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Das dialogische Selbst ist ein psychologisches Konzept dem zufolge das menschliche Selbst aus der Interaktion mit Anderen hervorgeht Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Zentrale Konzepte 2 1 Dialogizitat 2 2 Pluralitat 3 Anwendung in der Psychotherapie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Hubert Hermans der Begrunder der dialogischen SelbsttheorieDer Begriff des dialogischen Selbst wurde weithin bekannt durch den hollandischen Psychologen Hubert J M Hermans 1 2 und die von ihm entwickelte dialogische Selbsttheorie DST Diese bezieht ihre Konzepte aus sehr unterschiedlichen Quellen u a den Schriften der Psychologen William James 3 1890 und Lew Wygotski 4 5 1934 1972 1992 des Soziologen George Herbert Mead 6 7 1934 1968 1969 und des Literaturwissenschaftlers Michail Bachtin 8 9 10 1971 1981 1986 etc In jungerer Zeit wurde die dialogische Selbsttheorie auch fur die Psychotherapie nutzbar gemacht Hermans amp DiMaggio 2004 11 in Deutschland durch den Gestalttherapeuten Frank Matthias Staemmler 2015 Zentrale Konzepte BearbeitenDie beiden zentralen Konzepte der dialogischen Selbsttheorie sind Dialogizitat und Pluralitat wobei das zweite sich aus dem ersten ergibt und diesem logisch nachgeordnet ist Die dialogische Form nicht nur verbaler zwischenmenschlicher Interaktion schlagt sich im Verlauf der Sozialisation grundlegend in der Weise nieder dass das Selbst eines Menschen ein dialogisches Format annimmt Dies zeigt sich u a darin dass Menschen mit sich selbst im Prinzip so umgehen wie Andere mit ihnen umgehen im Erwachsenenalter z B dadurch dass sie laut oder leise mit sich selbst sprechen in ihren Gedanken aber auch in vielfaltiger Weise auf Andere bezogen sind an die sie sich haufig imaginativ wenden Dialogizitat Bearbeiten Nach Wygotski ist der entscheidende Mechanismus der hinter hoheren geistigen Funktionen steckt das Kopieren sozialer Interaktionen alle hoheren psychischen Funktionen sind internalisierte soziale Beziehungen Selbst wenn wir geistige Prozesse betrachten bleibt ihr Wesen quasi sozial In ihrer eigenen Privatsphare behalten Menschen die Funktionen sozialer Interaktion bei 12 Was Wygotski zu seiner Zeit noch relativ grob als Kopieren Internalisieren oder auch Interiorisieren kennzeichnete stellt nach B Rogoff u a allerdings keinen Vorgang dar in dessen Verlauf etwas Interpersonales vollig unmodifiziert sozusagen eins zu eins in Psychisches transformiert wurde Vielmehr handele es sich um einen Prozess der kreativen Aneignung der dazu fuhre dass das was das Kind sich zu eigen macht seine eigene individuelle Form finde Es handelt sich um eine Aneignung der gemeinsamen Aktivitat durch das jeweilige Individuum in dem sich das Verstandnis des Individuums von seiner Beteiligung an der gemeinsamen Aktivitat widerspiegelt 13 Die gemeinsame Aktivitat besteht zuerst in einer geteilten Aufmerksamkeit und hat mit jener Intersubjektivitat zu tun mit der die Kleinkinder anfangen eine gemeinsame Bewusstheit von Dingen in der Umwelt zu manifestieren und sich fur systematische Interaktionen mit Anderen zu engagieren 14 Und Interaktionen stehen auch im Vordergrund wenn es um die Frage danach geht was im Wesentlichen internalisiert wird Fur die hier vertretene entwicklungspsychologische Betrachtungsweise ist der Aspekt entscheidend dass die Internalisierung sich nicht primar auf die Bezugspersonen deren individuelle Merkmale oder auf die Inhalte der Kommunikation bezieht Solche Prozesse der Identifikation gibt es allerdings entwicklungspsychologisch spater auch Aber auf der grundlegenden Ebene geht es zunachst um die Aneignung von Interaktionserfahrungen 15 eines Seins zu zweien 16 Es geht zuerst um die Aneignung des Gemeinsamen nicht um die des Anderen Insofern spricht Rogoff von der Aneignung geteilter Aktivitat im Gegensatz zu dem Prozess der Internalisierung einer externen Aktivitat 17 Dieser Aspekt ist deswegen wesentlich weil darin das Element des Gemeinschaftlichen respektive wie man auch sagen konnte des Dialogischen zum Ausdruck kommt dem aus Sicht der dialogischen Selbsttheorie hochste Prioritat beizumessen ist Leontjew betont dass der Prozess der Internalisierung nicht in der Ubertragung einer externen Aktivitat auf eine schon vorhandene interne Bewusstseinsebene besteht Er ist der Prozess durch den sich diese interne Ebene uberhaupt erst bildet 18 Somit ist die Ebene individueller psychischer Vorgange von Grund auf und uber die gesamte Lebenszeit hinweg mit einer dialogischen Qualitat ausgestattet das Selbst ist ein fur alle mal mit einem dialogischen Format versehen anders gesagt Ein Selbst auszubilden heisst die Bezogenheit auf Andere und den Austausch mit ihnen zur eigenen Sache zu machen und sich dadurch selbst zu definieren Ein Selbst ist angeeigneter Dialog daher ist das Selbst dialogisch Das Gemeinsame geht dem Individuellen voran der Mensch wird am Du zum Ich wie Martin Buber es ausdruckte 19 das Selbst entsteht aus der Interaktion mit den Anderen es ist bei der Geburt anfanglich nicht vorhanden entsteht aber innerhalb des gesellschaftlichen Erfahrungs und Tatigkeitsprozesses das heisst im jeweiligen Individuum als Ergebnis seiner Beziehungen 20 Es sei daher eine falsche individualistische Vorannahme davon auszugehen dass irgendwo im Inneren des Kindes schon ein Container vorhanden sei der dann von aussen mit vorgefertigten mentalen Inhalten befullt werden konnte In Abgrenzung zu solchen individualistischen Psychologien betont Kenneth Gergen deswegen Das Wort ich bezeichnet keinen Handlungsursprung sondern die Errungenschaft einer Beziehung 21 Es ist bemerkenswert in wie grossem Mass Meads soziologische Position mit der entwicklungspsychologischen von Wygotski ubereinstimmt Wygotski sprach sogar explizit von einer Soziologisierung allen Bewusstseins d h der Anerkennung der basalen Tatsache dass die soziale Dimension des Bewusstseins zeitlich und faktisch primar ist Die individuelle Dimension des Bewusstseins ist derivativ und sekundar sie basiert auf der sozialen und ist ihr entsprechend konstruiert 22 Diese Soziologisierung bzw die dialogische Signatur psychischer Prozesse ist so primar dass sie sich nicht erst mit der Sprachentwicklung zeigt vielmehr baut jeder sprachliche Dialog schon darauf auf Babys saugen das dialogische Format im ubertragenen aber auch im wortlichen Sinne bereits mit der Muttermilch ein die Mutter bringen ihren Sauglingen beim Stillen z B ein Grundelement jedes wie auch immer gearteten Dialogs bei das unter dem Begriff des turn taking 23 untersucht wurde und bei dem beide Beteiligte sich sowohl aktiv resp initiativ als auch passiv resp reaktiv verhalten ahnlich dem Muster von Rede und Antwort in sprachlichen Dialogen Die Untersuchungen der Interaktionen zwischen Babys und ihren Bezugspersonen zeigen dass dialogische Prozesse nicht auf Sprache angewiesen sind auch wenn sie im weiteren Lebenslauf zunehmend mehr mit verbalen Mitteilungen einhergehen und dann auch Formen annehmen konnen die ganz uberwiegend sprachlich sind Aber der Dialog beginnt bereits mit der Geburt Es gibt durchaus erwagenswerte Argumente dafur dass er schon wahrend der Schwangerschaft beginnt 24 Von da an sind wir dank des Gedachtnisses nur selten allein Die Entwicklung setzt einen standigen fur gewohnlich stummen Dialog zwischen den Partnern voraus Die Vorstellung der Gemeinschaft von Selbst und Anderem als subjektiver Realitat ist also nahezu allgegenwartig 25 Auch das Phanomen der Blickdialoge 26 und andere Formen der Interaktion zwischen Kleinkindern und ihren Bezugspersonen sind hier zu nennen Die von Merleau Ponty so genannte Zwischenleiblichkeit ist der chronologisch erste und auch der weiterhin grundlegende Schauplatz menschlicher Dialogizitat Leiblichkeit ist eine Kommunikation mit der Welt die alter ist als alles Denken 27 Mit Dialog ist daher keinesfalls nur derjenige Austausch gemeint der sich sprachlicher und symbolischer Mittel bedient denn dieser baut auf der leiblichen Kommunikation auf er ersetzt diese im Verlauf der Entwicklung auch nicht sondern erganzt sie und erweitert so die dialogischen Fahigkeiten des Selbst in der Interaktion mit den Anderen und im Umgang mit sich selbst Zu sein heisst zu kommunizieren 28 Pluralitat Bearbeiten Das Konzept der Pluralitat beruht auf einer ebenso wichtigen wie auf den ersten Blick vielleicht trivial erscheinenden Tatsache Menschen interagieren in aller Regel von Geburt an nicht nur mit einem anderen Menschen sondern mit mehreren Das beginnt ublicherweise damit dass ein Kleinkind nicht nur mit der Mutter sondern auch mit dem Vater oder anderen primaren Bezugspersonen z B Geschwistern Grosseltern etc in Kontakt tritt Uberdies erweitert sich der Kreis der Bezugspersonen meist mit zunehmendem Alter Wie Daniel Stern mit seinem Konzept von den Reprasentationen generalisierter Interaktionen RIGs gezeigt hat ist das fur die Entwicklung des dialogischen Selbst bereits in den ersten Lebensmonaten insofern bedeutsam und von daher gar nicht mehr trivial als jede der zahlreichen verschiedenartigen Beziehungen zwischen dem Selbst und einer anderen Person ihre spezifische RIG hat Und wenn unterschiedliche RIGs aktiviert werden erlebt der Saugling erneut unterschiedliche Formen und Weisen des Zusammenseins mit einem das Selbst regulierenden Anderen 29 Man konnte auch sagen Weil eine jeweilige RIG in der Interaktion mit einer bestimmten anderen Person entstanden ist enthalt sie immer auch den impliziten Hinweis auf die Interaktion mit ebendieser Person Diese Interaktionserfahrung findet ihre kreativ angeeignete Form in einem Erleben des Selbst das man als das Selbst das ich im Dialog mit dieser Person bin bezeichnen konnte Das Selbst wie es sich in einer gegebenen Situation aktualisiert steht auf diese Weise in Verbindung mit der Erfahrung davon wie es ist mit dieser Person zu interagieren Eine RIG umfasst damit auch eine Erinnerung an diese Person die Stern den evozierten Gefahrten nennt Das hat verschiedene Konsequenzen Eine davon die schon oben angedeutet wurde besteht darin dass jede Erfahrung des Selbst mit einer mehr oder weniger impliziten Erinnerung an eine andere Person verknupft ist Ein Selbst ohne einen Bezug zu einem oder mehreren Anderen ist prinzipiell unmoglich auch wenn dieser Bezug naturlich mehr oder weniger bewusst sein und durch spater stattfindende psychische Prozesse uberlagert oder bearbeitet und damit undeutlich werden kann Eine weitere Konsequenz liegt in der Tatsache dass die Interaktionen mit verschiedenen Anderen auch zu verschiedenen Formen des Selbsterlebens beitragen Ausserdem fuhren auch signifikant unterschiedliche Interaktionserfahrungen mit derselben Bezugsperson zu unterschiedlichen RIGs und folglich auch zu unterschiedlichen Erlebnissen von dem Selbst das ich im Dialog mit dieser Person bin So bilden sich diverse Formen des Selbsterlebens Auch wenn die RIGs mit der Zeit durch zunehmend komplexere Gedachtnisprozesse erganzt und modifiziert werden setzt sich das an den RIGs bereits erkennbare Prinzip auch in der weiteren Entwicklung fort Bubers oben erwahnte Sentenz der Mensch wird am Du zum Ich lasst sich somit in die folgende Aussage ubersetzen Menschen bilden im Rahmen ihrer Interaktionen mit verschiedenen Anderen sowie im Rahmen verschiedener Interaktionen mit denselben Anderen jeweils unterschiedliche Erlebensweisen ihres Selbst aus Einfacher gesagt Ich bin jeweils ein anderes Selbst in Abhangigkeit davon ob ich mich im Dialog mit Peter oder mit Paula befinde und ich bin jeweils ein anderes Selbst in Abhangigkeit davon ob ich mich in einem liebevollen oder in einem kontroversen Dialog mit Paula befinde George Herbert Mead Wir haben viele verschiedene Beziehungen zu verschiedenen Menschen Es gibt die verschiedensten Selbste die den verschiedensten gesellschaftlichen Reaktionen entsprechen Eine mehrschichtige Personlichkeit ist bis zu einem gewissen Grad etwas Normales 30 Je mehr die Interaktionen mit Anderen durch Wiederholung und Ahnlichkeit den Charakter von Interaktionsmustern annehmen bekommt auch das ihnen jeweils entsprechende Selbsterleben wiedererkennbaren Charakter Durch die oben beschriebenen kreativen Aneignungsvorgange sowie die mit der folgenden Entwicklung zum Jugendlichen und Erwachsenen zunehmende personliche Autonomie kann die Person ihre verschiedenen Selbste dann immer aktiver und initiativer in entstehende Interaktionen einbringen und deren Verlauf in der einen oder anderen Weise sei es zum eigenen Vor oder Nachteil mitbestimmen Das dialogische Selbst ist somit immer auch ein plurales Selbst William James kann als ein Wegbereiter dieser postmodernen Ansicht gelten er schrieb bereits vor 125 Jahren in seinen Principles of Psychology Genau gesagt besitzt ein Mensch so viele soziale Selbste wie es Individuen gibt die ihn erkennen und ein Bild von ihm in ihrem Geiste tragen Wir zeigen uns unseren Kindern nicht wie unseren Klub Kameraden unseren Kunden nicht wie den Arbeitern die wir einstellen unseren eigenen Vorgesetzten und Arbeitgebern nicht wie unseren intimen Freunden Daraus ergibt sich praktisch eine Aufteilung des Menschen in mehrfache Selbste 31 Diese Aufteilung ist nicht im pathologischen Sinne als Spaltung oder gar als dissoziative Identitatsstorung zu verstehen sonst hatten alle Menschen diese Storung Aber nein wir sind nicht alle multipel 32 jedenfalls wenn das Wort multipel nicht nur Vielseitigkeit meint sondern ein en schmerzliche n Zustand ein en Ausdruck innerer Zerrissenheit zwischen oft unkalkulierbar auftauchenden Teilidentitaten als Folge schwerer Traumatisierung Wir sollten bei nicht hoch dissoziativen Menschen eher von Vielfalt von Pluralitat von kreativer Vielseitigkeit als von Multiplizitat sprechen und diesen Fachterminus fur die Multiple Personlichkeit reservieren 33 Anders gesagt Die multiple Personlichkeit als ein abnormales Phanomen scheint die pathologische Seite eines gesunden funktionierenden dialogischen Selbst zu sein 34 Aber naturlich gibt es auch zwischen den vielen Stimmen die sich im Rahmen eines dialogischen und pluralen Selbst zu Wort melden nicht nur Verhaltnisse der gegenseitigen Erganzung der Unterstutzung oder der Harmonie Widerspruche und Inkonsistenzen sind allgegenwartig und in individuell unterschiedlichen Grenzen durchaus tolerabel und zwar in der Regel in dem Mass in dem die verschiedenen Selbste resp Selbst Anteile man spricht auch von Selbst Positionen trotz ihrer Unterschiedlichkeit miteinander in einen dialogischen Austausch treten anstatt einander zu dominieren zu marginalisieren oder zu ignorieren Menschen wollen verstanden werden und das nicht nur von anderen sondern auch von sich selbst 35 Metaphorisch gesprochen kann man das dialogische Selbst als eine Art society of mind 36 verstehen als eine psychische Gesellschaft mit diversen und differenten Positionen Koalitionen und Widerspruchen die bei allen Unterschieden und Gegensatzen einen Modus des Zusammenlebens finden mussen ohne einerseits in Fragmente auseinanderzufallen und andererseits einer tendenziell totalitaren Gleichmacherei unterworfen zu werden Dies kann in dem Masse gelingen in dem allen Selbst Positionen prinzipiell gleiches Existenz und Mitspracherecht zugebilligt wird so dass sie an einem psychischen Diskurs teilnehmen konnen der von der Norm der Inklusion gepragt ist Anwendung in der Psychotherapie BearbeitenDaher werden in therapeutischen Anwendungen dialogischer Psychologie die verschiedenen oftmals im Konflikt miteinander stehenden Stimmen ermutigt sich zu aussern Gehor zu finden und in einen offenen Dialog miteinander einzutreten 37 Dabei geht es nicht vorrangig darum Einigkeit oder Konsistenz oder Harmonie zwischen den verschiedenen Positionen herzustellen es geht vor allem um den Dialog selbst denn gehort zu werden ist an sich schon eine dialogische Beziehung Das Wort will gehort verstanden und beantwortet werden um wiederum auf die Antwort zu antworten und so weiter ad infinitum 38 Um gehort zu werden und eine Antwort zu bekommen brauchen die verschiedenen Stimmen des Selbst oft Unterstutzung Diese anzubieten ist Teil der Aufgabe der Therapeuten Sie kann sich dabei an einer Diskursethik orientieren wie sie etwa Jurgen Habermas 2009 in Bezug auf Prozesse der gesellschaftlichen Kommunikation entworfen hat Die Diskursethik hat namlich Kriterien entwickelt die sich mit gewissen Spezifikationen auch auf die dialogischen psychischen Prozesse des Individuums anwenden lassen In das folgende Zitat sind entsprechende Erganzungen eingefugt Jede Selbst Position darf an Diskursen teilnehmen Jede Selbst Position darf jede Behauptung anderer Selbst Positionen problematisieren Jede Selbst Position darf jede Behauptung in den Diskurs einfuhren Jede Selbst Position darf ihre Einstellungen Wunsche und Bedurfnisse aussern Keine Selbst Position darf durch Zwang daran gehindert werden ihre Rechte wahrzunehmen 39 Das was sich auf zwischenmenschlicher Ebene als Ethik zeigt stellt sich dann auf individueller Ebene als Kriterium fur psychische Gesundheit dar die Psychotherapeuten bei ihren Patienten dadurch fordern konnen dass sie sie auch im Umgang mit sich selbst bei der Berucksichtigung diskursethischer Massstabe unterstutzen Um die Stimmen aktualisierter Selbst Positionen zu sortieren teilt Valsiner 40 sie einerseits in Heterodialoge und andererseits in Autodialoge ein Man ist entweder mit Anderen und oder mit sich selbst im Gesprach und zwar in einer Kommunikation die weder akustisch wahrnehmbar sein muss noch im Falle eines Heterodialogs die physische Anwesenheit des Anderen voraussetzt Valsiner nennt das einen fiktiven Heterodialog Wann immer Menschen gerade nichts Dringlicheres zu tun haben verbringen sie einen grossen Teil ihrer Zeit damit sich kognitiv und emotional mit anderen Menschen und mit ihren Beziehungen zu ihnen zu beschaftigen Uber soziale Beziehungen nachzudenken ist offenbar ein Teil des Normalzustands des Gehirns ohne Anstrengung oder Absicht evaluiert und analysiert es standig vergangene gegenwartige oder mogliche zukunftige soziale Beziehungen wann immer nicht soziale Fragestellungen nicht die ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen Iacoboni et al 2004 1171 Dafur reichen bisweilen ein paar freie Sekunden die uns im Rahmen anderer Tatigkeiten zur Verfugung stehen In diesen kurzen oder auch langeren Zeitspannen treten wir in einen imaginaren Dialog mit Anderen ein der keineswegs nur sprachliche Formen annimmt sondern mit visuellen manchmal auch auditiven olfaktorischen und kinasthetischen bzw motorischen Vorstellungen von den Anderen von ihren moglichen Reaktionen und von unseren eigenen dabei entstehenden Gefuhlen begleitet ist Diese imaginaren Dialoge dienen der Selbstregulation sie sind der oben beschriebenen Entwicklungstheorie entsprechend als angeeignete interpersonale Dialoge zu verstehen in denen zuvor die Anderen die Funktion der Koregulation ausubten Solche Dialoge werden besonders haufig aktiviert wenn schwierige soziale Situationen nachtraglich verarbeitet oder im Voraus durchgespielt werden das heisst wenn es um irgendeine Form der Problemlosung geht Aber auch andere emotional bedeutsame Ereignisse wie begluckende Erinnerungen oder aufregende Antizipationen konnen zu Fantasiegesprachen fiktiven Heterodialogen fuhren die sich auf die beteiligten Anderen beziehen Manchmal haben diese Fantasiegesprache einseitigen Charakter in dem Sinn dass sich die Person in ihrer Vorstellung an den Anderen wendet und dabei nur zu ihm spricht monologische Form manchmal nimmt ein solches Fantasiegesprach aber auch eine wechselseitige Form an wobei die Person auch mogliche Antworten des Anderen fantasiert auf die sie dann wiederum antwortet etc dialogische Form Ahnliche Gesprache fuhren Menschen auch mit sich selbst das heisst verschiedene Selbst Positionen wenden sich aneinander und nehmen Stellung zueinander sei es z B in selbstkritischer manchmal selbstqualerischer Weise Was machst du denn da schon wieder fur einen Mist in selbstunterstutzender Weise Nur Mut das schaffst du schon oder auch in einer Weise die beide Formen umfasst Diese Form des Sprechens das der Selbstregulation dient wird manchmal auch inneres Sprechen genannt weil es durchaus nicht mit akustisch wahrnehmbaren Lauten verknupft sein muss sondern auch rein mental ablaufen kann Dabei ist es bemerkenswert dass sich Menschen bei zunehmendem Schwierigkeitsgrad ihrer Probleme nicht mehr nur kurzer Kommentierungen ihres Denkens oder Handelns bedienen sondern in steigendem Masse einen unverkurzten explizit dialogischen Stil wahlen bei dem klar unterscheidbare Stimmen abwechselnd im Sinne des oben erwahnten turn taking die eine bzw die andere Position vertreten und miteinander verhandeln Die dialogische Struktur zeigt sich sowohl als interindividuelles Unterscheidungskriterium zwischen einem guten und einem schlechten Problemloser als auch als intraindividuelles Unterscheidungskriterium zwischen einem erfolgreichen und einem erfolglosen Bearbeiten einer Aufgabe 41 Es liegt nahe diesen Befund gerade in therapeutischen Situationen in denen es naturgemass um schwierigere Problemstellungen geht ernst zu nehmen und Klienten dazu anzuregen ihre jeweils aktualisierten Selbst Positionen klar zu definieren und sie sozusagen zu personalisieren das heisst sie wie verschiedene Personen zu betrachten ihnen Namen zu geben und sie an unterschiedlichen Orten im Raum zu lokalisieren z B indem man ihnen entsprechende Platzhalter wie Stuhle zuordnet die sie dann abwechselnd besetzen und so zu Wort kommen lassen wie reale Personen miteinander sprechen Dieses Vorgehen benotigt so effektiv es auch ist in vielen Fallen eine sorgfaltige Einfuhrung und Erlauterung durch die Therapierenden da es in unserer Kultur trotz der genannten Befunde leider immer noch als Zeichen psychischer Absonderlichkeit oder gar Krankheit gilt laut mit sich selbst oder abwesenden Anderen zu sprechen 42 43 Wenn Patienten aber ihre Scheu uberwinden konnen profitieren sie haufig in grossem Masse von ihren explizit gemachten Fantasie oder Selbstgesprachen Denn auf dem Weg der kreativen Aneignung der ursprunglich mit realen Bezugspersonen gefuhrten Dialoge und der damit verbundenen Transformationen haben meist eine Reihe von Verdichtungen Tilgungen und Kurzungen stattgefunden die zwar einerseits Vorteile im Sinne von Knappheit und Zeitersparnis andererseits aber auch Nachteile mit sich bringen weil dabei Differenzierungen und Prazision verloren gehen konnen Zu therapeutischen Zwecken ist es daher sinnvoll das innere Sprechen der Patientinnen zu externalisieren damit ihnen moglichst viele relevante Aspekte ihrer zu bearbeitenden psychischen Prozesse bewusst werden Zugleich werden sie damit in die Situation gebracht diese Aspekte ihren Therapeuten verstandlich zu vermitteln das heisst sie deren Verstandnis und moglicher Einflussnahme zuganglich zu machen Therapeuten die geschult sind nicht nur auf den Inhalt dessen zu horen was ihre Klienten sagen sondern auch den Ton ihrer Ausserungen sowie die sie begleitende Korpersprache wahrzunehmen bekommen dabei uberdies ausserst wertvolle Eindrucke von den oft zunachst unbenannt bleibenden emotionalen Schwingungen die mit der Mitteilung von Inhalten einhergehen Damit eroffnen sich vielfaltige weitere Moglichkeiten therapeutische Zugange zu impliziten psychischen Prozessen zu finden Literatur BearbeitenM Adams Losing one s voice Dialogical psychology of the unspeakable In Theory amp Psychology 2010 20 3 S 342 361 R Alexy Eine Theorie des praktischen Diskurses In W Oelmuller Hrsg Normenbegrundung Normendurchsetzung Schoningh Paderborn 1978 S 22 58 M M Bakhtin Probleme der Poetik Dostoevskijs Hanser Munchen 1971 M M Bakhtin The dialogic imagination Four essays University of Texas Press Austin 1981 M M Bakhtin Problems of Dostoevsky s poetics University of Minnesota Press Minneapolis 1984 M M Bakhtin Speech genres and other late essays Hrsg von C Emerson und M Holquist University of Texas Press Austin 1986 V Bise Problemlosen im Dialog mit sich selbst Dialogische Strukturen im inneren Sprechen beim Problemlosen Eine explorative Studie nach der Methode des Lauten Denkens Tectum Marburg 2008 Martin Buber Ich und Du Schocken Berlin 1936 U Castiello C Becchio S Zoia C Nelini L Sartori L Blason G D Ottavio M Bulgheroni und V Gallese Wired to be social The ontogeny of human interaction In PLoS ONE 2010 5 10 e13199 Kenneth J Gergen Relational being Beyond self and community Oxford University Press New York 2009 E Goffman Rede Weisen Formen der Kommunikation in sozialen Situationen UVK Konstanz 2005 Jurgen Habermas Diskursethik Suhrkamp Frankfurt am Main 2009 Hubert J M Hermans The dialogical self as a society of mind In Theory amp Psychology 2002 12 2 S 147 160 Hubert J M Hermans und G DiMaggio Hrsg The dialogical self in psychotherapy Brunner Routledge New York 2004 Hubert J M Hermans und T Gieser Hrsg Handbook of dialogical self theory Cambridge University Press Cambridge 2012 Hubert J M Hermans und A Hermans Konopka Dialogical self theory Positioning and counter positioning in a globalizing Society Cambridge University Press Cambridge UK 2010 M Huber Hrsg Viele sein Ein Handbuch Komplextrauma und dissoziative Identitat verstehen verandern behandeln Junfermann Paderborn 2011 William James The principles of psychology in two volumes Holt New York 1890 K Kaye und A J Wells Mothers jiggling and the burst pause pattern in neonatal feeding Infant Behavior and Development 3 1980 S 29 46 A N Leontjev The problem of activity in psychology In J V Wertsch Hrsg The concept of activity in Soviet psychology Sharpe New York 1981 S 37 71 George Herbert Mead Geist Identitat und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus Suhrkamp Frankfurt am Main 1934 1968 George Herbert Mead Philosophie der Sozialitat Aufsatze zur Erkenntnisanthropologie Suhrkamp Frankfurt am Main 1969 M Merleau Ponty Phanomenologie der Wahrnehmung de Gruyter Berlin 1966 J Peichl Hypno analytische Teilearbeit Ego State Therapie mit inneren Selbstanteilen Klett Cotta Stuttgart 2012 H G Petzold Integrative Therapie in der Lebensspanne Zur entwicklungspsychologischen und gedachtnistheoretischen Fundierung aktiver und leibzentrierter Interventionen bei fruhen Schadigungen und negativen Ereignisketten in unglucklichen Lebenskarrieren In H G Petzold Hrsg Psychotherapie und Babyforschung Bd II Die Kraft liebevoller Blicke Sauglingsbeobachtungen revolutionieren die Psychotherapie Junfermann Paderborn 1995 S 325 490 P Rochat Me and mine in early development In T Fuchs H C Sattel und P Henningsen Hrsg The embodied self Dimensions coherence and disorders Schattauer Stuttgart 2010 S 175 181 B Rogoff Apprenticeship in thinking Cognitive development in social context Oxford University Press New York und Oxford 1990 F M Staemmler Das Geheimnis des Anderen Empathie in der Psychotherapie Wie Therapeuten und Klienten einander verstehen Klett Cotta Stuttgart 2009a F M Staemmler Das dialogische Selbst Postmodernes Menschenbild und psychotherapeutische Praxis Schattauer Stuttgart 2015 Daniel N Stern Die Lebenserfahrung des Sauglings Mit einer neuen Einleitung des Autors 10 Auflage Klett Cotta Stuttgart 2010 ISBN 978 3 608 94687 1 englisch The interpersonal world of the infant Ubersetzt von Wolfgang Krege Daniel N Stern Formen der Vitalitat Die Erforschung dynamischen Erlebens in Psychotherapie Entwicklungspsychologie und den Kunsten Brandes amp Apsel Frankfurt M 2011 ISBN 978 3 86099 692 8 brandes apsel verlag de PDF 699 kB abgerufen am 15 Dezember 2017 englisch Forms of vitality Exploring Dynamic Experience in Psychology the Arts Psychotherapy and Development Ubersetzt von Elisabeth Vorspohl Erstausgabe Oxford University Press 2010 E Tenzer Sprich mit dir In Psychologie heute 38 9 2011 S 26 30 H Trub Heilung aus der Begegnung Uberlegung zu einer dialogischen Psychotherapie Erweiterte Neuausgabe herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Milan Sreckovic Bergisch Gladbach 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