang des Imperators mit seinem nach Sibirien verbannten Untertanen Modest Shilzow gemeint Alexandrina hatte an den Grafen von Benckendorff geschrieben Dieser hatte geantwortet der Vater konne nicht begnadigt werden weil ein solcher Akt als Ungerechtigkeit gegenuber den ubrigen Verbrechern aufgefasst werden konnte Nach von Benckendorffs Tode konnte Alexandrina zu dessen Nachfolger dem oben erwahnten Fursten Orlow vordringen Wahrend der Audienz hatte sie der Rede des Fursten nicht folgen konnen und erst hinterher draussen auf der Strasse war ihr aufgegangen ihr war aus Orlows Munde die Todesnachricht uberbracht worden Dann kam Grafin Natalja Rumjanzewa ins Holzhaus und verfuhrte Mjatlew Der werdende Vater will Vernunft annehmen bewirbt sich beim Grafen Nesselrode als Staatsbediensteter und heiratet Natalja auf Geheiss des Imperators Mjatlew erhalt im amerikanischen Departement einen Posten bei Baron Frederiks Natalja stirbt mitsamt dem Kinde Der Witwer hat von Natalja ein Besitztum im Gouvernement Smolensk und quittiert bei Nesselrode den diplomatischen Dienst In Petersburg sucht Mjatlew im Sommer 1850 Lavinia Bei Lavinia einer geborenen Brawura Tochter eines langst verstorbenen Zuwanderers aus Polen ist alles anders Die resolute Mutter Lavinias sperrt die ihre Freiheit liebende Tochter ein Die bleiche Lavinia heiratet Herrn Ladimirowski den Besitzer unzahliger Viehherden Nach der Hochzeit setzt die Mutter das Gerucht von einer Liebesheirat in die Welt Der Furst den die Petersburger fur lasterhaft und unverbesserlich 18 halten will die Geliebte entfuhren Zunachst mochte die junge Frau nicht gerettet werden Mjatlew befasst sich weiter mit seinen Fluchtplanen erwirbt in seiner Buchhandlung Reisefuhrer durch den Kaukasus Der Zar behalt ein Auge auf dem Fursten fragt Was treibt er nach dem Tode seiner Gattin Als Lavinia ihre Ehe nicht mehr aushalt bittet sie Mjatlew um die vorgeschlagene Entfuhrung Herr Ladimirowski wird von seiner Gattin der Madame Ladimirowskaja auf die Zukunft vorbereitet Ich treffe mich ab und zu mit einem Mann den ich liebe Lavinias Mutter bittet kurz nach der Flucht Anfang Mai 1851 General Dubelt brieflich um Hilfe Sein Untergebener von Mufling stellt umgehend fest das fluchtende Liebespaar hat Ljuban auf dem Wege nach Twer uber Nowgorod passiert Obwohl noch nicht weit genug von Petersburg entfernt legen die Fluchtlinge einen langeren Aufenthalt bei Iwan Jewdokimowitsch Awrossimow einem dem Okudschawa Leser bekannten Gutsbesitzer in der tiefen russischen Provinz ein In der zweiten Maihalfte erreicht das Paar Chowrino Lavinia gewohnt sich an ihren Beschutzer kann ohne seine Nahe nicht einschlafen Als die junge Frau im heissen Juni im Suden Russlands fiebert haben die zwei Fluchtlinge nichts zu essen nichts zu trinken keine Medikamente keinen Arzt Eine russische Festung im nordlichen Kaukasus Vorgebirge bringt Rettung von dem Ubel Mufling arretiert das Paar nicht sondern hilft ihm Ende Juni erholt sich die Kranke Uber Pjatigorsk und Wladikawkas wird Mitte Juli in Tiflis das Haus der 27 jahrigen Maria Amilachwari erreicht Petersburger Freunde wie der Hauptmann Mischa Berg die sich in Marias Hause einstellen raten dem Fursten dringend zur Flucht ins Ausland Mjatlew will hiervon nichts wissen Da taucht auch schon Oberleutnant Katakasi auf und bittet die Fluchtlinge zu einer Spazierfahrt in die Gouvernementskanzlei zur Aufnahme eines Protokolls Am 28 Juli nimmt der Oberleutnant die Fluchtlinge fest und expediert sie in getrennten Kutschen wie vom Imperator ausdrucklich befohlen nach Petersburg Am 27 Februar 1852 heisst es Mjatlew sitze im Alexei Ravelin der Peter und Paul Festung Lavinia gewaltsam ihrem Gatten zugefuhrt verschliesst sich vor den Menschen Maria Amilachwaris Bruder Amiran wurde aus der Garde geworfen Am 5 Mai 1852 auf den Tag genau ein Jahr nach der Flucht wird Mjatlew verurteilt Aller Besitzungen und des Furstentitels fur verlustig erklart wird er als einfacher Soldat nach Tmutarakan geschickt Ende April 1853 wird er im Kaukasus in die Kompanie seines Freundes des Hauptmanns Berg gesteckt Lavinia schreibt ihm Briefe Der lesende Furst weint und lacht Bei einem Gefecht gegen die kaukasischen Bergvolker werden dem Soldaten Mjatlew beide Beine durchschossen Koko Tetenborn fallt Daheim in Petersburg kommt Herr Ladimirowski nicht zur Ruhe Am 10 Juli ist ihm die Frau schon wieder abhandengekommen Im fernen Kaukasus wird Mjatlew dem der Arzt die Beine zerschnitten hat von der Krankenschwester Ignatjewa gepflegt Der Arzt will mit der jungen Ignatjewa in freien Stunden nicht nur Tee trinken Die kaltblutige Krankenschwester halt sich den Doktor mit einer Pistole im Anschlag vom Leibe Bevor die Kompanie wieder ausruckt schuchtert Hauptmann Berg den Mediziner ein Die Ignatjewa sei seine Braut Als die Krankenschwester den Invaliden Mjatlew schliesslich spazierenfuhren darf erzahlt der Festungskommandant dem Mediziner die Ignatjewa sei eine gesuchte Verbrecherin Wenig spater wird die Krankenschwester von einem Offizier abgeholt Dieser spricht sie mit Frau Ladimirowskaja an 1854 sitzt der Invalide Mjatlew in einer russischen Grenzfestung nahe bei Odessa fest und wartet auf seine Begnadigung Das Begnadigungsschreiben trifft erst 1855 nach dem Tode des Zaren ein Furst Mjatlew ist abermals Gutsbesitzer Bitter Die Bilderbuchschonheit Lavinia weilt in Italien Alles wird gut Das Liebespaar findet wiederum zueinander Okudschawa schliesst Geruchten nach soll Lavinia Ladimirowskaja nachdem sie Mjatlew begraben hatte Russland fur immer verlassen haben 19 Rezeption BearbeitenSchroder schreibt im Juli 1980 in Berlin Okudschawa habe Forschungen von Pawel Jelissejewitsch Schtschogolew 20 aus dem Jahr 1922 zur Grundlage des Romangeschehens genommen erzahle die Liebesgeschichte von Furst Sergei Trubezkoi und Lawinija Schadimirowskaja 21 Jedoch habe der Autor manches erfunden zum Beispiel die Geheimpolizisten von Mufling und Katakasi Als ein Resumee konne festgehalten werden In der Monarchie ist ein Leben fur sich also in seelischer und geistiger Unabhangigkeit schier unmoglich 22 Verwendete Ausgabe BearbeitenBulat Okudshawa Die Reise der Dilettanten Aus den Aufzeichnungen des Oberlieutnants im Ruhestand Amiran Amilachwari Historischer Roman Aus dem Russischen von Thomas Reschke Mit einem Nachwort von Ralf Schroder Aufbau Verlag Berlin 1981 Weblinks BearbeitenDer Text online bei Lib ru russisch online bei Lib ru russisch online bei imwerden de russisch als pdf Verweis im Labor der Fantastik russisch Einzelnachweise Bearbeiten russ Dubulty russ Nauka i zhizn auf Deutsch Wissenschaft und Leben russ Sovetskij pisatel Der sowjetische Schriftsteller russ Verweis auf russische Erstausgabe in Buchform Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 681 12 Z v u Verwendete Ausgabe S 292 17 Z v u Verwendete Ausgabe S 339 Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 678 6 Z v o Verwendete Ausgabe S 492 3 Z v u russ hromonozhka Hinkebein russ Andrej Vladimirovich Priimkov russ Baron Frederiks russ Gosudar Monarch Zar Verwendete Ausgabe S 135 10 Z v o Verwendete Ausgabe S 310 4 Z v u russ Modest Viktorovich Zhilcov russ Gornyj Zerentuj Verwendete Ausgabe S 326 9 Z v u Verwendete Ausgabe S 658 11 Z v o russ Pavel Eliseevich Shyogolev russ Laviniya Zhadimirovskaya Schroder im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 663 690 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Reise der Dilettanten amp oldid 202476654